Banater Deutsche Zeitung, August 1925 (Jahrgang 7, nr. 171-195)

1925-08-01 / nr. 171

- - > - Samstag, den 1: August 1925 „Wie steht es mit der Anklage gegen den Stadtmagistrat "a Die Anklagen und deren Widerlegungen durch die Untersuchungskommission — Auszüge aus dem Betfertigungsprotokoll — Interessante Einzelheiten Die fortgesetzten Anschuldigungen der haupt­­städtischen Blätter gegen den Temesparer Stadtmagi­­strat, stehen im Mittelpunkte des Stadtgesprächs. In mehreren Bukarester Blättern hageln die Angriffe trommelfeuerähnlich auf verschiedene Leiter der Ver­­waltung und höhere Polizeioffiziere, so daß das Te­­mesvarer Publikum völlig verwirrt angesichts dieser schweren Beschuldigungen der weiteren Entwickelung dieser peinlichen Angelegenheit ent­gegensieht. Der Sammlungsskandal der Polizeioffiziere ist bereits in den Händen der Staatsanwaltschaft. In­­wiefern die erhobenen Anklagen gerechtfertigt sind, wird die Zukunft beweisen.­­ Bezüglich der erhobenen Anklagen gegen den Magistrat wurde bekanntlich eine Untersuchungskom­­­mission aus den Herren­­ Ungurean, Dr... Mex­­cea und Nemes zusammengestellt. Das Protokoll dieser Kommission wurde gestern der Presse über­­geben, aus dem wir nachfolgende Teile­ den Deffent­­lichkeit mitteilen. Der Weizenlauf der Stadt Es wurde behauptet, daß die Stadt 200 Wag­­gone Weizen für die Bevölkerung antaufte, einen Nuten von einigen Millionen realisierte,­ der dann u unter den Beteiligten aufgeteilt wurde. Aus den Alten geht hervor, daß der Magistrat am 31. Juli 1922 den Einkauf des Getreides beschloß, um die Mehlversorgung der Bevölkerung zu sichern. . ES wurde tatsächlich nach Einlangen der ministeriel­­­len Genehmigung 200 Waggone Weizen angekauft ,und zwar zu 38.000 Lei­er Waggon ab Bahnhof­­ Temesvar. Da die Stadt keinen Platz für die Ein­­lagerung des Weizens hatte, wurde dieser bei der Kunstmühle und bei der Begamühle mit dem Auf­­trage deponiert, denselben stufenweise für die Bedürf­­nisse unserer Bevölkerung zu vermahlen. Mittlerweile wurde der hiesige Plat aus anderen Regionen genü­­gend mit Brotgetreide versorgt und da sich auch der Zahlungstermin näherte, beschloß die Stadt, am 30. Mai 1923, den für 38.000 Lei gekauften Weizen für­­ 43.000 Lei an die beiden Mühlen abzugeben. Die Mühlen wurden verpflichtet, die Bevölkerung bis zur neuen Ernte zu Maximalpreisen mit Mehl zu ver­­sorgen, ferner, falls die Regierung die Ausfuhr von Luxusmehl gestattet, den daraus resultierenden Nuten mit der Stadt zu teilen. Die Kommission kon­­statierte schließlich, daß die Stadt mit der Getreide­­­­tranzgaklion einen Nuten von ungefähr 500.000 Lei er­­­n zielte, wer zur Deckung eines Teiles des­ Verlustes be­­­­wußt wurde, den die Stadt aus einem Kartoffel kaufe Es wurden gegen die Stadtleitung die Beschuld­i­­gungen erhoben, daß sie der Stadt aus einem Kartoffelgeschäft­­ einen Schaden von 300--400.000­ Lei zugefügt habe. Die Kommission stellte fest, daß der Senat im Herbst 1922 auf öffentlichen Offertverhandlungen von Te­­­­mesvarver und Siebenbürger Firmen 110 Wag­­gone Erdäpfel zu ungefähr 2,5 Millionen Lei angekauft habe. Die Kartoffeln wurv­en über Winter unter Aufsicht von Sachverständigen in drei großen Gruben eingesclagen, die Erde wurde aber vom anhaltenden Regen durchnäßt, so daß 23 W­ag­­gone Erdäpfel verfaulten. Die übriggeblie­­benen 87 Waggone fanden um 1,8 Millionen Lei Ab­­satz, so daß sich an dem Erdäpfelgeschäfte ein Verlust von nahezu 700.000 Lei ergab. Getreidetransporte Die dritte Anschuldigung lautete: „Es wurden­­für die Timisiana Bank bestimmte Weizen- und son­­stige Trasporte auf die­­ Adresse: der Stadt befördert, wodurch dem Staate enorme Schäden beigefügt wur­­­den.