Banater Deutsche Zeitung, Juli 1930 (Jahrgang 12, nr. 145-171)

1930-07-01 / nr. 145

Seite 2 Banater Deutsche Zeitung „Ihre M­ajestät Helene“ Die französische Journalistin Luc Valti ver­­öffentlicht im „L'intransigeant“ einen Aufsaß über die neue Lage in Rumänien. In der legten Nummer schreibt se: In ihrem weißen Palast auf der Chaussee Urseloff schweigt Ihre Majestät Königin Helene. Sie hat beschlossen wort zu bleiben, damit die Wellen der Leidenschaft nicht an sie heran können. Sie sucht den Schatten und die Einsamkeit, während das Gerücht um sie und das Gehimnis ihres Lebens Legende spinnt. Es wird verkündet, die Vergangenheit sei ausge­löscht, die Gatten seien versöhnt und haben ihr Fa­­milienleben wieder aufgenommen. Andere behaup­­ten, daß die grollende Gattin ihr „Niemals" au­sge­­sprochen habe und alle Hoffnungen zerstört habe. So widersprechen sich die Gerüchte. Die " Die Wahrheit ist, daß jeder der Teile für sich lebt, die Königin auf Chaussee Urseloff und der König in seiner Residenz. Ob sie sich treffen? In den ersten Tagen nach seiner Heilige angesehen, vor deren Bild sich die des Volkes bekreuzigen. Sie wird ihren Menschen Ankunft machte der König ihr einen Besuch. Dann waren beide beim Prinzen Nikolaus zu Tisch geladen. Die ge­­rissene Kette wird sich zweifellos aber nur langsam Ring für Ring, wieder schließen, Nicht wie ein Theaterschluß. Alle diese Angelegenheiten sind über­­aus empfindlich und können nur leicht berührt wer­­­den. Doch kann auf jeden Fall versichert werden, daß die Königin ihr „Niemals“ nicht ausgespro­­chen hat, daß sie seine Bedingungen gesetzt hat, die ein Hindernis in der Aufnahme der Fami­­lienbeziehungen bilden könnten. Allem, was über sie gesagt oder geschrieben wird, setzt sie ein absolutes Stillschweigen entgegen. Die Königin wartet, sowie sie es gelernt hat vier Jahre zu erwarten ohne Klage und ohne­­ dem inneren Aufruhr Worte zu verleihen. Ihre Majestät Helene wird von den Menschen des Volkes als eine Kinder auf dem Thron einnehmen. Doch herrscht sie schon jetzt in den Herzen und Seelen der als ein Symbol der „Güte und eine Verkörperung des ver­­ehrungsunwürdigen weiblichen Ideals. Dann erzählt die französische Journalistin ihr Zusammentreffen mit der Königin, die abgeschlossen von aller Welt nur ihrem Kinde lebt, und die in den letzten zehn Tagen überhaupt keinen Besuch empfangen hat. Er war in der Wohl­­tätigkeitsanstalt der heiligen Helene, die sie wi=­­chentlich 2—3-mal aufzusuchen pflegt. Ob die Königin keine Journalisten“ emp­­fing,gelang es Luc Valti als Frau Augen auf Sie gerichtet sind und eine Unterre­­dung mit der Königin zu haben, als diese die Kran­­ken der Anstalt, von einem Bett zum andern gehend, besuchte. Hierbei kam es zu folgendem Zeiten“, Gespräch: „So wollte Eurer Majestäst nur sagen, daß mer leuchtete, aller Herzen aller Frauen für sie schlagen.“ : „Ich danke, ich werde es nicht vergessen. Kom­­men Sie von weit?“ „Von Paris und werde in einigen Stunden wieder zurück sein.“ „Baris. Welch schönes Land ist doch Frankreich, wie leid er mir tut, daß ich es so wenig kenne.“ „Sure Majestät können es nachholen.“ „Möglicherweise, hoffen wir.“ „Verzeihen Sie mir die Kühnheit, wenn ich Sie an Griechenland erinnere und die Afropolis": „Athen“. Welch schöne murmelte sie kaum hörbar. „Ich habe immer eine unaussprechliche Liebe für das Land meiner Geburt gehabt.