Banater Deutsche Zeitung, Juni 1927 (Jahrgang 9, nr. 120-142)

1927-06-01 / nr. 120

£ .MHOBO Dress 4 Lei - . I5GIA : ‚ron gelt Euro 49 Martie Ardeal 004. a­t­ed Taxa platit numerar aprob in Dir. Gen. P. Tx Wie ist ein Anschluß Oesterreichs an Deutschland mögli­ch Die Frage des Anschlusses Oesterreichs an das Deutsche Reich beschäftigt groß der Tatsache, daß Frankreich sich dem Verlangen der Deutschen beider Länder gegenüber bisher glatt ablehnend verhalten hat, die Oeffentlichkeit in Deutschland wie in Oester­­reich unaufhörlich. Das ist nicht zu verwundern. An­­gesichts der Abtrennung so vieler zusammenhängen­­­der Gebiete deutscher Sprache an slawische und wel­­sche Länder muß der Gedanke sowohl der Bewohner der selbständig gebliebenen deutschen Landesteile als auch der in Abhängigkeit geratenen sich notgedrungen auf die Verwirklichung eines engeren Zusammen­­schlusses richten. Aber auch die übrigen Staaten, besonders, wie wir gestern berichteten, die Tschechoslowakei und mit ihr die übrigen Staaten in der Kleinen Entente, bringen dem Ereignis größtes Interesse entgegen und Benes< hat es verstanden, den Anschluß in den Rahmen der Aktualitäten zu rücken. Die Friedensverträge von Versailles und St. Germain schließen den Anschluß Oesterreichs an das Deutsche Reich durchaus nicht aus, sondern stellen sogar ausdrücklich die Bedingung fest, unter der er vollzogen werden kann, und diese Bedingung­ ist die Zustimmung des Völkerbundrates, dem Deutschland fest als ständiges Mitglied angehört. Ueber die Art der Durchführung des Zusammenschlusses enthalten die Friedensverträge keinerlei Bestimmungen. Darin ist­ eine Erleichterung seines Zustandekommens für den Fall zu sehen, daß in­ naher oder späterer Zu­­kunft einmal eine politische Lage eintreten sollte, da der französische Widerspruch dagegen überwunden werden kann. Die politischen Kombinationen ändern sich zuweilen recht schnell. Ist doch heute bereits, kaum acht Jahre nach dem Friedensschluß, eine ganze Reihe solcher Aenderungen zu erkennen. Es haben sich Gegenfäße herausgestellt, die früher schon bestan­­den haben und durch den Krieg und seine Folgen nur zeitweise in den Hintergrund getreten waren, und es sind neue dazu erstanden. Es ist daher sehr wohl denkbar, daß die Frage des Anschlusses eines schönen Tages, vielleicht eher, als viele es heute glau­­ben, spruchreif sein wird. Um auf diesen Augenblick vorbereitet zu sein, um den Wunsc­h dann auf der Stelle in die Tat umfegen zu können, ist es von Wich­­tigkeit, Hindernisse, die sich dem Vollzuge des An­­schlusses von innen heraus entgegensehen und ihn unnötiger Weise aufhalten könnten, bei Zeiten aus den­ Wege zu räumen.­­ Aus dieser Erwägung heraus ist Hans Kelsens Aufssatz „Die staatsrechtliche Durchführung des An­­schlusses Oesterreichs an das Deutsche Reich“ in der Zeitschrift für öffentliches Recht (Julius Springer, Berlin) entstanden. Der Verfasser weist in ihm darauf hin, daß die Hauptschwierigkeit der recht­­lichen Eingliederung Oesterreichs in das Deutsche Reich in der Eigenschaft Oesterreichs als Bundes­­staat liegt. Wurde Oesterreich in seiner gegenwär­­tigen Gestalt ins Reich übernommen, so bedeutete das die Einreihung eines neuen Bundesstaates in einen Bundesstaat. Uebereinanderlagerung dreier Schichten von Ge­­sehen — Reichsgeseten, österreichischen Bundesge­­sehen und österreichischen Landesgesehen — und drei Schichten von Verwaltungsbehörden, nämlich der deutschen Reichsverwaltung, der österreichischen­­ Bundesverwaltung und der österreichischen Landes­­behörden. Das würde natürlich eine heillose Ver­­wirrung ergeben und wäre praktisch kaum durch­­führbar. Dann gäbe es noch zwei andere Möglichkeiten. Oesterreich könnte sich in einen Einheitsstaat ver­­wandeln, in dem die österreichischen Länder als Gliedstaaten mit eigener Legislative und Exekutive ausgeschaltet wären. Wer den österreichischen Län­­derpartikularismus kennt, wird mit Kelsen diesen Weg gleichfalls für ungangbar halten. Die andere Möglichkeit wäre die, daß die österreichische Zentral­­regierung mitsamt dem zentralen Gesetgebungs­­organ beseitigt würde und der Anschluß länder­­weise erfolgte.