Banater Deutsche Zeitung, November 1934 (Jahrgang 16, nr. 244-268)

1934-11-01 / nr. 244

‚Bezugspreis: ganzjährig .890 Lei, halbjährig 40 “77 Ausland vierteljähr monatli­chr nachmittags, mit­ten von Sonä- wir Feiertagen, — Anzeigen nach­ Tarif. ‚Jubellung in Timișoara 10 Lei monatlich. 16. Jahrgang 200“ Lei, monatlich“ 70 Lei­­= 120 Lei; — Erscheint . täglich Schon wieder Regierungskrise in Jugoslawien Justizminister Maximowitsch hat abgedanft­­ Rathspiel eines Agrarpanamas in Bosnien Der Justizminister Belgrad, 31. Oktober (Dp) Maximowitsc hat ge­­stern abends abgedanft. Der Rücktritt steht im Zu­­sammenhang mit einem großen Agrarpanama, das in Bosnien begangen wurde und durch das die Staatskasse um riesige Summen geschädigt worden ist. Der Justizminister richtete an den Gerichtshof in Serajewo die Aufforderung, gegen die in das Pa­­nama verwickelten Personen das Verfahren einzu­­leiten, was der Gerichtshof aber mit dem Hinweis ablehnte, daß das Agrargesetz des Schwindels die Möglichkeit selbst zur Verübung biete. Gegen die Panamisten könne also es­ Dann vorgegangen­­ wer­­den, wenn vorher das Gesetz abgeändert werde. Der Justizminister geriet durch diesen Bescheid derart­ in Erregung, daß er 7 bosnische Richter­ in Pension sehite, was in juridischen und politischen Kreisen großen Anstoß erregte. Und da es auch im Schoße der Regierung selbst Gegensätze gab, zog Maximo­­witsch die Folgen und dankte ab. Da sein Rücktritt­ aber die Position des Gesamtkabinetts erschüttern könnte, soll Ministerpräsident Uzunowitsch­ bestrebt­ sein, Maximowitsch zum Verbleiben auf seinem Po­­­sten zu bewegen. Wenn dies nicht gelingt, dürfte­ SrSkitsch zum Justizminister ernannt werden. ng die Vermögenskontrolle Mer nicht zahlt, wird angezeigt - Bucuresti, 31. Oktober (R) Es wird­­ behauptet, daß auf Anregung aus par­­lamentarischen Kreisen die Regierung beschlossen hat, das Gesetz über die Vermögenskontrolle zu modifi­­zieren. Das Gesetz weist einige Lücken auf, die besei­­tigt werden müssen. Es hat sich gezeigt, daß das Ge­­setz von fragwürdigen Elementen für unsaubere Zwecke mißbraucht wird. Mit dem Gesetz in der Hand suchen sie öffentliche Beamte auf und locken ihnen mit der Drohung, sie bei Gericht anzuzeigen und die Vermögenskontrolle zu verlangen, Summen heraus. Es kam auch oft vor, daß Beamte, die un­­schuldig waren, zahlten, nur um nicht in den Mund der Leute zu geraten. Man glaubt, daß das Gesetz auf die Weise modifiziert wird, daß die Prozedur geheim durchgeführt wird. Es soll auch eine all­­gemeine Vermögensrevision der höhe­­ren Beamten‘ vorgeschlagen werden. | Der Yjährige amerikanische Delmagr.ät John D.- Rodefeller hat wieder sein Winterquartier im Süden von Kalifornien — in Ormond Beach­­ bezogen. Bei seiner dortigen Ankunft wurde­ er [+ wie­ unser Bild zeigt — von Reportern umringt. +A+A5 | Die Ruune der Regierung Tatarescu berichtet vom Herrscher „Im Städtchen Poza, nahe zu Bilbao wurde von der­ Polizei ein Lager von Bomben und Revolvern entdeckt. In dem­ Lager wurden rund 2000 Pistolen­­ beschlagnahmt. Auch in Bilbao selbst­ wurden in­ einem Keller vermauert 6000 Bomben aufgefunden.­­ Bucuresti, 31. Oktober (R) Ministerpräsident Tatarescu erschien­ gestern beim König in Audienz. Die Audienz stand im Zu­­sammenhang mit der Festsetzung der Mittel zur Aus­­rüstung der Armee. Tatarescu erstattete dem Herr­­scher gleichzeitig Bericht über die Inlandsanleihe und über die Pläne der Regierung in der nächsten Parlamentssession, von denen einige in der Thron­­rede angekündigt werden sollen. “ um ı SZULIT | | GZL2.44. ZEI Ver 19 Martie ; in Ardeal T,Museul As 599iatiugne Sibiu "Schriftleitung . ar Verwaltung: Timișoara ‚San wi­rd eher: Al