Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1930 (Jahrgang 12, nr. 222-248)

1930-10-01 / nr. 222

ISSEY CE lab pas 4. th daeliani ey etucna Ivocult,T STECHIV in: Bännter Dentiie Zeitung Natur als Vaneurope ist den Gegenstand der Auseinan­­dersehung bei der ingesamt sechstägigen Beratung in Stuttgart. Erziehungsfragen des bodenständigen Auslanddeutschtums, besonders die Frage der Dop­­pelsprachigkeit, die ihre eigene Erörterung hier iit einer zweitägigen v pädagogisch-kulturpolitischen Kon­­ferenz erfährt, ferner Berufsschulung und Berufsbe­­ratung, Jugendbewegung in den deutschen und außerdeutschen Staaten, endlich Organisationsfragen der Tagung als ständig sich wiederholende Einrich­­tung, all das bot reichlichsten Stoff zu nachhaltiger gegenseitiger Anregung. Eine seltsame Neuzrschei­­nung bei diesem geräuschlos gewordenen gemein­­deutschen Parlament ist die Tatsache, daß seine Mit­­glieder in allen wesentlichen Dingen sich schließlich und endlich verstanden, weil sie alle Ursache hatten, bei jedem einzelnen guten Willen und reine Absichten zu vermuten. Grund genug, diesem ent­wick­­lungsfähigen Organ der Gesamtnation ein langes Leben zu wünschem PRE 0 M 2 Sittentatsversuch eines Bürgermeisters gegen Nationalsozialisten Magdeburg, 30. September. Als die Nationalsozialisten gestern abend in einem Wolmirslebener Gasthaus eine Vers­amm­­lung abhielten, wurde plötzlich an ein Fenster ge­klopft. Als ein Versammlungsteilnehmer darauf das Fenster öffnete, wollte jemand eine Handgranate in den Saal werfen, Der Mann, der am Fenster stand, war jedoch flinker und ergriff die Hand des Attentä­­terss. Nach einem kurzen Kampf ist es ihm gelungen, die Flucht zu ergreifen, wobei verlor. Auf Grund dieser konnte er jedoch seine Kappe festgestellt werden, daß er der stellvertretende Bürgermeister Startup gewesen ist, der den Anschlag ausführen wollte. Er wurde verhaftet. u 44 Kommunisten hingerichtet Schanghai, 29. September (Dp) Gestern wurden 44 Kommunisten hingerichtet, die der Gerichtshof zu Wu-Tschang zum Tode verurteilte, weil sie kommunistische Gruppen gründeten, deren­­ Ziel war, durch eine Revolution die Nankinger Re­­gierung zu stürzen, 1 Feel 3 Amanullah muß die mitgenommenen Schüße dem Staat zurücgeben . Teheran, 29. Sepembeber (Dp)­­ Der afghanische Natisonalrat hat beschlossen, eine Nationalversammlung einzuberufen, um die Wieder­­einführung der Orden und Titel zu beschließen. Ex­­könig Amanuu­lahyh wird sein konfisziertes Ve­r­­mögen nicht zurückbekommen, hingegen wird man ihn auffordern, die mitgenommenen königlichen Schmuck­­flöcke zurückzuerstatten. "Vs ER Mittwoch, 1. Oktober 1930. . Durch die Aufhebung der Steuerbegünstigun­­gen für Neubauten hat­ der Staat mehr al eine Milliarde Lei verloren bringender wäre, da 38 Webl an bar Wurzel zu packen Eine ganz unzureichene Maßnahme ist es, wenn man ausschließlich nur an die Unterstüßung der Ar­­beitslosen denkt, statt, was viel richtiger und frucht­­end den Arbeitslosen dadurch zu helfen, daß Arbeits­­gelegenheiten geschaffen werden. Ein wirksames Mit­­tel dazu­ wäre die Norehung der Bautätigkeit. Mit staat­­lichen Bauten allein - mich solche werden fast gar­­nicht durchgeführt --- kann keine wirksame und durch­­greifende Hilfe geschaffen werden. Wie auf jedem Ge­­biete müßte hier auch die private Initiative unter­­stüßt und die Bautätigkeit gefördert werden. Statt re hat die Regierung, wohl den