Arader Zeitung, Juli-Dezember 1931 (Jahrgang 12, nr. 77-154)

1931-07-01 / nr. 77

Seite 2. „Araber Zeitung" Mittwoch, den I. Juli. 1981. In Bekesgyula hat der 81-jährige Landwirt Adam Leicht seine Trance Frau im Streit erstochen und hängte sich sodann auf. Die Regierung hat beschlossen, die Flugzeughallen nur von inländischen Firmen erbauen zu lassen.­­ Stuhlweißenburg hat sich ein Fuhrmann aus Gram, weil sein Lieb­­lingspferd verendete, erhängt. In Newptyork­ wurde der Präsident einer großen Bank wegen falscher Bilanzen zu drei Jahren Kerker ver­­urteilt. Bei uns müßte das Gleiche ge­­schehen.­­ Der Freundschafts- und Neutrali­­tätsvertrag zwischen Deutschland und Rußland wurde wieder verlängert. Die Großkohler Staatsanwaltschaft hat den Direktor der in Konkurs gegan­­genen Mediascher Bank Adalbert Ja­­kob und einen Oberbeamten verhaftet Marschall Averescu dementiert die Nachricht, daß er sich vom politischen Le­­ben zurückzieht. Im Gegenteil: er hofft sogar, daß auch sein Stern noch einmal leuchten und er mit der Kabinettsbil­­dung betraut wird... Das würde uns noch fehlen.­­ Der Sopriner Lehrer Peter Riegel­­mayer ist nach 35-jähriger Dienstzeit in Pension gegangen. Den Journalisten hat die Regierung den Eintritt in die Ministerien und an­­deren öffentlichen Aemtern auch nach dem 1. Juli, wie früher, gestattet. Finanzminister Argetotanu demen­­­ Jung die Absicht, ziert die Nachricht, als hätte die Mente durch Neudruck von Banknoten den Geldumlauf zu er­­­ren. Die Temefhmwarer Spiritusraffinerie A.-G., die die Spirituserzeugung vor etwa 3 Jahren einstellte, hatte sich seither mit Erzeugung von cemischen Produk­­ten in und hiebei etwa 150 Arbei­­ter beschäftigt. Die allgemeine materiel­­le Lage zwingt nun die Fabrik, auch die­­sen Betrieb aufzugeben..­­ In einem Walde urzweit von Ram­­ateul Sarat würden die Reste eines menschlichen Skeletts FEU, die vor einer seit Mai verschollenen 70-jährige F­rau herrühren, die wahrscheinlich von ölfen aufgefressen wurde.­­ Monopolspitzeln haben die Mikalakaer Landwirte Avram M53 und Peter Serb in dem Moment ertappt, als sie mit un­­geaichten Selbstzündern Minaretien an Per Sie wurden mit je 1000 Lei­estraft. In England wurde durch die elektri­­sche Susann eines ade­pe ein seit vielen Jahren unbeweglich lah­­mer Mensch geheilt,­­ in Fino „Rex“ in Galatz sind Film­­rollen in Brand geraten, wodurch eine große Panik entstand. Der Maschinist und noch eine Person sind verbrannt. Die Nordwpolfahrt des „Zeppelin38“ wurde endgültig abgesagt, weil die­se­er nicht im Verhältnis mit jenen Opfern stehen, die vielleicht sogar is Menschenleen gebracht werden müss . „ In Hermmannstadt ist Tafelrichter Dr. Karl Müller, ein Mann, der seinem Berufe Ehre machte, unerwartet aus dem Leben geschieden. ; Der Fenia hat den General Nas8camt in Minister u, Gouverneur von Bes­­arabien ernannt. . ; ER roße Anwertzverher­ung Ein großer Teil der Marienfelder Weinernte vernichtet Aus allen Teilen des Landes und aus dem Auslande werden Hagelschä­­den und Verwüstungen durch Sturm und Blitz berichtet. Am Donnerstag haben sich über weite Striche des Banates und der Heide hef­­tige Gewitter entladen. Teilweise ist auch Hagel niedergegangen, der besonders in der Gegend von Marienfeld großen Schaden anrichtete.