Banater Deutsche Zeitung, Juli 1925 (Jahrgang 7, nr. 144-170)

1925-07-01 / nr. 144

m. ME An Die Mandate der Raditsch-Partei verifiziert Stefan Raditsch wird enthaftet Belgrad, 29. Juni. Auf der Tagesordnung der festen Skupschtina stand die Verifikation der kroatischen Mandate. Da niemand das Wort er­­greifen wollte, erfolgte sofort die Abstimmung. Die Man­­date wurden einstimmig verifiziert. Nach Ver­­kündigung des Ergebnisses wurden die kroatischen­ Abge­­ordneten beglü>wünscht. Nach der Sitzung legten sämtliche kroatischen Abgeordnete, deren Mandate verifiziert worden waren, den Eid in die Hände des Präsidenten ab. Die Fron­­tische Bauernpartei ist jett mit 64 Mandaten­ in­ der Skupschtina vertreten. Drei Mandate wurden noch nicht verifiziert, weil deren Träger sich im­ Ausland befinden und ihre Mandate noch nicht übergeben haben. Belgrad, 29. Juni (L.) Die endgültige Validie­­rung der Raditschmandate durch die Skupschtina bedeutet die Enthaftung Ra­dits­' und seiner Anhänger und die vollstäbige Versöhnung zwischen den Radikalen und der kroatischen Bauernpartei. Die Verhandlungen zweis Bil­ M einer Regierungskoalition beginnen in den nächsten agen. Den letzten Meldungen zufolge RE ist der Zustand P­a­­sits<' hoffnungslos: : - Fürchterliches Autoungl­ück vier Schulkinder und eine Lehrerin sind gestorben, 15 Kinder schwer verlegt Burnreft, 29. Juni. (2.) Aus Kischinew wird ein entsetzliches Automobilunglart gemeldet. Ein Lustauto, mit dem vierzig Schülerinnen einer Mäd­­chenschule zwischen 12 und 15 Jahren mit ihren Lehrerinnen einen Ausflug machten, schlug infolge Versagens der Bremse um. Eine Lehrerin und vier Kinder blieben tot liegen, der Chauffeur und 15 Schülerinnen sind schwer verlegt. Die Nachricht ver­­breitete sich in Kischinew wie ein Lauffeuer, reiche Eltern erschienen auf der Unglücksstätte, wo sich herzergreifende­ Szenen abspielten. Zahlreiche Kin­­der zeigten infolge der ausgestandenen Schreifen An­­­zeichen beginnender Geistesstörung. _ - Zahl-. ru Mittwoch, den 1.­­­uli 1925 Ein großer Skandal in Bukarester Advokaten­­kreisen Der Schwiegersohn eines Richters Bukarest, 29. Juni (L). Großes Aufsehen erregt in der Hauptstadt ein Skandal in Advokatenkreisen, dem folgender Sachverhalt zu Grunde liegt: Der im Bukarester Barreau bestbekannte Advokat Istrate Micesen hat gegen einen seiner früheren Sekretäre, den Advokat Van Sanunen die Beschuldigung erhoben, letterer hätte un­­ter dem Mißbrauch seines Namens von einer Prozeßpartei eine bedeutende Summe mit dem Versprechen herauszuloben versucht, er würde ihr dann durch Vermitt­­lung eines anderen Advokaten, eines Schwiegersohnes eines höheren Richters, in einem anhängigen Rechtsstreit prozessuale Vorteile verschaffen. Diese Beschul­­digung Micescus­­ hatte die Disqualifizierung van San»­nens durch ein Ehrengericht zufolge. Es verlautet, daß die übrigen in dieser Affäre genannten Personen ebenfalls ge- Schwäbische Feste Die Fahnenweihe des Rekascher Jugendvereins und das Sängerfest in Delta- Zwei schöne schwäbische Feste fanden Sonntag statt : in Nelasch wurde in imposanter Weise die Fahne­­ des Jugendvereines eingeweiht, während in Detta der Dettaer Liederkranz ein äußerst gelungenes Sängerfest veranstaltete. Der Verlauf der Feierlichkeiten war folgender: In Rekas< nahm das Fest schon am Vor­­abend seinen Beginn. Samstag­abends wurde ein Teil der auswärtigen Gäste bei der Bahnstation mit Musik abgeholt und unter klingendem Spiel in die Ortschaft