Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1929 (Jahrgang 11, nr. 222-248)

1929-10-01 / nr. 222

+ - - - ' Seits 2'­­ Banater Deutsche Zeitung Beschwerdebilder bei den Polizeibehörden - Eine energische Maßnahme des Innenministeriums zur Unterdrückung der Brutalitäten dem Publikum gegenüber Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat sich der In­­nenminister auf Grund der letzthin stattgefundenen und allenthalben größtes Aufsehen hervorgerufenen Polizeibrutalitäten in mehreren Städten des Landes entschlossen, zur Abstellung dieser , Anomalien die schärfsten Maßnahmen anzuwenden. Es wurde an alle Polizeipräfekturen des Landes eine Zirkularver­­ordnung abgesandt, die ungefähr folgenden In­­halt hat:­­ In letzterer Zeit ist es dem­­Innenminister zur Kenntnis gelangt, daß einzelne Behörden trotz ver­­schiedener und nachdrücklicher Anordnungen dem Publikum, in erster Linie aber fremden Staatsbür­­gern gegenüber nicht jene Höflichkeit und Zuvorkom­­menheit an den Tag legen, die das Interesse des Staates erfordern würde. Ein solches Verhalten der Behörden schadet vom Ansehen des Staates und gibt Anlaß zu Kritiken, die alles andere, als nützlich unse­­rem Staatsprestige im Ausland sind. Es ist da vor allem die Polizei gemeint. Der Innenminister ordnet daher an, daß die Anomalien bei der Polizei aufhö­­ren mögen. Ein jeder Mensch, der sich an die Behörde wendet, muß höflich und in einer Weise behandelt werden, wie das in zivilisierten Ländern Sitte ist. Um aber die Durchführung dieser Verordnung auch zollieren zu können, ordnete der Innenminister kon­­an, daß bei den Sicherheitsbehörden Beschwerdebücher anb­elegt werden müssen, in welche das Publikum seine Beschwerden ein­­tragen kann. Nach erfolgter Eintragung einer Beschwerde ist der betreffende Amtschef vers­pflichtet, sogleich telegraphisch dem Innenmi­­nisterium anzumelden, welcherart die Bes­­c­hwerde ist, was Grund zur Bes­­chwerde gab und welche Maßnahmen er zur Abstellung der Anomalie, die zur Beschwerde Anlaß gab, getroffen hat. Die Auflegung der Beschwerdebücher muß mit­­­els großer, auffallend gedruckter Plakate zur Kennt­ nis des Publikums gebracht werden. Die Beschwerdes­bücher und Kundmachungen werden vom Ministe­­rium selbst hergestellt und in die einzelnen und Dörfer versandt. Interessant ist, daß diese Städte Plas Inte außer der rumänischen Sprache in noch weiteren acht Sprachen gedruckt werden: Deutsch, französisch, englisch, italienisch, ungarisch, bulgarisch, serbisch, und türkisch, und in­ denselben Sprachen können auch die Beschwerden in das Beschwerdebuch eingetragen werden! Der Minister verspricht sich von dieser Maßs­nahme sehr viel. Wir wollen auch unsererseits hoffen, daß die Beschwerdebücher vielleicht etwas wie Ord­­nung in unser Polizeiwesen bringen werden. Wenn nur aber dann bei „Eintragungen“ in das Beschwer­­debuch nicht auch polizeilich assistiert werden wird! Weihe der Bohnischen Gedächtnis­­tieche * Bischof Dr. Pacha und Bürgermeister Domasneanu in Hatzfeld — Meisterwerke Architekt-Baumeister Hans Jänners und Kunstmaler Stefan Jägers In der "­wäbischen Grenzgemeinde Hatzfeld "wurde gestern, Sonntag, die von der Familie Bohn gestiftete und dem Gedächtnis weiland Michael Bohns gewidmete prächtige Kirche eingesegnet und ihrer erhabenen Bestimmung übergeben. Am 25. Juli 1925 ist der Mann in der Blüte sei­­ner