­­Aber dadurch würden neue Zwerg­­staaten geschaffen, die der Reichsverwaltung ein noch viel größeres Maß von Unbeholfenheit ver­­leihen würden, als sie heute schon besitt. Kelser schlägt darum vor, die Verfassung Oester­­reichs der Preußens oder­ Bayerns anzugleichen. Die heutigen österreichischen Länder sollten im Rah­­men des österreichischen Gliedstaates im Deutschen Reiche eine ähnliche Stellung erhalten, wie sie den preußischen Provinzen zukommt. Ob die öster­­reichischen Länder sich mit dieser Lösung einverstan­­den erklären würden, mag dahingestellt bleiben. Der Vorschlag wäre jedenfalls in beiden Ländern einer ernsthaften Erörterung wert, wenn sie vorläufig auch nur rein theoretischer Natur sein kann. Er fußt auf festem Boden, stößt sich auf gegebene Tatsachen und beschränkt notwendige Aenderungen auf ein Mindestmaß. Wieder ein nationales Konzentrations­­kabinett Bukarest, 30. Mai. Wie in politischen Kreisen verlautet, soll der Gedanke zur Bildung eines nationalen Konzentrationskabinettes wieder aufge­­griffen worden sein. Authentische Nachrichten hierüber fehlen noch.­­ Ab Sieg der Regierungspartei in Bulgarien Sofia, 30. Mai. Die gestern stattgefundenen Parlamentswahlen sind im ganzen Lande in voller Ruhe verlaufen. Das Ergebnis derselben sicherte der Regierung eine Mehrheit von fast z­­ei Drittel. Rückwirkung des Lindbergh-Fluges auf die Politik Paris 30. Mai. Wie aus Washington berichtet wird, erwarte man in unterrichteten Kreisen infolge der herzlichen Begrüßung, die Lindbergh in Frankreich gefunden hat, daß Staatssekretär K­e­l­­logg demnächst in einer öffentlichen Erklärung neuerdings auf die zwischen den Vereinigten Staa­­ten und Frankreich bestehende Freundschaft hinwwei­­sen werde. Die Erklärung werde in die Form eines Briefes der Washingtoner Regierung gefaßt sein und insbesondere hervorheben, der Empfang des amerikanischen Fliegers könne als ein Beweis v da­­für gelten, daß das französische Volk vom Vorschlag­­ Briands, betreffend einen Pakt des ewigen Frie­­dens zwischen den beiden Ländern, seine volle Zu­­stimmung gebe.­­ Das ergäbe naturgemäß die­­ TEE RENNT TE EIT ESTER FIELEN EEEETEETTETTREEED TEN SERGIO R II TERN ER Erzählung von Suse Tornwaldt Es ist lebhaft in unserem Patio. Drei Maul­­tiere knurschen den Mais, den Juan, der Indianer­­junge, ihnen auf die Erde geschüttet, und da Sanft­­mut keine Maultiertugend ist, so kommen sie sich dabei ins Gehege. Loba aber fühlt sich verpflichtet, Schlichtungsausschuß zu spielen, indem sie laut bel­­lend zwischen die Beine dieser Tiere fährt. Wir sind in der Zuckerrohr-Provinz Tucuman. Leuchtend im Sonnenschein, liegen die Cordilleren mit ihren schneebedegten Gipfeln vor uns. Morgen werden wir hinreiten­­­ durch den Urwaldrand wie schon oft, unter Lorbeerstämmen und wilden Apfel­­sinenbäumen mit goldenen Früchten — und weiter zu einem Dorf, das 2000 Meter hoch in einem Berg­­tal liegt. Tafi del Valle heißt dieses erste Ziel. Morgens um 4 Uhr wird bei Laternenschein gesattelt. Maultiere und Criollosättel — beides ist ungewohnt und bewährt sich sehr im Laufe der nächsten Tage. Das kleinste Mula bekommt die Last, die in zwei dien Säcken über dem Pachssattel ab­­steht und dem kleinen Vieh bis an die langen Oh­­ren reicht. „Taboada“ stöhnt -- so fest wird die Schlinge um sein rundliches Bäuchlein gezogen. (I< habe die drei der Einfachheit halber nach ihren Be­­figern getauft.) Don Felipe, der Führer, reitet ein Pferd, das hierzulande billiger ist als ein gutes Maultier. Wir wollten Tafe del Valle auf dem steilen und nicht ungefährlichen Weg über die „Cumbre de Sauce guacho“ erreichen, aber nachts hatte er geregnet, und bevor wir die eintönigen Zucerrohrfelder der Ebene verließen, begegnete uns Don Julian Massa, unser alter Käsehändler. Temperamentvoll drehte er seine schmalen Indianerhände hin und her: „Reitet ja nicht auf diesem Weg — er ist nach dem Regen glit­­schig, sumpfig und unpassierbar.