begleitet. Samstag abends trafen Abtdomherr Ludwig Kayser in Begleitung des bischöflichen Sekretärs Matthias Willjung und die Abordnungen einiger Brudervereine, wie des Temesvar-Fabriker und des Sadelhausener Jugendvereines ein. Abends brachte der Jugendverein der Fahnenmutter Frau Anna S­chwartz eine Lampionserenade, nach welcher im Gasthause Tas< ein schön besuchter Bekanntscafts­­abend stattfand. . Am Sonntag Früh 5 Uhr zog die Musikkapelle des Jugendvereines unter Führung des tüchtigen Kapells­meisters Josef Buschinger durch die Straßen, den Anbruch des Freudentages mit einer T­awache anküne dend. Der Temesvarer Frühzug brachte den deutschen Generaltonsul Haas, die Vertreter der deutsch- s­wäbischen­­ Volksgemeinscaft Senator Karl von Möller und Sekretär Schiller, die Abordnung des Temesvarer Mädchenkranzes unter Führung der Präsidentin Muzi Kramer, und noch viele andere Säfte. Als der Zug in die Station einfuhr, wurden die Säfte herzlich empfangen. Vormittag 10 Uhr zelebrierte Abtdomherr Ludwig Kayser mit Assistenz des Rekascher Dechantpfarrers August Die­tl, des Orczydorfer Pfarrers Wegling, des bischöflichen Sekretärs Matthias Will jung und mehrerer Geistlichen den Festgottesdienst. Während des Hochamtes sang der unter Leitung­ des Kaplans Schokazische G­esangverein Eugen Merspdporf Thöne Kirchenlieder. Nach der Messe fand vor der Kirche in der zu diesem Zwecke erbauten Laubhütte die Fahnenweihe statt. Domherr Ka­ys­er hielt an die Jugend eine großzügige Rede, in welcher er die Wich­­tigkeit dieses Tages für den Verein hervorhob und mit glänzenden Beispielen an der Geschichte zu weiterer Tätigkeit anspornte,­­­­ ‚Nach der mit Andacht angehörten Rede wurde die Weihe der Fahne vollzogen. Der Vereinsobmann trat mit der neueingeweihten Fahne vor die Hütte und hob sie hoch, worauf der Bereinschor unter Begleitung der Bereinskapelle und der Feuerwehrkapelle ein passendes Lied vortrug.­­ . Nachher folgte das Einschlagen der Nägel. Den ersten Nagel schlug die Tochter der Fahnenmutter mit dem Spruche ein: „Blühe und gedeihet“ Die von der gen van Sannen vorgehen werden. „Adeverus“ fordert das Justizmin­isterium und die Staatsanwaltschaft, in diese Angelegenheit schleunigst Licht zu bringen, da das Prestige des Richter- und Advo­katenstandes nicht den leisesten Verdacht duldet. Protest der Kaufleute gegen das Geseß über die Sonntagsruhe Bukarest, 29. Juni. (L.) Die hiesigen Kaufleute und Gewerbetreibenden veranstalteten gestern große Protestversammlungen gegen das Gesetz betreffend die Sonntagsruhe. Zahlreiche Redner erklärten über­­einstimmend, nicht gegen die Prinzipien des Gesetes und gegen das Recht der Angestellten auf Arbeits­­ruhe, sondern nur gegen dessen­ Anwendung in der Praxis Stellung zu nehmen. Insbesondere die Fri­­seure erklären, die Verfügung, Sonntages geschlossen zu halten, bringe ihnen und ihren Angestellten einen schweren Schaden. irag "'Fahnenmutter gespendete gelbseidene Schleife ebenfalls die Aufschrift: un a gedeihe ! — Fah­­en­nenmuster Anna Schwarz 1925“, zweiten Nagel schlug im Namen des apostolischen Administrators Doms­herr Kayser ein, den dritten ebenfalls Domherr Kayser im eigenen mit dem Spruche: „Gott segne unsere Jugend, unsere Zukunft !