Jahre heimgegangen, zu dessen ewigem Gedenken im Habfelder Vorort Futok, der eigentlichen Fabriks­­kolonie, gegenüber der riesigen Bohnschen Ziegel­­werke ein Gotteshaus erstehen sollte, das er selbst er­­bauen lassen wollte, an der Ausführung seines Pla­­nes jedoch von einer verhängnisvollen Krankheit, die zuletzt seinen Tod herbeiführte, gehindert wurde. Erst zweiunddreißig Jahre alt war Michael Bohn, als er­ den Weg alles Irdischen gehen mußte. Unermüdlich in seinem Schaffen und in dem Schmieden großzügi­­ger Pläne, war sein Heimgang nicht nur ein unerseß­­licher Schaden für die auf höchster Stufe der Vollkom­­menheit stehenden Hatzfelder Ziegelwerke, für unsere gesamte Volkswirtschaft. Do< Michael Bohn war nicht nur ein Großindustrieller von Nut und Rang, sondern er hatte auch das Herz am rechten Flec> und brachte den Anliegen und Interessen seiner Arbeiterschaft stets das größte Wohlwollen entgegen. Er konnte in dem Bewußtsein seine allzu früh gebro­­chenen Augen schließen, keinen Feind zu haben. Kei­­nen Feind auch unter den Arbeiterheeren, die ihm un­­terstellt waren und mit einer Liebe und Anhänglich­­keit, wie nur selten Arbeiter ihrem Brotgeber zugetan waren. Und seinem Verständnis für die Bedürfnisse — nicht nur die leiblichen, sondern auch die seelischen, geistigen — seiner Angestellten entsprang auch die Idee der Ausführung eines Gotteshauses zur Befrie­­digung ihrer religiösen Belange. Die Ausführung die­­ses großartigen Gedankens sollte leider andern vor­­behalten bleiben. genstände - Das neue Gotteshaus — ein Meisterwerk des be­­kannten Habfelder Architekten Baumeister Hans Jänner­­­ hat eine Höhe von 26 bzw. 17, eine Länge von 26 und eine Breite von 12 Meter. Die Ausführung geschah in reiner Gotik. Die Besonder­­heit der neuen Kirche besteht darin, daß sie nicht nur ausschließlich aus eigens zu diesem Zwe gebrannten Ziegeln der Bohm­schen Ziegelwerke erbaut wurde, sondern daß auch Kanzel, Chorgeländer usw. aus emaillierten Ziegeln bestehen. Eine höchst originelle Joe „und gewissermaßen eine Versinnbildfichum an r Kirche gegenüber gelegenen steinernen Werkes. Mit dem Bau wurde im November vergangenen Jah­­­re „1xe“ begonnen. Die B Zimmermanndarbeiten wurden von der Firma Brüder Theißen bewerkstelligt. Bautischlerarbeiten wurden von Peter Schmidt, die "Inneneinrichtung von Ludwig­­ W­a­lk hergestellt. Die Malerei wurde von Matthias Jost besorgt, die Spenglerarbeiten von Bas< die Glasarbeiten von Michael Anton, Anton die Schlosserarbeiten aber von der Schlosserwerkstätte der Bohm­schen Ziegelwerke. . Eine besondere Erwähnung verdient das farben­­frohe, herrliche Altarbild: Der Sturz Luzifers durch Erzengel Michael. Dieses Bild ist aus dem Atelier des bekannten schwäbischen Malers Stefan Jäger her­­vorgegangen und liefert einen Beweis von der reifen Kunst dieses schwäbischen Meisters, dem wir bekannt­­lich auch die „Einwanderung der Schwaben in Das Banat“ zu verdanken haben. Aber auch ein zweites Oelgemälde Jägers, eine überaus zarte Madonna mit dem Ziesukinde, schmückt das neue Gotteshaus, um nach unzähligen Geschlechtern zur Erbauung und zur Freude zu dienen, der im Turme befinden sich drei Gloden, Erzeugnisse deftrenommierten Temeswarer Novotny­­schen Glodengießerei. Sie wurden am 22. Septem­­ber vom Habfelder Abtpfarrer Franz Neff geweiht und sind der heiligen Gottesmutter, dem