Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1931 (Jahrgang 13, nr. 218-244)

1931-10-01 / nr. 218

-“ Seite 2 a L Wenn Sie 1040 solide und am billigsten Damenmode- und Manufakturwaren kaufen wollen, dann besichtigen Sie das reichsortierte in- und aus­­ländische Warenlager in den neuesten Mantel- und Kostüm-Stoffen, wie auch sämtliche Modewaren bei Filiale : Innere Stadt, Mercygasse, Telephon 10-14, + Hauptgeschäft : Fabrik, Telephon 24, m | | Enes ollak | Mani hat Mihalache zu seinem Nachfolger als Parteipräsident vorgeschlagen Die Sityleseu-Kombination vorläufig gegenstandslos ke Klausenburg, 30. September (R) Die politische Sensation des Tages bildet die gestrige Konferenz der Führer der national-3arani­­stischen Partei. An der Besprechung nahmen Mih­a­­lache, Madgearu, Michael Popovici und überraschender Weise auch Julius Man­iu teil. Die Konferenz fand auf der Wohnung Vaiva-Voevods5 statt und wurde wegen der Teilnahme Manius nicht mehr Leitungssitzung, sondern freundschaftliche Kon­­­ferenz genannt. Die Besprechungen nahmen um 10 Uhr vormittag ihren Beginn und dauerten bis abends 7 Uhr an. Zur Beratung kamen sämtliche aktuellen Fragen der Partei, unter anderen auch die Frage der Parteipräsidentschaft. Die anwesenden Führer versuchten Maniu wie­­der dahin zu überreden, daß er an die Spitze der Partei zurückkehren möge, doch lehnte dieser wie­­der ab und brachte Mihalache in ie Mi üb­er die Kalache Hat sich noch nicht geäußert: „Präsidentschaft annehme oder nicht. Aus diesem Umstand wollen die Blätter Darauf folgern, daß die Nachricht über die­ Uebergabe der Parteipräsidentschaft an Titulescu bloß­ eine Kombi­­nation war, die einstweilen jeder ernsten Grundlage entbehrt. In der Partei sind viele, die gerne Miro- Nescu als Nachfolger Manius sehen möchten und diese Lösung auch darum für sehr günstig halten, weil sie noch immer hoffen, daß Maniu früher oder später doch wieder seinen Platz an der Spitze der Partei einnehmen werde, den Mironescu reibungs­­loser und williger überlassen würde, als er vielleicht bei einem anderen Politiker der Fall sein könnte. Maniu erklärte vor einem­­ Kader-Berichterstat­­ter, den er nicht an die Spitze der national-zaranisti­­schen Partei zu treten wünsche, 900 ein einfacher Soldat der Partei bleiben wolle. An freundschaftlichen Bei­ratungen der Partei jedoch nehme er gerne teil und­ sei auch bereit, mit guten Ratschlägen zu dienen. das Geringste mit der Steuereintreibung zu tun. Denn wer Fand, woraus die Pensionen zu zah­­len sind, ist da, oder hat wenigstens da zu sein, unabhängig von jedweder Steuerwirtschaft des Staates, weil er geschaffen wurde und reichlich, wie durch die bisherigen Nachlagen, erwiesen, ‚mehr als ausreichend dotiert ist. Die Pensions­­kasse ist seit ihren Bestehen wahrscheinlich nie­­mals notleidend gewesen, und jetzt brauchte sie es, auch nicht zu sein, ja nicht einmal nach Annul­­lierung ihres Saldos aus dem vorigen Jahr; denn die monatlichen Eingänge aus den regel­­mäßigen Gehaltsabzügen der Beamten genügen of­­fenbar zur Derfung der laufenden Ausgaben. Hätten wo sonst, angesichts der verhältnis­­mäßig geringen Dotierung durch den Staat, solch bedeutende Reserven gar nicht angehäuft werden können. Was wird der Kassationshof dazu sagen ? EZ3 erhebt sich die Frage, was wohl der hohe Kassationshof dazu sagen würde, wenn persönlich Interessierte, d. h. durch nicht rechtzeitige Auszah­­lung ihrer geseßlichen Pensionsbezüge geschädigte Ruthegehaltsempfänger ihm die Sache einmal vorle­­gen würden. Wir haben es schon erlebt, daß übereilt geschaffene Gesetze durch den Kassationshof für ver­­fassungswidrig erklärt und daher als unanwendbar außer Kraft gesebt wurden. Uns will scheinen, daß auch die beiden obigen, die Pensionskasse schädigen­­den Ad-hoc-Gesetze revisionsbedürftig wären, und das umso mehr, als