Banater Deutsche Zeitung, Juni 1929 (Jahrgang 11, nr. 120-144)

1929-06-01 / nr. 120

1 | Battater Deutsche Zeitung Sammsztag, 1. Juni 1929 Samstag, 1. Juni. Katholiken: Gratiana. — Protestantent Kuno. — Griech.-or.: M. Justin. — Juden: 22. Jjjar: Wetterbericht des Meteorologischen Institutes; Temperatur in den lebten 24 Stunden: Maximum: 29.3 Grad Celsius; Mini­­mmum: 13.8 Gr. C.;. Windrichtung, Nordwest; Windstärke: 3. Niederschlag: 0,8 Millimeter. Temperatur am­­ 31. Mai früh 8 Uhr: 143 Gr. C, Barometerstand: 753.3. Barograph steigend. .. Die gestrige­ Fronleichnamsprozession am­ Domplatz nahm einen äußerst imposanten Verlauf. Nach dem Gotte­­dienste, den Bischof Dr. Pacha mit großer geistlicher Assistenz zelebrierte, , zog die Pro­­zession unter Glockengeläute um den Domplatz, wo­­ an den vier Ehen je eine laubgeschmücke Kapelle auf­­­gestellt war. Unter dem Baldachin schritt der Bischof, unmittelbar vor ihm Dompropst Franz Blanko­­wic, die Domherren Olajo3, Kayser, Ma­­gyari und Wegling, der Innerstädter Pfarrer Matthias Ferch und zahlreiche andere geistliche Würdenträger. Unmittelbar hinter dem Baldachin­­ ging der Innerstädter Kirchenrat, dem eine große Menschenmenge folgte. Unter Führung des Direktor Nischbach, des Subdirektors Bittenbinder, der Professoren Dr. Schiff, Valentin, Mayer­­ usw. rückte die ganze „Banatia“ aus, u. zw. die Leh­­rerpräparandie, das Deutschkatholische Gymnasium, die Schüler der Mutterschule, sowie die Schüler des Deutschen Realgymnasiums. An der Prozession nah­­men noch die Schülerinnen des Innerstädter Klosters teil. Die Gewerbetreibenden waren mit fünf Fahnen ausgerüct, das ganze Piaristengymnasium, die Bür­­gerschule usw. In der Mitte des Dompfanes, beim­­­ Pestdenkmal, war ein Podium errichtet, wo Domherr Kayser für die Schüler eine Messe unterm freien Himmel hielt. An der Fronleichnamsprozession betei­­ligte sich unter Führung des Kommandanten Niko­­laus Heim die freiwillige Feuerwehr samt Musik und Fahne. Belobung des Polizeikommissärs Theodor­­ Gutzu, Polizeikommissär Theodor Guß­u, der, wie gemeldet zu den Vereinigungsfeierlichkeiten nach Karlsburg delegirt wurde, ist vom­­­nnerminister Vaida-Voevod wegen seiner Dienste, die er an den Feierlichkeiten in der unmittelbaren Umgebung der königlichen Familie leistete, und seinen Dank aus­gesprochen, seine Anerkennung Polizeikommissär Gußu ist aus Karlsburg bereits zurückgekehrt und hat die Leitung des Fabriker Kommissariates wieder übernommen. Von der Elektrischen gefallen: Gestern nachmit­­tag ist in der Kronengasse die 53 jährige Frau Stefa­­nie Koc3i3 vom Perron eines Straßenwagens herabgestürzt und zog sich einen Bruch des rechten­­ Oberschenkels zu. Die Retter leisteten ihr die erste Hilfe und brachten sie in das Regasanatorium. Sittlichkeitsattentat im Anstandsort Die 18jäh­­rige Verkäuferin eines Herrenmode-Warenhauses in der Inneren Stadt erstattete gegen ihren Chef die Anzeige, daß er gegen sie im Anstandsort des Ge­­schäftes ein Sittlichkeitsattentat verüben wollte. Die Polizei hat auf Grund der seltsamen Anzeige gegen den Kaufmann das Verfahren eingeleitet.