“ Damit entfernt sie sich wie eine weiße fast unkörperliche Er­­scheinung. Ein Automobil tötet und verschwindet. Mir aber ist es, als ob ein Licht noch in dem Zinn­­, daß Platz die „City of Chicago" 420 Stunden in der Luft Neuer Weltrekord im Dauerflug London, 30. Juni Die „City of Chicago“ befindet sich nunmehr über 420 Stunden in der Luft und es ist noch nicht vorauszusehen, wann der Abstieg erfolgen wird. Der bisherige Weltrekord im Dauerflug ist schon überbo­­ten. Der Benzinvorrat des Flugzeuges wurde 123mal in der Laft ergänzt. Neues Metallgeld. Durch ein vom Parlament verabschiedetes Geiäß ist das Finanzministerium er­­smächtigt worden, neues Metallgeld zu 10 und 20 Leittüden im Gesamtwerte von 1,3 Milliarden Lei und zwar 60 Millionen 10-Leistüde und 35 Millio­­nen 20 Leistüde zu bestellen. Die Prägung überneh­­­men zur Hälfte die britische und zur andern Hälfte die französische Münze. Ein 20-Leistüd wird etwa 1 Leu und das 10-Leistüd Zusammenlegung ist folgende: Die Kupfer, 20 Prozent Zink und 1 Prozent Nickel. Die gesamte Bestellung von 95 Millionen Stüd wird im Laufe von 5 Monaten geliefert werden, etwa 73 Bani kosten. 79 Prozent­­ : | 6 u" Italien will Erzherzog Otto und Prinzes­sin Maria die Kronen von Österreich, Ungarn und Kroatien als Mitgift überreichen Personalunion zwischen den drei Ländern - Eine Berufung auf Foroa Das hiesige Blatt „Reggeli Ujsag“ erfährt aus :­­ Budapest, 30. Juni (Dp.) Die ungarischen Legitimisten hielten "stern in Oedenburg eine Versammlung ge­­an, bei der Graf Franz Hunyadi erklärte, die Legitimisten mogen den Frieden im Lande nicht gefährden. In Ungarn werde sein Putsch vorbereitet. Graf Apponyi trat die Ansicht, daß niemand berechtigt wer sei sich in die Frage der ungarischen Thronbe­­setzung einzumengen. Im seiner Verantwortung könne Vollbewußtsein er die Exk­lä­­rung abgeben, daß es seines Menschen In­­teresse sein, Otto putschmä­ßig, gegen den Willen des Landes auf den Thron­­ zu erhe­­ben. Die Restauration kann seiner Ansicht nach nur auf eine Art durchgeführt werden: gerade und aufrichtig. Ungarn könne nur zwischen zwei Staatsformen wählen. Ent­­weder bleibt es Königreich oder aber wird Budapest, 30. Juni (Dp) | Rom, daß die italienische Diplomatie bemüht ist, erstens Der Heirat zwischen Erzherzog Otto von Habsburg und der Prinzessin Maria von Italien die Wege zu ebnen, zweitens aber dem jungen Baar die Kronen von Oesterreich, Ungarn und Kroatien als Mitgift zu sichern. Dies soll auf die Weise geschehen, daß die drei Länder in Personalunion treten. Italien sei bereit, Oesterreich für die Zustimmung zu diesem Plan die Teile von Südtirol, die von Deutschen bewohnt sind, zurückzugeben. Oesterreich­­ müßte dafür Ungarn durch die Abtretung des Bur­­genlandes befriedigen und den Kroaten soll die Unabhängigkeit verschafft werden.­­­­In dem Aufsatz heißt es weiter, daß der Gedanke an die Restaurierung der Habsburger in den Nachfolgerstaaten viele Freunde gefunden habe; unter diesen befinde sich u. a. auch Professor Jorga, der kein Hindernis für die Rückkehr des Prinzen Otto sehe und zugestehe, daß die Dethroni­­sierung geradeso nur ein inländisches Gesetz aus­gesprochen worden sei, wie es bei König Karl der Fall war. Ungarn habe das Recht, dieses Gesetz zu ändern. In Italien hegt man die Auffassung, daß die Verwirklichung des Planes von der Haltung Un­garns abhänge. es Republlik. Doch stehe die republikanische Staats­form dem Ungarn seelisch fern. 4074 X Pri FREE €: 8­8­ 5 Otto von Habsburg und Prinzessin Maria v. Savoyen 8" Die Verwertung der Die Union der Land­wirtschaftskammern sandte an die Präsidenten aller Kammern des Landes ein Rundschreiben, das sich mit den Maßnahmen befaßt, um die auf dem Getreidemarkt herrschende Absatkrise zu beheben. Dem Schreiben entnehmen mir nachste­­hende Stellen: Eine reiche Getreideernte zu erwarten. Die Produktionskrise, die insbesondere in unse­­rem Lande nach dem Kriege und nach der Bodenre­­form herrschte, kann in diesem Jahre als günstig ge­­löst betrachtet werden, soweit man sich nur auf das Getreide bezieht Dann den­ außeror­­dentlich günstigen Witterungsverhältnissen. Diesen ist es zu verdanken, daß das Getreide, insbesondere der Weizen, in diesem Jahre eine sehr reiche Irite ab­­zuwerfen verspricht. Es bleibt nun die ungeheure Absatzkrise zu lösen übrig, die sich in den gesun­­kenen Getreidepreisen auswirkt. Absatz und Preis -- eine Lebensfrage Die Krise der Getreidepreise