“ Da wählen wie den weiteren durch das „Ventanita“ (das Fennster­­ben), auf dem zur Erntezeit die Bergleute in die Zuderrohrebene zu kommen pflegen. Endlich haben wir Canja, Drahtzäune und Zi­­vilisation überwunden und sind im Urwald. Manns­­hoher Farn wuchert unter den gewaltigen Lorbeer­­und Quebracho colorado-Bäumen, deren Holz so fest und schwer ist wie Eisen. Halbwilde Pferde und Rinder haben Pfade in diese Wildnis getreten, denen wir folgen. Oft geht es sehr steil, in Wasserrinnen bergauf -- es kommt manchem unritterlich vor, dabei im Sattel zu bleiben, ist hier aber durchaus üblich — und immer wieder kreuzen wir Flüsse, durch deren schäumende Wasserstrudel und spitsteinige Betten un­­sere Mulas­­ mit großer Selbstverständlichkeit uns tragen. Wir bleiben diese erste Nacht in von Holzfällern, der mit anderen zusammen an einer weiten, schönen Lichtung liegt. „Negro Votrero“ heißt sie und ihre Bewohner sind arme Teufel, die um das dürftigste tägliche Brot dem reichen Estan­­ciero fronen, dem diese viele Meilen weiten Wälder gehören. Er übernachtet ein reicher Criollo dort mit uns zusammen, der in dem Besitz eines fabelhaft schönen Maultieres ist und sich in einen Vicunia­­poncho hüllt, den ich auf mehrere hundert Peso taxie­­re. Unausgesebt kredenzt sein Diener ihm das Na­­tionalgetränk, den süßen Mate, der durch ein Sil­­berröhrchen aus kleinem rundem Kürbis getrunken wird. Don Felipe legt Wert darauf, mit ihm am folgenden Morgen gemeinsam weiterzureiten, aber nach kurzer Zeit weigern wir und, das Wettrennen mitzumachen. Tiere sind seine Maschinen. Meine­­ Geduld reißt endgültig, als Felipe, um sich nicht aufzuhalten, das gute kleine Packmula daran hin­­dert, im Fluß zu trinken. Ich erkläre ihm, daß wir die Natur zu genießen wünschten und nicht sehen wollten, „wer am schnellsten reiten kann“. Gringos­ (das ist der Spottname für uns Europäer) denkt Don Felipe sichtbar und verachtungs­voll. Die Natur ist unbeschreiblich schön und wechsel­­voll.. Wir reiten Dur Domgewölbe von Lorbeer­­bäumen, die mit Orchideen und Lianen umsponnen sind — zwischen älter5grauen, blätterlosen Stämmen, die Schleier von langem, grauem Bartmoos tragen, über grünen Grund, auf dem gelbe Anemonen blü­­hen, während­ in den Felsen bunte Begonien leuchten und die hohen Büsche der wilden Fuchsien ihre Blü­­ten wie Blutstropfen über den Weg hängen. Man­­chesmal begegnen wir starkem halbwilden Vieh. Wild gibt es gar nicht. Nur Papageien, Singvögel und Schmetterlinge­n und Murmeltierchen, die drolligen Hennen Boys. Loba, das zierliche Wölfchen, läuft tapfer mit, aber am zweiten Tage merke ich, wie müde sie wird. Da will ich sie heimlich, um bei Felipe nicht in den Verdacht rettungslosen Schwachsrnng zu geraten, zu mir auf den Sattel nehmen und bereichere dabei mein Wissen durch eine naßdrückliche Erfahrung. Geht man hinter einem Pferd vorüber und packt es fest in den Schwanz, so feilt es nicht — das gleiche Verfahren regt dagegen ein Mula zu dieser Tätig­­keit scheinbar außerordentlich an . . . Ich rammte mein armes Gebein und die Loba auf, und wir traben hinter den anderen her. Immer mehr der steilen Wasserrinnen tauchen auf. Eine geradezu brausende Vegetationsfülle stürzt von den Felswänden: Papyrus-, Bambus-, Rank­­pflanzen aller Art, Als wir am „Ventanita“ sind, dem Ranch».

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