Banater Deutsche Zeitung, Juli 1929 (Jahrgang 11, nr. 145-170)

1929-07-02 / nr. 145

- Banater Deutsche Zeitung Dienstag, 2. Juli­ 1929 . Hakfeld, die größte schwäbische Gemeinde, hatte gestern einen Festtag ersten Ranges. Es war dies­­mal fein­ Anlaß politischen oder wirtschaftlichen An­­striches, sondern es war das Lied, das deutsche Lied, in seiner erhabenen Schöne und Majestät, das den Leuten Gelegereit zu einer überaus willkommenen Zusammenkunft bot. Hatzfeld, das hundertmal aus­­gemergelte und wirtschaftlich total ruinierte Empo­­rium unseres Volkes, hat dem deutschen Gesang, dem deutschen Liede zuerst eine würdige Pflegestätte er­­richtet. Und so ist es richtig, so ist es gut. Denn wir können auf Grund des Haßfelder Beispiels ohne weiteres hoffen, daß dem deutschen Liede von heute und morgen an auch in anderen Gemeinden unserer Siedlung der Hazfelder ähnliche Pflegestätten er­­an und ihrer erhabenen Bestimmung übergeben werden. Der Tag war sozusagen dazu geschaffen, um in seinem Rahmen ein Fest zu begehen. Aller Herzen hatte sich schon seit einigen Tagen eine Feststimmung bemächtigt, die gestern in jeder Hinsicht zur Geltung kommen sollte und auch zur Geltung kam. Auch der Himmel war den Veranstaltern anädig. Ueberall wa­­ren festlich gekleidete Menschen­“ zu sehen. Nicht sah man gestern der einst zu den schönsten Hoffnungen berechtigten Gemeinde an, mit welch schwerer wirt­­schaftlichen Not ihre Insassen zu kämpfen haben. Die Herzen waren nicht auf Alltäglichkeiten gestimmt. Man erwartete etwas Großes, Außergewöhnliche. Und Allen, die von einer solchen Hoffnung beseelt und durchdrungen waren, sollte Erfüllung werden. Es war nach zehn Uhr, als sich Gäste und Ver­­einsmitglieder zu einem imposanten, wirklich großzü­­­gigen Zuge im Sängerheime eingefunden hatten, um den herrlich schönen Tag mit einem Gottesdienst zu beginnen. In Vertretung unserer Volksgemeinschaft sahen wir Gauobmann Professor Josef Striegl und Hauptamtssekretär Erwin Schiller. In Ver­­tretung des Banater deutschen Kulturvereines war dessen Leiter und Chormeister des Schubert-Lieder­­kranzes Anton Tit anwesend. Der Kleinjetschaer Gesangverein­ war unter Führung seines Chordiri­­genten Jakob Porz vollzählig erschienen. Aberd­­en sandten der Gertianoscher und Trieb­wette­­rer Männergesangverein. Bei den Klängen der Grabater Tillschnei­­derther Musikkapelle begab sich der das Fest der Weihe seines eigenen Heimes begehende Gesangver­­ein in die geräumige Kirche, malt und von der bekannten die gegenwärtig ausge­ Ten mie3warer Firma Wegenstein auch eine neue Orgel erhalten wird. Die Hatfelder freiwillige Feuerwehr war unter dem Kommando ihres stellvertretenden Kommandanten Matthias Jo­st mit ihrer Fahne ausgerückt. Auch „Hertha“, der bekannte Haßfelder deutsche Sport­ war unter Führung Dr. Scheipner und mit­ seiner erst kürzlich ge­­weihten Fahne vollzählig ausgericht. Die Dritte Fahne im Festzuge gehörte dem das Fest begehenden Vereine selbst. Es befanden sich ferner im Festzuge: Landestreu, deutscher Sport- und Gesangverein, de­=­gleichen der ebenfalls vollzählig ausgerücte Hab­­felder Sportverein, an dessen Spibe die Mitobmän­­ner Johann Frey und Johann Redler mar­schierten. In der Kirche zelebrierte Kaplan Ottokar P­a­­sch­ek ein feierliches Hochamt. Den gesanglichen Teil zu demselben lieferten die Mädchen des Kirchenchors, die unter der fachkundigen Leitung des Kantors Martin S H­lier eine deutsche Messe von Griesba­­cher Tangen.. Nach dem Hochamt begab sich sozusagen­­ die ganze Gemeinde in den Garten des Handels- und Gewerbekasinos, wo das Sängerheim nach den Plänen des Baumeisters Peter Quint von Mat­­thias Rintcke erbaut wurde. Inzwischen hatten sich dem Festzuge auch Mitglieder der Gemeindevor­­stehung und der Gewerbekorporation angeschlossen.