Banater Deutsche Zeitung, April 1931 (Jahrgang 13, nr. 73-95)
1931-04-01 / nr. 73
- ( a ne Dänater Deutsche Zeitung, RR Dienstag, 31. März 1931 die Agrarsanierungsbank Zwei wichtige Anträge Abs. Dr. Kräuters zur Konvertierung der Hypothekarschulden Der Exfo!g der Sanierungsaktion hängt davon ab, ob es gelingt, das in- und ausländische Kapital zur Mitarbeit an der Umschuldungsaktion zu gewinnen Bukarest, 31. März (Eb) In der Kammer sprach Abg. Dr. Kräuter namens der Deutschen Partei zum Entwurf über die landwirtschaftliche Sanierungsbauk. Redner verwies auf die Mißerfolge der Aktionen, die der Staat zur Bauförderung eingeleitet hatte, und warnte vor den dabei begangenen Fehlern: Außerachtlassung erworbener Rechte und besonders vor der Verquickung der sozialen Aktion, die der Gesamtheit zugute kommen soll, mit Wohltätigkeit zugunsten Einzelner. Die Schulden der Landwirtschaft beziffern sich nach optimistischer Schätzung auf 30 Milliarden Lei. Da der Staat nur 650 Millionen Lei Aktienkapital bieten kann, auf dessen Dividenden er allerdings verzichtet, kommt alles darauf an, ob man das in- und ausländische Kapital zur Mitarbeit an der Umschuldungsaktion bewegen kann. Es ist daher streng nach kaufmännischen Grundsätzen vorzugehen, der Gewiegenheit der Bankleiter einzelnen Sanierungsbedürftigen gegenüber müssen enge Schranken gesetzt werden. Statt eines Zinsennachlasses bei Elementarschäden empfiehlt Nedner aus diesem Grunde Bersicherung der Unterlagen der Hypotheken und verlangt eine genaue, nach sachlichen Kriterien festzustellende Rangordnung der Sanierungsbedürftigen, damit sich nicht der Fall des Baufondes wiederhole, den einige einflußreiche Herren unter sich aufteilen, während die Massen das Nachsehen hatten. Das Vertrauen in die Sanierungsbank muß gemwert und gestärkt werden, damit die Gelder der Bank billig zur Verfügung gestellt werden. Redner verweist darauf, daß der langfristige und billige Bodenkredit nicht nur nicht gefördert, sondern geradezu unmöglich gemacht wurde, indem man gesezliche Bestimmungen, die ihn in Siebenbürgen förderten, außer Kraft setzte: Privatinstituten Hat man das Pfandbriefemissionsrecht entzogen, die Gebührenfreiheit der Umschuldungsaktionen aber aufe gehoben, Redner unterbreitet per Kammer zwei Zusatzanträge, Minister Manoilescu erklärt in seiner Rede bezugnehmend auf Dr. Kräuters Ausführungen, er wolle dafür sorgen, daß durch die Rangordnung der Sanierungsbedürftigen die Reihenfolge der zu sanierenden sich automatisch ergebe. In Bezug auf die Anträge Dr. Kräuters erklärt er, daß er sie zusammen mit dem Finanzminister , studiert habe und ihre Nützlichkeit anerkenne. Die beiden Anträge werden bei der Spezialdebatte angenomen und als Art. 53 und 54 in das Gesetz einverleibt. Sie lauten: Art. 53. Bei Konvertierung von Hypothekax, schulden durch Finanzinstitute oder Privatpersonen sind alle auf die Umschuldung bezüglichen Akten stempelfrei, wenn der neue Zinsfuß unter 12 Prozent und um wenigstens 1 Prozent unter dem alten Zinsfuß ist. Die bei der Umschuldung durch Konversion und Zession der Hypothek bedingten grundbücherlichen Eintragungen sind von allen Taxen bestreit. ( Art. 54, Die nach ausländischen Hypothekardaxlehen in fremder Valuta zu zahlenden Zinsen sind von der Kapitalzinsensteuer (impozit mobiliar), befreit, iN HEN . “) . Die Sätigkeit des Kulturvereines Sonntag, den 29. d. M., hielt der Banater Deutsche Kulturverein im Deutschen Hause seine diesjährige Hauptversammlung ab. Die Versammlung eröffnete Kulturvereinsobmann Dr. Josef Gabriel, der die erschienenen Mitglieder begrüßte und in warmen Morten zu weiterem Zusammenarbeiten im Interesse des Aufblühens des Vereines ermunterte. Kulturamtsleiter Anton Titz verla3 hierauf den umfangreichen, Uebersicht über das bedeutende Arbeitsgebiet des Vereines gewährenden Tätigkeitsbericht, den wir kurz zusammengefaßt wiedergeben. In einer Zeit volklicher und wirtschaftlicher Bezwängnis kommt der Tätigkeit des Banater Deutschen Peterle doppelte Bedeutung inneren Kräfte des Volkes für eine volsbewußte Arbeit zu. Es zu sammeln und neben auf der anderen Seite auch Wert: Sadelhausen, der