Banater Deutsche Zeitung, März 1926 (Jahrgang 8, nr. 49-73)

1926-03-02 / nr. 49

mn in nn | Seite 2 I­­ELER ÜBEN En Der unpolitische Kleinbürgerbund unter­ dem politischen Sa­ini - Patronat des Generals Averescu Die Geburt im Kaffeehaus „Patria“ — Dr. Skuteczky auch unter den Unpolitischen — Unzufriedenheit mit dem Reingewinn der Kinos — Der Sturm auf die Stellen im Komitee und der Schluß Das Kaffeehaus „Patria“, wo zähe Kartenspie­­ler baden und am Abend die goldene Jugend der Kurzwarenbranche sich amüsiert, war gestern der Schaum­aß der Geburt des Kleinbürgerbundes, des jüngsten Sprößlings der Unpolitik. Der politische Leichnam­ des unpolitischen Bürgerblo>es war noch nicht zu Grabe getragen, also die Zwanzig, die es nicht recht wußten, ob ihr Platz unter den Klagewei­­bern oder unter den Totengräbern ist, die politik­­freien Samen eines Kleinbürgerbundes ausstreuten. Seitdem soait es unaufhörlich in den Zeitungen, die sich, wie es scheint, auf alle Zeiten der Unpolitik ver­­schrieben. Daß es sich aber um ein harmloses Gespenst handelt, zeigt Dr. Max Skuteczky (der seit seiner Dekizierung von Schrei besessene), der Hand in Hand mit ihm über die unpolitischen Gefilde unserer Stadt geht. Skuteczky nahm auch an der Geburtsversamm­­­lung im Kaffeehaus „Patria“ teil, er stand neben dem Tisch des Generalstabes und machte bittere Vor­­würfe, daß er aus der Reihe der offiziellen Redner hirausgedrängt wurde. Um so fester iit er aber im Komitee, an dessen Wahl die Versam­m­lung beinahe zerschellte. Aber bis dahin ist es noch eine Strecke im Bericht, der alles treu erzählen wird. lange Vor dem Pult der brünetten Patria-Fee, auf dem rechts und links kunstvoll arrangierte Blumen auf Anbeter deuten, war da Feld, wo die Redner Beifall ernteten. Mit ein paar diskreten Worten leitete Dr. Grossoreanu, der politisch Exponierteste unter den Unpolitischen, die Versammlung ein und stellte den­ Erschienenen die Aufgabe, den Kleinbürgerbund zur Welt zu bringen. Dann­ zog­ er sich mit dem An­­schein zurüc, als ob die Averescaner im Kleinbürger­­bund­ die leiseste Geige spielen würden. Er jebte sich abseits an einen Tisch und verbürgte damit den un­­politiscen Charakter der Versammlung. Redakteur Max Pleß verkündete als erster amt­­licher Revner das wirtschaftlich-unpolitisch-demokra­­tische Ziel: Kleinbürger organisiert euch! Mit einer Tierfabel über Luxusbürger und Lastbürger riß er ungewollt soziale Klüfte auf, um sie mit einem erhiß­­ten Hochruf auf den Kleinbürgerbund zu überbrücken. Das eigentliche Ziel rückte Tafelrichter Julius Guggenberger ins Licht. Er sagte, im Falle einer Wahl werden sich die Kleinbürger an unsere Seite stellen. Aus dem Hintergrund flüsterte ihm Dr. Grofforean mehreremale zu: „Die Statuten, die Sta­­tuten“ ... So erfuhr man endlich, daß der Kleinbür­­gerbund jeden großjährigen Kleinbürger in seine Reihen aufnimmt. Sind sie aber weiblichen Geschlech­­ter, so werden sie nur dann aufgenommen, wenn sie einen selbständigen Beruf haben. Eine verheiratete Frau ist nicht selbständig, bekannte Guggenberger feierlich, und kann ohne die Bewilligung ihres Man­­nes seinem Verein beitreten. Da keine verheirateten Frauen anwesend waren, wurde einstimmig zuge­­stimmt.