“ Die Kommission stellte fest, daß die Timisiana im Mai 1924 in Bailesti 3 Waggone Mais bestellte, die durch den Lieferanten an die Adresse der Stadt Te­­mesvar aufgegeben wurden, weil er dadurch leichter Waggone bekam. Desgleichen ist auch eine Weizen­­bestellung der Kunstmühle in Craiova aus den näm­­lichen Gründen an die Stadt adressiert worden. Die Stadt hat natürlich diese Lieferungen nicht über­­nommen.­­ 3 . Die Timisiana Bank und die Kunstmühle ent­­schuldigten das Vorgehen der Lieferanten brieflich und spendeten für den Theaterbaufond 1000, beziehungsweise 5000 Lei. Die Stadt ordnete an, daß gegen die Craiovaer Firma A. Klein beim Ge­­richte die Anzeige erstattet werde, nahm aber davon Abstand, als die Firma 5000 Lei Spende für den Iheater baufond erlegte. Die Kommission stellt fest, daß durch diese Lieferungen weder die Stadt no­ch der Staat geschädigt wurde. Eine 1­eitere Beschuldigung behauptet, daß den Staat durch­ j L­an­k die Verminderung der Fremdensteuern ein em­pfindlicher Schaden traf. Die Kommission stellte fest, daß Diese Steuer ein Einkommen der Stadt bil­­dete und den Bürgermeister Taut dem Geseße das Recht zustand), in gerechtfertigten Fällen diese Steuer zu verringern oder nachzu­lassen. Demzufolge kann in diesem Falle von einer Schädigung des Staates seine Rede sein. Die Baugründe des gewesenen Präfekten Dem Bürgermeister Dr. Georgepolici wurde ferner der­ Vorwurf gemacht, er­ habe an den damali­­­gen Präfekten Dr. „Zulius“C 9­cherlichen Preisen verkauft. fe Baugründe zu lä-­e Die Kommission konstatierte nach Durchsicht der Akten folgendes: Frau Zoe Coste wünschte 1924, einen Bau­­grund zwischen der inneren Stadt und der Fabrik, an der rechten Begazeile, im Ausmaße von 319­ Qua­­dratflattern zu kaufen. Der Magistrat begünstigte das Offert, mit der Motivierung, daß dieser Hausplat­z in den Stadtplan fällt und die Entwicklung dieser Straße die Verbindung der Fabrik mit der in­­neren Stadt fördert. Präfekt Dr. C­o­ste selbst hielt sich reserviert, da es sich um ein Offert seiner Gattin handelte und betraute Dr. Georgevici mit der Approbierung, dieser wieder lehnte die Kompetenz ab, so daß Bürgermeister Stellvertre­­ter Dr. Sagovici die Angelegenheit erledigte. E3 wurde die öffentliche Lizitation ausgeschrieben, die in den Zeitungen erschien und Frau Coste erwarb ‚als einzige Reflektantin den Baugrund mit 100 Lei pro Quadratklafter,plus die Regu­­lierungsspesen. Dr. E vste offerierte noch 1922 für einen Bau­­grund in der Elisabethstädter Strada Remus 413 Quadratklafter, 45 Lei pro Quadratklafter. Er wollte dort Pferde-und Kühestallungen aus­­führen. Nachdem die Lizitation in den hiesigen Zeitungen ausgeschrieben worden war, wurde das einzige Offert Dr. Cost­e­r mit der Bedingung an­­genommen, daß er verpflichtet wird, auf der Gassenfront dieses Hausplatzes ein ebenerdiges Wohngebäude zu errichten. Dieser Senats­­beschluß wurde nach der Genehmigung seitens der Präfektur auf der Tafel des Bürgermeisteramtes vom 19. Feber bis 5. März 1923 ausgehängt und erwuchs in Rechtskraft, da niemand eine Appella­­tion dagegen einbrachte. „Die Verpachtung der städt. Felder erfolgte zu Scharen der Stadt“ — lautet eine Anschul­digung.