Arader Zeitung, Januar-Juni 1924 (Jahrgang 5, nr. 1-49)

1924-01-03 / nr. 1

2 Seite x „Arader Zeitung » s r­­­ gefunden worden. Auf der Simander Strasse wurde ein 45-jähriger Mann der von Pankota kam wurde ebenfalls erfroren aufge­­funden. Die Identität konnte in beiden Fäl­­len noch nicht festgestellt werden. ‚Für eine Tanzunterhaltungs- oder Hoch­zeitserlaubnis— ein Meterzentner ‚Weizen. Von der Heide kommen­­ uns verschiedene Klagen zu Ohren, dass die Gerda­­merie nur­­ dann Erlaubnis zu Tanzunterhaltungen­ und Familienfeste erteilt, wenn die Veranstalter dem Genda­meriepostenführer einen Meter­­­­zentner Weizen oder 500 Lei abgeben. Wir machen die Herren Präfekte, und Oberstuhlrichter auf diese ungesetzlichen Gewaltstreiche der Gedarmerie aufmerksam und wollen­ hoffen, dass sie unser Volk vor solchen Erpressungen schützen. ‚Eine Leichenbegängnissteuer. Das man die Lebenden wit Luru und sonstigen Steuern belastet dies, leuchtet noch den meisten Menschen ein ; aber daß man nun auch noch die unglücklich Verstorbenen auf ihrem lezten Gang, dem Leichenzug, besteuert, dies ist das Allerneueste. Die Stadt Temeschburg­ hat auf Grund des neuen Steuergeseßes beschlossen, die Leichenbegängnisse, je nach ihrer Art, zu besteuern und nur diejenigen steuerfrei sterben zu lassen, welche nichts mehr haben­­ und gratis beerdigt werden müssen. Fünfzigjähriges Jubiläum eines Tage­­blattes. Das in Hermannstadt erscheinende „Siebenbürgische-Deutsche Tageblatt“ voll­­endete am 28. Dezember das fünfzigste Jahr seines Bestandes. Während dieses halben Jahrhunderts hat das genannte Blatt die weiteste Verbreitung in allen Schichten­­ der Siebenbürger Sachsen gefunden. An­­lässlich seines Jubiläums sind dem „Sieben­­bürgische Deutschen Tageblatt“ schon jetzt zahlreiche Gratulationen zugekommen, de­nen auch wir uns mit den besten Wünschen für das weitere Gedeihen dieses sympathi­­schen un­d vornehm redigierten Organs an­­schliessen. “­­ „Ein Weihnachtsgruss des deutschen Reichskanzlers an Österreich. Reichskanzler Dr. Marx hat folgenden Weihnachtsgruß an Öster­­reich gerichtet :­­ „Das heranwachsende Geschlecht, un­­sere Kinder, unsere Jüngsten, die “in der Kriegs­- und Nachkriegszeit geboren wurden, und bittere Not schon in jungen Jahren erleben müssen, erfreuen sich den Weihnachten? 1923 nicht strahlender Herzen und reicher Geschenke, wie sie in vergangenen Frie­denstagen Kinderherzen erfreuten. Die Not des deutschen Volkes wirft auf den Glanz sonst froher­­ Festtage den Schatten von Entbehrungen und Ent­­sagung. Überall in deutschen Landen, auch wo noch Lichter des­­ Weihnachtsbaumes brennen, sind Not­­ und Leid zu Gast ; Frau Sorge geht durch das Land und pocht an jede Tür in Ost und West, in Nord und Süd ; in Wahrheit deutsche Not-Weihnacht ! Ge­­­­rade unser österreichisches Brudervolk ist mit allen Kräften bemüht­ gewesen und läßt in diesem Bemü­­hen auch jegt noch nicht nach, Gaben zu sammeln für notleidende Deutsche und sie zu bieten mit einem rührend selbstverständlichen brüderlichen Verstehen­­ und Mitempfinden. Es ist mit Herzensbedürfnis,­­ in diesen Weihnachtstagen dem österreichischen Volke­­ den Dank der deutschen­ Regierung und des ganzen­­ deutschen Volkes dafür auszusprechen. Gemeinsam wollen wir hoffen auf eine­ bessere, frühere Zukunft ! ' Gez. Marx.“ Gegen Schnupfen, eine Kaiser Borax Spü­­lung bringt dir in kurzer Zeit die Kühlung. Die heurige Kukurutz-Ernte ist so gut­ ausgefallen, daß mit einem Exporte von 130.000 Waggon gerechnet wird. Die Arbeitsruhe dreier Sonntage auf­­ehoben. Das Ministerium hat­ die­rbeitsruhe am 30. Dezember 6. und 13. Jänner aufgehoben. 