­­ Das Unwetter kam so überraschend, daß die auf dem Felde und in den Wein­­gärten arbeitenden Landwirte sich nur in größter Hast in ihre Behausung flüch­­ten konnten. Wie ein Gottesurteil mute­­te der fürchterliche Sturm, der Bäume entwurzelte und Telegraphenstangen umlegte, und mit dem auch Blitz und Donner einherging, an. Und ein fürch­­terlicher Hagel, der sich immer mehr ver­­dichtete und zu taubeneigroßen Schloßen anwuchs, ergoß sich über die noch eine Stunde vorher üppig gestandenen Saat­­früchte, über die aussichtsvollsten Wein­­stöße und drohten, die ganze Ernte, das mühevolle Werk eines ganzen Jahres, auf einen Schlag zu vernichten. Und die Herzen der Menschen, die solches her­­­­vorgebracht, krampften sich zusammen. Sie mußten dem unbändigen Element macht- u. ratlos zusehen, denn gegen die Mächte der Natur ist der Mensch noch nicht Herr geworden.Alle Erfindungen u. tech­­nischen Fortschritte reichen nicht aus, um den elementaren Gewalten zu trotzen. So mußten auch unsere Marien­­felder Volks­genossen dem Verderben ihrer Saaten, der Vernichtung ihrer Weinplantagen zusehen, ohne dieselben abwehren oder nur vermindern zu kön­­nen. Der Schaden, welcher in den Wein­­gärten in Marienfeld angerichtet wurde, wird auf 30—40% geschätzt, was viele Millionen Lei ausmacht. Der Sturm ist über den oberen Teil des Banates hinweggebraust, überall Vernichtung verursachend. Nicht genug, daß die Landwirte von den niederen Preisen zu leiden haben, werden viele Feuer überhaupt nicht­ zum verkaufen haben, da die Fechsung vernichtet wurde. Teilbericht über das Unwetter. In Marienfeld. Das Unwetter begann mit einem furchtbaren Sturm, welcher Scha­­den an den Obstbäumen anrichtete und zahlreiche Rebenstöcke entwurzelte. Der Sturm allein hätte jedoch keinen bedeutenden Schaden angerichtet. Das free Unglück kam erst mit dem Hage l­­ag. Es fielen ganze Eisstücke und is dicht, daß die Weingärten fast gänzlich vernichtet wurden. Viele Stöke werden nicht einmal im nächsten Jahre tragen und ein bedeu­­tender Teil der Stöcke wird überhaupt herausgenommen werden müssen. Die Bevölkerung, vornehmlich vom Weinbau lebend, ist verzweifelt. All­­jährlich werden bedeutende Kapitalien investiert auf Pflöge, Ausbessern der ausgebliebenen Stöcke, Blaustein usw. Die Investierung ist eine solch bedeuten­­de, daß sogar bei einer reichlichen Lese infolge der gedrückten Preise kaum etwas übrig bleibt. Was sollen aber die Wein­­bauer heuer tun, wenn sie gar nichts fechsen ? Der effektive Schaden kann zu­­mindest auf 20 Millionen geschätzt werden. Die geschädigten Marien­­felder Weinbauern wollen sich an die Regierung um Unterstüzung wenden, n Tihanad, Sanktnikolaus aravala. Das Unwetter zog auch über den Hot­­ter von Tschanad, wo es an den Paprika­ pflanzen u. der Gerste schweren Schaden anrichtete. Ebenso wurden auch die Ges­meinden Deutsch-u. Großsanktinikolaus u. Saravale von Hagelschlag betroffen. In Hagsfeld. Auch aus Hatfeld kommt der Bericht, daß dort und die Umgebung von einem