völkischen Ausbauarbeit wichtige Schuharbeit zu leisten. Der Banater Deutsche Kulturverein arbeitete in diesen zwei Richtungen und wenn auch die wirtschaftliche Krise, die unser Volk Gemeinde hart traf, sehr viele Kräfte gebunden hielt, sowie die vielfache innere Zerrissenheit mancher hemmend mußte,so ist seine Arbeit dennoch von nicht geringem für Volk und Heimat geworden. Eine der Hauptaufgaben des Vereines in seiner Form nach außen liegt zweifelsohne in der Zusammenfassung einer je größeren Zahl von volks- und kulturbegeisterten Männern. Diesem Zweckk diente die Gründung der Zweigvereine, die gegenwärtig in folgenden Gemeinden bestehen: Arad, Dognatschka, Deutsch-Santt.-Nikolaus, Großjeiiha, Hoborn, Kavanfebesh, Königshof, Lippa, Liebling, Lugosch, Temeswar-Fabritstadt, Temeswar-Monach, Warjasch, Temeswar-Josef- Neupetsch und Rußberg. Hervorgehoben werden müssen die Zweigvereine zu Arad, Temeswar-Josefstadt, Temeswarabrik und Sadelhausen, wo eine besonders rege Alturarbeit geleistet wird. Aeußerst wichtig im Arbeitsgebiete des Kulturvereines sind kulturelle Vorträge, die im verflossenen Jahr abgehalten wurden: von Prof. Dr. Peter Schiff in Lugosch und Teme38war-Josefstadt, Dir. Josef Nischbach in Lippa, Dr. Hans Roster in Niezigdorf, Dr. Hans Fisch in Neuarad, Lehrer Graßl in Hodoni, Lehrer Hans Wolf in Orschowa, Prof. E> und Lehrer Wolf in Warjasch, Prof. Va- lentin in Karansebesch und noch unzählige Vorträge, eigenen die von den einzelnen Rahmen veranstaltet wurden. Literarische und wissenschaftliche Vorträge hielten in Veranstaltung des Kulturvereine32 Roda Roda im Stadttheater, Prof. „Dr. Gustav Kisch, Dr. Erich Dra, Professor Oberth, der Dichter Dr. Peter Dörfler in Temeswar, Merchdorf, Orczydorf, Neuarad, Arad, Guttenbrunn, Blumenthal, Brudenau, Jahrmarkt, Hatfeld, Marienfeld, Perjamoich und 2 ‚Biled. (Hermannstadt), des Reitlinger Jugendrings in im Dienste der Kunstpflege standen die Konzerte des Knabenchors, des Brudenthalgymnasiums Newarad, Temešwar, Lugosch und Karansebesch, ‚Prof. Kuhlenkampffs und Roses in Temes3war, Dann die Liederabende des rl . Oskar Besenrieb3wetterfelder in Temeswar, Detta und Theatergastspiele, Theater an der Wien, Theater an der Josefstadt, Marionettentheater Ivo Puhorny, Ensemble Gisela Werbezirk und Tegernseer Bauerntheater. Ein besonderes Kapitel der Tätigkeit des Kulturvereines im vergangenen Jahr war die Schaffung einer Zahlenübersicht über die Schulverhältnisse, _ "E. „Wenn uns diese statistische Zusammenfassung auch unsere Schulorganisation als kräftiges Gut zeigt, zweist sie andererseits auch auf die großen Ungerechtigkeiten, die die deutsche Minderheit besonders ‚im Karascher Komitat erleiden hat. So hat Retchika mit 800 deutschen Kindern, Franzdorf mit 80,Brezendorf mit 46, Deutsch-Bogschan mit 100, Rumänisch-Bogschan mit 60, Dognatschka mit 80, Anina mit 400, Steierdorf und Sigismund mit 606 Kindern auch heute in der Staatsschule. An diese, den bösen Willen gewisser Amtsstellen verratenden Zahlen schließt sich noch die Zahl der Kinder ohne deutschen Schulunterricht in den ungefähr 20 Diasporagemeinden am Rande unseres Siedlungsgebietes. Die Frage des Schulunterrichtes in den Diasporagemeinden ist überhaupt ein schweres Problem, das durch Wanderlehrer gelöst werden soll. Das Büchereiwesen Der Kulturverein verfügt über eine eigene Bild Hexei von 1500 Bänden. Aus dieser sollen 8 Wanderbüchereien, für die Diasphoragemeinden bestimmt,richtet werden. Auch stehen dem Verein noch 2200 Bände in sogenannten Serienbüchereien zur Verfüger Bericht wurde mit Lob von fung zur Kenntnis genommen und der der Versammit- Leitung des gung, die zur See von Standbüchereien verwendet werden sollen. Auch beschäftigt sich der Kulturverein mit dem Einwanderungs- und Heimatsforschungswesen gibt die hochwertigen Kulturhefte heraus, veranstaltet verschiedene Kurse und stellt bildapparate zur Verfügung, den Zweigvereinen Licht- Die Mitgliederzahl ist im ständigen Anwachsen und bürgt für das immer mehr wachsende Verständnis, das man allenthalben dem Vereine und seiner Arbeit entgegenbringt, A Vereines auf Antrag Erwin Schillers prototoliarischer