die Pensionskasse nicht nur als juristische Person, sondern auch ihrer Widmung nach und dank ihrer Dotierung und Erhaltung aus den Beiträgen der späteren Bezugsberechtigten, zu neun „­zehntel der Beamtenschaft gehört. Es scheint nns doch etwas bedenklich, wenn eine solche Institution, deren Haglojes Funktionieren of­­fenbar ein Staatsinteresse allererster Ordnung ist, in ihrer normalen Wirksamkeit be­­hindert und lahmgelegt wird. Dies sollte auch in Zwangsklagen nicht geschehen. Eine Fortsehung gar des eingeschlagenen Weges aber würde nichts mehr und nichts weniger bedeuten als praktisch die Aufhe­­bung der Institution der Pensionskasse selbst, wovor Gott unser Land bewahren möge. Denn welche Fol­­gen das angesichts der so schon beklagten Korruption und des nicht ausrottbaren Backschisch unwesen­ ha­­ben müßte, wollen wir gar­ nicht auszumalen versus­chen. Wir hoffen im Gegenteil und ganz ernstlich auf Restitutio in integrum zugunsten der — Diesmal lei­­der — geleerten Allgemeinen Pensionskasse. Hospes. . Banater Deutsche Zeitung Donner3tag, 1. Oktober 1931- Bürgerschaftswahl in Hamburg : Früher 3, seit 43 Mandate für die Nationalsozialisten keine Regierung der ae Koalition mehr möglich Nachdem­ die Legislaturperiode der im Jahre­­ 1928 gewählten Hamburger Bürgerschaft abgelau­­fen war, fanden jetzt die Neuwahlen statt. Die Wahl­­beteiligung betrug 83 Prozent und war genau so stark wie am 14. September 1930, dem Tage der letz­­ten Reichstagswahl. Das vorläufige amtliche End­­ergebnis ist folgendes (in Klammern die Stimmen­­zahl bei der Reichstags­wahl in 1930 und die alte Mandatszahl): Deutschnationale 43.269 (31.376) 9 Mandate (früher 16), Nationalsozialisten 202.465 (144.684) 43 (3), Sozialdemokraten 214.509 (240.984). 46 (61), Kommunisten 168.618 (135.279) 35 (26), Staatspartei 67.088 (64.129) 14 (21), Deutsche Volks­­partei 36.920 (69.145) 7 (19), Wirtschaftspartei 11.373 (16.910) 2 (6), Zentrum 10.794 (10.980) 2 (2), Christl.­­­­Soz. Volksdienst 10.874 (11.968) 2 (—), Unabh. So­­zialdem. Partei 484 (524). Das Ergebnis der Hamburger Wahlen gibt nicht nur für ganz Deutschland, sondern für die gesamte politische Welt den Beweis, daß der Vorstoß der na­­tionalen Opposition in Deutschland seinesswegs ab­­­geschlossen ist. Bei der Mandatsverteilung haben Die Sozial­demokraten 46 Mandate erreicht, die Kommunisten 35. Das sind zusammen 81 Mandate oder 1 Mandat mehr als die Hälfte der aus 160 Abgeordneten zu­­sammengesetten Hamburger Bürgerschaft. Unter die­­sen Umständen wird eine Regierungsbildung in Hamburg sehr schwierig sein. Der Senat, der sich bisher als sogenannte Regierung der Großen Koalition mit 102 Mandaten auf Sozialdemokraten, Deutsche Volkspartei, Zentrum und Staats­partei stüßte, hat sehr keine Mehrheit mehr. Er wird ein Mißtrauensvotum erhalten. Der Senat wird dann aber wahrscheinlich die Bestimmung der Hamburger­ Verfassung anwenden, wonach der Senat einen Bosisentscheid darüber herbeiführen kann, ob er zurücktreten oder die Bürgerschaft auflösen soll. ER - Jaambdüärg, 80. September *' u­a Watt geseht Von Hildegard Diel Die Geschichte fängt tragisch an, nämlich mit einer familienpolitischen Krise. Vater Stark wollte anders als sein Töchterlein. Der häusliche Regie­­rungskurs des Geschäftsmannes steuerte nach einem Schwiegersohn, der mit zeitgemäßem Geschid sich ein sicheres Existenzpolster zu schaffen verstand. Sighild dagegen liebte einen Künstler. Stark, der alle Maler als weltfremde Idealisten taxierte, pflog diktatorische Beratungen mit Frau und Tochter. Dabei hielt sich die vorsichtige Gattin als schwankender Mittelpunkt zwischen den Gegen­­jäten --- in etwas schiefer Mitte, denn auf­seiten des Gatten war schließlich die Macht, das Geld. Sighild aber schloß jede Beratung mit den radikalen Wor­­ten: „Den oder keinen!