Banater Deutsche Zeitung, April 1932 (Jahrgang 14, nr. 76-99)

1932-04-01 / nr. 76

- 7 Seite-2 - » ­­dn­ers WIRE: 148 300 N 4.222.405 € M3 A 977 14 rege“ Warnung! Hochstapler Mißbrauch mit dem Namen der deutschen Frauenvereine und der 8.9, 3, in den Dörfern. „Wir ersuchen, den Hochstapler vom nächsten Gendar­­merieposten zu übergeben Wie uns auf Jahrmarkt berichtet wird, ist dort vor einigen Tagen ein junger Mann aufgeb­aucht, der Mitglieder des dortigen Frauenvereines aufsuchte und Photographien, wie auch Bestellungen für ein demnächst herauszugebendes Album der­­ Deutschen Frauenvereine übernahm. Der Mann berief sich bei jeder Gelegenheit auf die Frauenvereine und auch auf­ die Banater Deutsche Zeitung und es gelang ihm, auf diese Art und Weise in mehreren Häusern Licht­­bilder von Frauenvereins­mitglied­ern und Vorschüsse auf das mit 250 Lei angekündigte Album zu erhalten. Da weder wir, noch aber der Banater Deutsche Frauenverein von einer solchen Aktion etwas wissen und wir voraussetzen, daß ac der Kath. deutsche Frauenverein kaum irgendwelche Kenntnisse davon haben könnte, müssen wir die Frauenvereinsmitglie­­der vor diesem Menschen, der allem Anscheine nach ein Hochstapler ist, warnen und sie ersuchen, falls er wieder auftauchen und sich auf uns oder die Frauen­­vereine berufen sollte, dem nächsten Gendarmeriepo­­sten übergeben und festnehmen zu lassen. Rü­cksichtslose Steuercontrollore Die Kaufmannschaft wird Beschwerde führen Der Temeswarer Kaufmännische Verein befaßte sich gestern in einer Sitzung des Leitungö52u S3schusse3 mit den Klagen, die in den letzten Tagen von ver­­schiedenen Kaufleuten gegen DAS ungewöhnlich scharfe Vorgehen einiger Steuerfontrollore eingebracht worden sind. Besonders der Kontrollor Vraniandtu ist Gegenstand bitterer Klagen ge­­worden, da dieser Mann mit unerbittlicher Strenge auftritt und die Kaufleute direkt zur Auszahlung der ! | Banater Deutsche Zeitung TE 4.5 BEEN ers WW Zu ) Die Bierf­abril mit dem Zwangsausgleis an den Zeneswarer Gerichtshof verwiesen Im Ansuchen sind die Aktiven mit 217 » die Passiven mit 71 Millionen ange­­geben — Starker Rükgang des Bierkantons In der Amangsausgleichsangelegenheit der Te­­meswarer Bierfabrik ist gelten einer Wendung einge­­treten. Wie wir berichteten, richte die Bierfabrik, die im vergangenen Jahre ihre Zentrale nach Bukarest verlegte, am 7. November 1931 bei dem ZiUfover Ge­­richtshof ein Zwangsausgleichsansuchen ein. Der Zifover Gerichtshof wies das Ansuchen mit der Mo­­tivierung, die Akten seien nicht vollzählig, zurück. Ge­­­gen diesen Beschluß wurde bei der Tafel appelliert, welche aussprach, daß der Gerichtshof verpflichtet sei, auf Grund­ der Akten im Prinzipe in der Zwangs­­ausgleichsangelegenheit zu etscheiden, bezeichnete jedoch als zuständige Stelle den Te­­mes8warer Gerichtshof. Gegen den Beschluß der Tafel wurde zum Kassa­­tionshof appelliert, damit die Zustä­ “d' "keit des Jiso­­ver Gerichtshofes ausgesprochen werde. Gleichzeitig reichte die Bierfabrik aber beim Teime 38warer Ge­­richtshof ein Zwangs­ausgleichsansuchen ein. In dem Gesuch weist die Fabrik 217.365.710 Lei Aktiven und 71.815.923 Lei Passiven aus und bietet ihren Gläubigern eine 100prozentige Quote, zahlbar in drei Jahren, ohne Zinsen. Die Fabrik motiviert ihre Immobilität mit den schlechten Wirtschaftsverhältnissen, den schlechten Kre­­ditverhältnissen und hauptsächlichst mit der Hohen Konsumsteuer. Es wird erwähnt, daß in 1927 noch 53.000 