­­ Vor dem Altar, der auf der Terrasse des Sänger­­heimes errichtet worden war, nahm Abtpfarrer Franz Neff, nach vorangegangenem Vortrag der Königshymne in deutscher Sprache, die feierliche Weihe des neuen Gebäudes vor. Dann sprach der beliebte Geistliche wirklich zu beherzigende Worte über die Bedeutung und Auswirkungen des Liedes. Ihm folgte im Namen der Volksgemeinschaft profes­­sor: Striegl, dessen kurze, aber um so prägnantere Ausführungen bei der Großen Festgemeinde unge­­teilte Anerkennung auslösten. Zum Schlusse sprach Anton Tit, Leiter des Banater Deutschen Kulturver­­eines, in dessen Namen. Im Namen des Bundes Ba­­nater Deutscher Sänger wurde zwar keine Rede ge­­halten, dafür traf aber folgendes Schreiben dessel­­ben ein: | Liebe Sangesbrüder! Die Leitung des B. B. D. ©. grüßt Sie gele­­gentlich Ihrer Weihe des neuen Heimes auf das herzlichste! Ihre ruhmvolle Vergangenheit gewinnt durch diese neue Tat sangesbrüderlichen Zusammen­­haltens einen noch schöneren Glanz und läßt ein un­­geahntes Zukunftsbild erhoffen. Möge diese Grün­­deber den Verein selbst erübrigt sich noch fol­­gendes zu sagen: Seine Gründung erfolgte im Jahre 1893. Sein erster Präses war Baumeister Johann Keppinger. Ihm folgte der Schuhmachermeister weiland Anton Vac­zi. Dann überging die Leitung in die Hände des Arztes Dr. Peter Reinhardt. Zugleich mit ihm trat auch Anton Reichrath als geschäftsführender Obmann an die Seite des Ver­­­eines. Dieser Wechsel­ in der Leitung hat sich noch im Jahre 1907 vollzogen. Inzwischen ist Dr. Reinhardt nach Budapest übersiedelt, sodaß seit seiner Ueber­­siedlung Anton Reichrath alleiniger Vorsitzender des Vereines ist. Die schöne, aber auch verantwortm­asc­ dung­ eines Sängerheimes recht bald Nachahmer fin­­den in den Bundesvereinen zum Wohle des deut­­schen Liedes. Liebe Sangerbrüder! Seid beglück­­wünscht von der Leitung des BB. DIS 985. Dr. M. Hoffmann Nach den mit viel Begeisterung aufgenommenen Festreden trug das­ sogenannte „Singende Hatzfeld“, eine Vereinigung sämtlicher Hackfelder Sänger, un­­ter dem bewährten Dirigentenstabe Musikprofessor Josef Linster­ das bekannte Weihelied. Das ist der Tag des Herrn­ mit großem Erfolg vor. Anschlie­­ßend an den offiziellen Teil des Festes fand ein Bierrummel in den neugeweihten Lokalitäten des Sängerheimes statt. Nachmittags wurde Fußball gespielt und gesun­­gen. Da taten sich besonders die anwesenden Gäste­­ hervor. Abends wurde auf der geräumigen Terrasse des neuen Heimes eine Liedertafel veranstaltet. Teil­­nehmer an derselben waren ebenfalls ausschließlich Mitglieder des „Singenden Hatzfeld.“ volle Stelle des Chormeisters bekleidet Josef Linster, der sich nicht nur als Musikprofessor­ und Chordiri­­gent, sondern auch als Komponist­­ einen ausgezeich­­neten Namen erworben hat. Die Zahl der wirkenden Mitglieder des Vereines ist, heute 56. Gründendes Mitglied und Sängerpräses ist Anton Javorsky, der den Ruhm für sich in Anspruch nehmen kann, daß seine volltönende Baßstimme um zwei Oktaven tie­­fer als die jedes gangbaren Klaviere ist.." herauskamen. Da. wurden. Dabei Der Vater für Tischler,­­ Mit WERDE Alles in allem hat der Haßfelder Gewerbege­­sangverein eine Tat vollbracht, die hoffentlich heute oder morgen auch von den anderen Gesangvereinen „unserer Heimat nachgeahmt wird und auch nachge­­ahmt zu werden verdient. Kalender, Dienstag,:2. Juli. Katholiken:. Maria Heimf.