Arader Zeitung, Juli-Dezember 1925 (Jahrgang 6, nr. 69-140)

1925-07-03 / nr. 69

Bezugspreis: für jeden Sonntag, Mitt­­­ woch, 1. Freitag ganzjährig 7A Rei,­ür Amerika 3 Dollar | sonstiges Ausland 4:6 Lei. | Sorge 69. > Der Bezugspreis u i­m nur hinein zu beankter, für die ärmere Bevölkerung wesentlich einmal(Semstap) genajährig . ._ ) Lei. Einzelnummer 3:— Lei. 2: Zur WORK Schriftleitung v. Verwaltung: Arad, Strada Tribunul Tobra 5/7 (Ede Fischplat)­­92 PX 225 2.D. V Schriftleiter : Rik. DBitto. | Vertreter für Amerita: Nik. Soft, 5 Station A. Elizabeth (Ntem-Sersey) Fernsprecher 6-39. Der einspaltige Raum 1 Zentimeter hoch 15 °— Lei. Anzeigen das Wort 2— Lei, fettgedruckte Wörter werden doppelt gerechnet. re8anzeigen Nachlaß­­expeditionen angenommen und sind im vorhinein zu bezahlen. Urac, Freitag, den 3. Juli 1925. ee a Bo TEENS 2 4 Rentennennung Anzeigen­preis: Kleine Bei mehrmaliger Einschaltung und Jahr Anzeigen werden in allen Annonzen­ 6. Jahrgang. iz das Ruhrgebiet wird geräumt. Basis. Unter Worfi des Präsidenten Doumeraue fand ein Ministerrat statt, in welchem Bainleve die marokkanische Lage erörterte. Der Ministerrat hat die Maßnahmen betreffs der Räumung des Nährgebietes gutgeheißen. Wie ver­­lautet, werden die Räumungsarbeiten in kürzester Zeit begonnen werden. Offizierputsch in Athen. Paris. Die Agence Havas meldet aus Saloniki: Das Blatt „Independant“ teilt mit, daß die Offiziere der Garnison Saloniki beschlossen haben, den soforti­­gen Rücktritt der Regierung Michalako­­pulos und die Bildung einer militärischen Regierung­ unter dem Vorsitz des Gene­­­rals Pangalos zu fordern. Die Offiziere besetzten die Räumlichkeiten des General­­­­stabes, das Rathaus, die Bahnhöfe, sowie alle militärischen Institute. Für die Presse wurde die Zensur eingeführt. Eine von militärischer Seite ausgege­­bene Mitteilung besagt, daß die Offiziere Herren der Lage seien. In ganz Griechen­­land habe sich von keiner Seite Wider­­sand gezeigt. Admiral Hadjikiriakos hat sich der Bewegung angeschlossen und an den Präsidenten der Republi­k ein­ Tele­­gramm­ gerichtet, worin er die Regierung für abgeseßt erklärt. 0:0:0:0:0:0:0:0:0.0:0:0:0:0 1­a +. ZR ad ( Mix­ur) N Aus Schm Fahnenweiße in Rekasch. Die neue Vereinsfahne des Rekascher kath. Jugendvereins wurde am Sonntag unter herzerhebenden Festlichkeiten eingeweiht. Dem Fahnenfeste der Rekascher deutschen­­ Jugend haben­ viele auswärtige Gäste­­ beigewohnt. Den Festgottesdienst ze­­lebrierte Abtdomherr Ludwig v. Kayser mit großer geistlicher Assistenz. Nach­­mittag­ unterhielt sich Jung und Alt bei Spiel und Sport. Abends war Tanz­­unterhaltung bis zum Morgengrauen. Perjamoscher Ausstellung. Wir haben seinerzeit berichtet, daß im Herbst in Perjamosch eine landwirtschaftliche und Gewerbe-Ausstellung veranstaltet werden soll. Unter Vorsitz des Abg. Dr.­­ Mich. Kausch wurde nun eine Konferenz abgehalten, die den Termin der Aus­­stellung für den 6., 7. und 8. September festsetze. Das Vorbereitungskomitee wird so unter dem Vorsitz des Oberstuhl­­richters Dr. Livius Lutai und des Großlaufmanns Josef Ochsenfeld zu­­sammenlegen. | | Der Bund von Slorica Der Herr Ministerpräsident Bratianu hat einen Hund und dieser Hund sym­­pathisiert offenbar mit der Majoryität. Diese Haltung des intelligenten eres hat es erwirkt, daß der Vierfüßler nun­­mehr in die Politik gekommen ist. Li­­teraturhunde haben wir ja schon längere Zeit. Der Hund von Basquerville hat sogar eine gewisse Unsterblichkeit erlangt. Er gehört zu den besten Theaterstücken der legten Literaturepoche. Wir haben auch einen noch viel berühmteren Hund, dem ichen Homer ein