Banater Deutsche Zeitung, März 1929 (Jahrgang 11, nr. 49-74)
1929-03-01 / nr. 49
“Belle 2 a TEN TE TREE Teht en. Banater Deutsche Zeitung . Kirchengemeinde Die Organisation ist für jedes Volk ein wichtiges Merkmal der Kultur, zugleich auch eine unversiegbare Kraftquelle für gemeinnüßige Zwecke. Unzivilisierte Völker haben keine Organisationen, wenig Gemeinsinn und geringen Einfluß auf die eigenen Geschi>e. Hingegen ist der Organisationsgeist der deutschen Nation in der ganzen Welt berühmt. Wir Banater Deutschen haben stets verschiedene Vereine gehabt, welche sich aber nur auf je eine Gemeinde beschränkten. Der Bauernverein war die erste große Organisation, welcher den ganzen schwäbischen Bauernstand umfaßte. Es kam unter den neuen Verhältnissen des nationalen Erwachens die Volksgemeinschaft hinzu, welcher alle Banater Deutschen ohne Unterschied des Berufes angehören. Durch diese wurden aber die Vereinigungen mit speziellen Zwecken nicht überflüssig, wie Bauernverein, Gewerbebund, Kulturverein, Sängerbund, Frauenverein, Jugendverein usw. In der kirchlich-kulturellen Organisation waren wir am meisten zurückgeblieben, hinter Protestanten, Rumänen, Serben usw. Erst in neuester Zeit haben sich unsere Kirchengemeinden gegründet, um die Beteiligung des Volkes an der Verwaltung der Kirchen Gelder, Kurkurchien und Wohltätigkeitsinstitutionen zu organisieren. Es fehlt aber hinzu die Spikenorganisation, der Diözesanrat. Der Diözesanrat, welcher bei Protestanten, RuBEELBÖHCCHSILAIPSDICTLIATIYTELRADIRIRE und Diözesanrat ionen und Serben längst besteht, ist eine aus kirchigen und weltlichen Vertretern der röm.-kath. Gläubigen gebildete Körperschaft, die dem Bischofe als beratendes und durchführendes Organ zur Seite steht. Er soll den Kirchengemeinden als Appellationsstelle dienen, das Kirchen-, Schul- und Stiftungsvermögen der Diözese verwalten, das religiös-sittliche Leben fördern, und die Rechte unseres Glaubens verteidigen, die oberste Leitung unserer Schulen und kulturellen Institutionen darstellen. Wir haben heute die Banatia, welche das Schülerheim, die Lehrerbildungsanstalt und einstweilen ein dreiklassiges deutsches Gymnasium umfaßt, welche aber noch bis Herbst zur Aufnahme eines siebenklassigen deutschen Gymnasiums ausgebaut werden soll. Wir haben bereits ein Stiftungsvermögen für kulturelle Aufgaben. Die Gelder stammen vom Volke und sollen auch von den Vertretern des Volkes verwaltet werden, damit in deren Verwendung jeder einblicken könne. An dies wird Aufgabe des Diözesanrates sein, über dessen Gründung derzeit mit dem hochwürdigsten Herrn Bischof beraten wird. Dadurch soll unsere Volksorganisation eine sehr wertvolle Ergänzung erhalten. Wir begrüßen diese Spißenorganisation als neuen Zementblod, welcher unsere deutschere gegen irgendwelche Sturzwellen schützen : [] Der Völkerbunk hat keine Senituts von dem französisch-belgtischen Zusagvertrag Briand staunt über Hollands „Leichtgläubigkeit” . Das „Utrechter Dagblad“ erklärt die Dementis als diplomatische Phrasen Genf, 28. Feber (Dp) In Völkerbundkreisen äußerte man sich über die französisch-belgische Militärkonvention dahin, daß Die Regierungen Frankreichs und Belgiens seinerzeit nur formelle Protokolle dem Völkerbund unterbreitet