­­­­Protestanten: Altraut. — Griech.-or.: Westmantul, — Juden; 24. Siwan. Wetterbericht des Meteorologischen Institutes. Temperatur in­­ den lebten 24 Stunden: Maximum: 24.4 Grad Celsius; Mini­­mum: 15.2 Gr. C.; Windrichtung: Südost; Windstärke: 2; Nie­­derschlag: keiner. Temperatur am 1. Juli früh 8 Uhr? 17.9 Gr. C. Barometerstand: 751. Barograph beständig. "Elternfreuden des jugoslawischen Königspaares. Aus Belgrad wird telegra­­phiert: Sonntag abends 11.40 schenkte die jugosla­­wische Königin einem Knaben das Leben. Der kleine Prinz ist gesund und wiegt 3 kg. 200 Gramm. Das freudige Ereignis wurde mit Kanonenschüssen kund­­gegeben. Die­­ alten neuentdeckten Kehrmaschinen der Stadt­ werden Montag in Betrieb genommen. In aller Früh wird die Hauptstraße von der Fabrik in die Stadt, bzw. von der Inneren Stadt in die Josef­­stadt, dann aber die beiden Peripherierstraßen ent­­lang­ der TMTE-Bahn, bzw. Hungariastraße damit gereinigt werden. Wirtis­haussperre am Land. Wie wir vorige Woche meldeten, fuhr eine Abordnung der Banater Gastwirte zusammen nach Bukarest, um bei der Re­­gierung vorzusprechen. Bezüglich der Sperr­stunde der Dorfwirtshäuser hat die Ab­­ordnung das Versprechen erhalten, daß die Dorf­­wirtshäuser an­ Sonntagen von nun ab von nachmit­­tags bis abends . 8 Uhr offenbleiben­ können. Eine diesbezügliche Verordnung soll demnächst erscheinen. Autounfall. Gestern nachmittag um 3 Uhr ereig­­neten sich­­ in der­­ Glisabethstadt, Ede Stefanie- und Rabengasse, ein­ Autounglück, das leicht von schweren Folgen hätte sein können. Das Auto Tm3 1191 fuhr in ziemlich raschem Tempo in Die Stefaniegasse hi­­nein, von wo gerade die Geschwister Helene B­o­r­­bely, 8 Jahre alt, und Jahre alt, den Pflege übergeben. Andreas Borbely, 4 Der Chauffeur sein Signal gab, bemerkten die Kinder den Kraftwagen, auch viel zu spät, so daß sie nicht mehr konnten und umgestoßen Schmiede, auswieid­en erlitten beide Verlekungen am Kopf und an den Füßen. Sie wurden von den Rettern verbunden und der eh­erli­­erstattete gegen den fahrlässigen Chauffeur die Anzeige. Bierflasche in Aktion. Freitag­abends machten sic­h einige Arbeiter aus der Arbeiterkolonie im Wirtshaus bei der Turulschuhfabrik, Fabrik, Rus­siascher Straße 10, sehr gemütlich und ließen sich Bier und Wein recht gut schmelen. Doch wie gewöhn­­lich, verfehlten die vielen Getränke auch hier ihre Wirkung nicht. Bald entstand in der anfangs so brü­­derlichen Gesellschaft ein Streit, der in eine Schlä­­gerei ausartete. Der heißblütige Stefan Golga, Arbeiterkolonie­r wohnhaft, ergriff dabei eine leere Bierflasche und schleuderte diesen dem Michael Szabo an den Schädel. Szabo brach b­lutend zus­­ammen. Die herbeigerufenen Retter verbanden seine Wunde und brachten ihn nach Hause. Werkzeuge Schlosser, Spengler, sowie Bau­­u. Möbelbeschläge, Gartenge­­­räte empfiehlt zu reduzierten Preisen Otto S­t­e­r­­ter, Eisenhandlung, Temeswar, Innere Stadt. S­üngerheimweihe in Laßfeld Ein Festtag des deutschen Liedes. Der Gesang als einigender Gedanke­ ­ seines Obmannes 1­­­457 Anton Reichrath, Obmann des Haßfelder Gewerbegesangvereines „Anton“ Javorsky, gründendes und ausübendes Mitglied und Sät­­­gerpräses des Hatzfelder Gewerbegesangvereines Josef Linster, Musikprofessor, Komponist und Chordirigent des­­ Hatzfelder Gewerbegesangvereines h Tages wenig leiten A­bfü­hrbonbon zur Regelung des Stuhlganges. Erhältlich in allen Apotheken. - Ps

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