“ Da riß der väterliche Geduldsfaden: „Also zum leztenmale. Du fügst Dich! So schreibe Dir keinen bestimmten Mann vor; aber es muß einer sein, der nicht wie Dein Künstler ein idealistischer Zukunfts­­träumer ist, sondern einer, der sich energisch, sozusa­­gen mit Fäustefrechheit im Leben durchzusetzen v­­r­­steht, die Zeit und ihre Konjunkturen zu nutzen weiß und war riskiert, um was zu erreichen. Ich habe mit einem solchen Manne nur Dein Glück im Auge.“ Und ich habe es im Herzen, dachte Sighild. Sie wurde plötzlich nachendlich. Dann sagte sie mit un­­gewohnter Sanftmut: „at hast wohl recht. Viel­­leicht finde ich so einen.“ Darauf machte sie eine lange Autofahrt, von der sie mit zwitschernder Vergnügt­­heit zurückehrte. Am Abend offenbarte sie dem über­­­­raschten Vater, daß sie sich seinem Wunsch füge. Aber sie knüpfte eine Bitte daran. Sie wolle ihrem Maler als Trost einen Auftrag verschaffen. „Laß ihn ein Familienbild von uns dreien malen!“ Stark, der sich schon lange mit der malerischen Verewigung seiner Persönlichkeit trug, fand den Vorschlag, der den Künstler, gewissermaßen entschä­­digte, ausgezeichnet und willigte freudig ein. Er gab dem Maler, der seine KFexzenSenttäu­­schung unter liebenswürdiger Unbefangenheit ver­­barg, ein paar diktatorische Anweisungen für das Gemälde: „Mich malen Sie Profil! Vielleicht mit einem Schachbrett, ich bin passionierter Spieler. Meine Frau mehr von vorn, meine Tochter zwischen uns. Und damit das Bild noch belebter wird — so in Rubensscher Art „wünscht sich meine Tochter noch irgendwas als Staffage darauf, was sie beson­­ders liebt, entweder ihren Windhund oder ihre in­­dische Statue oder jonjiwas, das Nöhere überlasse ich Ihnen.“ Vater Start, dem die Fügsamkeit seiner Tochter noch etwas verdächtig schien, wachte scharf darüber, daß­ sie dem Maler niemals allein saß, und verhin­­derte auch sonst jedes unbehütete Beisammensein der beiden. Zu seiner Freude legten sie auch keinen Wert mehr darauf. Maler Falk lebte nur seiner Arbeit und bewies, daß Genie Fleiß ist. Er gewann bald die Zuneigung von Frau Stark, wollen des Hausherren, mit­­ dem ja sogar das Wohl­­er jeden Abend Schach spielte. Der Künstler verlor jede Partie. Wenn Stark Zain sichtbar triumphierte, prophezeite der junge Mann mit lachendem Zorn: „Beim legten am see ich Sie aber­ sicher matt.” Nach drei Wochen machten Starts, auf­­ Sighilds Wunsch, einen viertägigen Autoausflug. In dieser Zeit vollendete Falk sein Gemälde. Am nächsten Morgen — Start hatte Geburts­­tag und war infolgedess­en weich gestimmt — holte der Künstler den Hausherren, um „ihm zuerst allein sein Werk zu zeigen. „Erschreien Sie nicht vor­­ der kleinen Ueberraschung darauf!“ sagte er vor der Tür. Stark trat gespannt ein, sah und­­ erstarrte. Statt drei Personen sah er auf dem Familienbild vier­ kurze Entsetzensstille. Dann zückte er einen Zom­bli> nach dem Künstler und­ gleichzeitig die Hand nach dessen Obenbild, das auf dem Gemälde mit ihm Schach spielte. „Sind Sie des Teufels? Was — was bedeutet d­as?“ Maler Falk schmunzelte: „Das bedeutet die von Ihrer Tochter gewünschte Staffage. Es sollte doch etwas sein, was sie besonders liebt.“ In diesem Augenblik schlang sich von hinten ein zärtlicher Arm um Starks empörungsstraffe Naden, und eine Stimme jubelte: „Ist das nun nicht ein Schwiegersohn nach Deinem Herzen, Vater? Ver­­steht er es nicht, sich mit Fäustefrechheit durchzuset­­zen? Weiß er nicht die Konjunktur zu nuten? Hat er nicht was riskiert, um was zu erreichen?“ Da sah sich Stark mit seinen eigenen Worten ge­­fangen. Und da die Kühnheit des Künstlers auf ihn Eindruck machte und er sich auf dem Gemälde außer­­ordentlich vorteilhaft aufgefaßt sah, drückte er­ lachend dem Maler die Hand: „Da haben Sie mich wirklich matt geiggt, Sie Frechdach 3.“ eam FEE 4

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