haben, in denen das Zustandekommen eines Vertrages zwischen den beiden Ländern bestätigt wurde. Meritorische Angaben fehlten wie der Zusatzvertrag vom Jahre 1927 ist vom Völkerbund gänzlich unbekannt. DS Paris, 28. Feber (Dp) Laut „Berit Barissen” hat der holländische Gefsandte in einer höflich gehaltenen Note die französise Regierung an Die Angelegeneit der Dokumente, die im „Utrechter Dagblad“ veröffentlicht wurden, zu bereinigen. In seiner Antwort gab Außenminister Briamd seinem Staunen darüber Ausdruck, Daß die holländische Regierung sich Deswegen beunruhige uns sich zur Leichtgläubigkeit have Seifen. Der Artikel des „Utrechter Dagblades“ verleiten trage doch den Stempel ver Fälschung an sich. “ Brüsfel, 28. Feber (Dp) Im ver Belnischen Kammer beantwwortete Außenminister Hyans Anfragen bezüglich der Enthüllungen über den frangzösisch-beligischen Geheimvertrag und erklärte daß es sich um gewährliche Erfindungen handle.Er ersuchte schließlich das Haus, auf die Tagesoplanung überzugehen und gegen solche Infirmutionen zu protestieren. Die seien: ab 28. Feber (Dp) Das „Utrechter Dagblad“ brachte gestern einen langen Artikel, in dem es sich mit den einzelnen Aeußerungen zu seinen Enthüllungen befaßt. Darier heißt es: Diejenigen, die unsere Beweise gesehen haben, können die amtlichen belgischen und französischen Dementis mit einem spöttischen Lächeln avleiun. Die Widerrufe sind nicht3ragende diplomatische Phrasen, die durch unsere Beweise Lügen gestraft werden, men SRvan, zu uns habe. London, 28. Feber (Dp) Der Siaatssercesär für Aeußeres Leder ex- Härte im englischen Unterhaus, daß der englische Generalstab keinerlei militärische Verträge abgeschlossen habe und auch mit niemandem über solche verhandelte. Dies war die Antwort auf eine Anfrage, ob England mit dem französisch-belgischen Geheimabsome| =» BELIIRTLIGLFEIM LZBPLIOG SCHIHIEL GHEHZH UNE ; H *3E 226 DEDOSDEHIS Die älteste russische Revolutionärin prophezeit den Untergang des Bolschewismus Besuch bei der fünfundachtzigjährigen Breschfa Breschkowskaja Leipzig, 28. Feber. Ein Mitarbeiter der „Leipziger Neuesten Nachrichten“ hat in diesen Tagen die fünfundachtzigjährige, in Prag lebende Russische Breschko Breschkowskaja besucht Revolutionärin und mit ihr eine hochinteressante Unterredung gehabt. Die alte Revolutionärin sagte: „Die Seele des russischen Volkes wendet sich gegen den Bolschewismus, der ihr fremd ist und fremd bleiben muß. Sie kennen Dostojewski, also kennen Sie die Seele Rußlands. Der Bolschewismus ist eine fremde Idee, ein Fremdkörper im Reich und das Volk wird ihn nicht dulden. Sein Gelingen war dem Umstand zu verdanken, daß Rußlands hundertsechzig Millionen Menschen überrumpelt wurden und seither die Waffen sich in den Händen der Wenigen befinden, die sich Lenin angeschlossen hatten. Ja kenne mein Volk, ich habe Jahrzehnte mit ihm gelitten und fenne seine Wünsche. Nicht Bolschewismus will es, ebenso wenig wie es den Zarismus will, arbeiten will es, Frieden und seine Religion. Der Sturz der Sowjetregierung muß erfolgen. Io weiß das, weil ich die Revolution vorbereiten helfe. Freilich kann man die Bolschewikenherrschaft von außen nicht stürzen. Jede von außen formende Aktion würde der Sache nur schaden. Die heutige Herrschaft in Rußland, die ohne Zweifel nicht nur Rußland, sondern der ganzen Welt schadet, kann nur von einer inneren Revolution gestürzt werden. Diese wird erfolgen und meiner Berechnung nach wird sie von den Bauern und dem Landproletariat ausgehen.