Banater Deutsche Zeitung, November 1926 (Jahrgang 8, nr. 249-272)
1926-11-03 / nr. 249
-. _ Mittwoch, den 3. November 1926 - „Batiater Deutsche “.....1g" 3 Die Errichtung des neuen Komloscher Stuhlbezirkes vor dem Komitatsausschuß Die Komitatsstraßen — Die Frage der Wiederanschließung des Arader Bezirkes an unser Komitat Gestern versammelten sich die Mitglieder des Komitatsrates im großen Saale der Präfektur zur zweiten Generalversammlung in diesem Jahre. Den Vorsit führte anstatt des kranken Präsidenten Dr. Aurel Cioban der Vizepräsident Stamate Dobrovicescu. Anwesend waren 28 Mitglieder. Nach Feststellung der Beschlußfähigkeit wurde die Versammlung vom Vorsitzenden eröffnet. ALs erster Gegenstand wurde die Errichtung des Komloscher Stuhlbezirkes verhandelt. Der Referent der Verwaltungs-, Finanzund Kontrollkommission schlug die Errichtung des neuen Stuhlbezirkes mit folgenden 10 Gemeinden vor: Komlosch als Sitz des Bezirkes, Lunga, Ostern, Strabag, Lenauheim, Gottlob, Wizescha, Marienfeld, Albrechtsflor und Bogarosch. Letzere Gemeinde suchte bei der Präfektur an, auch weiterhin beim Perjamoscher Bezirk verbleiben zu können, da die Verkehrsverhältnisse mit Komloih ungünstig sind. Dr. Balta beantragte, daß mit Rücksicht auf die im Bau befindliche Eisenbahnlinie zwischen Komlosch und Nero, leztere Gemeinde dem neuen Bezirke angeschlossen werde. Nachdem noch Präfekt Dr. Anton Bogdan und Senator Dr. Michael Gropsian zum Gegenstande sprachen, wurde beschlossen, daß Bogarosch beim Perjamoscher Bezirk verbleibe und Nero dem Komloscher Bezirk angeschlossen werde. Der Antrag des Referenten der Kommission für öffentliche Arbeiten Ing. Johann Pierre bezüglich der Ausgestaltung des Feldweges zwischen Bobda und Deutsc-Skt-Michael zum Komitatsweg, wodurch Bobda über Rum,Skt.Michael, Utwin und Freidorf direkte Verbindung mit Tremesvar bekommt, wurde einstimmig angenommen. Desgleichen der Antrag über die Uebergabe der Sommerwege ihrer ursprünglichen Bestimmung. Der Referent der Sanitätskommission Dr. Viktor Radulescu schlug vor, daß die Sanitätsbezirke verpflichtet werden für die Kreisärzte Wohnhäuser zu errichten, denn bei den heutigen Verhältnissen sind viele Kreisärzte gezwungen, außerhalb ihres Kreises zu wohnen. Für diesen Zweck beantragte die Sanitätskommission die eventuelle materielle Beihilfe des Komitates. Nachdem Hilfsschulinspektor Sabin Evotianu darauf aufmerksam machte, daß diesbezüglich zuerst auch von der Finanzkommission Informationen eingeholt werden müssen, um genau zu wissen, wie weit das Komitat in Anspruch genommen werden kann, wurde der Vorschlag des Referenten im Prinzip angenommen. Das Minimalgehalt der Gemeindehebammen wurde auf monatlich 1000 Lei erhöht. Den Vorschlägen über Errichtung von Lungen- Dispensaires in Rekasch, Busiasch, Gattaja, Tschakowa und Banlak, sowie über die Gründung eines Sanitätsfondes und den Bau eines Spitals in Tschakowa wurde im Prinzipe beigestimmt. Der Komitatsrat beschloß ferner, die Errichtung von weiteren drei Sanitätsagentenstellen mit dem 5. Jänner 1927. Die Zahl der Sanitätsagenten im Komitate wird hiemit 13 betragen. Eine größere Debatte entwickelte sich bei der Frage der Versorgung der Kreisärzte mit Feldern. Der Referent Dr. Radulescu beantragte, daß für die Kreisärzte vom Staate 10 Joch Felder verlangt worden aus solchen enteigneten Feldern, die bei Durchführung der Agrarreform übriggeblieben sind. Gin. Landwirtschaftsrat Mihailescu wies darauf daß im Agrargeset die Versorgung der Kreisärzte mit Feldern nicht vorgesehen ist, infolgedessen könnte dieser Plan nur in der Form durchgeführt werden, daß die Felder auch weiter das Eigentum des Staates bilden würden und den Aerzten nur die Nuchnießung überlassen werde. Dies dürfe aber kein Präzedenzfall für andere Beamten, wie Kreisnotäre usw. bilden. Der frühere Zaranistenführer Mifu Vasilescu nahm gegen den Vorschlag Stellung und gab seiner Befürchtung Ausdruck, daß die Aerzte ihrem ursprünglichen Berufe entzogen werden könnten, „indem sie ihre Aufmerksamkeit in gesteigertem Maße der Landwirtschaft widmen würden. Er bezeichnete den Vorschlag als überflüssig, da den Tie Kreisärzte wären