Bőripari Szemle, 1920 (19. évfolyam, 1-24. szám)

1920-08-01 / 15. szám

1920. augusztus 1. BŐRIPARI SZEMLE ■H die Landwirtschaft in ultima ratione nicht geschwächt aus dem grossen Wirtschaftskampfe hervorgegangen ist. In unserer eigentümlichen Lage, in die die ganze Welt­konstellation uns gebracht hat, -in unserer Verstümmelung und Abschliessung von der ganzen Welt, in einen Kessel einge­zwängt, umringt von Riesengletschern auf der einen Seite und blos mit einer schmalen Wasserader in den Weltverkehr einge­schaltet : stehen wir international abgeschlossen da, so dass neben der in Entwicklung begriffenen Wirtschaft nur der Handel al­lein die wirtschaftliche Regenerierung dieses Landes wieder zu schaffen vermag. (So ist’s!) Der Handel ist der Faktor, der mit seiner freien Bewegung das Land wieder in den interna­tionalen Verkehr einschalten kann und in unserer geographi­schen Lage, in diesem Zentrum Ost-Europas ist es besonders der Transitohandel, der bei unseren schweren Produktionsver­hältnissen selbst diesem territorial verstümmelten und wirtschaft­lich zerrissenem Lande noch eine Bedeutung gewähren kann. (So ist’s 1) Ebendeshalb ist es auch eine .der wichtigsten Auf­gaben, die Organe des Aussenhandels derart zu konstruieren, dass es diesem Handelszweige Kraft verleihe — und wir müs­sen uns darüber im Klaren sein, dass die Kraft Achtung ge­bietet, während die Schwäche, die Duckmäuserei das Gegen­teil erzielt. (So ist’s 1) Der Handel, dieser Zweig des Handels muss durch die Konzentration Kraft entfalten. Und ich kann Sie versichern meine Herren: wenn Ihr Lager in der Praxis, in der tatsächli­chen Tätigkeit mit derselben Kraft und Masse hinter mir ste­hen werden, wie Sie zur heutigen konstituierenden General­versammlung erschienen sind, werden wir diesem Handels­zweige Achtung sichern, werden wir unseren Platz behaupten und dort, wo es sein muss, auch unseren Einfluss geltend ma­chen können. (Lebhafter Beifall.) Mittels der Konzentrierung müssen wir gegen das Sys­tem der Protektion ankämpfen. (Lebhafte Zustimmung.) Wenn es einen Wirtschaftszweig gibt, der keine Privilegien erträgt, so ist es der Handel. In der Landwirtschaft, im Gewerbe konnte bei unseren spezialen Verhältnissen der Protektionismus nicht nur am Platze, sondern auch notwendig gewesen sein und notwendig bleiben. Der Ffandel aber, der freibewegliche, pri­vilegienlose Handel ist der Faktor, der dem Lande die Vor­teile sichern kann, deren er bedarf und die das Land finanziell nicht entbehren kann. (So ist’s!) Die erste Aufgabe des neu­gegründeten Verbandes muss also darin bestehen, die industri­ellen, landwirtschaftlichen und kommerziellen Interessenkreise in sich zu konzentrieren, alles was aussenhandelspolitische oder aussenpolitische Beziehungen besitzt, mit gemeinsamer Kraft und in gemeinsamen Interesse — in erster Reihe natürlich im Interesse des Landes — zu vereinigen und den Kampf gegen das System der Privilegien aufznehmen. (Lebhafter Beifall.) Ein zweiter Punkt, in dem sich meines Glaubens die Landwirtschaft, die exportbedürftige Industrie und der sich mit dem Export befassende Handel wieder finden werden, ist die Ausmerzung der nach meiner Ansicht irrigen Auffassung, dass der Aussenhandel verstaatlicht werden könne, (Lebhafter Bei­fall.) Sie belieben ja zu wissen, dass in letzterer Zeit in den berufenen und in den unberufenen Kreisen des Amtslebens an vielen Orten der durchwegs falsche Gedanke immer mehr Ter­rain gewinnt, man müsse den Aussenhandel verstaatlichen, mo­nopolisieren, um auf diese Weise die staatlichen Einnahmen steigern zu können. Wenn es ein Gebiet gibt, auf dem die staatliche Bewirtschaftung unmöglich ist, so ist es in erster Reihe der Aussenhandel, in dem die momentanen Konjunktu­ren, die momentanen Geschäftsunternehmungen besonders bei den heutigen valutarischen Verhältnissen die grösste Bewegungs­freiheit für den Handel erheischen. Wenn es also ein Gebiet gibt, auf dem der Gedanke der Verstaatlichung eine Unmög­lichkeit ist, so ist es gerade der Export- und Importhandel. (So