Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1926 (Jahrgang 8, nr. 222-248)
1926-10-01 / nr. 222
' Selte » | + NED FREE Fee = REIT in ee re Ad. ‚Bacheter ex Deutsche| Zeitung“ Russische Drohungen gegen Italien Italien hat sich verpflichtet Rumänien Kriegsmaterial zu liefern - - Starke - Erregung in der Sowjetregierung In außenpolitischer Relation ist “Der nun italienische Freundschaftsvertrag, über den gestern Ministerpräsident General Averescu der Presse eingehende Mitteilungen machte, steht nach wie vor im Mittelpunkte der Diskussion. Die Opposition versucht aus der bessarabischen Frage so viel Kapital herauszuschlagen als nur möglich, um auch dadurch der Regierung recht viele Schwierigkeiten zu bereiten, aber die Tatsache des erfolgten Vertragsschlusses zweifelsohne von größerer Bedeutung und nach den verschiedenen ausländischen Pressestimmen geurteilt, scheint General Averescu troß allen entgegengesebten Behauptungen der Opposition doch gewisse Vorteile für das Land errungen zu haben. Besonders nimmt die Sowjetpresse in Schaffen. Worten gegen den Vertrag Stellung. Eine heutige Meldung aus Riga heit entspricht , bringt einige -- sofern sie der Wahr- Enthüllungen über den Vertrag, aus denen eine starke Berbitterung gegen Italien hervorkringt. Nußilang droht, Italien von gewissen wirtschaftlichen Vorteilen auszuschließen, am auch dadurch einen Druck auf Mussolini auszuüben und die Ratifizierung der Anerkennung Bessarabiens womöglich zu hintertreiben. Die russischen Meldungen stärken zweifelsohne die Stellung Averesceus im Inland, denn wenn er nichts erreicht hätte — wie die Liberalen behaupten -- so würden die sicht diese Heftige Sprache führen. Sowjetzeitungen Die Meinung lautet wie folgt: Riga, 29. Sept. Der Brief Mussolinis an General Averescu über die mögliche Ratifizierung der Pariser Konvention von 1920 und die darin enthaltene Anerkennung des rumänischen Anspruchs auf Bessarabien wird in Moskau lebhaft erörtert. Die Sowjetpresse droht, Italien von der Ausbeutung der kaukasischen Naphthaquellen, der Donez-Kohlengruben und der ukrainischen Getreidefelder auszuschließen, behauptet die Presse, Italien habe sich Ferner verpflichtet, Aufträge für Militärmaterial für Rumänien auszuführen, Geschütze, Maschinengewehre und Gewehre zu liefern; es habe Rumänien für den Ankauf von Kriegsschiffen einen Kredit angeboten, obgleich sich Italien durchaus bewußt sei, daß alles dies gegen Rußland gerichtet sei. ; Bor einer Wendung in der deutschen Innenpolitik Zurückkehr zur großen Koalition . Die Auswirkungen der Genfer Erfolge Stresemanns Berlin, 29. September. Reichsaußenminister Dr. Stresemann hat Berlin verlassen und sich zum Parteitag der deutschen Volkspartei nach Köln begeben. Diesem Parteitag, dem eine Vorkonferenz der Parteiprominenten in Rüdesheim vorausgeht, ist große innerpolitische Bedeutung beizun, da von seinen Entschlüssen möglicherweise eine Umwandlung der Reichsregierung und der preußischen Regierung abhängt. Bereits seit mehreren Tagen fanden zwischen den Führern der politischen Parteien im Reich und in Preußen Besprechungen statt, die einen Rückkehr zur großen Koaliion in den beiden Regierungen zum Ziele haben. Für Die Reichsregierung bedeutet das den Eintritt der Sozialdemokraten, für die preußische Regierung den Eintritt der deutschen Volkspartei. Auf dem Parteitag der deutschen Volkspartei sollen sehr endlich die Gegensäße innerhalb der Partei geklärt werden, die eine Rückkehr zur großen Koalition bisher unmöglich machten und es soll eine Formel gefunden werden, die auch den Sozialdemokraten die Möglichkeit gibt, der deutschen Volkspartei die Hand zur Mitarbeit zu reichen. In „Berliner parlamentarischen Kreisen glaubt man, daß nach den Erfolgen, die Außenminister Dr. Stresemann in Genf aufzuweisen hatte, die gegen ihn gerichtete Opposition innerhalb seiner Partei auf dem Parteitag gänzlich verscwinden und seine Rer 256 Richtung restlos siegen wird. Damit wäre die Brücke gefunden, auf der sich deutsche Volkspartei und Sozialdemokraten zu einer Zusammenarbeit finden würden. Die Befriedigung der Sozialdemokraten über die deutschen Erfolge in Genf läßt gleichfalls schließen, Daß sie bereit sein