­­ Unglücksfälle in aller Welt Explosion in der Taucherglocke — Gaserplosion in Ottawa in anderthalb Kilometer Länge — Riesiger Wolkenbruch in der Tschechoslowakei — Kata­­strophale Brände in Polen und Japan — Taifun auf der Insel Leyte mit 119 , Tote — Erdbeben auf Ski. Rafael Der gestrige Tag ist für viele Städte und Länder durch große Katastrophen zu einem Merktag der traurigen Ereignisse geworden. Aus allen Weltteilen kommen Nachrichten über Brände, Explosionen, Weberschwemmungen und S Heimsuchungen durch Stürme, durch die viele Menschen das Leben einbüß­­ten und ungeheurer Sachschaden angerichtet wurde. Die größten und bemerkenswertesten dieser Un­­glückzereignisse fassen wir hier zusammen in der Rei­­henfolge, wie sie in den Telegrammen vorkommen. er ge ' % ) ; * Jersey City, 31. Mai. (Dp.) Bei einem Blürenbau kam es gestern zu einer Explosion in der unter Wasser befindlichen Taucher­­glocke, wo 18 Arbeiter mit Fundamentarbeiten be­­schäftigt waren. Vier Arbeiter wurden zerrissen und die übrigen 14 erlitten alle Arm- oder Beinbrüche, konnten aber mit schwerer Mühe gerettet werden. Zufolge des riesigen Luftdrucks trat bei allen Geret­­teten Lungenerweiterung ein, wodurch ihr Zustand bedeutend kompliziert wird. Ottawa, 31. Mai. (Dp.) In einem Stadtteil kam es in dem Hauptrohr der Gasleitung zu einer­ Explosion, durch die das Rohr in einer Länge von anderthalb Kilometern barst. Die Feststellung der Verluste gibt einen Toten, 20 Ver­­wundete und sonstigen großen Schaden an Häusern und Straßen an. Prag, 31. Mai. (Dp.) Die Gemeinde Egertscheid ist gestern durch einen nie erlebten Wolkenbruch überschwemmt wor­­den, nachdem vorher ein Hagel weiter niedergegangen war, das die Schleßen zehn Zentimeter hoch auf­­stapelte. Die gesamte Ernte ist vernichtet worden. Das einen halben Meter hohe Wasser in den Gassen fließt auf die Stadt Eger ab, die von der drohenden Ge- Di verständigt wurde und Abwehrmaßnahmen trifft. BER TEE DU EMMEN: Lemberg, 31. Mai. (Dp.) Mittwoch brach in dem nahen Städtchen M­i­­zuiow Feuer aus, durch das sämtliche Gebäude bis gestern in Asche gelegt wurden. Nur das Bahnhofge­­bäude allein, das unversehrt blieb, bezeichnet mit sei­­ner Aufschrift, daß der dahinterliegende Trümmer­­haufen die Stadt Mizurow war. SEE Auf der Insel Sabar in Tokio, 31. Mai, (DP.) , wütet ein Waldbrand von ungeheuerer Ausdehnung. Mehrere Städte und Ortschaften, sowie 100 Menschen sind den entfessel­­ten Elementen schon zum Opfer gefallen. Es ist gar keine Aussicht vorhanden, daß vom Fortschreiten des Brandes Einhalt geboten werden könnte “, RK­ 4 - „ * 38.7 Epp WVESE Newport, 31. Mai. (Dp).­­ Wie Telegramme aus Manilla besagen, hat ein Taifun von elementarer Stärke über die Insel Leyte hinweggefegt. Ueber 120 Einwohner werden vermißt und die Ortschaften sind dutzendweise vom Erdboden verschwunden. Die Zahl der Obdachlosen beträgt über 5000. 5 Buenos-Aires, 31. Mai. (Dp.) Die Stadt Vislarsar auf der Insel Skt. Rafael wurde durch ein Erdbeben so stark erschüttert, daß mehere Häuser einstürzten, wobei zwanzig Personen den Tod fanden. Die Bevölkerung flüchtete entsetzt ins Freie und konnte noch nicht zur Rückkehr in die Wohnungen bewogen werden. : ; We ; NERN > ­ Ausgezeichnete Lebensretter. Der Regentschafts­­rat hat die Temeswarer Detektive Julius Gregor und Vasile Boca, die im Winter unter Gefährdung des eigenen Lebens eine Selbstmörderin aus Den eisfalten Fluten der Bega retteten, die Auszeichnung­­ „Für Mannhaftigkeit“ verliehen.