Banater Deutsche Zeitung, August 1928 (Jahrgang 10, nr. 170-195)

1928-08-01 / nr. 170

Mittwoch, den 1. August 1928 | n 4 Pe www = eier wie EEN, SSS wenn in SI „Banater Denische Beitung“ Geste 9 SERORE zweite Hälfte der Die Timisiana-Bank hat auch die „Krone“ erworben Der Eigentumsteil der Frau Cäcilie Gombas wurde für 5.800.000 Lei versteigert Der Kampf, welcher seit Jahresfrist um den Besitz jenes prächtigen­­ Gebäudes, in welchem das Hotel „Frone“ untergebracht ist, entbrannte, verschiedenen Abschnitten heute endgültig zur ist nach Ent­­scheidung gelangt. Bekanntlich bildete das mächtige Gebäude zur Hälfte das Eigentum des in Konkurs geratenen Realitätenbesiters Bela Fiatschka, zur anderen Hälfte aber jenes der Frau Cäcilie Gomba, geb. Haunold. Durch den Fiatschkas, gelangte jener Teil des Hauses, Bankerott welcher ihm gehörte, schon vor geraumer­ Zeit unter­­ den Hammer und wurde­ zuerst von den Arader Hote­­lier- Brüder El­es erworben, ging aber später, als die Eles nicht fähig waren den Kaufpreis zu erlegen, im Wege einer zweiten, sogenannten Relizi­­tation zu dem Preise von 6.350.000 Lei in den Besitz der hiesigen „Timisiana“-Sparkassa über. Wie bekannt, konnte auch die Besitzerin der zweiten Hälfte des Gebäudes, Frau Cäcilie Gom­­bas ihren mannigfaltigen Zahlungspflichten nicht nachkommen, und über Ansuchen der Hauptgläubi­­ger wurde heute vormittag im Grundbuch­­amte auch der zweite Teil des Gebäudes verlitzi­­tiert. An der Lizitation konkurrierten anfangs die „Timisiana“-Bank und die Bierfahrtf um den Besitz der Haushälfte miteinander, doch schließlich schlug der Vertreter der „Timisiana“ mit dem Ange­­bote von 5.800.000 Lei die Bierbrauerei endgültig aus dem Sattel. Somit übergeht das gesamte Ge­­bäude mit dem heutigen Tage in den Besitz der „Timisiana“-Bank.­­ e ; kämpft hatte, deren Unterftügung aber nun seinen Siegeslauf begleitete. In Rüdendebung an Ruß­­land schuf er im Norddeutschen Bunde ein vergrö­­ßertes Preußen und vollendete im Kampfe mit dem französischen­­ Erbfeind durch die Begründung des deutschen Bundesstaates unter preußischer Führung sein nationales Werk. In enger Gemeinschaft mit dem liberalen Bürgertum baute er das neue Reich aus, aber in dem kirchenpolitischen Ringen des Kulturkampfes, den er im Namen des neu erstarkten staatlichen Prinzips aufnahm, entfremdete er sich seinen Verbündeten. Die wirtschaftlichen und sozialen Gegensäte, die der Sieg des Liberalismus herauf­­geführt hatte, ließen ihn neuen Boden betreten, und in genialer Unbefangenheit vollzog er eine jähe Schwenkung. Bi Zum zweitenmale löste er sich in­­ harten Kämpfen durch, zum zweitenmale der von sachlichen Kräften getragene Verkörperer nationaler Notwen­­­digkeiten. Mit seiner großartigen staatlichen Wirt­­schafts- und Sozialpolitik, die er seit 1879 verfolgte, faßte er Volk und Staat zu einer inneren Einheit zusammen. Allerdings bedeutete diese Wendung vollends den Bruch mit den liberalen Grundsäten, die seit der großen preußischen Reform von 1807 bis 1815 die deutsche Entwicklung bestimmt hatten. Für Bismarck selbst aber war sie keine Verleugnung eige­­ner Ziele und Bestrebungen; auch in dieser neuen staatsmännlichen Tat blieb die Einheit seines Wer­­kes voll gewahrt. Die allseitige Umspannung des Volks- und Wirtschaftslebens, wie sie der absolute und merkantile Staat des preußischen Königtums im 18. und 19. Jahrhundert durchgeführt hatte, ent­­sprach wieder den zeitlichen Erfordernissen: über die Parteien hingweg schlug er mit­ kraftvoller Initia­­tive den neuen Kurs ein. Mit derselben bahnbrechen­­den Energie ging er an die Lösung der­ sozialen Frage.