7 .. Die deutschen Dampfschiffahrtslinien teilen mit, dass sie bis zum 1. Juli nächsten Jahres nach den Ver. Staaten keine deut­­schen Auswanderer mehr, sondern nur Leute, die sich dorthin zum Besuch bege­­ben, befördern­ werden. Deutsche Kinder in der Bukowina. Der heutige Ministerrat beschloss über Antrag Nistors die Unterbringung von 300 unterernährten Kindern aus Deutschland in der Bukowina zu gestatten. Die Anregung­ ist hiezu von den Bukowinaer deutschen Frauen ausgegangen. Hans un Sepp: Hans: Awr des nen­ Johr hat scheen kalt angschlaa. Sepp: Jo wann es noch —a Johr so fort geht, wie bisher no khene mr alli bettle gehn. ; | Hans:.Ich han m'rs a schun gedenkt, awr zu wem denn? Der Bauer hat schun | bal’ nix un die Städtler — die han noch nie: nix khat un was se khat han, leit schun im Steieramt. Die Tschechoslowakei respektiert die deutsche Ortskennung. Das Am­tsblatt der tschechoslowakischen Postdirektion veröffentlicht eine Verordnung, nach welcher alle Postsendungen, die anstatt „Bratislava“ mit dem Namen „Preßburg“ versehen sind, anstandslos befördert werden müssen. Der Beamte, der sich diesbezüglich etwas zuschulden kommen läßt, wird strengstens bestraft. Ein erschütternder Fall von Hunde­­­­treue. Dass Hunde ihren Herren Treue bis­­ übers Grab hinaus bewahren, ist an sich­­ nichts Unbekanntes. Der folgende Fall lehrte­­ es aber wieder in ganz besonders rühren­­­­der Weise. Ein Zahnarzt in Mansfield be­­­­sass seit mehreren Jahren einen Hund, als ihn eine­­ langwierige­­ Krankheit aus dem­­ Leben raffte. Anlässlich des Leichenbegäng­­­­­n­­­i ı­nisses mussten die Freunde des Verstorbe­­nen den Hund einschliessen, um den Sarg heraustragen zu können. Aber das treue Tier hatte eine Möglichkeit gefunden, um­­ herauszukommen und in die Kirc­h einzu­­­­dringen, woselbst es mit einem Geheul, das­­ sowohl den Geistlichen wie alle Anwesen­­den erschütterte, in der Nähe des Katafalks verweilte. In Anbetracht des heiligen Ortes musste man das Tier entfernen; es folgte später dem­ Leichenzuge hartnäckig, stets jämmerlich bellend und heulend. Seine Laute verstummten nicht, bis die letzte Zeremonie des Begräbnisses beendet war; erst als der Sarg im­­ Boden verschwunden war, ver­­stummte es. Plötzlich stiess es nochmals einen wahren Verzweiflungsschrei­ aus, ‚also habe es begriffen, dass es seinen Freund für immer verloren­ habe, und stürzte sich in das noch offene Grab hinunter, um seinen Herren herauszuholen. Nur mit der alter­­grössten Mühe konnte man den Hund wieder aus dem Grabe nehmen. Diese leidenschaft­­liche Treue machte auf alle Anwesenden den tiefsten Eindruck. _ So kommt’s noch! Der Anfang ist bereits gemacht! In einer Weimarer Zeitung inseriert ‚ nämlich eine Dame, die entschieden „der neuen Zeit“­­ angehört: „Junge hübsche Dame, die berufstätig ist u. Familie ernähren kann, sucht zwecks baldiger Heirat die Bekanntschaft eines jungen ben­der kochen und Haushalten usw. kann, eventuell aus der Schokolade­­branche“. — Also, süß muß er sein 1. 22 Aufkauf der Kriegsanleihen in Ungarn. Berichten aus Ofenpest zufolge äusserte sich kürzlich der ungarische Finanzministe­r, dass die Administration der Kriegsanleihe-Ange­­legenheiten mehr Spesen erfordern, als jähr­­lich an Zinsen von Kriegsanleihen­ ausge­­zahlt wird. Er erteilt nun der­ Bankenzen­­­­trale den Auftrag, sie­ möge­ alle Kriegsan­­leihe-Obligationen aufkaufen. Die Aktion­­ begann bereits und die Bankenzentrale zahlt , für Obligationen, die der Vermögensabgabe­­ nicht­ unterliegen, 95 Ungarkronen und für 7 der Vermögensabgabe unterliegen den Titrel 80 Ungarkronen. Es werden trotz­­dem die Kriegsanleihezeichner seinerzeit 100­­ nur 95 wertlose Papierkronen erhalten, den­­ Banken soviel Kriegsanleihen zum Kauf an­­­­geboten, dass sie die Auszahlungen kaum­­ bewältigen können. Und: der ungarische Staat befreit sich durch die ungerechte­­ Einlösung der heutigen­ Kriegsanleihe­ von­­ einer grossen Last.