Banater Deutsche Zeitung, September 1928 (Jahrgang 10, nr. 196-220)

1928-09-01 / nr. 196

Samstag, den 1. September 1928 „Santer Zenitäse Yetung? Tragödie eines illegitimen rumäni­­­­schen Fürstensohnes Tod des Professors Schütte . An der Schwelle des Reich­­tums gestorben Vorgestern ist in Wien Professor Georg Schüt­­tl­e-Harmsen an den Folgen eines Schlaganfalles, den er in der Vorwoche erlitten hatte, gestorben. Der Professor und ehemalige kaiserlich russische Kammer­­sänger, stand im 75. Lebensjahre. Seit dem Jänner 1927 führte Professor Schütte gegen die beiden Adop­­tivtöchter des im August 1925 verstorbenen Fürsten Georg Su­rbey, die Marquise de Grau und die bekannte Malerin Achille Fould, einen Prozeß um das hinterlassene Erbe des Fürsten, das von Sachverständigen mit der Riesensumme von vierzig Millionen Schilling bewertet wird. Der verstorbene Fürst war der ehemalige Thronan­­wärter Rumäniens, über das sein Vater vom Jahre 1249 bis zum Frieden von Paris als gekrönter Fürst herrschte. Durch diesen Friedensschluß wurde im Jahre 1856 ein unabhängiges Fürstentum Rumä­­niens gebildet, wonach das Haus Stirbey seine Herr­­scherstellung verlor. Der junge Fürst Stirbey zog sich als Privatmann nach Paris zurück und heiratete dann später, bereits 66 Jahre alt, die bekannte Künst­­lerin Achille Fould, die zwei Töchter in die Ehe mit­­brachte. Fürst Su­rbey adoptierte die beiden Töchter und setzte sie zu Universalerbinnen seines ungeheuren, im ehe­­maligen Donaufürstentum angesammelten Vermögens ein. Im Jänner 1927 erschien vor der ersten Kam­­mer des Pariser Ziviltribunals Professor Schütte und forderte als unehelicher Sohn einen Teil des fürstlichen Erbes.­­ Am­ fürstlichen Hof, so begründete Professor Schütte seine Ansprüche, war bei der Mutter des Fürsten Georg ein Fräulein Schütte als Vorleserin tätig. Der junge Prinz verliebte sich in das Mädchen, das seine Liebe ebenfalls erwiderte. Es kam zu einem romantischen Liebesverhältnis, das aber nicht ohne Folgen blieb.­er Fräulein Schütte brachte auf der Reise aus Ru­­mänien nach Frankreich in Wien einen Knaben zur Welt, der in der Wiener griechisch-orienta­­lischen Dreifaltigkeitskirche getauft wurde, der Kirche als Vater der Name des Fürsten Georg Stirbey eingetragen wurde. Professor Schütte konnte diese seine Angaben auch durch Dokumente belegen. Da die Erbinnen des ver­­storbenen Fürsten auf einen vom Präsidenten der Pa­­riser Zivilkammer angeregten Vergleich nicht einge­­hen wollten, kam es zu einem Prozeß. Professor Schütte beschäftigte sich nun seit eini­­gen Monaten damit, in Wien neue Beweisdokumente für die Richtigkeit seiner Angaben zu sammeln, was ihm auch gelungen ist. In der Vorwoche erhielt nun Professor Schütte von seinem Anwalt ein Schreiben, in dem ihm dieser mitteilte, daß das Pariser Gericht auf Grund der neuen Beweisdokumente für den 10. Oktober eine entscheidende Hauptverhandlung­ angeordnet habe, die für Professor Schüttes Ansprüche überaus günstige Aussichten biete. Ueber diese Freudenbotschaft hat sich der Greis nun offenbar so aufgeregt, daß er kurz nach Erhalt des Briefes, von einem Schlaganfall getroffen, bewußt­­los zu Boden sank. Aerztliche Hilfe erwies sich als vergeblich und Professor Schütte ist vorgestern ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gestorben. Der Verstorbene hinterläßt aus erster Ehe einen Sohn, der den Erbschaftsprozeß seines unter so tra­­gischen Umständen verschiedenen