Banater Deutsche Zeitung, September 1925 (Jahrgang 7, nr. 196-220)

1925-09-01 / nr. 196

- Dienstag, den 1. September 1925 Ruhestörer in der Generalversammlung der Josefstäder Kirchengemeinde den gewählten Kircenrat — Die Folge der Heße — Der Kircenrat und ein überwiegender Teil der Gläubigen verlassen die Ver­­sammlung — Pfarradministrator Takacs und sein Anhang fassen „Beschlüsse“­ ­­ ­Putschversuche gegen Die gestrige außerordentliche Generalversammlung der Josefstädter Kirchengemeinde stand vollkommen im Zägen jener aufrührerischen Hetze, die von einem hiesigen deutschgeschriebenen Blatt, seit der einmütigen Be­fassung des Kirchenrates in der Pfarrerfrage mit Feuereifer betrieben wurde. Dieses Blatt hat sich in den verfloffenen Monate­­n einen Ton gegen ehrwür­­dige katholische Männer und Körperschaften erlaubt, der gewiß auf jeden Menschen äußerst befremdend wirken mußte. Nun hat diese schädliche Einmengung in der J­osefstädter Kirchengemeinde Zustände hervor» gerufen, die uns sehr bedenklich er­­scheinen.­­ Die Fabriter Ereignisse gelegentlich der dortigen Pfarrerwahl stehen jedem noch in Erinnerung. Damals versuchte dieses Blatt — und leider mit vollem Er­­folge — in die einmütige friedliche Kirchengemeinde die Brandtadel der Zwietracht und des Hasses zu schleudern über und ehrwürdige Leute und führende Män­­ter des katholischen öffentlichen Lebens zu richten, denen sein anständiger Mensch irgendwie nahe streen kann. Dies wiederholte sich in der Voseshanter K Kirchen­­gemeinde in derselben Weise. Auch hier wurde Zwie­­tracht desäet und Sturm geerntet.­­ Aber diese rumänischen Zustände im katholischen Gemeinleben erhielten nur noch einen weiteren Nähr­­stoff durch das eigentümliche Vorgehen des Josefstädter Pfarradministrators Takac­s, der den Kirchenrat "“förmlich hintergangen hat. Die gefügigen Schüler der erwähnten Heßaposteln scharen sich teils auch um Herrn Takacs8 und versuchten die Beschlüsse des Kirchen­­rates putschmäßig umzumerfen, ohne mit den Gefühlen der großen Gemeinde von Gläubigen zu rechnen, die einmütig hinter dem von ihnen gewählten Kirchenrat stehen und die unter keinen Umständen ger­willt sind, einigen Hetzern zu Liebe die Kirchenratss­­itzungen und die Generalversammlung zum Qummel­­plazen einer maßlosen Agitation machen zu lassen. Sie werden es aber auch nicht weiter dulden, daß der Frieden von einigen unbefugten Eindringlingen über den Haufen gerannt werde. Her Takacs8 hätte sofort, als er durch die Antrag­­steller persönlich berührt wurde, laut den Saßungen den Vorsitz­­ übergeben müssen und nicht die Leitung der Versammlung weiter für sich beanspruchen. Dank seines Verhaltens traten dann bei der Versammlung Erscheinungen zutage, die keinesfalls geeignet sind, Ruhe und „Hiden in die gewaltsam aufgestöberte Kirchengemeinde ziehen zu lassen » °­­ 5 bringen nachfolgend ‚den Bericht über die geistige Versammlung und behalten ung vor, auf die Frage noch zurüc zu kommen . &­­ Der Schulsaal des Josefstädter Klosterkindergartens erwies sich gestern für die Menge, die sich zur außer­­ordentlichen Severalversammlung der Josefstädter röm. kath. Kircengemeinde dort versammelte, als zu klein, so daß die Generalversammlung im Hofe unter Gottes freiem Himmel abgehalten werden mußte, Daß Gott an dieser Versammlung aber sehr wenig Gefallen gefunden haben mußte, das muß einem jeden fest­stehen, der an ders selben auch nur einen Augenblic teilgenommen hat. Zwie­­spalt u. Haß scheint sich in die Herzen eines Teils der Sort­städter katholischen Bürger eingenistet zu haben und die bessere Einsicht und Vernunft scheint gänzlich zu fehlen. Tief betrübend war der Anblick, wie sich sonst besonnene Leute von der blinden Leidenschaft so weit