“ Bemerkenswert ist, daß dieser Unterredung mit der bekannten Revolutionärin Kerensti, ris lebt und gegenwärtig seine Memoiren der in Paschreibt, beiwohnte. Er war eigens von Paris nach Prag gekommen, um der fünfundachtzigjährigen Revolutionärin zu ihrem Geburstag zu gratulieren. In Prag Trotzky ist der russischenaosach in Angora unbekannt . Einladung in die Tschechoslowakei Prag, 28. Feber (Dp) Die Kommunisten in Brünn, die eine Niederlassung Trokkys in der Tschechoslowakei wünschten, damit er dort eine Kur gebrauchen solle, sandten ihm an die Adresse der Sowjetgesandtschaft im Angora ein in deutscher Sprache verfaßtes D diesbezügliches Telegramm. Die Depesche wurde den Aufgebern mit der Bemerkung der Sowjetgesandtschaft zurückgeschi>t, daß der Adressat unbekannt sei. Daraufhin telegraphierten die Brünner Genossen an das russische Konsulat, worauf „Livove Noviny“ zufolge Trophly antwortete, daß er geneigt sei, in die Tidechofiowatei zu kommen, doch müsse er vorerst die Entscheidung der denischen Regierung abwarten. * Freitag, den 1. März 1929 März. Kalender. Freitag, 1. staaten? Albinus. — Gr.-or.: M. Kahtolfen: Albinus, — Proto- Eudochia. — Juden: 19. Adar. Wetterbericht des Meteorologischen Institutes, Temperatur in den lebten 24 Stunden: Maximum: ++ 7.3 Grad Celsius; Minimum: — 25 Grad Celsius; Windrichtung: Nord; Windstärke: 7; Niederschlag: 7,2 Millimeter; Temperatur am 23. Feber früh 8 Uhr: -- 22 Grad Celsius; Barometerstand: 748,2; Barograph: steigend. -- Weiterer Regen in Aussichten Radiowilderer Wir leben im Zeitalter der Elekrizität und des Radios. Triffst du einen Bekannten auf der Straße, in Gesellschaft oder im Wirtshaus, so wird er dir nach der zweiten Gesprächsminute über seinen neuen Radioapparat berichten, Ober über den seines Nachbars, Freundes oder Bekannten. Und dann, solltest du dir irgendwelche radiotechnische Blöße geben (es gibt auch nur solch seltene Leute), so hält er dir sofort einen Vortrag über die Vorzüge vor Telefunken, Tungsram, Radion, Sygmaphon, Neutrevor und Elektrolux-Apparate, mit oder ohne Netzanschluß, über Bariumröhre, über Teilzxdetektore und Embo-Transformatore, daß dir angst und bange wird und das alles in einem Ton, daß dir ob deiner Unvernunft die Schamröte in die Stirne steigen muß. Du gehst dann nach einem soli gen Gespräch nachhause, mit dem festen Entschluß, vom Zeitgeiste Tribut zu entrichten und dir unverzüglich einen Rabioapparat anzuschaffen. Also: auf zum Kampfen will heißen, zum Radiokauf. Du rückst Dir den Hut unternehmungsluftig am Kopfe zureit und trittst mit fester und entschlossener Miene ins Radiogeschäft. Du bekommst Apparate vorgelegt, zehn, zwanzig, in jedwelßer Größe, Typ und Format. Du verstehst nichts dazu, mußt aber so tun, als würdest du etwas verstehen, du mußt prüfen und wählen und während dir schon viele Schweißtropfen auf der Stirne stehen, mußt du mit fachmännischem Gesicht Hebel und Röhren probieren, Dann entschließt du dich für einen, Für einen Telefunkenapparat, Oder