ist tatsächlich für un­­ser Land eine Lebensfrage, zu deren Lösung die Aerg­baukammern mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln beizutragen verpflichtet sind. Diese Krise, die zum Teile in der ganzen Welt herrscht und einerseits durch die Ueberproduktion erzeugt wird, auf der an­­deren Seite durch den überall gesunkenen Verbrauch, verschärft sich in unserem Lande noch durch das Be­­stehen verschiedener drückender Maßnahmen und un­­gesunder Zustände wie: Exporttaxen, zu hohe Fracht­­gebühren usw., aber insbesondere durch den fast voll­­ständigen Mangel ausländischer Absachgebiete. Warum u­er Getreide m­ißachtet wird? Der Mangel an Nachfrage für unser Getreide ist insbesondere nach dem Kriege stark in die Erscheinung getreten. Die Ursache liegt in unserer Sorglosigkeit und im Fehlen jeder Organisation. Unsere landwirt­­schaftlichen Produkte im allgemeinen werden sowohl im Inlande als auch zum Export auf der einen Seite ungereinigt, voll von allerlei Fremdkörpern, Staub, Erde, Samen von Unkraut usw. angeboten­­­, auf der anderen Seite ungleich, nicht klassifiziert und stan­­dardisiert nach Gattungen und Qualität. Dies sind die Ursachen, die zur Vernichtung unseres Ansehens und des Weltrufes beitrugen, das unser Getreide vor dem Kriege hatte. Die Maßnahmen zu einer Besserung Hier Abhilfe zu schaffen, ist Pflicht der V­rwal­­tungsbehörden, insbesondere der Aera" „mmer. Die zu ergreifenden Maßnahmen wären: Reinigung des Getreide von den 2 imma­seln, die sie enthalten: Korn von Weizen, alt: von Gerste, Gerste von Hafer, Getreide überhau­. von Unkrautsamen “5 Schmuß, " neuen Getreideernte Schnitte in Schober und Drusch nach Möglichkeit nur mit Maschinen, Reinigung des Weizens, Hafer3 und der Gerste ‚während des Dreschens durch die Benäßung von Trieurmaschinen. Derartige Maschinen sollten nir­­gends fehlen. .. f Bis zur Anwendung des Gesetzes zur Standar­­disierung des Getreides könnten die Ackerbaukam­­mern im Einverständnis mit den Handelskammern viel dazu beitragen, damit auch die Kleinbauern auf den Märkten gereinigtes. Getreide zum Verkaufe. bringen, Beschaffung von ausgewähltem Samen Die Acerbaukammern müssen zur Beschaffung von ausgewähltem Samen eine umfangreiche Tä­­tigkeit in den Dörfern entfalten, um den Bauern gu­­ten, ergiebigen, nach Möglichkeit gleichmäßigen Sa­­men zu beschaffen. Die Ernten der Versuchsstationen werden mit der Zeit den unreinen Samen erseten müssen, der sehr noch gebaut wird. Für alle diese Maßnahmen fehlt allerdings Geld, doch mit Rat­­schlag und Aufmunterung könnte auch manche3 ge­­­tan werden. Einsat:“ 3 Wahneuf in letzter Stunde 3 Getreideernte Mad dem i | | ; ! Dienstag, 1. Juli 1930 Millionenklage Schaljapins gegen den Sowjetstaat Wegen unbefugten Nachdruckkes seiner Memoiren Paris, 30. Juni Der weltberühmte Sänger Schaljapin hat­­ einen Prozeß gegen den Sowjetstaat angestrengt, von dem er einen Schadenersatz in Höhe von zwei Millionen Franc verlangt. Er erklärt, einen so hoch einzuschägenden , materiellen und moralischen Schaden durch den unbefugten Nachdru> seiner Memoiren den der „Gosisdat" (Sowjet-Staatsverlag) vor­ nahm, zu erleiden. Der Gosisdat verfährt so mit allen im Aus­­land erscheinenden Büchern, die ihm interessant ge­­nug erscheinen. Er druckt die Bücher nach, ohne die Autoren um ihre Einwilligung zu ersuchen und zahlt ihnen natürlich auch­­­­­­eine Honorare. Die meisten russischen und ausländischen Schrift­­steller lassen sich das gefallen, aber Schaljapin bes­­chloß, sich diesen unehrlichen Praktiken zu wider­­setzen. Zunächst brachte er beim französischen Gericht eine Klage gegen den Sowjet-Staatsverlag ein und ließ alle Exemplare der unbefugten Ausgabe, die sich in Frankreich befinden, konfiszieren. Tas ii mz 5:42 Gericht hat dem Handelsvertreter ex IZ jun a in Paris den Streit verkündigt wma. wu. siarheek die beklagte Partei vor Gericht RAUPE 5-43 | Re, " er

Next