Denkmal geseßt hat. Aber politische Hunde sind bis jeit gewissermaßen noch sozusagen Raritäten geblieben. Und eine solche Rarität haben wird. Das ist der Hund von Florica. Florica ist nämlich ein Gut des Herrn Ministerpräsidenten und auf diesem Gut lebt ein alter, treuer Hund, der nämlich sehr grämig wurde, weil man ihn mit der Opposition verglich. Und der Mi­­­­nisterpräsident erzählte diese Episode in einer öffentlichen Versammlung. In der­­ Tat muß es einen Hund, der sozusagen der Majorität angehört, kränken, wenn man ihm zumutet, er verfolge ähnliche­­ Prinzipien wie die Opposition. Der Herr Ministerpräsident hat leider nicht be­­richtet, ob es ihm gelang, das verstimmte Zoon politicon wieder zu beruhigen. Man darf das aber glauben. Der Ministerpräsident Bratianu ist, wie es scheint, nicht nur ein Mann von starkem Willen und unbeugsamer Energie, er ist offenbar auch ein Mann mit Ge­­müt. Dafür spricht ichon­­ die Tatsache, daß er in Florica einen treuen Freund in der Gestalt eines Hundes hat. Nur eines vermißt man im Charakterbilde des Ministerpräsidenten, nämlich die Ach­­tung vor dem Gegner. Die Opposition betrachtet er als eine Gruppe von Men­­schen, die sozusagen nur belästigen und die Liberalen in ihrem, von ihnen selbst 0,9/0,0,0.0.0,0,0,0.0,0,0.­010/0,0.0,0.0.010,0,9,0,710, 1 sanktionierten Tun hindern. Die Oppo­­sition ist nach der Anschauung der Libe­­ralen überhaupt nicht als ernster Faktor zu werten. Und eine solche Anschauung steht wirkli einzig da in der ganzen Parlaments­geschichte. Auch der Vergleich der kämpfenden Opposition mit kläffenden Hunden verrät, wie wenig Achtung man bei den Liberalen vor der Ansicht, dem politischen Glauben und der politischen Ueberzeugung eines Menschen hat, wenn er nicht der Majorität angehört. In allen Ländern, in denen Parlamente existieren, gibt es eine Opposition, die sehr respek­­tiert wird. Denn der Lauf der Geschichte zeigt ja, daß wer heute noch in der Opposition ist, morgen schon die regre­­gierende Majorität bilden kann. Auch die Liberalen werden nicht ewig in der­­ Majorität bleiben. Gar zu lange dürfte­­ ihnen das Regieren nicht mehr beschieden sein. Jeder weiß es und empfindet es, daß die Zeit der Liberalen bald um sein wird. Nach ihnen werden also gerade jene Männer kommen, welche der Mini­­sterpräsident mit kläffenden Hunden ver­­gleicht Und das ist entschieden ein Zug, der das Charakterbild des Ministerprä­­sidenten arg verzerrt. Die Opposition in Rumänien ist gewöhnt, harte Kämpfe auszufechten. Schwere moralische und physische Anstrengungen zu machen, bis es ihr gelingt, die Demokratie um einen kleinen Schritt weiter zu bringen. Aber bis sehr hat man ihr wenigstens Men­­schenwürde nicht abgesprochen. Die Op­­position mit Hunden zu vergleichen, sollte selbst ein Ministerpräsident und wenn er auch Bratianu heißt, wenigstens für­ gespmachlos halten. Schon aus dem Grunde, damit der Hund von Florica nicht in die peinliche Situation gerät, einmal, wenn die jetzige Majorität in der Opposition ist, über diese verstimmt zu sein. Cz. M. | Ber Neugrader Feuerwehrtag verschoßen. Infolge des eingetretenen "schlimmen Regenwetters mußte die feier­­liche Einweihung des Steigerturmes der vereinigten Neuarad­-Sigmundha in jener freiwilligen Feuerwehr verschoben werden. Der Festtag wird noch bekanntgegeben. Exkaiser Wilhelm von seiner Frau geschieden? Laut einer unbe­­stätigten internationalen Blättermeldung, sollen zwischen Exkaiser Wilhelm I. seiner zweiten Frau verschiedene Unstimmigkei­­ten aufgetaucht sein, welche zu einer vorübergehenden Trennung geführt haben. Wilhelm's Gemahlin ist angeblich auf längere