­­ Der Winter hält an. Während gestern­­ Kälte zeigte, wurden heute früh schon 15,7­­ Grad Kälte registriert. Im heutigen Winter war bisher noch keine so grosse Kälte zu verzeichnen. Schneeverwehungen verur­­verkehr Stockungen, so dass mehrere Züge starke Verspätungen erlitten. Der Timiso­­arer Motorzug zwischen Neuarad und Vinga ist auf offener Strecke stecken geblieben und | | | | | | | | | Goldkronen­­ gezeichnet haben und heute­­ früh das Thermometer 17 Grad Celsius sachten an mehreren Stellen im Eisenbahn­­­ erst um 11 Uhr in Temeschburg eingetroffen. Auf der Resiczaer Linie war bei­ Monga durch Schneeverwehungen ebenfalls ein Hin­­dernis entstanden. Die Züge verkehrten auf dieser Linie mit zweistündiger Verspä­­tung. Auch die Telegraphen­­und Tele­­phonlinien hatten infolge der so rasch ein­­getretenen Kälte viel zu leiden. Einige Te­­lephonlinien teilweise gänzlich zerstört, So dass man bezüglich der Herstellung die ' elektrischen werden. x ' nötigen Verfügungen treffen musste. — Die ebirgsbahn, musste­ wegen den grossen Schneemengen bei Chioroc den Verkehr auf einige Stunden ebenfalls ein­­stellen und nun da die grossen Schneer­assen teilweise weggeschafft wurden, konnte der­­ regelrechte Verkehr abermals aufgenommen Die deutschen in den skandinavischen Ländern. Dem Briefe eines Landmannes­ entnehmen wir folgendes: „Der Deutsche ist hier in der Kaufmannschaft und im Ge­­werbe seit jeher, nicht aber­ in Landwirt­­schaft vertreten.­­­­Mittel- oder Hochschule besuchte, beherrscht das Deutsche und spricht es gern im Ver­­­kehr mit Deutschen. Die deutsche Literatur. Jeder Schwede, der eine Kunst und Musik erfreuen sich höchster. Achtung. In Norwegen bestehen­­ in Chin­­- überhaupt die erste deutsche­ Auslandszei­­tung, die „Wöchentliche Zeitung“ zur Aus­­­gabe kam.­­­­­stiania, Bergen und Drontheim deutsche Vereine. Hier erscheint seit längerer Zeit der­­„ Gemeindebote“. In Schweden wohnen die meisten Deutschen in Stockholm, Goten­­burg und Malmö. In Dänemark leben in­­ Kopenhagen und Umgebung allein 10.008 Deutsche. Hier wird die „Kopenhagener Zeitung“ herausgegeben. Bemerkenswert ist, dass schon im Jahre 1643 in Kopenhagen Umwn.. 7­2.8: Bon Maß Mi­hung. In Groß-Zsamer Mundart Begegne icht wem, der­­ ufgeplos’ Un hoch traat d’rum sei Nas’. +. Aam Mensch, der uf dei freundlich Gruß Ka Wort zu rede waas. “ Net tu’ Dich um de’ raafe, Loß, Freund, ihn ruhich laafe ! Red't Dich wiedr a anderer Uf Deine Wege’ an, Der iwr alli Noch perschleut Dir fort was hätt' zu saan. Aa de loß, Freund, nor laafe, Um solche tu’ net laafe! 5 Erscht de’, der Dir in g'sundem Stand ' Beispring mit Hilf und Rot,­­ Doch Dich net g'sieht, Dir reicht ka Hand, Bischt tief in Elend, Not:­­ j Loß, Freund, nor rech erscht laafe, Um de’ brauchscht aa net raafe! G'siehstt Du irgend ne’ Kreatur’ . Die Motterwort' veracht' Un sich aus purem Eigennuß Anb­et a fremdi Tracht: : Um de, bei Bott, net raafe, Spauß aus un loß ue laafe; De Mensch, der 'uf dr Kerchetrepp. '' Die Kniee sich blutich ritscht, : - Um de, um de — tu raafe! - - Drbei, troß vielex -Hungerstod, -Uf Gummiradl futsHt, ar Aa de loß, Freund, nor laafe, x.: Um de brauchscht juscht net raafe! Doch find'scht a Menusch, der statt am Bild Sei Gott traat tief im Leib, Ka Hochnas un ka Tratsch net is, Net schänd't des edlt Weib, ! - Von dem er g'lernt hat laafe, . DEMED eplitter. - Wenns Pferd gestohlen ist, den Stoll,­­ 5 un­d Die Dorfleute sind auf einen Teufel auf eine Seele. iE | bessert der­­ Bauer Bani,­ wie der Ein­reicher. Mensch kennt seine arme Verwand­­tem nicht und sieht es selten ein, daß das Glück sein­­ Verstand ist. ET FR Es ist sein Baum, der nicht zuvor ein Sträuch­­lein gewesen ist.? . BEN Ein schlechter Baum gibt seine Frucht, wenn man auch mit Prügeln hineinwirft.

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