dafür verpflichtet, die ärmsten Volksschichten unentgeltlich mit ärztlichem Rat zu versehen und selbst für die Transportspesen aufzukommen. Dadurch wären die einzelnen Gemeinden ihrer Pflicht, Vorspann beizustellen, enthoben, Aerzten ohnedies zu jeder Zeit Vorspann zur Verfügung steht. Komitatsoperphysicus Dr. Rudnean empfahl die Annahme des Vorschlages, da die Kreisärzte in sehr vielen Fällen, gerade wenn es am dringendsten wäre, nicht im Stande sind, Vorspann zu erhalten. Schließlich wurde der ursprüngliche Antrag der Sanitätskommission angenommen. Nachdem dem Präsidenten 1000 Lei und den Mitgliedern des Somitatsrates 800 Lei und die Reisespesen für jeden Arbeitstag, ferner den fünf Referenten der permanenten Delegation ein Monatsgehalt von 12.000 Lei votiert wurde, ist die Sitzung für den nächsten Tag vormittag 10 Uhr vertagt worden. Die Komitatsratssizung wurde heute vormittag ebenfalls unter Vorsitz des Vizepräsidenten Dobrovicescu fortgesetzt. Der Leiter des staatlichen Bauamtes Adalbert Somogyi und der Referent der Kommission für öffentliche Arbeiten Johann Pierre legten den Bericht über die allgemeine Lage der Komitatswege vor. Da die Wege sich bekanntlich in sehr schlechtem Zustande befinden, hat der Komitatsrat die betreffende Kommission angewiesen, des Wegneges die s<lechtesten Strecen im Plane zu bezeichnen und einen Kostenvoranschlag auszuarbeiten. Die Finanzkommission wurde außerdem angehalten, in das nächstjährige Komitatsbudget eine entsprechend höhere Summe einzustellen, damit wenigstens die dringendsten Arbeiten durchgeführt werden. In dieser Angelegenheit wird dann die binnen einem Monate einzuberufende außerordentliche Generalversammlung des Komitatsrates die endgültige Entscheidung fällen. Sodann wurde in die Regional-Pensionskommission Dr. Georg David als ordentliches und Andreas O ßtie als Eriagmitglied, in die gemischte Wohnungsreguierungskommission Dr. Julius Belu als ordentliches und Dr. Fritz Dutschak als Erstmitglied gewählt. Dr. Fritz Dutscak brachte sodann die Frage er Wiederherstellung des früheren Neuarader Bezirkes aufs Tapet. Bekanntlich haben die elf abgetrennten schwäbischen Gemeinden, wie Neuarad, Kleinsanktnikolaus, Engelsbrunn, Zaderlach, Schöndorf, Traunau, Guttenbrunn, Wiesenhaid, Segenthau, Kreuzstätten und Sigmundhausen schon vor Jahresfrist ein Memorandum mit vielen tausend Unterschriften durch die Deutsche Parlamentspartei der Regierung überreichen lassen, in welchem der Anschluß an das Komitat Temesch-Torontal und die Wiederherstellung des alten Neuarader Stuhlbezirkes gefordert wurde. Minister Goldin hat sich bei den Parlamentswahlen in seiner Programmrede für die Erfüllung dieses Wunsches erklärt. Auch seither haben die vom Temescher Komitat abgetrennten Gemeinden, nicht nur die vorerwähnten schwäbischen, sondern auch die rumänischen, in Volksversammlungen ihren diessbezüglichen Wunsch geäußert, weshalb Redner den Antrag stellte, der Komitatsrat möge sich in einem separaten Memorandum an die Regierung wenden und das Anliegen der abgetrennten Gemeinden unterstoßen. Dr. Grossorean und Dr. David wünschten die Frage von der Tagesordnung nehmen zu lassen, worauf Dr. Dutschak wiederholt die großen Vorzüge des Wiederanschlusses betonte. Der Komitatsrat betraute endlich die Verwaltungskommission, auch mit den kompetenten Stellen des Arader Komitates Fühlung zu nehmen und der nächsten Komitatsräteigung ein Memorandum zu unterbreiten. Koloman Nemet forderte am Schlusse noch die Gleichstellung der Komitatspensionisten mit den Staatspensionisten. Nachdem die Informationen des Oberbuchführers Miclosi zur Kenntnis genommen wurden, schloß der Vorfigende die Sitzung. | E EEETALTER EREERFIEETEEN SECH WNTERTE NC TERTEN IRE TEN EEE FETTE Die bei den Bakkalaureatsprüfungen durchgefallenen Studenten können als außerordentliche Hörer an den Universitäten immatrikulieren. Das Unterrichtsministerium forderte in einer Zuschrift sämtliche Hochschulen auf, die Einschreibung der bei den Texten Bakkalaureatsprüfungen durchgefallenen Kandidaten als außerordentliche Hörer zuzulassen. Die Regelung der Frage, ob bei dem Bestehen der Wiederholungsprüfung das Jahr