ist’s!) Infolge dessen müssen wir die kompetenten Fakto­ren meines Erachtens davon überzeugen, dass die Beschäfti­gung mit diesem Gedanken nicht nur ein Windmühlenkampf, sondern mit der Gefährdung dessen, was sie dadurch erzielen wollen, mit der Gefährdung des finanziellen Erfolges gleichbe­deutend ist. (Beifall.) Ich sage nicht, dass es bei ein-zwei Mas­senartikeln für den Moment nicht motiviert ist: ich verweise blos auf die Fragen des Getreide-Monopols, und es war auch von der Handhabung des Wollhandels und den gleichen Ge­sichtspunkten die Rede. Im Allgemeinen aber taucht die ganze Frage nur in ihren finanziellen Beziehungen auf, und infolge dessen giaube ich, dass wir hier, in diesem Verbände den Weg finden müssen — und Ihre praktischen Kenntnisse, Ihr Gefühl und Ihre praktischen Erfahrungen werden uns auf diesen Weg führen — der uns in die Lage versetzt, der Staatsmacht eine solche Art der Lösung zu zeigen, die dem Staate zumindest die gleichen finanziellen Erfolge sichert, als wie sie sie mit dem Gedanken der Verstaatlichung zu erzielen wünscht. (Zu­stimmung.) Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich hier an das denke, was ich mit Hilfe der Zwangsvereinigungen in der In­dustrie erreichen wollte, welche Vereinigungen in ihrem End­resultate Zwangskartelle gewesen wären, in denen wir die Be­teiligung des Staates gesichert hätten. Etwas Ähnliches müssen wir auch auf dem Gebiete des Export- und Importhandels su­chen. Wir müssen also eine Weise der staatlichen Beteiligung finden, die weder die freie Beweglichkeit des Handels, noch die Geschäftsgeheimnisse berührt, die in der Landwirtschaft, Industrie und im Handel gleich wichtig sind. So müssen wir dem Staate die Finanzkraft gewähren, die er von hier erwartet — denn wir müssen uns auch darüber im reinem sein, dass das öffentliche und das private Leben kein Gebiet aufweisen kön­nen, das der Staat in der schwierigen finanziellen Lage, in der er sich heute befindet, nicht besteuern würde und nicht zu be­steuern gezwungen wäre. Es ist also zweckmässiger, wenn wir die Modalitäten suchen, und wenn wir, der Handelsstand, sie dem Staate bieten — der Handelsstand, der dabei in erster Reihe interessiert ist — als dass man uns sie auf dilettantische Weise, rein auf Grund amtlicher Erfahrungen und mit amtli­chen Mitteln aufzwingt. Sie wissen ja, dass gerade hinsicht­lich des Exporthandels nach dem ersten Projekte der Inkame­­rierung solche Lösungen in Aussicht genommen waren, die den Export einfach unmöglich gestaltet hätten. Wenn ich in den bisherigen Erörterungen das bezeich­net habe, was einerseits für den Charakter uuserer Organisie­rung, anderseits für die Beteiligung des Staates von Wichtig­keit sein kann, so glaube ich doch, dass wir übergangsweise für die Dauer der Aufrechterhaltung des Systems des beschränk­ten Verkehrs — ewig wird ja auch der nicht anhalten, da ir-> gendeinmal schliesslich doch die feindseligen Scheidewände fallen werden, die uns heute noch sowohl von den einzelnen Staaten der alten Monarchie, wie auch vom Auslande trennen und dann wird auch der Handel wieder frei werden — uns in erster Reihe natürlich dazu konzentrieren müssen, den freien Verkehr zwischen den Staaten der alten Monarchie wiederher­zustellen und das zu erreichen, wogegen wir politisch Jahr­zehnte lang gekämpft haben — ich habe es nicht getan — dessen wirtschaftliche Vorteile und wirtschaftliche Bedeutung wir heute empfinden: dass wir nämlich grosse Konsumgebiete brauchen, da nur grosse wirtschaftliche Gebiete sich aufrecht­erhalten können und die kleinen ausschliesslich auf ihre eigene Wirtschaft angewiesenen Staaten in Zukunft nicht werden be­stehen können. Wir vielleicht eher als die anderen, weil wir ein Agrarstaat sind und die Welt eine Zeit lang auf unsere Produkte angewiesen ist. Doch mit der Landwirtschaft allein lässt ein Staat sich nicht aufrechterhalten. Wir müssen also das wirischaftliche Band suchen, in erster Reihe mit den Staa­ 13. oldal.

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