werden, praktische Arbeit in der Reichsregierung zu leisten. Die Reichstagsfraktionen werden in den nächsten Tagen bereits zusammentreten, um über die neue innerpolitische Lage zu beraten. Die Fraktionen des preußischen Landtages werden am 6. Oktober die Besprechungen über die Umbildung der Regierung pflegen. Deutschland der Führer zum europäischen Frieden New York, 29. September. Der amerikanische Botschafter in Berlin, Schurman, gab nach seiner Ankunft in Amerika folgende Erklärungen ab: Deutschland sei augenblicklich der Führer zum europäischen Frieden. Die Friedensaussichten seien niemals so günstig wie sehr. Deutschland gebe allen, die ihm früher feindlich gegenübergestanden hätten, ein gutes Beispiel, was ihm hoch angerechnet werden müsse. Deutschlands guter Wille stehe, wie seine Taten beweisen, völlig außer Zweifel. Der beste Beweis seien die prompten Reparationszahlungen. Deutschlands Beziehungen zu Amerika seien die allerbesten, und es läge kein Grund vor, daß hierin ein Wandel eintreten könne. Die Freundschaft könne noch dadurch gefestigt werden, wenn recht viele Amerikaner Deutschland und recht viele Deutsche Amerika besuchen würden en Besserung der Beziehungen Bulgariens zur Kleinen Entente das Verhältnis Bulgariens zur Sofia, 28. Sept. Finanzminister Mollow, der gestern aus Genf zurückgekehrt ist, dee einen Entente sich erheblich gebessert habe und daß die bisherigen Mißverständnisse vollkommen beseitigt seien. Sowohl die kleine Entente wie alle anderen Mächte seien nunmehr von der friedfertigen Politik Bulgariens überzeugt worden und die internationale Stellung des Staates habe sich dementsprechend gebessert. Die Bedingungen für die Anleihe können nur mit Hilfe des Völkerbundes festgesett werden, und es sei anzunehmen, die Anleihe werde im November abgeschlossen werden. Das sei der erste konkrete Erfolg der bulgarischen Politik seit Kriegsende. Außenminister Burow ist von Genf nach Paris gereist und wird auf dem ETH auch Rom besuchen. rammten Silhouette unter den saumes. Aber es gibt kein Auge, das sich nicht auf die Dauer schließt, und besonders dann, wenn einer mit aller Gewalt die Lider aufreißt. Es war noch keine Stunde vergangen, daß der Champion von Armt voller Eifer seinen Posten eingenommen hatte. Mit zusammengepreßtem Gebiß stand er da; es sah aus, als würde er es nie wieder auseinanderkriegen, da wurden ihm die Lider schwer. Ein-zweimal reckte er gewaltsam den Hals, hustete, riß sich wieder empor, dann sank er, trug dem er: „Nein!“ murmelte, durch die Reglosigkeit überwunden, langsam auf die Erde. In dem Augenblick stieg zu Mandolino eine zierliche, sonnenbeschienene Gestalt herab. Was hatte sie in der lezten Stunde gemacht? Das kann man nicht wissen; sie näherte sich jedenfalls so leise wie leuchtend dem großen Schläfer, wie ein Sonnenstäubchen. Sie lachte, als sie sah, bis zu welchem Grade er bewegungslos war. Ohne Zweifel führte sie etwas im Schilde. Geräuschlos schleicht sie heran, greift nach dem Karabiner.“ „Ah, jetzt weiß ich, was geschieht: ein unglücklicher Zufall... „Nein, sie langt nach dem Karabiner, zieht ihn zwei, dann erinnert sie sich, was ihr Vater gemacht hat, und folgt seinem Beispiel:: Sie nahm winzige Erdhäufchen und führte sie sorgfältig in den Lauf ein. Immer nach dem Vorbild ihres Vaters stampft sie dann die Erde mit dem Stoß zusammen und füllt und fällt hinein... . Es dauerte lange, bis die Waffe voll war. Ihre Espen des Walds : zehn Finger waren ganz schwarz geworden und ihre Hände hatten außerdem fünfblätterige Kleeblätter auf ihre Baden gedrüht. Sie nickte mit dem Kopf und redete sich leise Mut zu, um bis ans Ende zu gelangen. Wie sie fertig war, stellte sie die Waffe genau an denselben Ort, wo sie dieselbe gefunden und flüchtete, das Kielwasser eines leisen Lachens hinter sich laffend... War dieses dünne Lachen, das perlend verklingt, ihm doch ins Ohr gedrungen? Oder fühlte er instinktiv, daß eine finstere, unterseßte Gestalt aus dem Gehölz auftauchte? Wie dem auch sein mochte, Mandolino erwachte, und wie er die Augen aufgerissen hatte, rieb er sie wütend; er war ziemlich erschreckt aufgefahren, denn der „Schwarze Mann“ stand nur noch fünfzig Schritte entfernt von