­­ Mit Filmgeschwindigkeit wechselten sie die Redner ab. Nur Dr. Moritz Wiener sprach länger: Ihm fiel es die Aufgaben zu, aus dem aktuellen Kommunalleben des Kleinbürgerbundes abzuleiten. Vor allem aber vernahmen die Anw­esenden erfreut,­­daß sie von der „Banater Deutschen Zeitung“ geprü­­gelt werden, bevor sie noch zur Welt gekommen sind. Dr. Skuxeczky empfand darin eine Anspielung auf den Zwischenfall beim Schalier und lächelte selig wie die Märtyrer. Unterdessen schnitt sich Dr. Wiener immer tiefer in die praktische Gemeindepolitik hinein. Dabei zeigte es sich, daß die versammelten Kleinbürger alle Anh­änger der Opposition sind, die über die Feinhei­­ten der Gemeindewirtschaft schon unterrichtet wurden. Treffend sagte Dr. Wiener: Meine Herren, die Kom­­munalfragen greifen tief in unsere Taschen. Die Tafel, die am innerstädtischen Kino Auskunft darüber gab, daß der Reingewinn in unserer blühenden theater zur Vermehrung des Armenfonds Lichts viel­­dient, ist vor kurzem verschwunden. Um zu erfahren, wie viel Reingewinn die Kinos im vergangenen Jahre hatten, muß man sich im städtischen An­isblatt durch ein Diliekt großgedruckter Lizitationsannoncen durch­­arbeite. Mit ganz kleinen Buchstaben ist es gedruckt: Einnahmen: 11,860.000, Aus­gaben: 11,460.000 Lei. Mal ist das? Ein Kleinbürger: Defizit! Meine Herren, ich behandelte die Frage ganz ernst... damit dämmte Dr. Wiener das allgemeine Gelächter. Unsere schönen Kinos mit dem vielen Sit­­pläßen und stolzen Logen werfen im Jahre ungefähr 400.000 Lei als Reingewinn ab. Müssen dann die alten, arbeitsfähig gewordenen Bürger nicht betteln gehen? Lasset mich nur zu einer anderen Erscheinung der Gemeindewirtschaft übergehen. Die Stromkonsu­­menten wurden verständigt, daß die alten elektrischen Uhren ausgetauscht wesen. Was glauben Sie, wa­­rum? Mehrere Kleinbürger: Weil sie zu wenig­ zeigen! Nein, meine Herren! Sie zeigen noch immer gut. Aber für eine neue Uhr soll jeder Konsument 1200 Lei zahlen. Rechnen Sie mal aus, wie viel das nach 30.000 Konsumenten ausmacht. Schon an den alten Uhren hat die Stadt unermeßlich viel gewonnen. Man zahlte dafür monatlich 1.50­0 Leihgebühr. Eine Uhr rostete der Stadt 35 K. Io benütze meine Uhr seit 25 Jahren: Rechnen Sie mal, wie vielmal habe ich die Uhr ausgezahlt? Sehen Sie, was sind die Fragen, mit wenen der Kleinbürgerbund sich beschäftigen wird. Wir befassen uns mit allen Angelegenheiten der Kleinbürger, nur mit den Scheidungsangelegenheiten nicht. Man wirft uns vor, es seien unter uns zu viel Advokaten. Aber die größten Staatsmänner und Philosophen waren Advokaten. Der nächste Redner war just wieder ein Advokat, Dr. G­y­ulai, Mitglied der Ungarischen Partei, der nie seine politische Ueberzeugung gam'ssation unterordnen wird. Da einer anderen Or­­er sich aber neben seiner politischen Ueberzeugung auch zur un­­politischen Ueberzeugung des Kleinbürgers be­­kennt, schloß er sich der Beiwegung a­n, obwohl er sei­ Schlange der Politik auch später ihr Haupt nicht er­­heben­ wird. A­uf Als Feuersäule des Kleinbürgerbundes stellte sich nun Dr. Grofforcan auf den Sp­iel. Nachdem der Bannspruc über die Politik auch aus seinem Munde gefallen war, erklärte er, der Kleinbürgerbund wird nur an den Gemeinde