Banater Deutsche Zeitung, September 1932 (Jahrgang 14, nr. 196-220)

1932-09-01 / nr. 196

= cpl D k BE TERIEI une re nee Bezu preis: ganzjährig 809 Lei, halbjährig 406 Lei, vierteljährig RMI ratlich 70 Lei — ar­en es war 10 Lei monatlich. — Mustand monatlich Uhr nachmittags, mit Ausendme den Tanz- und Feiertagen, =“ Anzeigen nach Tarif­­­­ung in wm 14. Jahrgang er Erscheint täglich ud und­ Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches­einsprecher: Schriftleitung Nr. 14­-18. erlag der Schwäbischen Verlags - Aktiengesellschaft, Verwaltung Nr. Pr Tem­eswar, Timișoara-Temeswar, Donnerstag, 1. September 1932 Nr. 196 GL aus Goering Reichstagspräsident Der Nationalsozialist mit großer M­ehrheit gewählt Die Reichsregierung der Sitzung ferngeblieben Seit Jahren kein so ruhiger Siungsverlauf — Löbe aug bei der Wahl des Vizepräsidenten durc­hgefallen — Eine starke antimareistische Front — Hin­­denburg um sofortigen Empfang zu einem Vortrag über die Lage im Reichs­­tag gebeten Berlin, 31. August (Dp). Gestern nachmittags 3 Uhr trat der neue Reichs­­tag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die Sagung ist, wie das die Nationalsozialisten und Zentrums­­frel schon im voraus angekündigt haben, in größ­­­er rx Ruhe und Ordnung abgelaufen. Sogar die Rede z5-jährigen kommunistischen Alterspräsidentin Klara Zetkin, die reichlich Anlässe zu schärfster Zurückweisung bot, wurde vom Reichstag schwei­­gend und ohne Protest angehört. Es war, man kann es fast sagen, seit Jahren die ruhigste Reichstags­­figung und Reichskanzler Papen, der mit weitge­­hendster Vollmacht zur Auflösung des Reichstages von Hindenburg zurückkührte, konnte einstweilen von seiner Vollmacht keinen Ge=­­er­eichstag sich­ nach der Wah­l . Der Platz vor dem Reichstag war in den frühen Nachmittagsstunden von einer vieltausendköpfigen Menge bereit. Als um 3 Uhr die­­ Reichstagsabge­­ordneten mit Ausnahme der Deutschnationalen voll­­zählig auf ihren Plänen saßen, versuchte die natio­­nalsozialistische Menge draußen den Polizeilorden zu durchbrechen und sich demonstrativ, dem Reichs­ +agagebäude zu nähern.­­Die erste Polizeikette wurde auch durchgebrochen. Doch rasch herbeigeholten Verstärkungen gelang es, die Menge wieder abzudrängen. Klara Zetkin eröffnet die Sitzung Im Situngssaal des Reichstages wurde unter­­greise, 75jährige kommunistische Alters­­präsidentin, Klara Z­etkin, die vor einigen Tagen aus Moskau, einzutreten... wo sie ständig wohnt, war die alte zurückkehrte, von zwei jüngeren Abgeordnetinnen ihrer Partei auf den Präsidentensiß geleitet. Während die Kom­­munisten im Chor „Rotfront! Rotfront!“ krank und schwach, Frau kaum im Stande, die schwere Glocke zu läuten, mit welcher der Situngsbeginn angekündet zu werden pflegt. Nachdem sie pflichtgemäß die Frage an den Reichstag gestellt hatte, ob es nicht ein Mitglied gäbe, das älter und demzufolge zur Witerspräsident­­schaft geeigneter als sie wäre und sich niemand mel­­dete, erklärte sie die Reichstagsfigung als eröffnet, die Protokollführer namhaft, um sodann in einer dreiviertelstündigen, bis aufs äußerste radikal gehaltenen Rede für ein kommendes schen Abgeordneten mit tosendem die Verfassung verlegt Sowjetregime Beifall, riefen. In der Rede, die von den kommunisti­­ven den übrigen aber ruhig und mit eisigem Schweigen