in das ordentliche Hochschulstudium eingerechnet wird, bleibt einer späteren Beschlußfassung vorbehalten. Der heutige „Viitorus“ bemerkt zu obiger Meldung ironisch, es fehle jezt nur noch, daß das Unterrichtsministerium jedem der Durchgefallenen ein Stipendium verleihe. Seite Schwere Beschuldigungen gegen den Temesvarer Inspektorats-Siguranga: Kommissär Duru Racheakt seiner Unterstellten oder Tatsachen? Sigurantkainspektorate in Dienstleistung stehenden Kommissär Joan Duru ist vor kurzem an die eine Anzeige eingereicht worden. Staatsanwaltschaft Der umfangreiche Akt wurde als streng geheim durch denen Staatsanwalt Virgil Bradeson Als Anzeiger ist der Sigurantaagent Trifu behandelt. Ruian unterschrieben. Dem Akte sind eine Menge Erklärungen beigelegt, die die in der Anzeige gestellten Hauptungen bekräftigen sollen. Sigurangaagent Ruian sagt in zeige u. aus Wien ein Brief nach Temesvar gekommen, waren. a. folgende 3: An eine Frau Irma Be , die Anist von Kommissär Duru als Zensor öffnete. In demselben befanden sich 5 Dollar, die Duru für sich behielt. Als Zeugen sind zwei Detektive genannt, verhaftet wurde, ließ er um 25.000 Lei laufen, ebenso einen Einbrecher aus Groß-Sanktnikolaus, der angeblich 243.000 Lei gestohlen hat. Seinen Unterstellten befahl er, die bei Hausdurchsuchungen vorgefundenen Gelder und ihm ins Amt zu bringen. Solche und ähnliche darunter mitzunehmen Punkte enthält die Anzeige. In dieser Angelegenheit wurden viele Zeugen, auch Generalinspektor Bunghetianu verhört. Samstag dauerten die Verhöre bis spät nachmittags. Dabei wurde Duru mit mehreren Zeugen konfrontiert. Versetzung des Anzeiger3 Für Ligurantenagent 1. Klasse Trifu Ruian, der die schwerwiegende Anzeige erstattete, hat die Sache schon ihre unangenehmen Folgen gehabt. Ruian wurde vor einigen Tagen zur Orschowaer Grenzpolizei versetzt. Gegen den beim Temeswarer Von den Eine Arbeiterorganisationen der lichen Gewerkschaften soll Duru 50.000 Lei haben. Zigarettens<hugglerin, seitens einer die schwerwiegende Bezugegeneinheiterpreßt Selbstmord einer Temesvarer Dame in ihrer Wohnung Gesternnachmittag zwischen 5 und 6 Uhr erregte das verzweifelte Schreien eines Mädchens in der stillen Fabriker Barofsgasse großes Aufsehen. Es war das Dienstmädchen des Modelaloninhabers Adolf Kinsky, der im Hause Nr. 1 seine Wohnung hat. „Hilfe! Hilfe! Die gnädige Frau hat sich erhängt!“ schrie es. Zwei vorübergehende Soldaten und andere Passanten kamen herbeigelaufen und gingen mit dem Mädchen in die Wohnung hinein. Am Fenster hing wachs8gelb im Gesichte die Dienstgeberin des chens, Frau Esther Kinsty, geb. Boliger Mäd- Die Soldaten schnitten sie ab, doch war es schon zu spät: die Lebensüberdrüssige war bereits gestorben. Es wurde die Fabriker Polizei verständigt, von der Kommissär Theodor Guß Perculescus in Begleitung des Bezirksarztes Dr. kam, der den vor zwei Stunden eingetretenen Tod konstatierte. Frau Kinsky litt seit Jahren an einem unheilbaren Zuckerleiden und war in den letzten Tagen sehr trauri 3. Gestern nachmittags gab sie dem Dienstmädchen den Nachmittag frei. Während dasselbe fort war, beging sie die Verzweiflungstat. Sie stand im 65. Lebensjahre und war 44 Jahre lang mit ihrem Manne glücklich verheiratet. Außer von ihrem Gatten wird sie noch von ihrem Sohne Fabrikdirektor Eugen Kinsty und einer zahlreichen Verwandtschaft betrauert. Das Begräbnis findet morgen statt. ; Doktorarbeiten über den Film. Auch das Gebiet des Films hat in den lezten Jahren zahlreichen Studierenden Stoff zu eingehenden Studien gegeben. Es ist darum nicht verwunderlich, daß in den lezten Jahren nahezu 40 Dissertationen über den Film und die Filmindustrie bei den Universitäten eingereicht wurden, darunter einige recht wertvolle Arbeiten. Die „Lichtbildbühne“ in Berlin hat sich durch Herausgabe des „Jahrbuchs der Filmindustrie“ der Ausgabe unterzogen, alle nur erreichbaren Arbeiten über dieses Gebiet, auch druckten, in ihre Bibliographie einzureihen, die unge- Modellhüte in Samt und Filz Crepe de Chine "Brorate Seide für Kleider u. Futter am billigsten, auch in detail, im neuen Geschäfte E. K. Thomas Stadt, Börsenstrasse (hinter dem Lloyd) 1501