ihm. Ja, zwischen zwei weißschimmernden Stämmen zeichnete sich der Stierkörper und das struppige russige Gesicht des teuflischen Wegelagerers ab. Mandolino stieß auf Korff , das dem Italienischen ähnelt , einen unterdrückten Fluch aus, strebte den Arm seitwärts aus, umfaßte seinen Karabiner, prüfte das Zündhütchen, legte an, feuerte .. „Und“ , fügte Jean-Jean noch hinzu, „als wir nach zwei Tagen den armen Mandolino zum Friedhof schafften, hatten wir groß aller Nachforschungen seine Spur von seinem Kopfe finden können .. Nach diesen Worten senkte Jean-Jean sein glattrasiertes Gesicht, mit den violettfarbigen Baden, der Terrakottastirn und den Augen, die schwarz waren, wie Schmieröl. ] er en ne rn nn En Freitag, den 1. Oktober 1926 Französisch-russische Annäherung Paris, 29. Sept. Im Generalrat des Departements Lot hielt der Präsident Senator de Monzie eine Ansprache, in der er zur deutsch-französischen Annäherung ausführte, er freue sich darüber, das Regime der Kontrolle und des Zwanges abgeschaltet zu sehen, und darüber, daß daz8 vollendet wird, zu dessen Vorbereitung er vor Locarno während seines Berliner Aufenthaltes im Dezember 1925 auf moralischem Gebiete beigetragen habe. De Monzie kündigte weiter an, daß man erstor außerordentlichen Schwierigkeiten in einigen Monaten mit der Möglichkeit eines französisch-russischen Vertrages rechnen könne, wessen Abschluß französischerseits keinerlei Zustimmung zur Methode der Sowjetregierung in sich schließen würde. Ein russisch-litauiser Freundschaftsvertrag Moskau, 29. Sept. Der litauische Ministerpräsident und Außenminister Schlejevitsc Kas 38 haben sich nach Moskau begeben. Die Sowjetpresse bereitete ihm einen warmen Empfang. Der Besuch ist die Antwort auf den seinerzeitigen Besuch Tschitscherins in Kowno. Anläßlich der Anwesenheit des litauischen Ministerpräsidenten + wird in Mostaw ein Freundschafts-und Neutralitätsvertrag zwischen der Sowjetunion und Litauen unterzeichnet werden. Damit das baltische Paktproblem in ein neues Stadium tritt _ Der Mord in Germersheim Die durch den Regierungspräsidenten in der Pfalz über den tragischen Zwischenfall in Germersheim angestellte Untersuchung hat folgendes Bild von den Vorgängen ergeben: In der Nacht zum Montag wollten sich vier junge Leute um 1 Uhr nachts nach dem Besuch von einigen Gasthäusern nach Hause begeben. Außerhalb der Stadt, am Ludwigstor, sahen die jungen Leute, die übrigens nicht betrunken waren, einen Zivilisten stehen, wer sie aufmerksam beobachtete. Darauf näherte sich einer der vier Leute dem Unbekannten, der ihm etwas in französischer Sprache zurief, was der junge Mann, Holzmann mit Namen, nicht verstand. Der Franzose schlug dann nach Holzmann mit einer Reitpeitsche und gab aus einer Pistole zwei oder drei Schüsse ab, von denen einer Holzmann ins Gesicht traf. Die anderen drei jungen Leute wollten darauf den nur leicht verlegten Holzmann ins Krankenhaus bringen. Unterwegs begegnete ihnen der Fuhrmann Mathes, der den Vorschlag machte, auf den Franzosen, wer die Straße herunterkommen müsse, zu marten, um seine Persönlichkeit festzustellen. Der Franzose kam auch und ging zunächst an der Gruppe vorbei, die ihm folgte. Als die jungen Leute den Franzosen beinahe eingeholt hatten, drehte er sich um und rief den Deutschen zu: „Attention! Kommen Sie nicht heran! Geben Sie zurück!“ In diesem Augenblik schoß der Franzose und traf Mathes in den Kopf. Herbeigeeilte Passanten bemühten sich um den Schwerverwundeten. Auch aus den Nachbarhäusern kamen Leute heraus und da fielen noch einige Schüsse, von denen zwei den Arbeiter Emil Müller trafen, der sofort tot zusammenbrach. Kurz vorher hatte sich ein zweiter französischer Zivilist eingefunden, der ebenfalls Mathes aufgefordert hatte, zurückzugehen. Es ist festgestellt worden, daß sämtliche Schüsse aus der Waffe des Unterleutnants Roucier vom französischen Artillerieregiment 311 abgegeben wurden... In der vergangenen Nacht hat sich “ein neuer Zwischenfall. Brädenmwärter in Germersheim: ereignet, zeigte an,daß aus einem anscheinend von einem Franzosen gesteuerten Automobil ein Schuß auf ihn abgegeben worden sei. Die Angelegenheit wird von den deutschen Behörden untersucht. Ein © _