Str. Lonovici (Deutsches Schriftleitung Nr. 11.58, uns Nr. 4 der Schwäbischen B Verlags-Aktiengesellschaft, Zion, Timișoara, Donnerstag, 1. November 1934 grelle Bombenfunde in Enınfen 2090 Revolver in einem einzigen Lager Madrid, 31. Oktober (R) Bericht aus Deutschland Wieviel Ausländer studierten in Deutschland? — Der Kampf gegen Uiebertreibungen — „Triumph des Willens“ (Von unserem Sonderberichterstatter) DaD. Berlin, Ende Oktober im Wintersemester 1933/34 waren in deutschen Universitäten im ganzen 4757 ausländische Studen­­ten immatrikuliert. Unter ihnen befanden sich 562 Studentinnen. Der weitaus größte Teil kam aus europäischen Staaten, an zweiter Stelle rangiert Asien mit Einschluß der Sowjetunion, es folgen das angelsächsische Amerika, Lateinamerika und Afrika. Aus Australien und Neuseeland befanden sich in die­­sem Semester nur zwei Studenten in Deutschland. Fragt­ man, welches von allen Ländern die meisten Studenten nach Deutschland schi>te, so wird überrascht sein, zu finden, daß Rumänien man an der Spitze steht, und zwar mit 438 Studenten und Studentinnen. Das waren 9,21 Prozent aller aus­­ländischen Studenten in diesem Semester. An nächster Stelle folgen 1 mit je 402 Studierenden, Polen und die Vereinigten Staaten von Amerika, E3­vor Danzig und Liechten­­­ en­n­niel mit 297, Oesterreich und neu. Im Ba­­ zu dieser er Zahl ist es inter­­essant, daß es nur 23 japanische Studenten und keine japanische Studentin im lezten Semester in Deutsch­­land gab. Ueber 100­­ Studenten entsandten ferner noch Norwegen mit der verhältnismäßig hohen Zahl von 176, Lettland und Litauen mit­ je 122 (von letzte­­ren allerdings 76 aus dem Memelgebiet), die Türkei mit 115 und die Niederlande mit 109. Aus Großbri­­tanien kamen 96 Studenten, aus Frankreich nur 28, aus Italien 54 aus Ungarn immerhin 98 und aus Südslawien 86, aus Palästina 9. Sehr auffällig ist, daß über viermal so viele Studenten aus Norwegen als aus dem größeren Schweden stammten. Was studieren nun die Ausländer, was suchte sie nach Deutschland ? Der größte Teil studierte auf te­chn­i­­schen Hochsculen, und zwar von den 4757 im ganzen 1101. Anders sieht das Bild aus, wenn man die einzelnen technischen Fächer für sich betrachtet und selbständig neben die anderen Disziplinen stellt. Dann steht nämlich die Zahl der Medizinstu­­denten mit 890 weitaus an der Spitze. E 3 folgen die chemischen Fächer mit 355 Studierenden, Ma­­schineningenieurwesen mit 295, Rechtswissenschaften mit 280, Zahnheilkunde mit 259, Bauingenieurwesen mit 255, evangelische Theologie mit 253 und Elektro­­technik mit 230.­­ In Deutschland ist ein wachsendes Bemühen er­­kennbar, Auswüchsen und Medertreibungen einer mißverstandenen Partei­-Ideologie entgegenzutre­­ten. Da diese Versuche die Grenzen erkennen lassen, die das Neue Deutschland sich selber bei­ der Weltwirk­­lichung der nationalsozialistischen Ideen auferlegt, sind sie ein entscheidendes Merkmal für das Wesen des Neuen Deutschland überhaupt. Dabei stehen na­­türlicherweise Rechts- und Rassenprobleme im Vo­r­­dergrund. Wann nun die Geltungskraft des bestehenden Rechts betrifft, so wird immer wieder die Frage diskutiert: „Sind die Gerichte befugt, nationalsoziali­­stischen Anschauungen Geltung zu verschaffen über diejenigen Grenzen hinaus, welche die Gesetgebung des nationalsozialistischeen Staates gen hat? Sind sie von sich aus befugt, sich selbst gezo­­gen es na- In manchen unteren Parteikreisen ist diese Frage bejaht worden, und auch einzelne lokale Gerichte haben sich auf diesen Standpunkt gestellt. Der zur Beantwortung dieser Frage wohl am meisten zuständige ‘­tionalsozialistisches Recht zu schaffen?“

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