­­ Von einem Stier verletzt. Der Insasse Franz Masca wurde gestern Neusischodaer am Markt­­platz von einem Stier überfallen und zu Boden ge­­stoßen. Mascha erlitt durch die Fußtritte des schwe­­ren Tieres erhebliche innerliche Verlegungen und mußte von den Rettern in das Spital transportiert werden. D Ar Trauung. Der verdienstvolle permanente Retter Georg Wagner wird morgen, Samstag mit Frl. Ferdinanda Ho­lu­b den Bund fürs Leben schließen. EEE EHEN EU ERLERNEN RR­SE TEE REGT EEE TEN BER WEIDE NET ESERZTIESETTE RCS SRE SIL ERTEILEN TR TERHIN NEN SRT RE HERDER TEEN . Jen ja, wir hätten doch dann den guten Posten hier verloren ; 75, anderseits, ein Kind in die Pflege geben müssen,­­ das brachten wir auch nicht übers Herz. .. und so beschlossen wir, eben zu warten, bis wir und draußen auf dem Lande ein kleines Gütchen kaufen könnten ...“ . Die Stimme des Herrn Hofrat3 ist ein bißchen belegt: „Ja richtig, ich kann mich nun auch erinnern, e3 war ja immer Ihr Lieblingsplan, warum aber ist 83 dann nicht dazu gekommen. Sie waren doch immer so sparsam und Frau Gretl das Muster einer braven Hausfrau?“ ER­­ wäre schon bei­­nander gewesen, schon vor ap “.. zehn Jahren..., aber, aber es war eigentlich doch schon zu spät . .., wir frag­­ten und: „für was, für wen?" . . . Die Jugend war da­­ hin, mit ihr versiegte auch der heiße Wunsch . . ., meine „Gretl hat sich mit der Zeit darein ergeben :. ., ich hatte ja vn Garten 7555 die Linde war immer mein Der Hofrat starrt zwischen Baum und Strauch, als war sein Garten ein fremder, die sinkende Sonne malt goldene Lichter auf Rasen und Kie­8wege hin, er sieht es, nicht, er starrt wie ein langsam erwachender drüber hin, seine Worte sind schleppend, voll Unbe­­greifen? „Ja und Lanzinger, ich weiß nicht mehr, wie das damals alles gewesen, aber ich meine, dag ‚mit­­dem­ Posten­ verlieren­, das wäre doch sein Unglück, wenn Sie heute einen Sohn hätten .. . oder eine Tochter, ich denke Sie übertreiben, man . .. man wür­­de doch Mittel und Wege gefunden haben?“ „Nein, Herr Hofrat, e3 war doch so üblich, mit ganz wenig Ausnahmen so üblich . .., e3 war gewissermaßen er­­ste Bedingung, die Kinderlosigkeit...“ „Aber Lanzinger, ich hätte doch ganz gewiß...” Der Hofrat schweigt auf einmal betreten. „Die junge gnädige Frau führte damals ein gro­ße Herr Hofrat mußten die knappen Stunden uhe fleißig nützen, da hätte ein Kind schon sehr Bei der Sy stört ;: =, 83 wurde uns eben auch in diesem Sinne bedeutet ;.., ach, Herr Hofrat, es ist ja alles schon so lange her!“ ] „Sie können wohl recht haben, Lanziger, es ist schon so lange her, man wird ja das Beste gemeint haben .­­.“ Drückend schwer legt sich der Duft der Lin­­denblüten auf die Brust der Männer .­­ der Hofrat: „Lanziger, wenn ich noch einmal jung werden könnte, das müßte dann ganz ander sein, da müßten der Frau Gretl ihre Bub'n...“ Lanzinger wird zum Abendbrot gerufen, die Stimme klingt gedämpft durch den Garten, es ist eine Frauenstimme, ein wenig hart und­ rauh geworden vom Gleichmaß der Tage ... Lanzinger steht auf, rückt verlegen sein Käppchen, lächelt ein wenig ergeben und ein wenig trüb: „Herr Hofrat, schade, daß Sie keinen Sohn haben, der diesen Traum verwirklichen könnte, für meinen Nachfolger wenigstens . . .