Apostel Ja­­kobus und Erzengel Michael geweiht, geschnitzter Lüster und auch wurden s­chon andere Einrichtungsge­­ber Ein aus Holz D Temeswarer Firma Szanto geliefert. Die prächtigen Meßgewänder aber verraten die große Liebe, mit der die Mitglieder der Hatfelder Marienkongregation ihrer Religion zugetan sind. Die Weihe des neuen Gotteshauses wurde vor­­mittag um 9 Uhr von Bischof Dr. Augustin­­a vorgenommen, der sich in Begleitung des bischöflichen­­­ Sekretärs Michael Willjung in Habfeld eingefun­­den hatte. Hiebei und bei dem an die Weihe anschlie­­ßenden bischöflichen Hochamt assistierten­ Abtpfarrer Franz Neff Habfeld, Abtpfarrer Emil Petro­­vic, Großsanktnikolaus, Dechantpfarrer Franz S­i­e­­benhaar Zaderlach, Pfarrer Josef Kilian Ger­­­ tianosch, Theologieprofessor Josef Korner, ferner die Kapläne Ottokar Paschek und Eugen Merz Dorf. Unter den Festgästen befanden sich Oberbürger­­meister General a. D. Domazneantı, Dekan der Advokatenkammer Dr. Viktor Mercea, Dr. Corio­­lan B­alta, sämtliche aus Temeswar, Stuhlrichter L­uciu, Notar Dr. Valerius Pop, der Temeswa­­rer Vertreter der Bohnschen Ziegelweke Max Hol­­länder, sämtliche repräsentativen Persönlichkeiten Habfelds­ und zahlreiche Gäste aus seiner engeren­­ Umgebung. Von den Mitgliedern der Bohnschen Fa­­milie waren zugegen: Frau Marianne Bohn, die Mutter weiland Michael Bo­hn­, Josef Bohn, Inhaber der Beke3c8abaer Bohnschen Ziegelwerke, Salamifabrikant Karl Brauch und Gattin eb. Bar­­bara B­o­hn aus Budapest, Frau Katharina Fritsch geb. Bohn, Frl. Isolde Fritsch, die Herren Szappano3, Sladek und PBattyansky als Schwiegersöhne der mit der Familie Bohn auf das engste befreundeten Familie Muschong und Dr. Nikolaus Varady und Gattin geb. Maria Mu­­ssong. Der­ Vater weil. Michael Bohne, der ebenfalls diesen Namen trägt, muß gegenwärtig das Bett hüten und konnte ebenso wie sein Schwiegersohn, Herr Fritsch, der ebenfalls erkrankt ist und sich ge­­genwärtig in Budapest in Behandlung befindet, an den Festlichkeiten nicht teilnehmen. Der Beam­­tenstab des Hatfelder Werkes war mit Direktor Mic­hael Undiß vollzählig ausgerüc­kt. Auch sämtliche Arbeiter waren erschienen. Es waren herzergreifende „Sekunden, als sämtliche Mitglieder der Familien Bohn und Muschong, aber auch der ganze Beamten­­körper aus der Hand des Bischof, da 38 Brot des Le­­bens empfingen. Der Kirchenchor trug eine lateinische Messe vor: Chordirigent Martin S­chl­ier und seine Sängerinnen und Sänger haben eine schöne, genuß­­reiche, aber auch erbauliche Leistung geboten. Nach dem Gottesdienst bestieg der Kirchenfürst die Kanzel, um an die anwesende Festgemeinde schlichte, aber um so­ ergreifendere Worte zu richten, die bei vielen Tränen in die Augen lockten und die teilweise auch dem Ge­­dächnis weiland Michael Bohns gewidmet waren. Hier sei auch der Hakfelder freiwilligen Feuer­­wehr Erwähnung getan, die unter dem Kommando ihres Augskommandanten Hipp ausgerückt war. Die Musik wurde von der Haßfelder Kleerschen Mus­­ikkapelle besorgt. Mittags um 1 Uhr wurde im großen Saal des Hotel Reif und Komp. ein geschlossenes Festessen gegeben. Bischof Dr. Pacha sprach den Papst- und­­ Königsioast. Nach ihm sprachen noch Abtpfarrer Franz Neff und Dr. Varady. Küche und Keller des Hotels boten­­ ihr Bestes, wazu mit Anerkennung auch an dieser Stelle festgehal­­ten sei. * Das Neueste. "zu tief reduzierten Preisen sind große Posten Seide für jede Art Kleider angelangt bei der allseits bekannten Schnittwarenfirma zur weißen Taube, Baumwinkler und Marx, Temeswar, Fabrik, Andrassystraße 24. 