Banater Deutsche Zeitung, April 1927 (Jahrgang 9, nr. 88-95)

1927-04-20 / nr. 88

nn 1 Inland 9-1 Bei.. — 533 Bei, haiSlährig 508 Lei, Bierichägrig 282 Dei mud Kr Seh Zamıspar 19 Dei monatlich, _ Bezugssr­eis das Gertitisiiung und Wervalsteg: Temeswur, den 20. April 1927 art.“ u ar A­ZEN. Ka­rtie a0 3103 -in ardeal­­EL Taxa gletit in numerar, aprobare Dir. Gei. P. T.T. No, 4354-1927, 14 a Verwal 8 Timisoara-Temeswar, Mikiwoch ? i natard POS VE >- 4-­­Stadt, { Die neue jugoslawische Regierung Die Ursachen des Sturzes Uzunovitsch — Auch das neue Kabinett lebensunfähig Belgrad, 18. April. Die Regierung hat demissioniert. Der König hat die Demission angenommen. Die Regierung begründet ihren Rück­­tritt damit, daß nach der Annahme der Budgetvor­­lage und Bewilligung der außerordent­­lichen Vollm­achten für die Durchführung der wirtschaftlichen und finanziellen Sanierung eine Regierung auf breiterer Grundlage gebildet werden müsse, die die vorgesehenen wirtschaftlichen Refor­­men zu verwirklichen hätte. Die Regierung habe es für ihre Pflicht gehalten, durch­ ihren Rücktritt die Möglichkeit zur Bildung einer solchen Regierung zu geben. Als der Ministerpräsident das königliche Balais verließ, erklärte er Journalisten, er könne augenlob­lich keine weiteren Erklärungen ab­­geben.­­ Die Demission des Kabinetts Uzunovitsch ist in Wirklichkeit deshalb erfolgt, weil Gefahr bestand, daß die Regierung bei der Abstimmung über den von der oppositionellen demokratischen Partei eingebrachten Anklageantrag gegen den Innenminister Maksimovitsch in der Min­­derheit bleibt, hatte sich nämlich die Innerhalb der radikalen Partei ansehnliche Pasitsch-Gruppe gegen den Innenminister gewendet und angekün­­digt, daß sie gegen Maksimovitsch stimmen würde. &3 verlautet, daß der bisherige Unterrichts­­minister Velja Vukitschevitsch mit der der neuen Regierung betraut werden wird, Bildung Die sich auf die Koalition der Radikalen, der demokratischen und der slowenischen Volks­partei jragen soll. Belgrad, 18. April. Die neue jugoslawische Re­­gierung hat folgende Zusammenseßung: Präsidium, Inner-­­ und Kultusminister: Vukicsewitsch­, Aeußeres: Marinkowitsc­h, Finanzen: Ma­r­­kowits<, Krieg und Marine: General Had­­schitis<, Handel: Spaho, Justiz: Srakfitsch, Verkehr: General­­ Milosajewitsc­h, Bergwerk und Wald: Kumanudi, Agrarreform und Ge­­sundheit: Andrias, Aderbau: Stanfomwi­ti, Sozialpolitik: Miljewitsch Oeff. Arbeiten: Sumenkowitsch, Minister ohne Portefeuille: Peritsch Mit der Ernennung des Kabinetts hat König Alexander gleichzeitig einen Ukaz unterfertigt, laut dem die Sitzungen der Skupschtina bis 1. August vertagt werden. In hiesigen politischen Kreisen hegt man be­­treffs der Regierungsfähigkeit des neuen­ Koalitions­­­kabinetts wenig Hoffnungen, denn die Pasitsch­­partei nimmt bestimmt ge­gen dasselbe Stellung und ob Dawidowitsch ihm seine Unterfrügung gewähren wird, ist ebenfalls fraglich. Der jugoslawisch-italienische Konflikt noch immer nicht beigelegt Weitere feindselige Haltung­­ der italienischen Presse Genf, 18. April. Von dem in den Belgrader Zei­­tungen angekündigten Schritt der jugosla­­wischen Regierung, die beabsichtigen soll, in dem Konflikt mit Italien nun doch an den Völkfe­r­­bund zu appellieren, ist hier bis zur Stunde nichts bekannt. Da aber Ueberraschungen von irgend­­einem der beteiligten Staaten nicht vef­lassen sind, so ist man vorbereitet, auf einen eventbe­trag auf Grund des Artikels 11 des Völkerbundpak­­­­tes hin sofort entsprechend durch Einberufung des Völkerbundrates zu reagieren. Rom, 18. April. „Popolo d'Italia“ schreibt in einer Darlegung der italienischen Politik gegenüber