für einen JkS3 beliebigen anderen, dessen Name dir eben besser gefällt oder wer in einem wohlgefälligeren Gehäuse stet. Du gibst deine Adresse an und verläßt mit schweifender Brust den Laven. Denn: du bist Radiodesiver geworden und dem ersten Bekannten, den Du triffst, sprichst du weitst weifend und geräuschvoll über die Vorzüge deines Radioapparates ... Am nächsten Tag wird dann der neue Apparat montiert. Der Monteur schaltet im Bewußtsein seiner Wichtigkeit ein, er schiebt die Hebel und dreht die Kurbeln. Und siehe, da fängt es an zu pfeifen, und zu brummen und macht einen Höllenlärm, daß einem sehen und hören vergeht. --- Atmosphärische Störungen — sagt der Monteur. — Hervorgerufen Durch elektrische Störungswellen in der Luft. — In der Luft. .. wiederholst du andächtig. Der Lärm wird <aotisch, Das Pfeifen Rhythmus. — Rackoppelungsapparat, Nachvwilderer, Die Kerle sollte man allesamt mit den Beinen nach oben aufhängen, Sagte der Monteuer und empfiehlt sich. Du aber stellst so schnell wie möglich den Apparat ab. Wer möchte auch so jung schon in eine Irrenanstalt gelangen ? Wenn du dann von dem vielen Gepfeife schon halb wahnsinnig geworden bist, dann läßt du auch deinen eigenen Apparat pfeifen. Taktvoll, rhythmist. Und hast dabei wenigstenss das Gefühl, nicht allein gefoppt zu werden, sondern auch selbst zu foppen. Aus Rache... Und wirst allmählich selbst zum Radiowilderer, d. h. Mißbrauch mit der Gipsbüste des Ministerpräsidenten. Der Verband der siebenbürgischen und Banater rumänischen Zeitungsschreiber hat den Blättern eine Erklärung zugeschickt, in der er mitteilt, daß dem Verein ferne stehende Perssonen mit der Gipsbüste des Ministerpräsidenten Maniu hausieren und mit verschiedenen Drohungen besonders Angehörige der Minderheiten zwingen wollen, die Büste um 1000 Lei zu kaufen. Der Verband der rumänischen Zeitungsschreiber gibt der Bevölkerung bekannt, daß er niemanden mit einem solchen Geschäft betraut hat und daß die Büstenverkäufer den Namen des Verbandes mißbrauchen. Er fordert das Publikum auf, die Erpresser der Polizei auszuliefern. Die menschenfreundlichste Tat des Jahres 1928. Die goldene Medaille der Londoner königlich humanitären Gesellschaft für „die Tat von höchstem Werte im Laufe des Jahres“ wurde dem südafrikanischen Landwirt Andreas Müller Heyns zugesprochen. Am 28. Dezember des verflossenen Jahres badete ein Student mit mehreren Freunden im Meer und hatte sich ein wenig von diesen entfernt. Plöglich nähte sich ihm ein Haifisch, faßte ihn und zog ihn ins offene Meer. Heyns sprang ins Wasser, entriß dem Untier seine Beute und erreichte glücklich das Ufer. Leider konnte seine tapfere Tat dem unglücklichen Studenten nicht das Leben retten; er starb einige Stunden später. Der Hai hatte ihm das linke Bein über dem Knie abgebissen und den rechten Fuß zerquetscht. Das Untier wurde später von Fischern getötet. Neubauten am Vatikan. Wie aus Rom gemeldet wird, hat der Papst mit Senator Luca Beltranelli, dem angesehensten Architekten Italiens, Beisprechungen wegen einer Adaptierung und Ausführung von Neubauten gepflogen. Der Hl. Vater hat den Plänen, die ihm der Architekt vorlegte, zugestimmt und so dürfte mit den Arbeiten bald begonnen werden. bekommt System. ee