an­­gehört wurde, erklärte die Zetkin, das die Reichsre­­gierung Groß aller ihrer Macht, sowohl in der Innen-, wie in der Außenpolitik vollkommen versagt habe. Bei Gewährung der sozialen Hilfe wurden bloß der verschuldete Großgrundberst, die I­ndustrieritter und die Spektation in Betracht gezogen. Die Regie­­rung werde von imperialistischen Zielen geleitet und mache Deutschland zum Söldner der Mächte von Versailles. Die Rednerin wendet sich dann heftig ge­­gen den Nationalsozialismus und gegen die Aufhe­­bung des Uniformverbotes. Sie erklärt, der Reichs­­tag habe die Aufgabe, die Regierung zu stürzen, weil sie hat. Zum Schlusse ihrer Rede spricht Klara Zetkin die Hoffnung aus, daß sie es noch erleben werde, in einem kommunistischen Deutschland die erste Sittung des Rates der Sow­­jets als Alterspräsidentin zu leiten. Todmüde, schwer atmend, läßt sie sich nach­­ Be­­endigung ihrer Rede nieder. Außer den Kommuni­­sten, die ihr Beifall spendeten, rührt sich niemand im Reichstag. Die Sozialdemokraten und Bürgerlichen, Zentrum und Nationalsozialisten enthalten sich jed­­welcher Aeußerung, um einem Skandal vorzubeugen und das Programm der ersten Reichstagssitzung, das sich in­ der Wahl der Funktionäre erschöpfen soll, nicht zu stören. Jetzt sind auch die Deutschnationalen im Saal a erschiener, eh vom Beginn am leer fanden, wer Sitzung auch weiterhin fernblieben. Maht des Präsidenten Der Reichstag hat sodann den Nationalsozia­­listen Goering mit 367 gegen den sozialdemokra­­tischen Kandidaten Li­be, der über 10 Jahre Prä­­sident des Reichstages war, der 135 und gegen den Kommunisten Torgler, der 80 Stimmen bekam, zu seinem Präsidenten gewählt. Erster Vizepräsident wurde der Zentrumsmann Esser, zweiter Vize­­präsident der Deutschnationale Graef und dritter Vizepräsident Rauch, Mitglied der Bayerischen Bolfspartei. Bei der Wahl des ersten Vizepräsiden­­ten war eine Stichwahl zwischen Essex und Löbe nötig. Esser wurde mit 364 Stimmen gewählt, wäh­­rend auf Löbe 138 Stimmen fielen. Goering nahm den Präsidenten mit mit dem Hitler-Gruß ein und erklärte, daß er seinen Posten unparteiisch und gerecht bekleiden werde. So werde, sagte er, dafür sorgen, daß die Hausordnung geach­­tet, die Würde des Reichstages und die Ehre des deutschen Volkes gewahrt bleibe. Der Reichstag hat sich sodann auf den 9. Sep­­tember vertagt. Arbeitsfähige nationale Mehrheit im Reichstag Reichstagspräsident G­o­er­ing hat vom Reichs­­tag die Ermächtigung verlangt, den Reichspräsiden­­ten v. Hindenburg in einer Depesche zu ersuchen, ihn als Präsidenten des Reichstages nicht gelegentlich, sondern sofort zur Berichterstattung zu empfangen. Goering wurde durch Gerüchte zu diesem Antrag bewogen,­­ die wissen wollen, daß Hindenburg sich entschlossen haben soll, den Reichstag wegen Ar­­beitsunfähigkeit aufzulösen. Demgegenüber will Goering feststellen, daß eben die Eröffnungsfiltung den Beweis dafür erbracht habe, dass der Reichstag ja arbeitsfähig sei und über eine arbeitswillige na- Teige machte Neudel 2427,50 m: „de: Sunttiptäre .biß" dessen die MP 54 zum 9. |. S m . za­ September ver= Reichsregierung, tionale Mehrheit verfügt. AN Er Een nee a oo DI PEN nen. Mir 47.402 <s . & 1202727 19.25­4/58 dels 1­iayuie 2 in Ardeal ASOviatijuns: Ssibiu Eine Gehilfnisfrage für uns, neuer Ablaß und