Hektoliter Bier verkauft wurden, damals wurde dann die Konsumsteuer von 5 Lei pro Liter eingeführt, was einen­­ enormen Nachgan­g des Bierkonsums zur Folge hatte. In 1928 wurden noch 53.000, in 1929­­ 46.000, in 1930 32.000 und in 1931 aber nur mehr 24.000 Hektoliter Bier verkauft. Der Gerichts­­hof wird sich in nächster Zeit mit dem ZwangsbauU8­­gleichsanfuchen beschäftigen. geforderten Steuersummen zwingt. Es handelt sich hiebei zum größten Teil um Firmen, die ihre Steuern fast immer regelrecht bezahlt, ja sogar einen guten Teil des ersten Quartals für 1932 bereits ent­­richtet haben. Kontrollor Vram­antu soll zufolge vor­­liegender Berichte auch davor nicht zurücgescheut sein, bei Firmen, die augenblichlich außerstande wa­­ren, die geforderten Summen an­zulegen, " die Kassa und die Schreibmaschinen zu versiegelt,, wodurch sozusagen das ganze Geschäft wurde. Der Kaufmännische Verein wird lahmgelegt sich ange­­sichts dieser Sachlage morgen im Wege einer Abord­­nung an Finanzdirektor Zlatescu wenden und hier Beschwerde führen. ai BUS Freitag, 1. April 1932 OE IEE Er IHE En NE 6 Syfer beim Agramer Hausbrand Zehn Studentinnen, die im Hause wohnten, spurlos verschwunden Bei den­­ Aufräumungsarbeiten an Den Brand­­ort in Agram wurden gestern und im­­ Laufe­­ der Nacht noch weitere 4 verkohlte Leichen geborgen. Zwei konnten erkannt werden, die anderen zwei aber sind nicht zu agnoszieren. Zehn Studentinnen, die im abgebrannten Hause wohnten, sind spurlos ver­­schwunden, man befürchtet, daß auch sie ver­ehrt un­­ter den Trümmern liegen. Die Explosion im Film­­­­lager muß fürchterlich gewesen sein, denn die Appa­­rate des Agramer sei8mographischen Institutes ha­­ben gewaltig darauf reagiert und ein, 12 Sekunden“ „andauerndes Erdbeben gemeldet, j ' Der größte Welitschlager ! re Shanghai Erpren­ num ab 1. April (Freitau) im Bavitol-Kino. A an ' ; Das Bafierabonnement Von Fritz Müller Herr Heilbronner hatte ein Rasierabonnement. Es war ein Kurrasierabonnement. Streng genom­­men ein Nachkurrasierabonnement. Noch strenger ge­­nommen, ein Nachsaisonkurrasierabonnement. Und ganz streng genommen war es ein Reinfall. Herr Heilbronner pflegte sonst nicht leicht her­­einzufallen. „Gleich am Tage seiner Ankunft in dem kleinen Kurort fragte er: „Was zu kostet dass Rasie­­ren? „Eine Mark“, dienerte der kleine Mann hinter der großen Registrierkasse. „I< bin zur Nachkur hier,“ , sagte Herr Heil­­bronner sanft verweisend. „Ach so, dann achtzig Pfennig.“ , „Und außerdem läuft heute die Saison ab, mor­­gen schon ist Nachsaison.“ „Hm, also siebzig Pfennig.“ „Und wenn ich ein Abonnement nähme, ein­en auf ein halbes Dutzend mal natür­­lich?“ „Sechzig“, seufzte es hinter der Kasse. „Und bei einem ganzen Duzend, bitte?“ „Fünfundzwanzig!“ zischte der Friseur. „Schön, zwölfmal fünfzig macht — macht­­­­hier sind Ihre sechs Mark, bitte.“ „Sechs Mark sechzig, bitte.“ N „Sie vergessen den Kassalkonto bei sofortiger Barzahlung, lieber Herr — also morgen komme ich zum ersten Male — das heißt, ich könnte mich gleich sehr noch rasch auf Nummer eins meines Abonne­­ments .“ Er warf sich ausgiebig in den Rasierstuhl. „Darf ich mir erlauben zu bemerken, daß die Nachsaison erst morgen =" „Reden Sie keen Stuß­­­ soll das Kulanz sein gegen einen neuen Kunden? — Lieber Freund, Sie haben in bezug auf Dienst am Kunden noch zu ler­­nen! — Sy, und nu beginnen se.