orkanartigen Sturm und Hagelschlag schweren Schaden erlitt. In Klein-Schemlak. Aus der kleinen deutschen Gemeinde kommt die­se daß die Ernte durch furchtbaren Hagelschlag beinahe gänzlich vernichtet wurde. Im Arader Komitat hat das vom Westen her kommende Sturmwetter an den Fluren der Ge­­meinden Petschka, Szederhat, Szentpal und Sofronya große­ Verheerungen an­­gerichtet. In Triebswetter hat der Sturm auf den Getreidefeldern roßen Schaden angerichtet. Am härt­esten wurde aber noch Großsanktini­­kolaus heimgesucht. In Triebstwetter hat auch der Blitz bei Johann Loch 633 eingeschlagen und ein Pferd, das an einem Göppel zum Wasserpumpen ein­­gespannt war, erschlagen. Unwetter im ganzen Lande. Der seit einigen Tägen anhaltende Regen hat entlang des Ost, den angerichtet. Dazu hat auch der Hage große DE­ | stellenweise beigetragen. Der Ostfluß ist aus seinen Ufern getreten und hat große Gebiete im Csiker Komitat über­­schwemmt. Furchtbare Schäden wurden durch das Unwetter im Bihorer Komitat, angerichtet. Der Sturm entwurzelte Bäume und der Hagel vernichtete die Saaten der Weizenfelder und Weingär­­ten. Ein Bauer, der vom Sturm zerrisse­­nenen elektrischen Leitungsdraht auf die Seite schaffen wollte, wurde vom elektrischen Strom getötet. In Pitești wurden viele Häuser abge­­deckt und die Straßen der Stadt über­­schwemmt. Mich das Prahdvatal wurde von einem fürchterlichen Gewitter heim­­gesucht. Der Blitz schlug in eine Rinder­­herde und erschlug 40 Rinder.­­ In Jassy sind dem Unwetter zwei Menschenleben zum Opfer gefallen. Unwetter auch im Ausland. Auch aus allen Teilen des Auslandes werden Gewitterschäden gemeldet. Auch in Ungarn — Szegedin, Oeden­­burg und gi — sind heftige Ge­­mitter nie ap­ine Bei Oedenburg hat der Blitz einen Knaben erschlagen und in der Gemeinde Arpa3 ein ie­haus in Brand gesteckt, das vollständig niederbrannte.­­ „An der steirisch-jugoslawischen Grenze wurde die ganze Ernte vom Hagel ver­­nichtet.­­ Im der nordwestlichen Richtung Ung­arns wurden 15.000 Joch Getreide»­elber vom Hagel Ig 405 Die größ­­ten Schäden wurden in Szegedin, Oe­­denburg und Székesfehervár angerichtet. In Papa hat der Hagel eine volle Stun­­de angedauert. Die Fechsung ist total vernichtet. 300 Fensterscheiben wurden durch nußägroße Schloßen zertrümmert und der Sturm hat die Dächer mehrerer hundert Häuser beschädigt und zum Teile ganz abgetragen. Der Bürgermei­­ster ließ affichieren, daß die Stadtge­­meinde um bringende Hilfe angesucht at. ’ Weber ganz Slowenien sind schwere Gewitter nidergegangen. Der in Slowenien angerichtete Scha­­one. SH gr BES 2 ge t. Im Gorjancigebirge ra ein großer Waldbrand aus, der durch ein in Feuer geratene Sägewerk ver­­ursacht worden war, Das Pla pze in Marienfeld Durch den am 25. d. M. in Marien­eld niedergegangenen Hagel wurde die eurige Ve­rfechsung höufigen bernich­­tet, so daß es dem Sportverein nicht ge­boten schien, unter diesen Umständen das geplante Pokal-Sportfest abzuhalten. Dasselbe wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben. C­a­t­e Jorga straf persönli­ch eine prügelnde Aus­­­wird berichtet: Der Leh­­rerin Tomescu ist eine Klausenburg­a