Banater Deutsche Zeitung, Februar 1934 (Jahrgang 16, nr. 24-46)

1934-02-01 / nr. 24

; Seite 2 ihre politischen Organisationen bei Preisgabe der in­­neren religiösen Mission geführt haben. Inas deutsche Volk und die Hausmachtpolitik der Dynastien Unter keinen Umständen kann ich dynastische In­­teressen als ewige Verpflichtungen der deutschen Na­­tion anerkennen. Die deutschen Stämme sind gottge­­wollte, ewige Bausteine unseres Volkes, die Einzel­­staaten aber als politische Gebilde sind Menschenwerk und daher vergänglich. Es ist wohl möglich, in der Geschichte der Dynastien verdienstvolle Seiten aufzu­­schlagen. Aber nicht was nützlich ist, kann hier ent­­scheidend sein, sondern was dem deutschen Volk in der Ländergliederung von Nachteil war. Nicht als Beitrag zur Größe der Nation gilt sie, sondern als Ausbau einer rücksichtslosen Hausmachtpolitik. Daß sie die Nation trozdem nicht verzwichtet hat, ist nur den Männern zu verdanken, die in der deutschen Ge­­schichte als Werkzeuge der Vorsehung auftraten. Den dynastischen Interessen will ich das Prinzip der Erhal­­tung des deutschen Volkes entgegenhalten, das Prin­­zip der Volks­gemeinschaft, die zum gleichen Glas ge­­segnet oder zum gleichen Unglück verflucht ist. Ein Volk sind wir und in einem Reiche wollen wir le­­ben. Bei aller Ehrerbietung vor den großen Kaisern und Königen der deutschen Vergangenheit erhebe ich dennoch Protest gegen die These, daß Deutschland nur wieder glückkich werden könne unter den angesttamm­­ten Bundesfürsten. Die Frage der monarchistischen Wiedergestaltung des deutschen Reiches steht außer jeder Diskussion. Wer die Berufung zur Führung der Nation erhält, ist nur dem deutschen Volk verpflich­­tet. Ja selbst betrachte mich nur als Beauftragter der Nation, der die Voraussetzungen zu schaffen hat, auf denen die letzte Entscheidung über die Verfassungs­­reform zu treffen sein wird. Säuberung des Staates und der Partei von den Konjunkturfanatikern Hitler kam dann auf die Opposition zu sprechen und erklärte, mit den Margisten sei­ner Nationalso­­sialismus fertig geworden als sie an der Macht wa­­ren, umso mehr würde er es jet schaffen, wo sie in der Opposition sind. Von der oberen bürgerlichen Geistigkeit sagte er, es sei besser eine solche geistige Wurzellosigkeit als Feind, denn als Anhänger zu be­­sitzen. Es gebe noch ein Grüppchen völkischer Ideolo­­gen, die die Erfahrungen einer zweitausendjährigen Geschichte verwerfen zu können glaubten und sich wie­­der auf das alte Bärenfell legen möchten. Gefährli­­<er als alle diese sind zwei Kategorien. Erstens die politischen Wandervögel, die überall auftauchen, wo gerade geerntet wird. Diese Konjunkturfanatiker, die alles überschreien, suchen unter der Maske des Na­­tionalsozialismus ihre egoistischen Interessen zu be­­friedigen. Eine unserer nächsten Aufga­ßen wird sein, den Staat und die Partei von diesen Parasiten zu säubern. Sie werden keinesfalls mit jenen anständi­­gen Mensc­hen verwechselt, die früher schon aus ir­­gendeinem Grund nicht zu uns finden konnten. Die zweite Kategorie der Gefährlichen sind die, die aus Erbveranlagung für den Staat eine Bedro­­hung bilden. Wenn die katholische Kirche es für auf­­­findet, aus religiösen Gründen gegen die Sterilisie­­rung dieser Menschen zu opponieren, so muß festge­­stellt werden, dass es aufrichtiger und cristlicher ge­­wesen wäre, gegen diejenigen anzukämpfen, die das gesunde Leben bewußt vernichten, als gegen jene, die das franfe ausmerzen wollen. Wenn die Kirche er­­klärt, alle Erbkranken in ihre Obhut zu nehmen, so verzichten wir gerne auf die Sterilisierung. Solange als­jährlich 350 Millionen Mark zur Erhaltung die­­ser unglücklichen Menschen ausgegeben werden müs­­sen, ist der Staat zur Abhilfe gezwungen, damit Mil­­lionen Gesunden das zum Leben Notwendige nicht­­ entzogen werde, nur um die Ungesunden am Leben zu erhalten. Die neue Staatsführung,­­ zu der sich auch das Heer in bedingungsloser