Vaters fortführen wird, ohne daß in das Taufregister | | 8022 Eg eeienmenkägin eien engen än mengen önnen nä i ment", rief die Russin an, damit sie mir das Gesicht zukehrte und knipste. Willy hatte, als ich die Frau anrief, mit ihr weitergescherzt, so daß sie sich bewegen und lachen mußte. Kein Zweifel, mein Freund wollte durch diese Praktiken eine scharfe Aufnahme unmöglich machen. Er sollte noch ärger kommen. Io war­ unvorsichtig, ihn beim Entwickeln der Platte anwesend sein zu lassen. Als er sah, daß das Bild gelungen war, ließ er die Platte auf die Stein­­fließen des Badezimmers fallen. Natürlich ging sie in tausend Trümmer. Nun sagte ich ihm, so schwer es mir fiel, auf den Kopf zu, daß er ein schurkischer Verräter an der Sache des Vaterlandes sei und ge­­hängt gehöre. Da sah er mich eine kurze Weile mit seinen guten, klugen Augen an und dann sagte er: „Zob­el, hast du schon einmal geliebt?" Mein Gegenüber, der ehemalige Premierleut­­nant Jdachim von R. wischte den glänzenden Schweiß von feiner blassen Stirn, dann sprang er plößlich auf ein anderes Thema über und sagte gleiche­­itig:­­ „m, und wie ich heimkehrte in das arme, ge­­knech“ '. Deutschland, verschaffte mir ein Freund diese telle hier als Empfangsbeamter, da ich ja einig Sprachen beherrsche, hat man mich nach eini­­gem „­ögern genommen!“ „und Willy? trug ich „Willy? Ach ja, Willy! unvermittelt. Der arme Junge ruht unter englischem Rasen, und wollte man ihm eine Grabinschrift widmen, so müßte man in den Stein meißeln: „Erschossen im Zweikampfe zum Wohle de­s Vaterlandes von seinem Freunde Joachim von Hart, unerbittlich hart ist das Schisal von Menscen und Völkern. Fo Pr­en Das gegen die Lunaparkrestauration verhängte Sequester annulliert -Gemeinsames: Vorgehen der Rechtsvertreter der Kre­ditoren . Die Organisation Der Kellnerarbeiter hat heute vormittags bei der Polizei interveniert. In unserem gestrigen Blatte meldeten wir, daß gegen die Meistersche Lunaparkrestauration die Ein­­leitung des mehreren Sonforsverfahrens verlangt wurde. Diesbezüglich wird der Gerichtshof am Donnerstag, den G. d. M. endgültig entscheiden. : h Unabhängig tigte kämpfenden von dieser Angelegenheit beschäf­­tit Zahlungsschwierigkeiten arg auch das Temeswarer Bezirksgericht. Das Unternehmen war in Temeswar Kaufleuten diverse Beträge schuldig. Die Rechtsvertreter der Kreditoren hatten schon vor längerer Zeit die Verhängung des Sequesters über die Restauration verlangt. Diesem Ansuchen wurde 729 €­­ durch das Gericht stattgegeben und mit der Durch­­führung des Sequesters der Advokat Dr. Belu be­­traut. Inzwischen fand sich Restaurateur Meister eine Geldperson in der Majorswitwe Frau Stefanie Flora und trat auch mit Advokat Dr. Luchicin in Kompagnieverhältnis. Dieses Verhältnis war aber von keiner langen Dauer, denn alle drei gerie­­ten miteinander in Streit. Dr. Luchicin bat das Bezirksgericht, es möge gegen Frau Witwe Flora als Alleineigentümerin das Sequester anordnen. Ohne zu wissen, daß gegen die Restauration ein an­­deres Verfahren schon im Zuge sei, kam das Bezirks­­gericht dem Ansuchen nach. Dagegen legten nun die Vertreter der Kreditoren Berufung ein. In dieser Angelegenheit wurde heute vor dem Bezirksrichter A­gr­a­ru verhandelt, der das gegen Frau Witwe Flora angeordnete Sequester als null und nichtig erklärte. Dr. Luchicin wurde verpflichtet, an Prozeßspesen den Betrag von 6800 Lei zu bezah­­len. Mit der Lunaparkrestauration