Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1933 (Jahrgang 15, nr. 221-246)

1933-10-01 / nr. 221

; Seite 2 ; | . Rottater Deutsche Zeitung Sonntag, 1. Oktober 1933 Prozeßbilder aus Leipzig Die Besessenen der Weltrevolution führen unterirdisch Krieg gegen Europa Fanatiker im Dunkel der Großstädte — der Hien lobte van der Lubbe — Torglers Weg vom Fraktionsführer Von unserem Leipziger F. H.-Sonderberichterstatter Leipzig, 30. September Die Teilnehmer am Leipziger Prozeß konnten sich in den lezten Tagen nicht über Langeweile be­­klagen. Die Sitzungen waren bewegt und erregend, die Gegensätze groß. Noch in den Abendstunden hat man Mühe, die Prozeßbilder wenigstens­ für Augen­­blick aus der Erinnerung zu tilgen. Sie führen ein eigenes, seltsames Leben. Sie durchkreuzen und ver­­wandeln sich. Und es ist manchmal fast, a­ls ob man aus der Atmosphäre der sächsischen „Welt- und Mes­­sestadt“ Leipzig entrügt würde und in historische Hintergründe sähe, die hinter dem Prozeß ein eigenes gespenstisches Dasein offen­­baren. Die Bulgaren haben wirklich den Balkan in den verschossenen braunen Saal­bänden verpflanzt. europäischen Reiche gerichtige­­Die Blässe ihrer schmalen sla­­wischen Gesichter scheint nicht nur von gestern und heute. Sie erinnert an jene Zeiten, da sie mit Messer und Revolver die bulgarischen Arbeiter in die Revo­­lution hineinführten. Diese drei Männer haben Blut und Tod und Grauenvollen gesehen. Sie sind Gefängnissen ihrer Heimat geprügelt worden, in den Sie wurden zum Tode verurteilt, als es ihnen gelungen war, ins Ausland zu entkommen. Der Kommunismus ist für sie nicht Theorie, er ist der Inhalt ihres Lebens. Umso gefährlicher ihr Wirken, als sie flüchtend in die Verborgen­­heit der Großstädte eintauchten. Hier konnten sie leben wie jeder andere, unbe­­helligt, nach außen irgendein Schriftsteller oder Arbeiter, wenn es not tat, die falschen Namen­­immer wieder wechselnd, der Kommunismus als Lebensinhalt = Frontsoldaten zum haben, der 1903 IM an den Leichen des serbischen“ Kö­­nigs Alexander Obrenowitsch und der Königin Dra­­ga Wache hielt und der später mit seinem Geheim­­bund den Feuerbrand­ des Weltkrieges schürte. Ge­­wiß, Dimitrijewitig war Serbe und Dimitroff ist zu diesem­ Element aber, und nicht etwa zu der deutschen Abart davon, fühlte sich van der Lubbe hingezogen, als er von seiner holländischen Heimat durch Deutschland immer wieder bis auf den Balkan vorstieß. Mögen diese Reisen, jutri­­stisch gesehen, noch nicht geklärt sein; die geisti­­gen Zusammenhänge, die hier bestehen, drängen sich bereits so stark auf, daß man sie nicht von der Hand weisen kann. Wenn eine Beziehung van der Lubbes zu rätekommunistischen Auftraggebern vorlag, so führte sie über Männer wie diese Bul­­­garen, oder zum mindesten über solche, die ih­­nen ähnlich sind. Es gehört zu den interessante­­sten Fragen des großen Leipziger Prozesses, ob die Anklagevertretung diese auch von ihr geahn­­ten­ Fäden aufzudecken vermag, oder ob es den Angeklagten gelingt, diese geheimen Zusammen­­hänge hinter Stumpfsinn, Lüge, oder Schweigen zu verbergen. Torgler und van der Lubbe Neben den Bulgaren ist der deutsche Kommunist Torgler ein so typisch deutsches Erzeugnis, daß er kaum besondere Rätsel aufgibt. Auch Torglers Leben ist im Guten wie im Schlechten deutsch, ein Beispiel dafür, wie der Kommunismus als Idee in einem deutschen Frontsoldaten