Dank für die geleistete Arbeit ausgesprochen. " Auch der Antrag Erwin Schillers, den Jahresbericht kurz gefaßt in der nächsten Folge der Kulturhefte erscheinen zu lassen und allen unseren Pädagogen und Lehrern aus Propagandazwecken kostenlos zuzus schtgen, wurde einstimmig angenommen. Nach Vorlesung und Gutheißung des Kassaberichtes und nach Zur Kenntnisnahme des nächstjährigen SKostenvoranschlages schloß Vorsizender Dr. Gabriel mit einigen kernigen Schlußworten die Versammlung, Da noch seine deutsche Abteilung im folgenden 4 Zweigvereinen im x gilt, DM | | die wirken * En . . „April! April“ Worauf sie hereinfielen... Historische Aprilscherze - Die Entstehung des „ön-den-Apritschikens“ Von Otto Hergast „Am Montag, dem 1. April 19... findet in den Räumen der Music-Hall, London-City, die Eröffnung der ersten und größten Eselausstellung der Welt statt. Es werden sprechen: Mr. X.. als Vertreter der Stadt London, Mr. Y. als Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, Mr. 3. als Vertreter der Auzstellungsleitung. Eintritt am Eröffnungstage frei!“ Diese sehr harmlos aufgemachte, irgendwo im lokalen Teil untergebrachte Notiz brachte vor einigen Jahren am 31. März eine große Londoner Tageszeitung. Nun ist der Londoner neugierig von Jugend an, und da überdies alle Welt der Ansicht ist, daß sie das, was sie „schwarz auf weiß besitt“, ruhig nach Hause tragen (daß heißt: als wahr unterstellen) könne, fand an dem angekündigten Termin denn auch tatsächlich die größte „Eselausstellung der Welt“ statt: nicht weniger als 14.000 Esel pilgerten zur Music-Hall, wo sie zwar keine „In-Ah“ schreienden Langohren fanden, dafür aber einsehen mußten, daß sie so selbst große Esel seien, die sich mit einem sehr plumpen Schwindel hatten in den April schi>en lassen... " Einer der berühmtesten Aprilscherze der Welt ist der Artikel, den die Newyorker „Sun“ an einem ersten April auf der ersten Seite des Hauptblattes veröffentlichte. In ihm erzählte ein „Professor Dr. D. Willemann“, daß die Astronomen Herschel und Brewster ein Teleskop konstruiert hätten, mit dem eine so starre Vergrößerung erzielt werden könne, daß man auf dem Mond und dem Mars selbst kleinste Einzelheiten erkennen könne, B. Lebewesen, Pflanzen, Seen, Flüsse usw. Das Fernrohr (dessen genaue Maße angegeben wurden), sollte in absehbarer Zeit schon in Newyork aufgestellt werden, damit jedermann Gelegenheit habe, sich die Marsmenschen und die Mondfärber anzusehen. Vorauslegung hierfür sei allerdings, daß die Stadt Newyork die sehr erheblichen Konstruktions- und Ausstellungskosten aus eigenen Mittel übernehme! E35 ist unbekannt, ob die Redaktion der „Sun“ die Absicht hatte, am 2. April hohnlachend ihre Leserschaft über ihren Aprilscherz aufzuklären. Sicher aber ist, daß diese Aufklärung unterblieb, als die erstaunten Redakteure am nächsten Morgen einen erbitterten Angriff gegen das Projekt, auf Stadtkosten das Teleskop aufzustellen, im „New York Herald“ fanden. Ihr Erstaunen wuchs, als sich am 3. April in der „World“ ein anderer Aufsatz für den Plan einsette, als auch andere Zeitungen sich dafür interessierten und als schließlich sogar im Magistrat der Fernrohr-Plan ganz ernsthaft besprochen wurde. Ein ganzes Jahr lang ging der Streit um Herschel3 und Brewster3 Teleskop, bis am nächsten 1. April „Sun“ es für nötig hielt, die ganze Sache aufzuklären und festzustellen, daß es ihr gelungen sei, die Konkurrenz, die Stadtverordneten, Gelehrte, Politiker und überhaupt ganz Newyork in den April zu schicen — — — Auch Zar Peter der Große hat seine Untertanen einmal gehörig in den April geschkt (wenn man auch der Ansicht sein kann, daß sein Scherz reichlich roh und brutal war). Spät am Abend eines ersten April ertönte in den Straßen Moskaus großer Feuerlärm, alles stürzte auf die Straßen, blutroter Feuerschein stand am Himmel, her Rauch wälzte sich träge über die Stadt und in hellen Haufen drängten die Menschen, Polizei, Feuerwehr und Truppen nach Osten, von wo der schein kam. In der Nähe des Flammenmeers Feuer, aber stießen sie auf „Väterchen Zar“, der aus vollem Halfe lachte und ihnen immer wieder sein: „April! 3. / / .