wird sich dem­­nächst auch der Disziplinarausschuß der Advokatenkammer befassen. Heute vormittags intervenierte die Organisation der Kellnerarbeiter, deren Mitglieder die drei um ihre Kaution gekommenen Oberkellner Nagy, Hüpfel und Druder sind, bei der Polizei. Auflösung unserer freiwilligen Feuerwehr. Wie berichtet, hat der Ministerrat die Auflösung der Te­­meswarer Freiwilligen Feuerwehr beschlossen. Die diesbezügliche Verordnung ist heute bei der Komi­­tatspräfektur angelangt, und wurde durch Präfekt Dr. Coste zwecks Durchführung dem Stadtmagi­­strat übermittelt. Pokaleinweihung in der Mehala. Der Mehalaer „Liederkranz“ wird den am Dittaer Sängerfest ge­­wonnenen Silberpokal, den die Deutsche Buchhand­­lung gestiftet hat, im großen Saale des Gasthauses Matthias Gimpel feierlichst einweihen. Die Freunde und Gönner des „Liederkranz“ werden dazu höflichst eingeladen. Eintritt frei. Erstklassiges Programm. * Studenten-Uniformstoffe in größter Auswahl und zu billigsten Preisen bei Rabong u. Schneider, Temeswar, Stadt, Skt.-Georgs­plaß. 2543 Ernte- und Weinlesefest in Ostern. Am 8. Sep­­tember Ernte- und Weinlesefest for großi: Mädle un heiratsluschtichi großi Buwe in Oschtre. Treffpunkt für die owerbanater Jugend. Loriskapelle. In der Nacht Erfrischunge ohne Bogaroscher G'frorenes.“ sich mit der Restauration Kalender, Samstag, den 1. September. Katholiken: Aegidius, — Protestanten: Arnald. — Griech.­or,: C. Simeon Stalp: — Juden: 16. Eluf, Wetterbericht des Meteorologischen Institutes. Temperatur in den letzten 24 Stunden: Maximum: 37,5 Grad Celsius; Mi­­nimum: 17,0 Grad Gelfius; Windrichtung: Nordwest; Wind­­stärke 3 Meter; Niederschlag: 1,2 Millimeter, Temperatur am 31. August, früh. 8 Uhr: 17.1. Grad Celsius. Barometerstand: 753.2. Vorograph: stark steigend.­­ Zerstör­ungstrieb Ein Kind geht vor mir, In der Hand hält es eine schöne Blume. Erst riecht es daran. Dann betrachtet er die blaßrosa Rose -- eine solce hält es in der Hand — von allen Seiten. Sie scheint ihm zu gefallen, denn seine Blicke heften sich wie gebannt an die herrliche Blume. Es hat den Anschein, als ob es sich ihre Schönheit und Duft, ihren bezaubernden Reiz und ihre Farben­­fülle für immerwährende Zeiten in die Seele aufnehmen wollte. Doch während ich noch das Kind bewundere, scheint in ihm plößlich eine Aenderung vorzugehen. Es scheint irgendeines Ge­­heimnis auf den Grund kommen zu wollen, welches es im Kelch der Rose vermuten dürfte. Das zufriedene und heitere Lächeln seines Antlives verschwindet, um einem finsteren Ernst zu weichen. Seine Neugierde umschlingt wie ein tausendfüßiger Polyp die unschuldige Blume, der nimmer von seinem Opfer läßt, bis er es nicht verschlungen hat. Zitternd zupft das Kind an einem der Blaßrosablättchen der Blume — und im nächsten Augenbilie fällt dieses in den Straßenstaub. Dann zupft es noch einmal — und noch einmal — und wieder einmal, bis schließlich von der schönen Rose nur noch der mit gelben Samenfädc­hen über und überbesäte Kelch der Blume übrigbleibt. Und wie ange­­ekelt von jener Zerstörung, die es soeben begangen, schleudert das Kind nun auch das letzte Ueberbleibsel der Rose von sich, um im nächsten Moment fortzurennen, als ob es ein Wiedererstehen der grausam zerpflückten Blume fürchtete. .. Vor einigen Tagen geriet mir ein Band Gedichte in die Hand. Es war Rainer Maria Rilkes unvergleichliches „Buch der Bilder“, Ja vertiefte mich in die eine und andere