­­ Die "Kommission "stellte fest, daß im Jahre 1921/22 nur 208 Joch Felder in eigener Regie bebaut wurden. Nach dem Amtsantritte des Bürgermeisters Dr. Georgepici kündete er sukzessive die Pacht­­verträge, so daß die Stadt im Wirtschaftsjahre 1923--24 bereits 437 Joch, im Jahre 1924--25 sogar 827 Joch selbst bestellte, außerdem verpachtete die Stadt im letzten Jahre 600 Joch Felder. Die Pacht­­beträge sind folgende: Im Jahre 1921-22 86.529 L, in 1922—23 165.385 L, in 1923—24 198.675 Lei und im Wirtschaftsjahre 1924—25 1.002.946 Lei jährlich. Bezüglich der angeblichen Holzlieferungen der Frau Dr. Georgevici schaute die Kommission die Liste jener Firmen durch, welche seit 8. Juli 1922 der Stadt Temesvar Holz ge­­liefert haben und stellte fest, daß der Name der Gattin des Bürgermeisters während der Amtstätigkeit Dr. Georgevicis unter den 35 Holzlieferanten der Stadt nicht vorkam. “Das Haus des Bürgermeisters Eine weitere Beschuldigung lautet, daß „der Bürgermeister gegenüber dem Fabriker Kino ein Haus aus den Ziegeln der städtischen Ziegelei, aber im Zu­­sammenhange mit den Ziegellieferungen für die Stadt erbaue.“ 7 Die Kommission stellt fest, daß Bürgermeister Dr. Georgepici die Ziegel für viefen Hausbau aus der städt. Ziegelei bezog und zwar, auf Grund eines früheren Magistratsbeschlusses, mit einer 25prozenti­­gen Begünstigung, die allen städtischen Angestellten, die ein Haus bauen, zukommt.­­ Die Kommission stellt ferner aus­ den Original­­faktoren der städtischen Ziegelei fest, daß der Bürger­­meister 60.000 Ziegel zu 950 Li pro Tausend unt . Gedanke genommen, wie gerede . + + Na, die armen Mädels, die kamen schon dar­­über hinweg. A Der alte Niesbhofen, der würde dann mit seinem Segen nicht lange zaudern. War auch das väterliche Ver­­mögen dahingeschmolzen, so stand ein reicher Erbonkel schoßend hinter­ ihm, Der zu­ seinen Gunsten auf Lianens Vaters entscheidend wirken konnte. Nein, nein, es würde nicht­ fehlen, wäre ihm erst des Töchterchens Jawort sicher. Er seßte sich wieder zu seinem Brief an Liane, über­­dachte jedes Wort.­­ = Da flingelte es: Ein Schreiben von ihr! Umschlag mit Rundschrift, natürlich, damit man ihre Hand nicht er­­kenne. „Drin , was er sich nur hatte erträumen können. Da stand ja schwarz auf weiß, in schämig zärtlichen Wor­­ten, daß­ sie nur fein, fein, sein zu werden begehre. Er vollendete nun völlig beruhigt den gewichtigen Liebesbrief. Diesen aber schob schmunzelnd in den­­ rich­­tigen Umschlag. | . BE­RT FETT RR 3 Seite Höfisghe Schwänke aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts Von Haus Runge einen der „Geheimlichen Räthe“­­Serenisssimus schwer ge­­kränkt. — „Fasse ich dich, du Satan, unter vier Augen, hatte der Staatsgewaltige eines Abends dem Narren ins Ohr geflüstert, „so hängt dein verfrüppelter Leichnam als­­bald an einem Zwetschenbaum im äußersten Ende des fürstlichen Küchengartens! — Krähen und Sipaben wer­­den ihre Freude über dich, Ungeziefer, haben!“ Spornitweichs rief der Narr zu seinem Herrn und Ge­­bieter und klagte sein Leid: „Ganz gewiß wird er mich aufhängen: Der Rat raf­­et bekanntlich nicht lange!“ , winselte der Geängstigte. „Ha,­ha! Laß dich nicht auslachen!