* Oberstuhlrichter Dr. Weiß schlug drei Nägel ein, im Namen des Präfekten Dr. Julius Bofte, im Namen des Bürgermeisters von Tenes8var Dr. Lucian Georgevici und im eigenen Namen mit dem Wunsche, daß die Rekascher schwäbische Jugend stets­ in Liebe zum Throne und Lande gedeihen möge. Senator Kar­­l­ Möller trieb einen Nagel in Vertretung der deutsc­h-schwäbischen Volksgemeinschaft und einen in Vertretung des Ob­­mannes Dr. Kaspar Muth in die Stange. Auch der Vertreter der Schriftleitung und der Verwaltung der Lehr­e„ Deutschen Zeitung“ s<lrug einen Nagel in m lange.­­ Nac­hmittag fand am Sportplaße ein Volksfest mit verschiedenen Luftbarkeiten und ein Fußballwettkampf zwischen der Truppe des Rekascher Jugendvereines und der Rapid-Jungmannschaft statt.­­ Abends folgte im Gasthause Tasch eine äußerst gehmande Tanzunterhaltung, die bis­orgenstunden Dauerte. Der Wettergott meinte es mit den Sängern, die sich am Sonntag in Detta zu einem Sängerfest zusam­­menfanden, gut. Das Wetter hielt und dies trug auch viel dazu bei, daß das vom Dettaer Liederkranz ver­­anstaltete Sängerfest in jeder Beziehung großartig gelang. Doch nicht nur das veranstaltete Sängerfest war der Anlaß, daß sich in Detta Sonntag die Sän­­ger aus den umliegenden Ortschaften Stelldichein gaben, der Hauptziwed war, den von der Leitung des Bundes der Banater Deutschen Sänger gefaßten Be­­schluß, die Gesangvereine in Ortsgruppen zusammen­­zuschließen und in Detta eine solche Ortsgruppe zu gründen. Dem eigentlichen Feststag ging ein vom Dettaer Deutschen Liederkranz veranstalteter Orchesterabend voraus. Der Dettaer Liederkranz hat nämlich seit sehr kurzer Zeit ein 25 Mann starkes Orchester, das sein Entstehen dem Musikprofessor Erwin Luxrt und Großkaufmann Alfred Uhrmann verdankt. Trotz sehr kurzen Bestandes des Orchesters brachten es die beiden schon so weit, daß sie­­ das Publikum am Samstag mit einem erstklassigen Orchesterabend überraschen konnten. Fast alle Musiknummern muß­­ten wiederholt werden. Besonders lobend sind von tüchtigen Musikern hervorzuheben:­­Alfred Uh­r­­mann (1. Geige), Josef Matkovich (Cello), Franz Remsing (Piston) und Josef Luts< (Flöte). Zwei Mitglieder der 94er Regimentskapelle, Popovic 73 und Bugarin, erfreuten die Zuhörer mit Waldhornsolovorträgen. . Sonntag früh mit dem 5 Uhr-Zug kamen die Moramigaer Sänger an. Mit Wagen kamen die Groß-Schamer u. die Klein-Omper und um halb acht Uhr mit dem Zuge kamen die Voiteger Sänger an. Mit diesem Zuge kam auch der Vertreter des Sänger­­bundes Dr. Matthias Hoffmann an. Der Vor­­­stand des Dettaer Deutschen Liederkranze­s Dr. Aug. Fis<­er hieß am Bahnhof Dr. Hoffmann und die angekommenen Gäste herzlichst willkommen. Die Sta­­moraer Sänger kamen gegen Mittag an. Mor­ßtfeld und Klopodia konnte wegen Einladung ihres Chor- Meisters, bezw. wegen Krankheitsfall nicht erscheinen. Hier die Liste über die einzelnen Gesangvereine: Groß-Sc­ham: 30 Sänger. Obmann: Jakob Wein­­rauch. Chormeister: Peter Ströbl. Klein-Omor: 25 Sänger. Obmann: Johann Oster; Chormeister: Hans Michels. Morawisa: 34 Sänger. Ob­­mann: Anton Horvat; Chormeister: Johann Krauß. Stamora: 235 Sänger. Obmann: Josef Froh8; Chormeister: Hubert Donauer. Vo­i­­teg: 26 Sänger. Obmann: Michael E >; Chormei­­ster: Franz Reiß. Voiteg hat auch seine eigene Blech­­musik, deren Kapellmeister Matthias Schani ist. Detta: 40 Sänger und 25 Sängerinnen. “Ob­­mann: Dr. August Fischer; Chormeister: Prof. Er­­win­ Lurt. Detta hat ein Streichorchester und eine Blechmusikkapelle. Der Kapellmeister der Blechmusik ist Franz Remsing. 