Gutenberg, 1924 (Jahrgang 6, nr. 1-52)

1924-05-02 / nr. 18

ERSCHEINT jeden Donners* tag mit dem Datum des nächstfolgenden Tages. ABONNEMENT samt Post* Zustellung Jährlich ........ Kc 40.— Halbjährig..................Kc 20.— Vierteljährig...............Kc 10.— Einzelnummer 80 h. REDAKTION Prag II., Smecky 27 neu. ZUSCHRIFTEN werden nur frankiert angenommen. Nicht- versiegelte Reklamationen sind portofrei und sind an die Expe­dition zu richten. Manuskripte werden nicht retourniert. VI. JAHRGANG PRAG. 2. MAI 1924 NUMMER 18 ZEITSCHRIFT FÜR BUCHDRUCKER­ UND VERWANDTE INTERESSEN IN DER CECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK ADMINISTRATION: O.Kinsky,Prag II.,Smecky n.27 POSTSCHECKKONTO: _________Prag 33.837._________ EXPEDITION : Deutsche agrarische Druckerei, W­einberge, tr. Marsala F odie 3 ANNONCEN werden bei der Administration angenommen und mit Kc 2.— pro Petitzeile berechnet. Für eine einmalige Einschaltung werden berech­net: ganze Seite Kc 720, Drittel- Seite C eine Spalte­ Kc 206, halbe Spalte Kc 150, Viertel-Spalte Kc 81, Achtel-Spalte Kc 46 und eine Sechzehntel-Spalte Kc 25. Bei öfterer Insertion Rabatt. ZUM FÜNFUNDDREISSIGSTEN 1. MAI. MAUAUFRUF des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Allen ihren Forderungen voran muß die international orga­nisierte Arbeiterklasse den Kampf für den Frieden stellen. Gegen Krieg und Militarismus muß sie die volle Wucht ihres Kampfes richten. Der Friedensgedanke der Arbeiter ist aus ihrem Klassenbewußtsein ent­standen und eng verbunden mit ihren Fortschritts- und Freiheitsideen, die, gegründet auf die Solidarität aller Völ­ker, sie zu unerbittlichen Gegnern des Krieges macht und sie zwingt, die Idee der Freiheit und Gerechtigkeit unlöslich mit der Friedensidee zu verknüpfen. Die ganze internationale Arbeiter­bewegung hat den Friedenswillen des Proletariats zu ihrem Ausgangspunkt. Für den Frieden arbeiten, heißt für die proletarische Befreiung arbeiten! Diese Wahrheit hatte zu allen Zeiten ihre Geltung; sie hat sie heute mehr als je. Die Welt — und namentlich Europa — kann sich aus dem Elend und den Ruinen des Krieges nur erheben durch den Frieden •— durch einen Frieden, der die Zusammenarbeit der Völker ermög­licht, die mehr als je ihre Kräfte ver­einigen müssen, um der wirtschaftlichen Desorganisation und dem finanziellen Zusammenbruch, die den durch Krieg verursachten Katastrophen neue hinzu­­fügen, ein Ende zu machen. Gegenüber dem auf der schlimmsten sozialen Rückständigkeit gegründeten völkerverhetzenden politischen Natio­nalismus, gegenüber dem wirtschaft­lichen Nationalismus, von dem nur der Besitz profitiert, muß die Arbeiterklasse eine internationale Organisation der Wirtschaft fordern, die sich auf der friedlichen Zusammenarbeit aller Völ­ker und auf dem Prinzip der internatio­nalen Verteilung der Rohstoffe aufbaut. Laut und allen vernehmlich muß die Arbeiterklasse ihre Stimme für ihre For­derungen und Grundsätze erheben. Sie muß die tatsächliche Organisie­rung des Friedens fordern durch eine allgemeine Abrüstung, um zugleich die Völker von unerträglichen Lasten zu befreien sowie durch Errichtung eines obligatorischen Schiedsgerichtes zur Schlich­tung internationaler