dieser köst­­licen Perlen deutscher Dichtung. Da — als ich ein Blatt um­­schlage — stellte ich mit Entsetzen fest, daß die nächstfolgenden drei Blätter aus dem Bande fehlten, daß sie herausgerissen wor­­den waren. Als ich dann weiterblätterte, mußte ich wahrnehmen, daß nicht nur drei, sondern daß aus dem ganzen Werke etwa zwanzig Blätter Gewiß. Nur fehlten, ein Vandale konnte dieses­ Buch in der Hand gehabt haben, nur ein Mensch," dem der Zerstörungstrieb ent­­weder s­c­on als elterliches Erbgut mit auf den Lebensweg gege­­ben wurde, oder dessen Umgebung aus Elementen zusammenge­­lest war, welchen dieser Trieb nicht fremd war, und die ihm dann und wann auch Geltung zu verschaffen wußten. In welcher Art und Weise ist Nebensache. Denn ein Mensch, der ein Glas zerbricht, einen Teller zerschmettert, einer Fliege die Flügel oder die Füße aus dem lebendigen Fleische herausreißt, die Brut des Vogels vernichtet oder einem Hunde oder Kaze den Schweif ab­­hat, die Ohren frust, die Füße um eine Pfote fürzer macht, ist von demselben Zerstörungstrieb beseelt als derjenige, der eine Blume zerpflückt oder den Umfang eines Buches um einige Blätter vermindert.­­ x Und darum: Erziehe Dein Kind mit Bezüsichtigung jenes Umstandes, daß nicht nur jedes Wesen, das da lebt und leibt, ein Recht zum Dasein und auch ein Recht auf gerade Glieder hat, sondern daß auch eine Blume Anspruch darauf erheben kann, solange zu blühen, bis sie verwelkt, und das auch jedes Buch die Berechtigung besicht, 6is zu seiner Vermoderung ein geschlossenes Ganzes, ein kompletter Organismug zu bleiben, so wie er ge­­­schaffen ward. Er ziehe Dein Kind zur Duldsam­keit. Bist aber Du ungeduldig, wie sollte und könnte dann Dein Kind seiner Dein Kind bei seiner derischer Fülle, denn nur dadurch "gibst" Du ihm die den Keim des Hasses und des Neides aus seinem Herzen fernzu­­halten. In einer ausgeglichenen und zufriedenen Seele findet der Zerstörungstrieb keinen Eingang — ein fallenes und ungefriedenes Gemüt aber mit Uebeln und die Ursache alles Verderbens ... Vom Hofe. Aus Bukarest wird Schwarzen sich alles telegraphiert: Königinwitwe Maria wird bis 15. September in Sinaia bleiben und dann von dort nach Baltik am König Michael hat, von der Prinzessinmutter Helene begleitet, stanza­ Kon­­verlassen, wo er sich einige Monate aufge­­halten hat, und fuhr nach Sinaia, wo beide heute eintreffen. — Prinzregent Tage Sinaia verlassen und in Nikolaus wird dieser Begleitung seines Adjutanten nach Paris fahren. Von Paris wird er sich nach London begeben, wo er als Gast der engli­­schen Flotte den diesjährigen großen Manövern im Mittelmeer beiwohnen wird. Bekanntlich hat Prinz Nikolaus seine Schule auf einem englischen Sciffe absolviert. Frau Biste auf dem Wege zur Besserung­ berichteten gestern über den Selbstmordversuch Wir der­­ Gattin des städtischen Feuerwehrkommandanten Leo Biste, die sich aus dem Revolver ihres Gatten zwei Kugeln in die linke Brustseite jagte und in sch­werver­­letztem Zustande von den Rettern in das Begasana­­torium“ gebracht­ wurde. Wie wir erfahren, wurde Frau Biste noch gestern nachmittags einer Opera­­tion unterzogen, welche mit vollem Erfolg endete, so daß sie sich heute bereits außer Gefahr befin­­et, welt gegenüber anders auftreten als Du? Verwende Erziehung, verwende Meer fahren. — ist sie in die Mit­­liebe auf versehwen­­Möglichkeit, selbst zer­­Wurzel eg, -

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