Großunternehmen , zuliebe, das Panforderungspefeb von Trancu-Jossy abe... 4 . Durch die Annullierung dieses Bauf­örderungsge­­geben im Dezember des vorm­en Jahres durc Mini­­ster Madaearu hat das Vertrauen des In- und Auslandes in die gesehgebenden Körperschaften stark gelitten, da dies wieder ein Beweis war, wie wenig­­ Geseße im Lande respektiert werden Durch Aufhebung der Steuerbegünstigungen für Neu­­bauten fließen wohl dem Staat an Globalsteuern auf Grwns nenaner Kalkulationen Hosten3 108 Millionen jähr­­lich ein. Doch steht dies in seinem Verhältnis zu den Verlusten, die dadurch der Bolfswirtschaft des Landes erwachsen. Da die Arbeitslosigkeit ohnehin immer mehr in sich greift, hätte, um ihr zu steuern, gerade die Baulust unter den Privaten gefördert­ werden müssen. ATEN:­­ « Hingegen ist Tedermann mißtrauisch geworden und nimmt vorläufig eine abwartende Haltung ein. Zehntausende von Arbeitern sind beschäftigungslos geworden und können keine Steuern bezahlen, ja selbst der Staat muß sie erhalten. Die Staatsbahnen haben einen gewaltigen Ausfall an Transporten von Baumaterialien, wie Ziegeln, Zement, Kali, Holz, Eisen usw., welcher Betrag allein auf 390 bis 500 Millionen geschärt wird. Da Auch aus dem Auslands kein Baumaterial eingeführt wird, hatte auch das Zollregime ge­­waltice. Notluste. Jie. Verträge. Siembelgebühren Zerliste.": Nie, 9 auch mehrere Millionen einnahm, müssen auch noch erhöht werden. E83 wird von Fachleuten behauptet, daß der Schaden, der nur dem Staatsbudget aus der Aufhebung der Baubegünstigung erwächst, mindestens um das fünfzehnfache die dadurch erreichten Einnah­­men des Staates übertreffe. So erwachsen nicht nur einzelnen Unterneh­­mern und den unzähligen Handwerkern und Industrien, die mit dem Baugewerbe in Zu­­sammenhang stehen, unübersehbare Verluste, sondern allein dem Staate weit über 1 Mil. Ein­h­ards Ausfall an Steuern und Gebühren, einziges Beispiel aus der Hauptstadt ges nügt, um die verheerende Wirkung der Maßnahme Madaearız zu beleuchten. Es wurden im Jahre 1929 in Bukarest 125 Millionen Bauziegeln, 850.000 Kubik­­meter Sand und 350.000 Kubikmeter Schotter ver­­wendet. Im Laufe der Bausaison von Keller wurden bis vor einigen Tagen bloß 23 Millionen Ziegeln, 159.000 Kubikmeter Sand und 50.000 Kubikmeter Schotter geliefert. Unter­ normalen­­ Verhältnissen dauert die Bausaison vom 15. März bis 15. Novem­­ber. Demnach ist der größte Teil der Saison vorbei. Wird nun angenommen, daß in den nächsten Wochen im gleichen Tempo gebaut wird, so geht daraus her­­vor, daß kaum der dritte Teil der Mengen aus dem Vorjahre in Bukarest erreicht werden kann. Nun hat wohl die auf wirtschaftlichem Gebiet so unternehmugnaslustige Regierung mit einer italienischen Baufirma einen Wer­­der das erste Ergebnis der autonomen Baukasse dars­­tellt. Der Gedanke dieser autonomen Baukreditinsti­­tutes ist an und für sich wohl zu begrüßen, doch man müßte die Sitten unsere3 Lande3 nicht kennen, um e3 auch draftisch für die glück­chste Lösung zu halten. Kommissionen von Bürokraten und materiell mitinteressierten Politikern haben e3, wie uns man­­ches Beispiel lehrt, wohl verstanden, horrende Sum­­men an Sißina3geldern zu verschlingen, nie aber, etwas Wirksames zu leisten. Die 30 noch in diesem Jahre zu bauenden Einfamilienhäuser, natürlich nur­­in Bukarest, werden den tausenden Arbeitslosen im­ Baugewerbe der Provinz sicherlich nicht helfen. Der Staat selbst