“, mederte Sexe­­nissimus und führte seinen Leibipokal mit altem, feuri­­gem Malvasierwein zum Munde. „Er dich, spaßigen Lum­­pen, auff­u­pfen? Ha, ha, ha! -- Glaube mir, der Geheim­­rat wird tags darauf an deiner Seite baumeln! — Bist du nun zufrieden?“ „So siehst du aus!“, brüllte darauf der Narr, „Wenn du ihn schon hängen willst, so blaß­­ ihn vierundzwanzig Stunden früher baumeln! — Dixi!“ * An demselben Hofe hatten einige teıniferte Junifer all­­zu h­äufig Die Nagelprobe gemacht und waren gegen Ende der „Sikung“ in Streit geraten. Alsbald flogen die De­­gen ‚aus der­­ Scheibe. Im Verlauf des Kampfes wurde dem Junker 1 „Hans edlem „Herrn­ zu­­ Schweinichen “ ein Hieb verabfolgt, der Stirn und rechtes Auge empfindlich in Mitleidenschaft 30g. Ein Wundorzt tourde gerufen, Der d23 heraushän­­­gende Auge abschnitt und einen Verband anlegte. „Werde ich das Auge verlieren?“ sprach nach der Wundbehandlung der Verletzte. „ ‚Red keinen Kohl, Schweinichen!“, rief darauf ein Mitstreiter. „Du wirst dein Auge nicht verlieren! Der Wuntdfflicker hält es ja gut verwahrt in der Hand!“ * Der oben erwähnte „Geheimliche Rath“ ging eines Tages im Residenzstädtchen, wo gerade Messe, verbunden mit Volksfest stattfand, spazieren. Im Gedränge pürschte sich ein Strolch, der zur wenig ehrsamen Zunft oder Taschen­­diebe oder Beutelschneider gehörte, heran, und schnitt von den Röcke der Staatsgröße einige massiv goldene Knöpfe­­ ab. Der Rat bemerkte die Untat, zog seinen Degen und schlug dem Gauner, ohne sich lange zu besinnen, das linke Ohr ab. . ZW „O weih, mein Ohr!“ o weih!“ rief der Verstümmelte. „Mein Ohr, “ „O weil, o weih!”, nachäffte der Rat, „Meine Knöpfe,­­ meine Knöpfe!" „O, hier haben Eure Gnaden die Knöpfe wieder;“ heulte der Einohrige. „Und hier hast du, Himmelhund, deine Kopfmuschel stete die Goldm­örse ein und zog seines Weges. Ag; Der bekanntlich sehr jähzornige Vater Friedrichs des Großen, König Friedrich Wilhelm der Erste von Preußen, wurde einst von einem Kandidaten des Predigtamts ange­­sprochen, mit der Bitte, ihm Doch eine freiwerdende Pfarr­­stelle zu „Neukölln am Wasser“ wie ein Stadtteil Berlins damals hieß, zu überlassen, „Scher Er ji zum­ Teufel, einfältiger Kerl!“ rief der König. „Woher stammt Er denn?“ „Aus Brandenburgs Hauptstadt!“ erfinderte der Kan­­didat, der seine Spur von Verblüffung zeigte. „Halb ich mirs nicht gedacht? Ein Berliner!” schrie der König, — „Pac­kt sich! — Die ganze Berliner Zucht taugt nichts!“ „Ich wüßte aber mindestens zwei Ausnahmen!”, ent­­gegnete der Kandidat. “ „Heraus damit! Die wären?” „Erstens: Ew, Majestät ; zweitens: meine Wenigkeit!“ „Gut gepredigt!“ rief der König. „Er soll die Stelle halben!“ Dem preußischen Gesandten am Hofe des Kurfürsten von Hannover wurde einst ein sechsjähriger „Wunder­­m­ache“ vorgestellt, der selbst das hohe Interesse des großen Staatsmannes und Philosophen Leibnitz erweckt hatte. Der Gesandte kümmerte sich wenig um das kluge Kind und äußerte zu der Hofgesellschaft, in derem Kreise sich der Knabe häufig bewegte, daß die sogenannten Wun­­derfinder gewöhnlich in reiferen Jahren­­ Durchschnitt3­ menschen würden. „Man hat sogar Beispiele, daß diese klugen Kerleh­­n verdummt sind!“ sprach der Gesandte und schnu­ppte hoch­­mütig mit den Fingern, : Der kluge Knabe hörte die Rede des Diplomaten mit ‚an und entgegnete: „So und Sie gewiß in Ihrer Jugend ein Wunder: sind gewesen?!“ 3 Der Hofnat eines kleinen deutschen Fürsten hatte f­­— :

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