632 sondern der Kirche und 1 | Dienstag, 1. Oktober 1929 X Goga: „Manny : Bukarest, 30. September (Lux) Oktavian G­or­ga gewährte vom Vertreter des „Curentul“ ein Interview, in welchem er erklärte, daß er sich persönlich nach Dragoslavello begeben habe, um den Patriarchen zu besuchen. Er habe sich bei dieser Gelegenheit überzeugen können, daß sämt­­liche Nachrichten über eine angeblich schwere Er­kran­­kung des Patriarchen falsch seien. Goga mißbilligt das Vorgehen der minen, die diese Pach nicht nachrei­­tet und ihre Ansichten über eine Ergänzung vos Regentschaftsrates geäußert haben. In einem an­­deren Zusammenhange erklärte er über die heim­ste­­hende Aktion­ der Volkssparei, daß die für den 13. Oktok­tober angefü­ndinte Versammlung nur Dem Anfang einer grösseren Aktion darstelle. Goga gab der Ueber­­zeugung Ausscr“?, daß die Renierung vemnächst durch die Verletzung des nationalen Gefühles zusammen­­brechen werde.­Julius Maniu, der zehn Jahre lang die Renatler in Siebenbürgen bekämpft hat, hat sich nunmehr im Bolais Cantacuzino niedergelassen, um das Altreich zu beherrschen und es zu demütigen. Ab­­schließend erklärte Goga, daß die Bolfspartei eine vollkommene Unabhängigkeit wahre, demütigt das Altreich“ Die schrecklichen Leiden, die von den Hämorrhoiden verursacht werden, erleichtert und heilt man schnell durch Anwendung der Pomade Cacium. schafen Sie sich sofort eine Dose, Ver; -. N x Gemeindewahlen noch vor dem 1. Jänner Bukarest, 30. September (Lux) Eine Delegation der sozialdemokratischen Partei wurde gestern vom Minister Siebenbürgens V­o­ic U­­-Nutrescu in Audienz empfangen und verlangte Mitteilungen über den Zeitpunkt, an welchem die Ge­meindewahlen stattfinden. Der Minister antwortete, das diese Wahlen noch vor dem 1. Jänner 1930 statt­­finden werden. Radueanu verhandelt in Deutschland üie Lieferung landwirtschaftlicher Maschinen Bukarest, 30. September (Lux) Gestern abends fand eine Beratung des Verwal­­tungsrates der Zentralgenossenschaften des nationa­­­alen Genossenschaftsamtes unter dem Vorsitz des Aderbauministers Mihalache statt. Bei dieser Gele­­genheit teilte Mihalache mit, daß Arbeitsminister Ra«­ducanu in Deutschland wichtige Verhandlungen­­ die rumänische Landwirtschaft führe. Die EN Regierung hat ein wichtiges Angebot eines deutschen­­ Konsortiums für die Lieferung von landwirtschaftlic­hen Maschinen im Werte von einer Million Mark er­­halten. Die Bezahlung soll in Getreide und Viehlie­­ferungen erfolgen. Minister Raducanu ist ermächtigt worden, die Verhandlungen zum Abschluß an führen, , ür. Reue Vorschriften für Warensendungen nach Ungarn Die Verwaltung der Staatsbahnen gibt bekannt daß diejenigen Exporteure, die Warensendungen in Ungarn haben, ven Inspektoren durch Vermittlung „der betreffenden Ladestationen eine Aufstellung unter­breiten müssen, in welchen die genaue Zahl der Hilfs«­waggons der ungarischen­­ Staatsbahnen angegeben werden sollen, die täglich, wöchentlich, oder monatli­­chen gebraucht werden. Die Interessenten werden gleichzeitig diesem Gesuch auch eine Garantie von 1000­­ Lei für je fünf Waggons zu hinterlegen haben, zr

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