Jugoslawien, die jugoslawische öffentliche Mei­­nung gebe sich einer unbeschränkten Ita­­lienfeindlichkeit hin und die Blätter“ von Belgrad, Agramı und Laibach seien täglich Opfer von Anfällen von Italophobie. Lament wird am 7. Mai eröffnet. Am 8. und 9. Mai wird keine Sitzung stattfinden. Am 10. Mai wird in der Kammer unter Teilnahme beider gereggebenden Körperschaften eine Fest­igung abgehalten. Der Gesetzentwurf über die Harmonisierung der Gehälter der öffentlichen Angestellten wird erst in der Herbstsession vor das Parlament gelangen. Eintritt der Konservativen in die­­ rumänische Volkspartei Bukarest, 18. April. Die unter der Führung Gr. Filipescus stehende Gruppe der einstigen kon­­servativen Partei hielt eine Versammlung ab, die den Eintritt in die Partei Averescus zu ratifizieren hatte. Filipescu begründete in einer­­ längeren Rede ihren Austritt aus der nationalzaranistischen Partei, die einen Zug mit zwei in entgegengesetzter Richtung fahrenden Lokomotiven gleiche. Der ge­­wesene Justizminister Lucasievici unterbreite einen Beschlußantrag, durch dessen Annahme der Eintritt der Konservativen in die Regierungspartei ihre Bestätigung erfuhr. Im Beschlußantrag wurde die Notwendigkeit der Schaffung starker Regierungs­­parteien festgestellt und darauf hingewiesen, daß die Konservativen die Fusion nicht der Rechte, sondern der Pflichten zuliebe vollziehen, Schlagwetterkatastrophe in einem belgi­­schen Bergwerk det galt. 18. April. Von einer schweren­­ wetterkatastrophe wurde das Kohlenbergwerk Eitin­­nen bei Mon heimgesucht. Beim Wechsel der Tag­­und Nachtschicht erfolgte eine mit ungeheuerer Wucht äußerte­ Explosion, die sich Die Zahl der Toten beträgt 21. Man befürchtet aber, daß noch eine große Anzahl von Bergleuten, die sich im Innern der Grube befinden, nicht zu ret­­ten ist­ . Das Unglück gehört zu den schersten, von denen die belgischen Kohlengruben in den leßzten Jahren betroffen wurden. Die Katastrophe erregt in bergbaulichen Kreisen um so mehr Ueberraschung, als das Werk, das erst seit 1924 in Betrieb ist, ganz modern ausgestattet ist und als sehr wenig von 6Schlag­wettern gefahr­­en-An-- | | Brüssel, 2 Schla­er Eine Fest­igung des Parlaments Bukarest, 18. April. Die für Mai geplante außer­­ordentliche Parlaments­session wird nur aus einer Festsichung am 10. Mai bestehen. Das Paar- EEE TETEEEETELETTTEE giftige Spanferkel Von Wilh. Frhr. v. Ostini. Der Brunner Kaspar von Sigerighausen und seine Ehefrau, die Nandl, lebten nicht gerade wie die Tur­­teltauben miteinander, aber in zwei Dingen harmo­­nierten sie trefflich zusammen: nämlich in der­ Scheu vor der Arbeit und in der Liebe — nicht zum Näch­­sten, aber zu des Nächsten Gut. Man behauptete, sie wären aufs Stehlen ärger wie die Dacheln (Doh­­len), und wenn in Sigeritzhausen irgend jemand ein Ding abhanden kam, pflegte er sich philosophisch mit den Worten zu trösten: „Werden's halt die Brunners ge­ funden hab'n!“ Trotzdem blieben sie straffrei, weil sie äußerst ge­­rissen wären; und wohl noch mehr, weil niemand gern mit ihnen anbandelte, denn der Kaspar war roh und gewalttätig wie ein böser Stier, und seine Gesponsin verfügte über ein Scimpfwörterlexikon und ein Mundwerk, dem keines im ganzen Orte gewachsen war, und das will etwas sagen. Eines Tages ließ der in Sigeritzhausen woh­­nende Dr. Haftreuter den Kaspar kommen. Er trug ihm an, einen Haufen Wurzelstöcke im Tagelohn klein zu machen. Der Kaspar sah bedenklich auf die Menge des zähen Holzes und entschuldigte sich zunächst, weil er so sehr das Reißen im rechten Arme habe. Nächste Woche würde er einmal nachschauen. Sagte der Doktor: „Kaspar, daß du jetzt die Ar­­beit gar so scheust — bist doch so groß und stark wie a Eichenbaum.