wohl einzig Dastehende­­ Ueberraschung beschie­­den worden. Sie erhielt nämlich ein eigenhän­­diges Schreiben vom Ministerpräsidenten Jorga, in welchem er ihr mitteilt, daß er sie mit Entziehung eines Monatsgehaltes strafe, weil sie laut Anzeigen mehrerer Eltern die Kin­­der zu mißhandeln pflege. Die neuen Ausfuhrzölle. Seit 15. Juni in Kraft. Laut einem kön. Dekret sind mit 15. Juni neue Zollsäze und gewisse Zoll­­befreiungen in Kraft getreten. Für un­­sere Verhältnisse kommen hauptsächlich jene Zollsäte in Betracht, welche sich auf den Wiederport beziehen. Nach diesen sind zu bezahlen für: Ochsen, Stiere Kühe, Büffel, Büffelkälber 400 Lei per Stüd, Schafe und Lämmer 25 Lei, Schweine 75 Lei, Pferde 25 Lei, standar­­disierte Eier ohne Unterschied 10 Bani per Stüd. Viehausfuhrsyndikate können Rind-, Borstenvieh, Schafe und Lämmer zollfrei ausführen. Auszahlung der Postanweisungen. In unserem Lande happert es an al­­len Ehen und Enden. Der Staat ist be­­kanntlich der schlechteste Zahler. Dies beweist auch der Umstand, daß die vn:­anweisungen nicht flott genug flüssig gemacht werden können, weil die Post­­ämter die Überwiesenen Beträge früher Generald nicht 07 287 dürfen, bis sie von der Sektion in Bukarest zur Aus­­zahlung angewiesen werden. Und diese Prozedur nimmt begreiflicherweise meh­­rere Tage in Anspruch, was die Hau­­­che [wer­den, einen OU­SU ur ein­e Verzögerungen­­ protestiert wid "auch sonstige Spesen -­­ und Unannehmlichkeiten verursacht wer­­den. Als Protest hat eine Gruppe Klau­­senburger Kaufleute bei dem Hauptpost­­amt einen demonstrativen Aufzug ver­­anstaltet. Die Kaufleute wollen weite­­r im Wege des Kaufmannsrates und der Handels- und Gewerbekammer gegen diesen Mißstand protestieren. f di Eine doppelte Überraschung Das Geld der eigenen Frau ge­stohlen und mit einer anderer durchgebrannt. In Reschitza entfernte sich der dorti­ge Einwohner Johann Nicu von zu­hause und kehrte nicht wieder. Dies war für die aa “ derselben keine kleine Ueberraschung. Noch größer wurde die Ueberraschung aber, als die Frau nach einigen Tagen bemerkte, daß der Mann auch ihre 60.000 Lei betragende Bar­schaft mitnahm. Auf Grund der Anzei­­­ge wurde festgestellt, daß Nico mit einer anderen Frau, mit der er schon seit langer Zeit ein intimes Verhältnis hatte, durch» gegangen ist. Es wurde die Verfolgung des liebeglühenden Paares aufgenom­­men, deren Resultat war, daß beide in Orschowa aufgegriffen u. nach Reschita gebracht wurden. Abänderung des Steuergesetes. „ Bukarest. Das Finanzministerium be­reitet einen Gesetzentwurf zur Abände­­rung mehrerer Artikel des Gesetzes über die direkten Steuern vor. Die Abände­­rungen sollen insbesondere die Besteuer­­ung der­ freien Berufe betreffen. Der­­ Gesetzentwurf wird dem Parlament vor­­aussichtlich noch im Laufe dieser Tage­­ unterbreitet werden. Possarabische Zigemer in Temeschwar - In Temeschwar­ wurden 8 Wägen mt Zigeunern in Gewahrsam gesetz, die als Bessarabien aFommen sind. E83 ist der Verdacht nahe, daß die schwarzen Gu­­ellen auf heimlichen Wegen aus Ruß­­­­and ‚über die Grenze kamen. WAHR

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