hinreißen lassen können, daß einigemal bereits fast die Tätlichkeit zu befürchten war. Die Stimmung war außerordentlich Heiß und kein Unterbrechungen einziger Redner konnte einen Satz ohne beenden, geschweige denn die ganze Rede, die am Schlusse immer in einem Heidenlärm verschwand. Den Vorsitz führte der kirchliche Präses Johann Talacs, der in Begrüßung der Anwesenden die außerordentliche Generalversammlung eröffnet, an deren Tagesordnung nur zwei Gegenstände fanden: 1. Ve­r­­trauens­votum dem Präsitium und 2 Antrag zur Abänderung der Paragraphe 4, 18, 23, 27 und 29 der Statuten. Er übergibt das Wort N. Rausch um die Einberufung der außerordentlichen Generalversamm­­lung zu begründen. : „Die im Hintergrund Wühlenden“ Rausc führt aus, daß die Kirchengemeinde mit der bisherigen Tätigkeit des Kirchenrates vollkommen zufrieden sei und ihm das Vertrauen schenkt, dennoch die Bitte äußert, ihren Wunsch betreffend die Person des zu erwählenden Pfarrers äußern zu dürfen. C8­aßweck schildert die aufopferungsvolle Tätig­­keit des Kirchenrates, der stets nach bestem Wissen u „gewissen handelte und dem immer nur das Wohl der Kirchengemeinde vor den Augen schwebte: „Und nun ‚wollen die Herren den Stab über uns brechen, als hätten wir unsere Pflicht nicht treu erfüllt Unser Tun und Schaffen ist klar, wie Kristallwasser, es kann ‚aber dasselbe von der Arbeit im Hinter­grunde Wühlender nicht behauptet werden.”­­ Eduard BProhasta:­ „Ich habe die Ueber- Zeugung gewonnen, daß die Kirchengemeinde in meiner Piso einen Präfis gewäh­t hat, der für diese Stelle nicht geeignet ist, denn ich bin zu schwach und mein Herz ist zu gut. Die Herren haben den Kirchenrat ge­­wählt, da sie wahrscheinlich Vertrauen dazu hatten. Jetzt heißt es: „Ihr habt kein“ Recht den ver zu wählen.“ Vor der Wahl hätten Sie dieses Wort aus­­sprechen" müssen, jezt nachträglich Schwierigkeiten zu ma­chen, dazu ist die Zeit nicht geeignet." Er mahnt zur Ruhe, Zufriedenheit und Einigkeit. (Lebhafte Hochrufe.) Die angebliche Streitfrage Präses Takacs erklärt, daß ein Mißverständnis obwalte. Rausch habe in einem Satze zwei Anträge gestelt: 1. Vertrauen dem Kirchenrat (flürmischer Applaus), 2. wolle Rausch das Präsidium mit Aner­­kennung dessen, daß die Mitglieder des Kirchenrates nach ihrem Gewissen gewählt haben, darum bitten, mit Rücksicht auf die in den Reihen der Gläubigen bestehenden we EHER eine Zusammenkunft zu ermög­­en. . . Ed. Prohaska hält diesen man für so gerecht und natürlich, daß er gewiß bewilligt werden müßte, aber der Kirchenrat könne sich nicht einer even­­tuellen Blamage aussehen. Bisher war alles gut, was der Kirchenrat beschloß. Der freigewählte Forum betrac­­tet Kirchenrat müsse als das werden. (Zwischenrufe : „So ist's !“, vereinzelte Wiedersprüche), deren er für jeden Gläubiger bindend sind.“ &8 wurden bei der Partei des Tischlermeisters Rausch Rufe laut: „Wir wollen abstimmen ! Laßt’s uns wählen !“ Prof. S­t­ü­tz gibt seiner Meinung dahingehend Ausdruck, daß es nicht angehe, das Vertr­a­g, welches­ die Generalversammlung vor einigen Minuten dem Kirchenrate vo­tierte, jegt sofort zurückgezogen werde. Jakob Potenz fielte den Antrag, daß die drei Kandidaten, die bei der Wahl die meisten Stimmen erhielten, zurücktreten und die zuständigen Kirchenbehör­­den den Josefstädter Pfarrer ernennen mögen. N. Koc83is behauptet, der Generalversammlung stehe das Recht zu, die Beschlüsse des Kirchenrates zu überprüfen. Er verlangt eine Abstimmung, Peter Hollinger will eine rechtliche Frage klären. Es stimmt, was Antragsteller behauptet, daß der Kirchenratsfigung eine Privatversammlung voran­­ging, er das Ergebnis derselben wurde in der icchenratsfigung vor der Pfarrerwahl zum Be­ge erhoben, nämlich daß die Minderheit sich dem Willen der Majorität zu fügen hat. Es besteht also ein regel­­rechter Kirchenratsbeschluß, gegen welchen nicht appelliert wurde, den der Kirchenrat nach innen und nach außen zu vertreten hat. Die Kirchenratsmitglieder werden die Konsequenzen tragen müssen, wenn über die Pfarrerwahl abgestimmt werden soll. Die heutige Ge­­neralversammlung darf keine Pfarrerwahl vornehmen, weil dieser Punkt nicht auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Hiezu müsse eine andere Generalver­­­sammlung einberufen werden.