könnte ebenfalls so mans­ches tun. Allein in Bukarest werden für die Unterbringung der Ministerien und anderer öffentlicher Aemter über 500 Millionen an­ Mieten jährlich bezahlt. Die Beträge, die in meinden, ja i­m Heeresministerium bes­ zahlt werden. e. aufzubringen, die Bautätigkeit und au). Damit wäre es leicht, die ganze Wirtschaft derart zu beleben, daß es nicht­ | mehr notwendig wäre, arbeitswillige und arbeits­­kräftige Sandivierter mit Almosen zu bedenken. - | - vr­trag abgeschlossen, Milflerden, ; » -. ; - hu 'N Die Reise Von G. dr. Medem Verschiedene Bekannten der jungen Frau Ura fiel in letzter Zeit ihr betrübtes Aussehen auf, und sichtlich erblaßte sie, als sie eines Tages den Brief folgenden Inhalts erhielt: Liebe Frau Ura! Auf eine unerwartete Nachricht hin muß ich heute Abend mit Papa nach Frankfurt verreisen. Die Koffer sind erst halb gepackt, deshalb nur diesen schriftlichen Gruß. Herzlichst Ihre Dorothea Eberbühlemann. ? Zwei, hektische Flesken der Aufregung entstanden auf Frau VUras blassen Wangen, und befangen suchte sie ihre Zimmer auf, um sich zum Essen anzufleiden, das heute wegen der Reise ihres Gatten früher einge­­nommen werden sollte. In der Diele sah sie den Handkoffer ihres Mannes stehen. Auf der Hülle leuch­­tete ein bunter Zettel, und das Wort Frankfurt fiel Frau Ura­ in die Augen. Frankfurt? — Ein Schred fuhr ihr in die Knie, daß sie heftig zu zittern begann. Auch ihr Gatte fuhr also nach Frankfurt ebenso wie das Fräulein Eberbühlemann!? Und ihr hatte er ge­­sagt, nach Dresden verreisen zu müssen? — Oh! — Doch dann besann sie sich auf die Lächerlichkeit ihrer eifersüchtigen Schlußfolgerung und erinnerte sich da­­ran, daß der Zettel ja alt war und von einer frühe­­ren Reise her an dem Koffer klebte. Heute aber ging ihres Mannes Fahrt sicherlich nach Dresden, und diese Tatsache war äußerst beruhigend. Frankfurt und Dresden lagen ja weit auseinander! Frau Ura lächelte in den Toilettenspiegel hinein. — Möglichst harmlos trat sie ihrem Gatten bei Tisch entgegen. Herr Ura war in fürchterlicher Eile, hatte die Uhr vor sich hingelegt, warf ein Glas um, fluchte, rannte mit dem Mundtuch davon, warf es ihr lachend zu, kam noch einmal zurück, küßte Frau Ura schnell und vers­wand dann. Die Früchte aß sie bereits allein. Nur seine Stimme klang noch nach: „Lebe wohl, mor­­­gen abend Siebenuhrzug!". Sie saß ganz still in dem großen Eßsaal. Sie zwang sich dazu, beruhigt zu sein, weil Frankfurt und Dresden in zwei verschiedenen Richtungen lagen, und­­ es gelang ihr, in dieser Nacht zu schlafen. Be­such am nächsten Morgen war noch die Ruhe in ihr. Sie ging durch ihre hübschen, sonnendurchflute­­ten Zimmer, und als ihre Freundin Anni Lau sie be­­suchte, waren beide lustig und vergnügt. Anni Lau brachte wie stets Nachrichten aus der Stadt; unter anderem erzählte sie auch, wie sie sich gefreut habe, gestern auf dem Bahnhof Herrn Ura zu treffen. Der ‚­leine Trip nach Frankfurt werde ihn gewik erfri­­schen, besonders da auch Eberbühlemann3 Dabei seien. Dorothea Eberbühlemann sei doch wunder­­schön und so verwandelt in fetter Zeit, wahrschein­­lich eine Liebe usw. usw. „Mein Mann ...“, sagte die junge Frau Ura, „mein Mann . . . mein Mann ist nicht nach Frank­­furt, er ist nach Dresden gefahren!