3 Um 10 Uhr vormittags marschierten die Sänger unter den Klängen der Dettaer und Voileger Musik in die Kirche, wo Domherr Ludwig Rappert die heil. Messe lag. Vor der Messe hielt ex die Predigt, in welcher ex der Sänger gedachte. Die Orgel be­­diente am Chor Kantor Viktor Loidl. Nach dem Gottesdienst fand die Probe des Massenchors statt. Das Festbankett Um 1 Uhr nachmittags fand in Königs Park­­restauration das Festbankett statt, an dem 200 Per­­sonen teilnahmen. Dr. Fis<­er, Obmann des Deut­zaer Liederfranzes, sprach den Königstonft. Hierauf begrüßte Dr. Erwin Lurß die Sänger. Dr. Ho­ff­­mann, der Vertreter des Sängerbundes, von den Banketteilnehmern lebhaft begrüßt, überbrachte die Glückwünsche des Bundes der neuzugründenden Sän­­gerortsgruppe. Oberstuhlrichter Boleantou be­­glückwünscht die Sänger zu ihrem Bestreben und er­­klärt, sie mit Rat und Tat zu unterstoßen. Alfred Uhrmann hebt die Verdienste des Professors Lurtz hervor, der in­ so kurzer Zeit Gesang und Musik in Detta zum siegreichen Einzug verhalf. Lehrer Michels (Klein-Omar) begrüßt: Oberstuhlrichter Boleantu als Förderer der Kultur und des Gesan­­ges. Notar Valentin Dew­ald heißt die Sänger im Namen der Gemeinde Detta und als Obmann­ des Anton Kkaper-Parkes willkommen. Während des Banketts sangen die einzelne Vereine einige hübsche Lieder. se Arps Nach dem Bankett fand unter Vorsitz Dr. Fischers in einem Nebenfanle die konstituirende Versammlung­­ der Sänger-Ortsgruppe statt, an der alle Sänger teilnahmen. Den Bericht erstattete der Delegierte des Sängerbundes Dr. Hoffmann, der vorerst die Satzungen verlar. Hierauf wurde einmütig die Gründung der Ortsgruppe aus­gesprochen und be­­schlossen, jedes Jahr­ ein Sängerfest zu veranstalten. Der Sitz der Sängerortsgruppe ist jedes Jahr dort, wo das Sängerfest stattfindet. Das nächstjährige Sängerfest findet in Groß-Scham statt, das im Jahre­­ 1927 in Morawita. Auf Antrag des Vosteger Chor­­meisters Franz Reiß wurde unter großem Beifalle, beschlossen, die Ortsgruppe zu Ehren des verdienst­­vollen Detiger Lehrers Peter­ Fischer, der 60 Jahre hindurch im Dienste der Kultur des Gesanges und der Musik stand, „Peter Fischer-Gruppe“ zu nennen. Das Orts­gruppenmotto lautet auf Antrag Prof. Lurß: „Deutsches Wort, — Deutsche Art, == Deutscher Sang -- Treu bewahrt.“ Im Laufe des nachmittags brachten die Sänger ur dem Oberstuhlrichter Boleantu und dem Lehrer­­ Peter Fischer ein Ständchen dar, das beide sichtlich erfreute und die den Sängern herzlichst dankten. > Abends halb 9 Uhr fand im Parkrestaurant ein wohlgesungenes Sängerfest statt. Am besten gefiel der gemischte Chor des Dettaer- Deutschen Liederkranzes und die Vorträge des Groß-Sc­hamer Männergesang­­vereins. Alle übrigen Gesangvereine leisteten vorzüg­­liches und wurden vom massenhaft erschienenen Pu­­blikum lebhaft gefeiert. Nach dem Sängerfest wurde dem Tanze gehuldigt. Erst um 5 Uhr,früh trennten sich die Sänger­ während des ganzen, in dis frühen. „83 _ -e ETTIEERETENEN MEERE ET EEE EEE TESTER Die Einwohnerzahl Berlins. Das erste vorläu­­fige Ergebnis der Volkszählung in Berlin liegt nun­­mehr vor. Es wurden in 1.210.932 Haushaltungen insgesamt 1.796.532 männliche und 2.106.206 weib­­liche, zusammen also 3.902.738 Ortsanwetende ermit­­telt. Die Zahl dürfte sich noch um mehrere Zehntau­­sende erhöhen, so daß die Einwohnerschaft rund 3.950.000 betragen wird. Die Bevölkerung Berlins hat somit die vierte Million die sie bereits Ende Okto­­ber 1922 überschritten haben sollte, noch nicht erreicht. —— Fil. Anny Ludwig Nikolaus Marx, Kaufmann Lenauhe!m Temesvar Verlobte Temesvar, im Juni 1925 . - /

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