Zeit nach Bad Homburg gereist und will überhaupt nicht mehr nach Doorn zurückkehren. Eine neue Polarexpedition. In Berlin hat sich eine Studiengesellschaft zur Entdecung des Nordpolgebietes ge­­bildet, die außer den Zeppelinfahrer Dr. Eckener auch die berühmten Polarforscher Nansen und Amundsen gewinnen will zu einer Nordpolfahrt mit einem neuen, hierzu gebauten Zeppelin-Luftschiff. Große Hagelschäden in Un­­garn. Laut Debreziner Nachrichten wurde Sams­tag das Komitat Hajdu von schwe­­ren Hagelschäden heimgesucht und die Saaten auf einer Fläche von 20.000 Ka­­tastraljoc­h vernichtet. Auch im südlichen­­ Teile der Baranya, besonders aber im Villanyer Weingebiet hat­ der Hagel be­­trächtlichen Schaden verursacht.­­ Eine Zigeuner-Internationale. Die türkischen Zeitungen „melden aus | Konstantinopel, daß die Zigeuner der | Türkei beschlossen haben, im Hinblick auf­­ die Schaffung eines internationalen Bundes der Zigeuner, mit ihren Kon­­nationalen in den andern Ländern in Berührung zu treten. Diese Zigeuner­­­­internationale will dafür eintreten, daß die Zigeuner in allen Ländern die gleichen politischen und bürgerlichen Rechte er­­halten, wie die übrigen Bewohner der verschiedenen Länder. Eine Viel-Verlobte. Aus Prag wird gemeldet : Fran Tusar, die Witwe des verstorbenen tschecho-slowakischen Ge­­sandten in Berlin, die sie nach dem Tode ihres Mannes mit dem Grafen Thurn und Taxis vermählt hatte, sich aber bald wieder von ihm scheiden ließ, verlobte sich mit dem tschechischen Violin­­virtuosen Vasa Prihoda. Diese Verlobung wurde aber bald wieder aufgelöst und Frau Tusar hat sich sehr zum vierten­­male mit dem Spiritusfabrikanten Borner aus Mährisch-Ostrau verlobt. Reine unreife Beeren essen! An der Zeit, wo Beeren­­und Kernobst zu reifen beginnt, lassen sie manche Kinder — und auch Erwachsene — freß aller Warnungen und vieler bösen Bei­­spiele dazu verleiten, das unreife, tat­­sächlich weg sauer schmeckende Zeug zu verzehren, mitunter sogar in größeren Mengen. Wie oft hat man schon lesen müssen, daß die Unsitte schwere Qual mit tödlichem Ende zur Folge? ha! Ermordung eines deutschen Volksführers vor Gericht. Rechts­­anwalt Dr. Josef Müller in Ruma, einer der besten und treuesten Vorkämpfer des Deutschtums in Slawonien, ist Ende Mai auf besonders tragische Weise aus dem Leben geschieden. In einem Flurstreit zwischen einem deutschen Bauern und seinem serbischen Nachbarn in der Ge­­meinde Jazek fand zur Fällung des Schiedsspruchs ein Lokaltermin statt, bei dem Dr. Müller den deutschen Kläger vertrat. Das Urteil des Bezirksrichters sprac­h den Serben schuldig und verur­­teilte ihn zu einer Entschädigung von 200 Dinar. Der Serbe hörte das Urteil ruhig an und bat sodann die Herren ein wenig zu warten, weil er aus seinem abseits stehenden Wagen das Geld abho­­len wolle. Aber anstatt des Geldes ent­­­­nahm er dem Wagen sein Jagdgewehr und schoß vom Wagen aus seinen Pro­­zeßgegner nieder; dieser war sofort tot. Dr. Müller, der sah, daß der Wahnwillge auch auf ihn anlegen wollte, wandte sich zur­ Flucht, doch traf ihn der Schuß mitten im Rücken. Die Verwundungen waren so schwer, daß auch Dr. Müller ihnen auf­ der Stelle erlag. Sein Be­­gräbnis fand unter ungeheurer Beteili­­gung der ganzen Bevölkerung in Ruma statt. Die Zuschlagsteuer für Aus­­länder. Die im Umtitel 64 des Steuer­­gesäßes vorgesehene Busschlagsteuer zur Elementarsteuer, die für Ausländer die Globalsteuer erseßt, ist laut einer Ver­­fügung des Finanzministers auf aus­­ländische Aktiengesellschaften nicht anzu­­­­­­wenden, sondern nur auf Privatpersonen, die nicht rumänische Untertanen sind. ) i

Next