“ Dann schreitet Lanzinger schnell über silberne Kieswege dahin, denn die Stimme der Frau i­ erklingt wie verlorenes Leben, geht er ins Haus. Die Linde rauscht mächtig auf: In dumpfen Stuben müssen Kinder­ erstizen! Auf staubigen Straßen müssen Kinder verkommen! Und ich muß blühen und duften und einsamen alten Menschen mein rauschendes Lied vorsingen, in einem Garten, aus dem meine Liebsten, die Kinder heraus­­gestorben sind!“ — Die junge, starke Linde rauscht mächtig auf. Sie spricht von Menschen, an deren Hochzeitstag sie hier eingepflanzt wurde vor dreißig Jahren. Für was, für wen? nochmals und schon um etwas schär­­Die Sonne versinkt, die Linde rauscht auf im er­­sten Abendwind. „Wenn sie einen Sohn hätten!“ Es ist ein ergreifend wehes Lied, wie versäumtes Glück, . „Wenn sie einen Sohn hätten!“ Der Herr Hofrat murmelt mit blassen Lippen. „Wir sind schuld, wehe uns!" Ein Kälteschauer durch­­rüttelt den alten rüstigen Herrn, mit müden Schritten _ , : 4 Die Umtriebe einer Temeswarer Hochstaplerin in Arad. Die bereits vorbestrafte Hochstaplerin und Diebin Mavie K­un wurde vorgesternt genommen, wo sie einen Juwelier in Arad­jet in raffinierter Weise schädigte. Die elegant vetreißete Sodhapfert­lerin besuchte Mittwoch den Araver Juwelierlaven Josef Reiner, wo sie verschiedene Juwelen im Werte von 20.000 Lei kaufte, diese einpaen ließ und damit sfort­­ging, daß ihr Gatte etwas später die Juwelen be­­zahlen und mitnehmen wird. Man wartete eine ge­­raume Zeit. Doch der „Gatte“ kam nicht. Hingegen wurde die befremdende Entdekung gemacht, daß die elegante Dame bei der Auswahl der Juwelen eine wertvolle Goldkette verschwinden ließ. Nach länge­­rem Nachforschen gelang es der Arader Polizei die Diebin auszuforschen. Es war niemand anders, als die Marie Kun, die auch in Temesmwar einige­­mal denselben Kniff mit Erfolg angewendet hat. Sie wrde verhaftet.­­ See a hat sich in der Fabrik, Seifenfabrikgasse 27 der 75 Jahre alte Knecht Johann K­a­zi erhängt und wurde tot aufge­­funden. Von den Behörden begaben „Polizei- Subkommissär Peter Vitian und Bezirksarzt Dr. Bontila an den Schauplatz, die nach der Leichen­­schau die Ueberführung des Toten in die Fabriker Leichenhalle anordneten. Der alte Mann hat sich fest­­gestelltermaßen im Rausch­e erhängt. schoda hat sich ebenfalls in Dev und wird von dort aus beerdigt. In Neuks­­vergangenen Nacht der 59 jährige Pensionist der Tabakfabrik Nikolaus Kollinger erhängt. Als seine Familie Tat entdeckte, war er bereits tot. Ueber die Ursachen sei­­nes Selbstmordes ist nichts bekannt, da er keinen Ab­­schiedsbrief hinterließ. Seine Leiche wurde in die Totenkammer des Josefstädter Friedhofes gebracht­­ . Waldfest der Banatia. Sonntag veranstaltet Die Banatia im Jagdwalde ein Waldfest, schiedene Darbietungen geboten werden, bei dem ver- Gäste sind höflichst zur Teilnahme eingeladen und gerne gese­­t : „O ja, gewiß, das Lümmchen Aug­­ei­­ss Pi ; . Endlich sagt Z­­­ie­hen. Zwei ARTEN Vergangene Nacht sich die * Badetrikots 5. Wiener und Pariser Modelle S ! empfiehlt Viktor Lidolt 5047 3­­ Temeswar, Innere Stadt. SUR EN B­­­ar TE RE USE

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