­­ Ein kunstvolles außenpolitisches System deckte das große innenpolitische Werk. In demselben Schidkalsjahre 1879, das die Wendung im Innern sah, so laß Bismarc das Bündnis mit Oesterreich- Ungarn, indem er die mitteleuropäische Gemeinschaft der früheren Jahrhunderte in neuer Gestalt wieder zum Leben erweckte. Dieser Bund, der sich durch Ita­­liens Beitritt zum­ Dreibund erweiterte, blieb der Eckpfeiler des politischen Systems, aber zugleich stellte der Kanzler eine neue Verbindung mit Ruß­­land her, und meisterhaft­ handhabte er den kompli­­zierten Apparat. Auf dieser Grundlage wirkte er auch mit, daß aus dem deutschen deutsche Weltmacht emporwuchs. Kontinentalstaate die Obschon nur 35- gernd und immer den gefährdeten staatlichen Bau im Herzen Europas sichernd, beschritt er schließlich mit voller Einlegung seiner staatsmännlschen Persön­­lichkeit die neuen Bahnen der Kolonial- und Welt­­politik. Mag er selbst auf dem Boden der Kontinen­­talpolitik stehen geblieben sein, so hat er doch mit starkem persönlichen Anteil der neuen Entwicklung die aus Tore geöffnet und über sein engeres Werk hin­­dem weltpolitischen Zeitalter Deutschlands den Weg geebnet. So steht uns die politische Leistung BiSmark 3 als ein geschlossenes Ganzes, das in dem nationalen Streben seiner Generation wurzelt und sich glücklich den Möglichkeiten und Notwendigkeiten seiner Epoche anpaßt, vor Augen. Gewiß erkennen wir heute deutlicher, als das vor dem Weltkriege der Fall war, die zeitlichen und persönlichen Gebundenheiten seines Werkes. Gewiß können wir an einzelnen Handlungen berechtigte Kritik üben und zumal in dem einseitigen Ausgehen vom Staate, vor dem das Volk zurücktritt, die Grenze seines staatsmän­­nischen Wirkens erkennen. Als Ganzes bleibt es trogdem als die unvergleichliche Leistung eines po­­litischen Genies bestehen, die von dem gesamten deutschen Volk in heißer Dankbarkeit anerkannt Das Begräbnis Heinrich Baaders einen großen Anteil hatten und. Die aufrichtige Trauer­ der­ Stadt Temeswar um Heinrich Baader offenbarte sich bei dem gestri­­gen Begräbnis in großartiger Weise. Schon eine Stunde vor der zur Besserung festgesebten Zeit steuerte eine lange Kraftwagenkolonne der im Ver­­pflegsmagazin befindlichen Wohnung des Heimge­­gangenen zu. Deputationen und Körperschaften er­­schienen, deren Gründer oder Leiter Fi Berblichene war. Un­willkürlich fesselte das Auge eine kleine Gruppe von Leidtragenden, die abseits von den übrigen Trauergästen Aufstellung nahmen. Es sind dies die ehemaligen Mithelfer und Freunde Baa­­ders, die zusammen mit ihm an dem Aufblühen des alten Temeswar auch mit ihm alt geworden sind. Wir sahen unter ihnen den ehemaligen Bürgermeister Temeswars Josef Ge­ml, technischen Oberrat Julius Paulay, technischen Oberrat Josef N­em­e 3, Schuldirektor i. PR, Anton Gokler und Rechtsanwalt Dr. Geza Reiner In Vertretung des ständigen und großen Rates der Stadt Temeswar sahen wir unter den Trainergästen mit Oberbürgermeister Dr. Lucian Georgevici an der Spite die Stadträte Dr. Franz S­chmit, Dr. Georg Craciun, Dr. Viktor Veterany, Dr. Friedrich Hajdu, Dr. Oktavian Ch­amariu, Philipp Siebold und Josef Reiter. In Vertretung der Handels- und Gewerbekammer waren Präsident Johann Oprea und Bela Löffler erschienen. Die Lloyd- Gesellschaft war durch Armin Lindner, Dr. Adolf Bal 333 und Dr. Alexander Erdelyi vertreten. Im Namen der Ersten Temeswarer Spar­­kassa waren Generaldirektor Paul Steltmann, Adam Stadler und Dr. Nestor Borumb, in Vertretung des Fabriker Musik- und Gesangvereines über Bela Tede3ki und Arthur Benel anwe­­send. Seitens der freiwilligen Retter waren die Ret­­terkommandanten Dr. Tibor Sugar und Ludwig Mayer, ferner der Generalsekretär der Rettungs­­sellschaft De Vi­otte erschienen. Unter Führung des Direktors Dr. Kornel Miklosi, Oberkontrollors Georg Duca und Magazineurs Georg Vasi­­lescu waren die Körperschaft der Straßenbahn­­schaffner und Angestellten des städtischen Elektrizi­­tätswerkes korporativ begängnis ausgezogen. zur Teilnahme am Meichen- Ferner waren anwesend: Direktor der Wollindustrie Viktor Kl­ein, Oberrab­­biner Dr. Jakob Singer, Stefan Kralik, Viktor Prohapka, Eduard Prohapka, Josef Grab­­ler, Stan Vidrighin, Livius Lazar, Sieg­­mund Klein, Peter Schubert, Julius Kim­­mel, Josef Krayer, Erwin Sallo, Dr. Kolo­­man Feld, I. Pronay, Stefan Bohnert u.a.d. a. Nachmittags um sechs Uhr traf Generalvikar Domherr Stefan Fiedler in Begleitung des In­­nerstädter Kaplans Frigger im Trauerhause ein. Der schwere Metallsarg wurde aus der Woh­­nung heruntergebracht und auf das im Hofe errich­­tete schwarz drapierte Gerüst gehoben, worauf die Trauerzeremonie