“ „Herr Doktor,“ erwiderte Kaspar grinsend, „hab'n Sie schon an Eichbaum arbeiten seh'n?“ Rüd­e kurz an seinem Hütl und ging.­­ Vorher aber hatte er seine Augen gar hurtig im Hofraum des Doktoranwesens spazieren gehen lassen. Sie blieben mit Wohlgefallen auf einem Paar rosiger Zu ruhen, die sich quirend ihres Daseins freut­en. Am nächsten Morgen meldete die Hauserin des Doktors diesem händeringend, daß gerade das schö­­nere und fettere ver beiden Ferkel, welches als Bra­­ten für den nächsten Sonntag auserlesen war, gestoh­­len worden sei, und zwar­­ darauf ließe sie sich töpfen ---­sicher von niemand anderem als dem Lum­­pen, dem Kaspar, den der Herr Doktor gestern in den Hof gelassen habe. Dieser Meinung war der Doktor im Innern auch, gleichwohl warnte er vor unvorsichtigen Aeußerun­­gen in der Oeffentlichkeit, die man Beweise habe. Das Vertrauen des Doktors in­ die Findigkeit des örtlichen Sherlo> Holmes, des Gemeindedieners Ha­­berl, war kein unbegrenztes, und er beschloß deshalb, die Erhebungen in der Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Am Abend des folgenden Tages ging er wie gewöhnlich in den „Goldenen Elefanten“ an seinen Stammtisch. Er wußte, daß dort ziemlich regelmäßig auch der Brunner-Kaspar zu finden sei, natürlich nicht unter den Honorationen, aber in deren Nähe, wo er trefflich verstand, Brosamen aufzulesen, die von ihren Tische fielen — nicht gerade bettelnd, aber um die Aufmerksamkeit auf seine Dürftigkeit len­­end. Richtig saß der Kaspar auch heute nahe dem Ti­­sche der Ortegewaltigen, trübselig auf sein­­ geleertes Bierglas blickend... Der Doktor tat zunächst, also be­­merte er ihn nicht. Er erzählte seinen Tischgenossen ziemlich laut von dem Diebstahl des Spanferkels und sagte am Schlusse mit besonderem Nachdruck: BSE „Io ärgere mich weniger über der Verlust des Ferkels, obschon es ein prächtiges Tier war, als we­­gen der möglichen Folgen; es kann nämlich ein furcht­­bares Unglück aus der Sache entstehen. Denken Sie sich, meine Herren, ich hatte das Tier zu medizinischen Versuchen ausersehen und ihm noch am Tage seines Verschwindens eine außerordentlich starke Dosis Ar­­senik unter die Haut gespeißt. Sein Fleisch könnte in diesem Zustande einem Menschen den Tod bringen.“ ‚ Hart stieß Kaspar an sein Bierglas und starrte, mit weit aufgerissenen Augen auf den Sprecher. In diesem Augenblick fiel auch der Doktor Blick auf ihn, und er rief ihm zu: „Bist a da, Kasper? Hast dir's überlegt mir die Wurzelstök? Geh her, kannst mei Metzelsuppen aufessen — mir is­t' fett.“Dabei langte er dem ihn immer noch entgeistert anblickenden Kaspar den fast gefüllten Teller hinüber, in welchem er vorher unauffällig ein Paar Pillen verrührt hatte. „Laß der's schme>en, und laß der als Dran­­geld auf dem­ Taglohn a Maß Bier dazu geb'n. Vielleicht kriegst da mehr Schneid auf d' Arbeit.“ Wie geistesabmeiend löffelte Kaspar seine Suppe aus, und die frische Maß, welche die Kellnerin vor ihn gestellt hatte, ließ er ganz gegen seine Gewohnheit lange unberührt stehen. Der Doktor aber sprach in lautem Tone weiter und erklärte seinen Tischgenossen auf ihr Befragen die Symptome einer Arsenvergiftung, zu denen, wie er betonte, vor al­­lem ein heftiges Leibschneiden, Durchfall und ner­­vöse Strömungen gehörten. Der Kaspar verlor kein Wort dieser Ausführun­­gen, und ein fröstelnder Schauer überlief den herkuli­­schen Mann. Wiederholt griff er mit seiner Rechten nach dem Unterleib und unterdrückte nur mühsam ein schmerzhaftes Stöhnen. Angstschweiß stand auf sei­ . 15855 ”

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