und KomitatZ3­ wahren teilnehmen, die seine Lar­vespartei etwas angehen. Dann gab er Geheimnisse aus der Genesis des Kleinbürgerbundes kund. Wie entstand, also­ der Gevantke, die Kleinbürgerschaft zu organisieren? Vor den Wahlen nahm er an vielen Besprechun­­­gen teil, aber nie (?) fiel ein Wort über Verwaltung und Gemeindewirtschaft. So stieß er auf die Notwen­­derkeit, einen unpolitischen Kleinbürger­­­bund zu schaffen. Von den Ausführungen, Dr. Wieners über die Bilanz der Kinos beunruhigt, meldete sich Franz Oberländer zum Wort und sagte: Damit es uns nicht so gehe wie den Kinos, beantrage ich, die Lei­­ter des Kleinbürgerbundes sollen sich verpflichten, Jahre lang unentgeltlich zu arbeiten. Wir Kleinbürger­­ wollen nicht politisieren, sondern gute Staatsbürger sein. (Sehr richtig!) Jett betrat wieder Dr. Grossore an den Sockel, um der Versammlung Vorschläge zur Wahl der provisorischen Leitung zu machen. Als er aber eine ganze Schnur von Advokatennamen abtwicelte, erschallten von mehreren Seiten Protestrufe: „Zu viel Advokaten! Wie können vie wissen, was den Armen weh tut!“­­Da kamen auch die Stillen in Bewegung und es setzte ein allgemeiner Sturm auf die Stellen im Komitee ein. Jeder schrie einen Namen, ob von eigenen oder einen fremden, konnte nicht kontrolliert werden. Und so geschah es, daß sämtliche Teilnehmer in das Komitee gewählt wurden. Damit endete die erste Versammlung des unpolitischen Kleinbürger­­bundes. Sein Schutzengel General Averescyu wird ihn geteiß gegen die Türen der Politik beschirmen. kr nina Das reizbare und peinliche Jucken verschwindet sofort bei Gebrauch der CADUM POMADE. EEE EEE RER SECRETS ANGE TRUE HK SEITE NNGENTENTETEREEBENT: BETA FEIERTE STE EEE WESEN REN BEE EEE TEE 15820925 0687 FEIERE 3 WGBÜLEAH = Bisisiog, den 2. Murs 1086. mand tanzt so schön Tarantella wie Gina. Ich war froh, daß sie den Jüngling tanzte und ihre Freundinnen umwarb. Hätte sie in dem ur­­alten, ewig jungen­­ Liebesspiel­­ als Mädchen den Jüngling mit ihren unschuldigen Augen eaden müssen, ich wäre eifersüchtig geworden. Die große, wilde Sternennacht zieht über Den Berg dem Meer entgegen. Sommer-Sonntagnacht, in wüsten Großstädten ausheulend in­ hungriger Leiden­­schaft. Hier steigt sie auf, erste Nacht des Paradies?3, unbegreiflich still flutend mit schimmernden Weiten reiner Klarheit, einsamen Lebens unerschöpflicher Born unbekannten Glücg. 3 Gina tanzt ganz allein im Mondlicht noch, wenn die Brüder mit den Schwestern ins Haus gegangen sind und die Eltern mit den Nachbarn noch ein Stück Weges gehen. Sie tanzt allein unter dem großen Ster­­nenhimmel, vor den Delbäumen, den Weinreben, dem­ Kak­usfeigen, die wie Wüstengespenster­­ über die Weinbergsmauer ragen. „Ie uad Sie tanzt den Tanz des reifenden Weines in den Beeren, der Meereswellen im Mondlicht, Der Tanz des sinsenden Mondes, der bald die schwarze Pracht des Schweigens hinüberholt­ aus dem Weltall. Am Morgen früh wird Gina, die Seele" aus Baum und Ranke, aus Berg und Meer, "wieder das Lasttier der­ Insel sein. Der Fremde wird erschieien, wenn er sieht, was dem siebzehnjährigen" Kind zuge­­mutet wird. Wenn diese schlanke Griechenschönheit den Koffer,­­Manneslast, auf dem Kopf hinunter an die Marina