begann. Nach­ Einsegnung der Leiche und­ Verrichtung der kirchlichen Gebete verab­­schiedete Oberbürgermeister Dr. Lucian George vici den Verstorbenen. Heinrich Baader — sagte er — verbrachte mehr als ein halbes Jahrhundert im Dienste dieser Stadt. Er gehörte niemals seiner Familie, sondern arbeitete stets für die Allgemeinheit. Er war durch fünfund­­vierzig Jahre Mitglied des Stadtrates­ und ließ seine wertvolle Stimme in jeder das öffentliche Wohl betreffenden Frage hören. In Anerkennung seiner großen Verdienste hat ihn die Stadt im Dezember vergangenen Jahres zu ihrem Ehrenbürger gewählt, der ständige Rat aber erklärte ihn als Toten Temes­­wars. Mitglied des ständigen Rates Peter Hollin­­ger verabschiedete den Toten im Namen des großen Rates der Stadt Temeswar in deutscher Sprache. Er würdigte Heinrich Baader als Mann der Arbeit. Johann Opreas Nachruf war dem Heimgegan­­genen im Namen der Handels- und Gewerbekammer gewidmet. Er stellte den Heimgegangenen als ganzen Mann und vollkommenen Menschen­ hin, der Jahr­­zehnte hindurch an der Spitze der Kammer stand, die seiner ununterbrochenen zielbewußten Tätigkeit ihr Aufblühen verdankt. Der Direktor der Vidrighin verabschiedete städtischen Wasserwerke Stan in Heinrich Baader den Nestor der Ingenieure und den großzügigen Stadt­­gründer Temeswars.­­ Dr. Kornel Mikloff, der Direktor der städtischen Elektrizitätswerke führt in seinem Nachruf die Ver­­dienste des Heimgegangenen um die Gründung und Organisierung dieser Werke an. gen Zuletzt nahm der Generalsekretär der freiwillig Rettungsgesellschaft Max De Viotte Abschied von dem Toten, der zweiunddreißig Jahre hindurch Oberkommandant und zulegt Ehrenpräsident der Gesellschaft war. Dann trug der Fabriker Musik- und Gesang­­verein einen Trauerchor vor, worauf der imposante Leichenzug sich gegen den Fabriker Friedhof in Be­­wegung setzte, während die Regimentskapelle der Temeswarer Zehner-Husaren rührende Trauerwei­­sen spielte. Der Tag­­ ging schon zur Büste, als der Zug das Tor des Friedhofes erreichte und das, was an Heinrich Baader, dem Ehrenbürger der Stadt Temeswar, sterblich war, in der dortigen Familien­­aruft zur ewigen Ruhe beigesetzt wurde. Der Landesgeneraldirektor der Siguranka im Ruhestand. Landesgeneraldirektor der Siguranka Romulus VBcinescu erreicht im August die vor­­geschriebene Dienstaltersgrenze und wird demzu­­folge zur Disposition gestellt. Gleichzeitig wird er zum Mitglied des Obersten Verwaltungsrates er­­nannt und auch insolange mit der Weiterführung seines bisherigen Amtes betraut, bis sich die maßge­­benden Stellen über die Person seines Nachfolgers schlüssig werden­­­ werden muß und ihren Träger für alle Zeiten zum nationalen Heros macht. Wer sich den Blick für die geschichtlichen Dinge klar erhält und sich der Werbekraft politischer­­ Schlag­­worte zu entziehen weiß, kann in dem Reichs­grün­­der Groß allen Wandeln der Verhältnisse noch heute den politischen Lehrmeister verehren, von dem wie von einem unerschöpflichen Weisheitsborn zu ler­­nen ist. Es ist eine Verzerrung oder Verfälschung, wenn Bismarck zum Politiker der Gewalt gestempelt wird. Wohl bildete das Machtinteresse seines Staa­­tes den Kern seines politischen Wollens und Tuns, aber nur derjenige, der darüber in Unkenntnis ist, gleich fest, kann ihm daraus einen Vorwurf machen. Mit seinem Wirk­lichkeitssinn, der Menschen und Dinge nahm, wie sie waren, mit seiner Wahrhaftig­­keit und Sittlichkeit, Die ihm Doch eine hinreichende Elastizität politiscer Moral ließen, mit seinem ge­­schichtlichen Anfühlungsvermögen, das Vergan­­genes, Gegenwärtiges und Zukünftiges zu verbinden strebte, mit seiner unbedingten Sachlichkeit, die nur von Tatsachen ausging und sich jeder Phrase fern­­hielt, mit seiner Mäßigung im rechten Zeitpunkt, die ihn vor jedem Mißbrauch seiner Erfolge schütze,­­ mit allen diesen Eigenschaften, die den wahren Staatsmann kennzeichen, sollte den Deutschen Bisd­ wie sehr staatliches Leben und Machtstreben mit­ein­­­­ander verknüpft sind, und der die Macht der Gewalt mare> für immer ein leuchtendes Vorbild sein. | BEN | ill,

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