“ Hier kann man keinen Zirkus machen Dr. Mihalowich versucht zu beweisen, daß die Einberufung einer amveren a­gr­er zur Vornahme der Pfarrerwahl überflüssig wäre.­­Riesiger Sturm. Dr. Chapnek ruft dem Redner ganz außer sich zu: „Hier kann man keinen Zirkus ma­l­en!“ (Im allgemeinen Lärm ist kein Wort mehr zu verstehen.) j­­ . Takacs wiederholt, daß Rausch die Einberufung der Generalversammlung in einem Gabe begründete, der zwei Nebensätze hatte. Der zweite Nebentag muß als ein Antrag zur Pfarrerwahl betracht werden. (Dr. C8­aßnek: I< protestiere dagegen!) Einige Mit­­glieder verlassen die Versammlung. Die Anhänger des Tischlermeister Rausch verlangen die Abstimmung, während andererseis die Mehrheit laut dagegen protestiert. Präs. Takacs8 mahnt vergebens zur Ruhe.­­­­ Generaldirektor Pro­ta3ka gibt seiner Ent­­rüstung Ausdrug über diese Verhandlungs­weise und erklärt, daß er abdankt und die Versammlung verläßt, wenn in solchem Tone fortgesezt wird. Präses Takacs: „Bitte die Ruhe zu bewahren, sonst wäre ich gezwungen, die Sihung zu fließen.“ R­a­us­e verlangt stotternd die Abflimmung. Die Leute drängen sich gegen die Mitte, heftig ge­­stitulierend und lärmend. Tabakfabrik­direktor Benke wendet sich an einen der Lautesten: „Sie haben sich ja erst vor einer Woche einstrei­­bhen lassen." Rufe: „So ist ja der größte Teil der Ruheführer" “sammlung Die gesprengte Versammlung Kirchenratsvorfigender Prohasta steigt auf­­ einen Sessel und erklärt unter flänkigem Lärm, daß er „diese Schande nicht überwinden kann, und die Ver­­muß. (Der Kirchenrat und der öfte Trail ter Wanten zieht ch): Die Ruhestörer unter sich Psaxradminifirator. Taka­cs erklärt, daß wenn auch nur 5 Mitglieder zurücbleiben, Pflicht, die Generalversammlung abzuhalten, ist es seine Er glitt dann ü­berraschenderweise über die Wahl hinweg und erklärte, daß der zweite Punkt der Tagesornung gegen­­standslos sei, da zur Abänderung der Satzungen be­­reits eine Kommission nie wurde. Er weist Rausch an, seinen Vorschlag schriftlich dieser Kommission vor­­zulegen.­­ Dr. Mihalomwih stellt den Antrag, in 8 Tagen eine neuerliche außerordentliche Generalversamm­­lung einzuberufen mit der Tagesordnung der Pfarrer­­wahl. Sollte der Kirchenrat an dieser Generalversamm­­­lung nicht erscheinen, so möge dieser als abgedanlt be­­trautet und­ sogleich bei der nächsten Generals­versammlung auch ein neuer Kirchenrat gewählt werden. Der Antrag wurde angenommen, worauf Präs. Takacs die Sitzung gegen halb 2 Uhr schloß. Dr. Michalowitz legte sofort einen Boten­behufs Einberufung der außerordentlichen Generalversammlung in 8 Tagen zur Unterschrift auf. Prüfung der Minderheitslehrer aus rumänischer Sprache. In­­ Campulung de Musel haben sich vor Wochen 250 Minderheitslehrer eingefunden, um am rumänischen Sprachkurs teilzunehmen. In drei parallelen Klassen fan­­­den täglich 4 bis 6 Stunden die Vorträge statt. Die Vor­­bereitungsprüfungen wurden am 24. August abgehalten. 