einfacher Herkunft Wurzel­n schlug und daraus jenes Schisal gestaltete, das wir als das der kommunistischen Fraktionsführer­ und humorvollsten Wikzbolds des Reichstags alle kennen. Daß Torgler van der Lubbe kannte, wird er selbst kaum bestreiten können. Wie er van der Lubbe kannte, ist eine Frage, auf die vor allem der Oberreichsan­­walt sehr nachdrücklich eingehen wird. Daß aber van der Lubbe in Torgler ein besonderes Vorbild revolu­­tionärer kommunistischer Gesinnung erblickt haben sollte, erscheint schon heute etwas problematisch. Ein wie der Torgler­ mag auf geistig verwirrte und nicht sehr bedeutende deutsche­ Arbeitermassen seine Wirkungen gehabt haben, für Lubbe dürfte aber Torgler höch­­stens als Helfer, aber kaum als einziger Anstifter für den Reichstagsbrand in Frage gekommen sein. So möchte man jedenfalls nach dem ersten Einbruch der Torglerschen Vernehmung urteilen. Ob diese Fassung durch unbekanntes Belastungsmaterial auf­­eine Renderung erfährt, werden bereits die nächsten Ver­­nehmungstage zeigen. „irgendwie ethisch fundierter „Kommunismus“ gp­b des­­ Fanatiker einer östlichen Religion Nur selten, das die Polizei ihnen auf ihre Schliche kam, wenn allzuviele Kuriere aus der Heimat auf­­tauchten und mit Anweisungen, Geld und Broschü­­ren versehen, wieder nach dem Balkan zurücreisten. Mit den nahmen deutschen, kommunistischen Parteiinstanzen sie kaum Fühlung. Diese offiziösen Stellen bedeuteten sowieso in ihren Augen nicht viel. Was sie brauchten, suchten und fanden, waren entschlossene Fanatiker, "mit denen man nicht nur Marx, Bakunin und Lenin­­"bis zum blassen Morgen diskutieren konnte, sondern die auch Aufträge übernahmen, als Kuriere weiter reisten, die sich auch sonst gebrauchen ließen u. blind­­ling3 jedem Befehle folgten, der ihnen im Namen der kommunistischen Weltrevolution und der Be­­freiung des Proletariats gegen seine Ausbeuter ge­­stellt wurde. Aus dem Holz wie diese drei Bulgaren — man denkt­e­ nicht ohne Erregung — waren die Täter ge­­schnitzt, die am 28. Juni 1914 mit Bombe und Revol­­ver gegen den österreichischen Thronfolger Franz “Ferdinand zu Felde zogen. Wie Taneff und sein “Freund, nur jünger und schwindsüchtiger, waren jene “ Printschip und­­ Tschabrinowitsch, die auf Befehl der „Schwarzen Hand“ von Geheimagenten nach Serajewo geschmuggelt wurden. Und jenem Di­­mitroff mag jener serbische Oberst Dragutin Dimi­­trijewitsch im Generalstab in Belgrad entsprochen Geheime Zusammenhänge Was­ tut­en, daß diese Bulgaren äußerlich ähn­­liche Stellungen bekleideten wie die deutschen Kom­­munistenführer? Daß sie, wie Dimitroff, Wert dar­­­ auf legen, Mitglied irgendeines bulgarischen Ge­­­meinderates, Kreisrates oder sogar des Parlaments gewesen zu sein. Dieser Gleichheit der Titel ent­­spricht nicht die geringste Gleichheit des Charakters. In diesen Menschen lebt ein politisches Feuer, das wie aus Abgründen in jeder Geste, jedem Wort, je­­dem Augenblitz nach außen schlägt. Hier agieren Fanatiker der kommunistischen Idee, Fanatiker einer östlichen Religion, die seit jeher im Kampf mit dem Westen steht, weil sie ihn nimals einschmelzen, sondern immer nur vernichten kann. Rumänien kann nur 40, bzw. 20 Pro­­­zent der fälligen Schulden bezahlen Heft soll mit Bons der Amortisationskassa bezahlt we Budget muß um 3­5 Millionen Lei abgebnis von ee Ee 4 m = Mitaceil 50. September | Finanzminister Madge­au empfing gestern