bessere Preise Maßnahmen für die Gesundung des Kredits — Un­­geheure Uebersteuerung aller Berufsschichten im Ba=­nat und in Siebenbürgen Rede des Abg. Dr. Han3 Otto Noth zur Thronrede Tr E3 ist außerordentlich zu begrüßen, daß die Re­­gierung entschlossen ist, ihre schon vor einigen Jah­­ren eingeleiteten Bemühungen zur Erschließung neuer Absatgebiete für die Produkte unserer Landwirtschaft mit erneuter Kraft aufzunehmen und dabei den Gedanken der Verzugsbehandlung wieder in den Vordergrund zu stellen. Abgeordneter Bompiliu Joanit­ze3cu: An welche Staaten denken Sie dabei? Abgeordneter Dr. Hans Otto Roth: An die Einfuhrstaaten für landwirtschaftliche Produkte. Abgeordneter Bompiliu Joanitze3cu: Deutschland hat auf die landwirtschaftlichen Produkte hohe Einfuhrzölle gelegt. Abgeordneter Dr. Hans Otto Roth: Je länger wir zögern, umso unvorteilhafter werden die Bedin­­gungen bei Abschluß der Handelsverträge sein. Vor zwei oder drei Jahren hätten wir auch mit Deut währ? die Mitglieder der­­ land noch sehr günstige Vereinbarungen treffen kön­ ann ing r­­u 3 jop un - SEEN REER “Vert -" "VEL­TISRED: ” müssen und nun mit den weniger günstigen­­ Bedin­­gungen abfinden. (Lebhafter Beifall bei der Deut­schen Partei und der Curapartei). Wenn wir in unseren bisherigen Ausführungen auf die große Bedeutung der Aus­gabendrosselung verwiesen haben, so möchten wir ausdrücklich feststel­­len, daß die Entscheidung über die Frage vom Nieder­­gang oder Neuausrichtung unserer Wirtschaft schn­allmäßig damit verbunden ist, ob es ge­­lingt, unserer Landwirtschaft neuen Absatz und bessere Preise zu Darum möchten wir dringend beschaffen, wünschen, daß die Frage der Absatzbeschaffung zeitlich­ und sachlich allen anderen Problemen vorangestellt und keinen Augen­blik außer Acht gelassen werde, daß in dieser Frage die gesamte Wirtschaftspolitik unseres Landes kulmi­­niert. (Lebhafter Beifall.­ Wenn der souveraine und von allen fremden Einflüssen freie Entschluß unserer Staatspolitik irgendwo unerläßlich erscheint, so ist es bei der Behandlung der Frage der Absatzbeschaffung. Es wäre geradezu verhängnisvoll, wenn beim Ab­­schluß von Handelsverträgen selbst in diesem für un­­sere Wirtschaft so kritischen Augenblik machtpolitische Erwägungen fremder Faktoren entscheidende Gel­­tung erhielten. Abgeordneter: G. A. Cuza: Erwägungen. Und sentimentale Neuregelung der landwirtschaftlichen und städtischen Schuldverhältnisse Die landwirtschaftliche Umscul­­dung steht neuerdings im Mittelpunkt der öffentli­­chen Erörterung. Wir wiederholen auch diesmal den schon im Frühjahr vertretenen Standpunkt, daß die Umschuldung der Landwirtschaft an und für sich eine unumgängliche Notwendigkeit darstellt. Es scheint uns allerdings, als ob dasselbe Ergebnis im einem früheren Zeitpunkt mit viel einfacheren Mit­­­teln und unter viel geringeren Erschütterungen hätte erzielt werden können. Wenn nun aber schon dieser Weg eingeschlagen worden ist, so muß auch planmäßig dafür gesorgt “werden,­­ daß der landwirtschaftliche Kredit in unserem Lande nicht völlig zerstört und der Sparsinn der landwirtschaftlichen Bevölkerung nicht gänzlich ertötet werde.­­ Wird dafür nicht in entsprechender Weise und nicht ion in allernächster Zeit Sorge getragen, so werden _ /

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