Treue bekennt, hat nachzu­­holen, was in einem halben­ Jahrtausend versäumt wurde. Die nationalsozialistische Revolution war ge­­kennzeichnet durch ihr bluttschnelles Tempo und da­­durch, daß die große Umwälzung fast ohne Blutver­­gießen vollzogen werden konnte. Das ist das Ver­­dienst der braunen Garde. Donnerstag, 1. Feber 1934 Bannter Deutsche Zei­ynmng - Ohne politische Entgiftung seine wirtschaftliche Zusammenarbeit Das neue Deutschland ist von dem Wunsch be­­seelt, mit allen Völkern in Friede und Freundschaft zu leben. Es muß wieder möglich sein über Differen­­zen zu sprechen, ohne gleich an den Krieg zu denken. Bei der Verewigung des Versailler Geistes gäbe es demgegenüber nur zwei Möglichkeiten: Entweder schweigen die Schwächeren immer oder geben ihnen die Stärkeren mit der Waffe die Antwort. Ohne poli­­tische Entgiftung werden wir zu keiner wirtschaftli­­chen Zusammenarbeit kommen. Uns ist es gleichgül­­tig, welcher Art die Verfassung der anderen Staaten ist, das ist jedes Volkes ureigenste Angelegenheit. Es muß auch dass Recht des deutschen Volkes anerkannt werden, seinem Staatsleben von geistigen Gehalt und die konstruktive Form zu geben, die seiner Eigenart am besten entsprechen. Deutschland und Russland In diesem Sinne sind wir gerne bereit, die wirt­­schaftlichen Beziehungen zu Rußland weiter zu pfle­­gen. Wenn Stalin in seiner Letzten Rede die Be­­fürchtung aussprach, daß in Deutschland sowjetfeind­­liche Kräfte am Werk wären, so will ich ganz klar er­­klären, wie in Rußland seine nationalsozialistische Bewegung, so wird auch bei und keine kommunisti­­sche Agitation geduldet. Darüber hinaus können aber die Interessen, die beiden Staaten gemein sind, be­­stens gepflegt werden. Die Beziehungen zu Polen Die Schaffung eines besseren Verhältnisses zwi­­schen Polen und Deutschland diente dem Frieden. Denn in den lezten Jahren drohte die Gefahr, daß die territorialen und anderen Gegensätze zwischen beiden Staaten die Form der politischen Erbbela­­stung annehmen. Deutsche und Polen werden sich mit der gegenseitigen Existenz­ abfinden müssen. Dieser Zustand wird auch in, wirtschafttlicher einer nüßlichen‘ Zusammenarbeit führen. Hinsicht zu Die österreichische Frage "Mit großem Bedauern nimmt die Reichsregie­­rung die Beziehungen zur derzeitigen österreichischen Regierung wahr. Die Schuld ist nicht auf unserer Seite. Daß wir Oesterreich vergewaltigen wollten, ist absurd und durch nichts belegt. Daß die nationalso­­zialistische Idee vor den Grenzpfählen eines Staates nicht Halt machte, der 500 Jahre hindurg ein inte­­grierender Teil des deutschen Reiches war, in dessen Hauptstadt die deutschen Kaiser residierten und dessen Soldaten im Weltkrieg Seite an Seite mit den deut­­schen Regimentern marschierten, ist nur selbstver­­ständlich. Wenn die Regierung Dollfuß es für not­­wendig hält, die nationalsozialistische Bewegung zu unterdrücken, so ist es ihre eigene Angelegenheit. Sie möge aber die Verantwortung dafür übernehmen und dafür persönlich einstehen. Wir haben erst gewisse Konsequenzen daraus gezogen, als deutsche Reichs­­angehörige davon betroffen wurden. Es kann uns nicht zugemutet werden, unsere Bürger als Säfte in einen Staat zu entsenden, der in den Nationalsozia­­­­listen unliebsame Elemente erblickt. Die Behauptung, daß wir einen Angriff gegen den derzeitigen österrei­­chischen Staat planen würden, weise ich schärfstens zurück. Wenn Zehntausende österreichischer Emigran­­ten an den Ereignissen ihrer Heimat Anteil nehmen, kann dies vom Reich nicht verhindert werden, gerade so wie es auch unmöglich war, die Wühlarbeit deut­­­­scher Emigranten irgendwie abzustellen. Die österrei­­­chische Regierung klagt über politische­ Propaganda­­ der Nationalsozialisten. Sie würde alle Angriffe so­­fort entwerten, wenn sie sich entschließen könnte ihren Willen durch den Willen des Volkes rechtfertigen zu­­ lassen. Ohne mich einmischen zu wollen in die