die Pressevertreter und gab eine Erklärung über die Auslandsschulden Rumäniens ab. — Die Finanzlage Rumäniens, führte der Mi­­nister aus, hat es zur Notwendigkeit gemacht, daß wir das Budget um 3,5 Milliarden Lei herabsetzen mußten. Diesbezüglich ist im Feber mit den auslän­­dischen Gläubigern eine Vereinbarung zustande ge­­kommen, durch die ein Abbau des Budget um 1 Mil­­liarde und 15 Millionen Lei erreicht werden konnte. Nachdem aber die Außenhandelsbilanz kein befrie­­digendes Ergebnis aufwies, war die Regierung ge­­zwungen, inzwischen das Transfermoratorium anzu­­ordnen. Im August stellte dann die Regierung den Auslandgläubigern den Antrag, am 5. September mit den Delegierten der rumänischen Regierung Ver­­handlungen zweck einer weiteren Herabsetzung zu beginnen. Die Gläubiger sind jedoch nicht erschienen und schieften nur einen Betrauten. Die Regierung­­ hat bis zum­ 27. September abgewartet, aber verge­­­bens, obwohl die Regierung bereit war, die am 1.­­Oktober fälligen Kupons einzulösen. Nachdem die Regierung auf die Herabsetzung des Budgets für das "Jahr­ 1933-1934 um 3,5 Milliarden nicht verzichten kann, stellt sie den Gläubigern den Antrag, daß sie im ersten Halbjahr 40, im zweiten Halbjahr aber 20 Prozent der fälligen Beträge bezahlt, den Rest aber mit Bons der Amortisationskassa de>t, die vom 1. April 1934 bis­ 1936 zur Einlösung gelangen. Bons können bis zu diesem Termin nicht in Geld eingewechselt werden, doch können sie zum Ankauf von Immobilien in Rumänien verwendet werden. Die 40, bzw. 20 Prozent der fälligen Beträge be­­gleicht die Regierung mit Bargeld u.­zw. mit frem­­den Devisen. Das Transfermoratorium wird die Re­­gierung nicht aufheben. Die Schiedsspruch in der Stipen­­dienangelegenheit Das vom Deutsch-Banater Akademikerbund im B­DAB­ eingesetzte Schiedsgericht hat in der Sti­­pendienangelegenheit der Herren Peter Lindacher und Peter Mauruß gegen Herrn Hans Erich aus Marienfeld am 27... September 1933 folgenden Schiedsspruch erbracht: Das Schiedsgericht stellt nach längerer Aus­­sprache einstimmig fest, daß Herr cand. jud. Hans Erich aus Marienfeld für das Sommersemester 1931 vom 1. Feber bis 30. Mai in Klausenburg und vom 15. April bis 31. Juli in Münster zwei Stipendien zugesprochen bekommen und behoben hat und dabei nicht unrechtmäßig und ehrenwidrig vorgegangen ist. Hochschüler Adalbert Meßaros wurde materiell nicht benachteiligt. " Für die Richtigkeit der Abschrift: Temeswar, den 28. September 1933, von Schiedsgerichtes Dr. P. Warth Vorsitenden Pe Sonfortaftion gegen Waren­­­­häuser verboten Sie sind als Arbeitsstätten zu erhalten Essen. 30. September. Der Treuhänder der Arbeit für das Rheinland erinnert an eine Verfügung der Stellvertreter des­­ Führers Heß betreffend die Nichtbekämpfung der Wa­­renhäuser und gibt noch einmal eine lezte Warnung an die Mitglieder der nationalsozialistischen Partei­­ hinaus, seine Aktionen gegen Warenhäuser zu unter­­nehmen. Er droht, allenfalls von polizeilichen Mit­­teln Gebrauch zu machen. Im Interesse der Erhal­­tung der Warenhäuser als Arbeitsstätten sind Boykottmaßnahmen, die die­­ Waren­­häuser im Geschäftsverkehr hindern, wie Aufstellung von schwarzen und weißen Listen, Nichtaufnahme im Bezugsquellenregister, Inseraten, sperren, Abschieden der­ Kundschaft durch Postenste­­hen, Plakate usw., verboten. : Sue; na

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