99 Prozent der Hörer haben die Prüfung mit gutem und vorzüglichem Ergebnis bestanden. :­­. Die An der Wahl verhinderte Wähler klagen den Staat,­ siebenbürgische Nationalpartei hat beschlossen, wie diejenigen Wähler, welche a­m Tage der Wahl zu den Landwirtschaftskammern erschienen sind, zur Wahl nicht zugelassen wurden, zu veranlassen, den Staat aber auf Schadenerlaß zu klagen. Und zwar für den verlorenen Arbeitstag und die mit dem Aufenthalt “verbundenen Auslagen. Dies wäre­ ein wirklich nie dagewesener Mon­­streprozeß. Und eine IUustration zu den sonderbaren öffentlichen Zuständen, welche in diesem Lande herrsch­­t! Ein Sanatorium für Zeitungsschriftsteller. Der Ver­­band der siebenbürgischen und Banater Zeitungssgrift­­steller hat beschlossen, da die­­ Errichtung einer Pensionsan­­stalt derzeit noc nicht möglich ist, vorläufig ein Sana­­­torium für Franfe, entwerbsunfähige und erholungsbedü­f­­tige Zeitungsscriftsteller zu errichten. Zu diesem ,Zivert ‘gibt der Verband einen Almanach in etwa 20.000 Exem­­plaren heraus, welcher ein Spiegelbild der Arbeit der Min­­derheitenpresse in den letzten­ sechs Jahren sein soll. Die Liga für musikalische Kultur in Dresden wird Ende September und Anfang Oktober einige Städte Ru­­­­mäniens bereisen, um all hier im Sinne der Liga zu wir­­ken: musikalische Kultur durch ausgewählte Konzerte und musikwissenschaftliche Vorträge zu verbreiten und zu ver­­tiefen. Geo Beer, der Direktor der Liga, und Nino Neid­­hart haben nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ita­­lien und Spanien mit vielem Erfolg und unter dem freu­­digen Beifall der jeweiligen Zuhörerschaft Musikkultur­­abende veranstaltet. Es ist dem Kulturamt im Hermann­­stadt gelungen, die beiden Künstler zu­ einer Konzertreise nach einigen Städten Rumäniens zu bewegen­, in Glauben, daß ihre­ stationen erklärt. stitut der amerikanischen Kriegsmarine würde, nach die Erzielung tatsächlich vorkommen, möglic­hhrahtlosen GE dem Wirksamkeit in unserer musikfreudi­­gen Bevölkerung einen starken Widerhall finden wird. Beschlagnahmte Radioapparate.. Aus­­ Großwardein wird berichtet: Der Polizei kam zur Kenntnis, daß für eine große­­ Spediteurfirma Radioapparate in 21 großen Kisten angelangt sind. Die Polizei beschlagnahmte sofort die Apparate und übergab sie dem Kommando der 17. Division. Es wurde festgestellt, dass es sich um Radio­­apparate im Werte von drei Millionen Zei handelt. Da­­runter befinden sich auch solche, die man auf die größte Entfernung einstellen kann. Die Apparate gab ein In­­genieur in Wien­ auf. Die­ Spediteurfirma hatte keine Kenntnis davon, was die Kisten enthalten. Der Inge­­nieur, dessem Namen geheimgehalten wird, wollte die Apparate in Rumänien verwerten. Großes Feuer in Jasi. Aus Jasi wird gemeldet: Ver­­gangene Nacht um 8 Uhr ist ein großes Feuer ausgebro­­chen, das mehrere Häuser eingeäschert hat. Die Löschungs­­arbeit war wegen­­ des Wassermangels sehr erschwert. Der Schaden beziffert sich auf einige Millionen Lei. Zwei Per­­sonen sind unter dem Verdachte, das Feuer gelegt zu ha­­ben, verhaftet worden. Das Wunder der großen Reichweiten der Nadiv- Das Washingtoner­ Forschungsin­­hat festge­­stellt, daß sich die Radiowellen nicht, wie vielfach an­­genommen flug­lschalenförmig allen Richtungen hin gleichmäßig fortpflanzen, daher größ­­tenteils in den Weltraum ausgestrahlt werden, son­­dern nur bis in die obersten Schichten der Atmosphäre gelangen. Dort werden sie zur Erde zurückgeworfen, an ihr wieder reflektiert und so fort, bis ihre Energie erschöpft ist. Nur dadurch in großer Reichweiten, bis zu den Antipoden, wie Diese Entdeckung, die vom Washingtoner Carnegie-Institut bestätigt wird, macht den Träumen einer Verbin­­dung mit dem Mars ein Ende und bildet eine glän­­zende Bestätigung der Theorie Kennelys, schon vor Jahren lehrte, daß Die Erdatmosphäre durch eine leitende Schicht begrenzt sei. gB - verlassen T­ ­ .­­ . der ; derart sie DED 21

Next