Streitigkeiten. Die Arbeiterklasse muß ferner alle ihr zukommende s­o­­ziale Gerechtigkeit verlangen, indem sie auf einem Wir geben nicht nach­ immer weiteren Ausbau der Rechte der Arbeit besteht. Die internationale Arbeitsgesetzgebung darf nicht toter Buchstabe bleiben, die Abkommen müssen durch gesetzliche Festlegung lebendige Wirklichkeit werden. Die Schaffenden, die Schöpfer des Reichtums, durch deren Arbeit die Ge­sellschaft lebt, fordern ihren Anteil an der Kon­trolle und Verwaltung in der Organisation des Produk­tionsprozesses und der Ver­teilung der Güter. Nennt uns nur höhnisch Weltbeglücker, Weil wir das Joch der Unterdrücker Nicht länger dulden und die Schmach. Lacht nur der neuen Ideale, Leert auf die alten die Pokale: Wir geben nicht nach! Legt nur die Stirn in ernste Falten, Schreckt auf im Bette ungehalten Und scheuet t eure Augen nach. Flucht auf die unerwünschte Störung, Reißt’s Fenster auf und schreit: „Empörung!“ Wir geben nicht nach! Setzt euch nur auf die Goldkassette, Daß Gott die arme Seele rette Aus Not, Gefahr und Ungemach Und ruft nach euren guten Geistern, Nach Polizei und Kerkermeistern. Wir geben nicht nach! Daß den Verrat der Teufel hole, Langt nur die Repetierpistole Samt den Patronen aus dem Fach, Und schmückt den Hut mit der Kokarde Der geldsacktreuen Weißen Garde. Wir geben nicht nach! Laßt Volkes Blut in Strömen fließen, Laßt uns erhängen und erschießen, Setzt uns den roten Hahn auf’s Dach, Laßt Mörser und Haubitzen wüten, Um euer Diebesgut zu hüten. Wir geben nicht nach! Laßt euer Höllenwerkzeug toben. Die Sehnsucht selbst hat sich erhoben Des Volks, das seine Ketten brach. Freiheit und Recht stehn auf der Schanze. Sieg oder Tod — jetzt gehts ums Ganze! Wir geben nicht nach! Erich­­ Mühsam. An den sozialen Errungenschaften des Achtstundentages und der Sozialversicherung, diesen wichtigsten eroberten Posten, muß fest­gehalten, auf ihre Verallgemeinerung unablässig hingearbeitet werden. Die Eroberung des Mitbestim­mungsrechtes der Arbeiter sowie die Reorganisation der Wirt­schaft sind unerläßlich für eine wirk­same Bekämpfung und Niederhaltung der kapitalistischen Einflüsse und zur Vorbereitung einer sozialen Ord­nung, in der die Früchte der Arbeit nicht mehr den Besitzenden und Bevor­rechteten, sondern der Gesamtheit zufallen. Mit dem Triumph dieser Forderungen wird die Arbeiterklasse den Beweis er­bringen, daß sie reif ist für die Ver­wirklichung ihrer historischen Mission: die Befreiung der Arbeit durch Frieden und soziale Gerechtigkeit. Diese Forderungen sollen dem Welt­feiertag von 1924 Sinn und Gepräge geben! Ueberall, in allen Ländern muß der Aufruf des Internationalen Gewerk­schaftsbundes bei der Arbeiterschaft Gehör finden! Die Massenkundgebung des Proleta­riats sei ein überwältigendes Zeugnis seiner Kraft, seines erwachten Ge­wissens, seines Willens zum Sieg! Für Für Für Für ein b­e­s die­s­e­r die F­r­e­den We­seres Dasein! iale Gerechtigkeit! s­h­e­i­t! 11 f­r­i­e­d­e­n! Für den Internationalen Gewerkschaftsbund: L. Jouhaux (Frankreich), Th. Leipart (Deutschland),­ Corn. Mertens (Belgien), Vizepräsidenten. J. Oudegeest, Joh. Sassenbach, J. W. Brown, Sekretäre.

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