“ . Doch Anni Lau hörte niemals hin, wenn andere Leute sprachen, und so lächelte sie auch hier bloß zer­­streut und sagte: „Ja, er wird eine vergnügte Reise mit Eberbühlemanns haben“, küßte Frau Ura flüch­­tig und trippelte hinaus. Und nun, schöne Frau Ura? — Dresden war also dennoch eine Lüge gewesen? Ob diese schreilichen Gedanken der Eifersucht! Alles wiederholten sie! Alle Qualen der lezten Wochen widerten sie in einen Knäuel zusammen und steckten ihn Frau Ura in den Hals. Damit ging sie nun ratlos umher, stand schließ­­lich im Kofferzimmer, klingelte der Zofe und begann mit zitternden Fingern zu packen. Die Zofe war weit­­gierig und entschloß sich zu der Frage, wohin die Reise ginge, denn sie wußte, daß sie mitfahren würde. — „Nach Frankfurt“, klang es durch den Knäuel vereng und Frau Ura wurde rot, als sie Dies­agte. . y Ein wenig nach sieben kam sie im Reisemantel die Treppe hinunter. Da hörte sie in der Diele eine Stimme. „Ist meine Frau zu Hause?“ — Und die Antwort des Dieners: „Die gnädige Frau wollen so­­eben verreisen.“ Sie stand steif am Treppengeländer und wartete. — Dann la­ge ihren Mann schnell herauf­eilen, und freundliche Besorgnis lag auf seinem Gesicht, als er fragte: „Ist etwas geschehen?“ - a­ak stammelte sie verwirrt, „warum fragst u 108” 4 LEEREN „Weil Du plötzlich verreisen willst, Liebste.“ ;­nd verreisen? — Nein, durchaus nicht... ich WWHNWEINL:: 5. zu Anni SEN EE EE 2 Herr Ura war beruhigt und bat: „Doch jett bleibst Du da. Komm, wir gehen zusammen hinauf, und ich erzähle Dir von Dresden. „Von Dresden?" „sa, komm!“ Frau Ura ging also mit ihrem Manne, um sich­ von Dresden erzählen zu lassen. Und so mußte sie nun die Erlebnisse anhören, die erfunden waren, und wartete auf den Augenblic, wo sie ihm das sagen­ würde — Herr Ura machte eine Pause. Da begann­ sie: „Was Du mir da erzählst, ist alles nicht..."­­ In dem Augenblik sprang die Tür auf, und, Anni Lau flatterte ins Zimmer, um sie her das Feuer, einer Sensation. Sie hatte wieder einmal eine Neuigkeit und spielte sofort ihren Trumpf aus: „Do­­rothea Eberbühlemann hat sich verlobt.“ Min Worauf Herr Ura seelenruhig bemerkte: „Ich, denke, Sie hätten uns etwas Neues zu berichten?“­­ 12“ „Durchaus nicht“, sagte Herr Ura, „denn von dieser Verlobung wußte ich bereits“ „Oh, natürlich, Sie kommen ja aus Frankfurt, ich vergaß.“ Anni Lau rief wütend: „Ja, genügt Ihnen das­­ en.“ „Nein, wenn Sie erlauben, komme ich aus Dres», br „Ja, richtig, Sie sagten gestern auf der Bahn, daß Sie nach Dresden reisen wollten. Ich stifte auch stets Verwirrung an! Aber wie kommt es, daß Sie dennoch bereits wissen . ..2“ „Die Fahrt nach Dresden“, meinte Herr Ura, „hindert mich durchaus nicht daran, zu wissen, daß Erik Warenström seit zwei Monaten heimlich und seit gestern öffentlich mit Dorothea Eberbühlemann­­ ver­­lobt ist, da ich seit zwei Monaten dabei die unerquick­­liche Rolle des guten Freundes in der Sache spielen mußte, mit Heimlichkeiten und Mitwisserschaft und­ allem, was dazu gehört. Ich weiß, daß nun endlich alles klappt, daß Dorothea sich soeben den schwiegers mütterlichen Segen in Frankfurt holt und — was für­ mich das Erfreulichste ist —, daß ich mich für meine Person jebt von diesem romantischen Schauplaß zu­­rückziehen darf.“­­ ;­­ Anni Lau war enttäuscht und ging fort, um aie­dere Leute mit ihrer Nachricht zu überraschen. Herr Ura legte den Arm um seine Frau: „Blasse Wangen, Kleines“, und er küßte diese Wangen, die rosig wurden, und den hübschen, ein wenig verlegen lächelnden Mund. - nich + KB .

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