öster­­­­reichischen Angelegenheiten muß ich sagen, mit Ge­­walt allein kann keine Regierung be­­stehen. Die deutsche Reichsregierung wird es auch künftighin nicht versäumen, sich vam Vertrauen des Volkes bestätigen zu lassen. In diesem Sinne sind wir eben besssere Demokraten. Keine Gewalt wird es­­ verhindern können, daß der Pulsschlag des deutschen Siebzigmillionenvolkes auch Oesterreicher bewegt. Unser Wunsch ist es, daß ein versöhnender Ausgleich­­ gefunden werden möge. Wir sind bereit, die­seh zur wirklichen Verständigung zu reichen. Die Reichsregierung ist bestrebt. Die Gegensäße zu Frankreich Kampf, unserer­ Gleichberechtigung werden wir nie­­mals aufgeben. Die Aussöhnung der beiden großen Nationen ist eine Notwendigkeit, haben sie doch so oft das Blut ihrer Besten vergossen, ohne die tatsäch­­lichen Dinge ändern zu können. Vielleicht wird die­­ses Werk nicht durch die Diplomaten und Berufspo­­litiker vollbracht werden, sondern durch eine herzlic­he Verständigung derer, die im Schükengraben einander gegenüberstanden und Hochachtung vor der gegenseitigen Tapferkeit gewannen. Deutschland be­­droht niemals Frankreichs Sicherheit­ und ist bereit, das auch zu beweisen. Es fordert aber Gleichberech­­tigung und niemand wird die Kraft haben, dies auf die Dauer zu verhindern. Als lebender Zeuge des­ großen Krieges setze ich mich dafür ein, daß die bei­­derseitigen Forderungen in Einklang gebracht wer­­den. So war bestrebt, die Saarfrage mit Frankreich schon vorzeitig gemeinsam zu regeln. Und zwar aus vier Gründen. Erstens: nach dem Verschwinden des einzigen territorialen Gegensatzes wären wir geneigt, die äußerliche Formulierung des Kellogg­­paktes auch innerlich zu akzeptieren. Die Abstimmung würde eine ungeheure Mehrheit für das Reich bringen. Eine neue Aufstachelung der nationalen Instinkte bei der Propaganda wäre un­­verm­eidlich und mit Nachsicht auf die Versöhnung bedauerlich. Drittens: Ganz gleich, wie die Ab­­stimmung ausgehen würde, einer der beiden Staaten würde die Empfindung der Niederlage haben. Wenn bei uns die Freudenfeuer aufloderten, würden wir sagen, es wäre besser gewesen, wenn vorher schon eine Lösung gefunden werden könnte. Viertens: Die Saarbevölkerung wäre freudig für die gemein­­­same Regelung eingetreten und es hätte seine Nie­­derlage und keinen Sieg gegeben. Io bedauere auch heute, daß Frankreich diesem Gedanken nicht folgen zu können glaubt. Trotzdem gebe ich die Hoffnung auf Vergrabung des historischen Kriegsbeiles nicht auf. Hindenburg als Garant der Arbeit am Frieden Rad anerkennenden Worten, für die Politik Mussolinis befaßte sich der Reichskanzler mit den neuen Abrüstungsvorschlägen der englischen Regierung und betont, daß sie im selben Geiste geprüft werden würden, der seine außenpolitische Rede im Herbst beherrschte. Der Welt gegenüber, fuhr der Kanzler dann fort, will ich wiederholen, daß keine Gewalt das deutsche Volk bewegen kann, auf die Rechte einer souveränen Nation zu verzichten. Wir wollen unsere Kräfte einsetzen, nicht nur für die Heilung der Wunden der Menschheit, sondern auch für die Zusammenarbeit aller gesitteten Nationen. Innerlich und äußerlich sind wir reifer geworden: " zur Uebernahme jener Verantwortung, die von der Vorsehung den Völkern zugewiesen ist. Dafür gibt es kein schöneres Symbol, als den greisen Reichs­präsidenten Hindenburg, den siegreichen Feld­­herrn in hundert Schlachten, der als ehrwürdiger Garant für die Arbeit am Frieden dasteht,­­ durt eine Generalbereinigung zu mildern. Den Zweitens: Widerhall der Hitlerrede in Italien Rom, 31. Jänner (Dp) Die otlehischn Blätter kommentieren die ge­­srige Rede Hitlers sehr ausführlich. Sie sind der Ansicht, daß der Reichskanzler die Lage in Oester­­reich anscheinend nicht tatsächlich richtig beurteilt. „Zavory“ bemerkt, Oesterreich müsse ein katholischer Staat bleiben und seine Aufgaben im Donauboden erfüllen. :

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