trägt. Morgen wird auch die Barke aus Napoli mit den Holztohlen anlegen, und Gina wird die Körbe auf dem­ Kopf hinauf die felsigen Tropen tragen, in­ die Hotels, in die Häuser hinein. Wie Körbe voll dunkler Rosen wird sie die Lasten dann tragen. Manchmal bir ich nervisch auf meine Freunde. Der blonde Maler liebt die Amerikanerin mit der Segelparade, und er segelt mit ihr über den Golf. Er steht breit und faul am Mast, der Kapitän, indes die stolze­ Milliardärstochter, sein flinker Leichtmatrose, sich bemüht, ein freundliches Wort von ihm zu er­­raschen. Sie hat ihm ein Schiff voll Leinwand­ gekauft in Napoli und wird ihm eine Segelbarke voll Farben anfahren lassen, daß er nie mehr in Not kommt. Denn bisher fehlte ihm das Papier zum Aquarellieren, So ein war er. Der Deutsche Hand­werfaburfere wurde von der Aegypterin entführt. Er ist nun Herr über 1000 sklavi­­sche Fellachen gei­orven, und nur, weil er so schön Geige spielen ko­nnte. Die deutsche Barporin küßte den einbeiniger Zeichner auf der Piazetta, nun zeichnet er nur nos ihre schlanke Gestalt an alle weißen Hausmauern, der Karl, und singt wie ein betrunkener Schmiede­­geselse „Renp<en vor Tharau“ durch die nächtlichen Straßen.­­ Wahrlich, sie könne alle prahlen, meine Freunde, mis ihrer Lieb­en. Bein sie erzählten von­ den schönen Frauen, die sie geliebt, müßte ich, der Dichter, schamrot werden. Aber da verteidigt mich meine Frau. „Was sind eure Damen gegen das Lieb­en des Dichters? Keine tanz sich mit Gina messen, Gina ist stärker als all eure Frauen zusammen. Gina hat das Haus ihres Vaters vom Monte Salaro auf dem Kopf nun allein hinunter in die Camp­ana getragen!“ „so sehen, das mit einem Rat­haus auf dem Kon­spazie­­rem geht.“ „Ja“, verteidigte mic, meine Frau weiter, „er hat immer nur Frauen an ticht, die Unerhörtes voll­­brachten Ju vagerer Senat Texstadt liebte er Chri­­stina, die hat bis zu ihrer Ho­fzeit 42.000 Kind2ohr­­anzüge genäht. Eine seiner Geliebten war Weberin. Die hat in den 10 Jahren mehr als 6000 Meter Lei­­nen getrennt, wäh­rend seine ewige Braut sehr noch an der Spinnmaschine sicht uns mehr an Fäden gespon­­nen hat, als es Meridiane um die Erde gibt. Geht, ihr armer­ Liebespfuscher, die ihr nur ein oder höch­­stens zwei Liebchen auf einmal lieben könnte! Mein Dichter dagegen liebt alle jungen Mädchen zwischen 14 und 80 Jahren... all die starken und fleißigen Frauen zwischen dem Nord- und dem Südvpol, die weißen und braunen und schwarzen. Dafür hat ihn auch das Schisal bestraft! Io kenne nur noch eine einzige so wache und faule Frau, in die muß er sich bald verlieben; diese Frau, die liebe und verehre ich selber. Die ist stärker, als Gina, die ihr Vaterhaus auf dem Kopf tragen kann, sie ist fleißiger als die Spinnerin.“ So verteidigte mich mein Weib und kann Dagegen ankommen. „Wer ist denn die faule Frau, die fleißiger ist als alle andern, die schwache, die stärker ist als Sina?” trage ich neugierig. Da klopft sie sich stolz auf die Brust und sagt: „Dies Weib hier, das muß mit Bienenfleiß den ver­­rückten Getanken des Dichters nachlaufen und muß, dies schwäche Weib, einen ewig verliebten Poeten­­ - R „Frironen," niemand Are, REITER aba a “

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