“ Herr Heilbronner war erst halb rasiert, als der Hoteldiener hereinstolperte: Ob hier nicht. ein Herr Heilbronner — % Am Rest des Seifens<aums vorüber langte eine schiverberingte Hand nach rücwärts: „&ebenso das Telegramm — tunse einen Wagenblick ihr stumpfes Messer auf die Seite —“ Achtungs­voll verharrten Messer, Friseur und Hoteldiener, die z­erbrochene Depesche von Herrn. Heilbronns Stirnfalten schoben sich zusammen: „Herr Friseur, in drei Tagen muß ich heim.“ „Sehr wohl.“ _ 1 ; „I< stelle Ihnen das Abonnement wieder zur Dispositiven.“ „Sehr wohl." „Na, ich wußte ja, Sie sind vernünftig — also­­ darf ich um die fünf Mark fünfzig bitten.“ „Sie sind noch nicht rasiert, ich pflege keine Sa­­ge halt zu machen.“ „Sie sind mein Mann -- also machen sese anz — und Sie, was wollense noch hier??" „I< Dachte --" sagte der Hoteldiener. „Denkense lieber nix, '3 kommt nix heraus bei euereinem.“ „Euereinem?“ Das Wort war ihm neu. Er wußte nicht, was er bedeute. Er legte die Hand an die Hotelmaße. Er prüßte etwas ängstlich und re­­spektvoll dieses Wort und schob sich hinaus... Herr Heilbronner war rasiert. „Und nn die fünf fünfzig, bitte.“ „Welche fünf fünfzig ?“ staunte der Friseur, der seine Stunde fühlte. „Machen se keine Geschichten .“ „Die Geschichten machen Sie, Sie sind rasiert. Ich knipse diese Ein3 hier auf der Karte — auf Wie­­dersehen — auf elfmaliges Wiedersehen.“ „Sie wolle doch nicht sagen —“" „Sagen nichts — wenig Zeit — ab, Herr Trap­pentreu — darf ich bitten, Plaß zu nehmen — nein, hier — der Herr ist fortin =" „Schönes Wetter heute, Herr­­ Trappentreu, nicht wahr?? Hab’ ich's Ihnen nicht vorausgesagt — dja, ich halte, was ich sage =“ „Und ich“, jepfte Herr Heilbronner, „ich =“ „Sie? Sie haben einen Handel abgeschlossen und Sie haben sich daran zu halten.“ Fünf Minuten später saß Herr Heilbronner auf einer Kurparkbank, in der linken Hand das Tele­­gramm und in der Rechten das Abonnement. Leise murmelnd wog er sie gegeneinander. Zunächst er- Ein Kurgast feste sich zu ihm. Herr Heilbronn­ner bezog ihn in das Abwägen ein: „Lassense sich ra­­„Sie sehen doch, ich trage einen Vollbart." „Nu, nu, es kommt doch vor, daß auch ein Voll­­bart einmal dran glauben muß — wenn ich Ihnen raten dürfte — rasierterweise fühlt man sich ganz anders — man ist sozusagen neugeboren und =" „Sie sind Friseur?“ ; „34? Keine Spur. Ich habe nur ein Abonne­­­­ment. Sehen Sie, erst einmal benützt, bleiben elf, das Dutzend hat mich selbst — mich selbst zehn Mark gefostet — wenn Sie rasch entschlossen sind, so bin ich für wenige a — a — sagen wir sieben Mark wie­­„Ich nicht“, sagte der Vollbart und j entfernte " Herr "Heilbronner sprach noch einen zweiten, einen dritten an. Herr Heilbronner ging­ auf sechs Mark herunter. Das war um vier Uhr nachmittags. An der Abendbörse notierte sein Nasierabonnement hier Mark fünfzig Brief ohne Geld. Herr Heilbronner schlief diese Nacht nicht gut. Etwas bar Gekauftes wertlos werden lassen, schien ihm unerträglich. Da kam ihm eine Idee. Er ging zum Friseur. „Aha, täglich? Also Nummer zwei heute = riert: „Sagen Sie mal, die Friseure sind noch korpo­ , ich meine, stehen untereinander in Abrechnung — Clearing House — wense also so gut sein wol­­len, mir durch Ihr Giro dieses Abonnement auf ei­­nen Friseur meines Wohnortes zu übertragen .“ Der Friseur sagte nichts. Er rührte Seifen­­„Wenn Sie sich nämlich weigern sollten, so wer­­de ich mich bei der Kulturverwaltung über Lie­be- Das Rasiermesser glitt am Lederriemen auf und _ ( / 2 N 2 * .

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