Banater Deutsche Zeitung, Juni 1935 (Jahrgang 17, nr. 121-142)

1935-06-01 / nr. 121

= 4 r - Preis 3 Lei Bezugspreis: ganzjährig 309­­ Lei, halbjährig 400 Lei, vierteljährig 200 Lei, monatlich 70 Lei =Z­ufteilung in Temeswar 10 Lei monatlich. — Uhr nachmittags, mit Ausnahme von Sonny- und Feiertagen. — Anzeigen nach Tarif, 172 Jahrgang Y m cm in a Schriftleitung und Verwaltung: Temeswar, Stadt, Deutsches zu Ausland monatlich 120 Lei. — Erscheint täglich ein­ix redher: S­chriftleitung Nr. 14—18. Verwa­ltun­g de G­ud und Verlag der Schwäbischen Verlags - Aktiengesellschaft, Temeswar Timișoara, Samstag, 1. Juni 1935 Nr. 221 Flandin nach der Niederlage in der Kammer zurückgetreten Bouwisson mit der Bildung des neuen Kabinetts betraut das Defizit im Staatshaushalt erschütterte das Vertrauen zur Maßnahmen gegen die Frontenspekulanten Währung­­ Gehalte . Nach dem­­ treten. Zwar hatte Herriot an Na­­vom der Vorsikende mitarte*T Fland­in­ Taxis, 31. Mai die Finanzkommission der Kammer ge­­gen das Bevollmächtigungsgeset für die Regierung M­ittwoch Stellung genommen hatte, war die Regie­­rungskrise in Frankreich in­ ein offenes Stadium ge­­die Rad­­kal­­sozialisten einen Appell gerichtet und erklärt, im Fal­­le die Regierung zum Sturz gebracht würde, sei er außerstande, die Macht zu übernehmen. Die Lage sei die, daß gegenwärtig jede französische dieselbe Forderung stellen müsse wie das Regierung Kabinett x . Br So kam es in einer Atm­osphäre der Hochspan­ in gestern zur­­ entscheidenden­­­ Gammersitung Antie, Dap Area Rrıpepin­ jet, DIE Regie-: AT euR62 101 derung zu bewilligen, begründete Der Refe­­rent die Stellungnahme der Kommission. Er betonte, „daß die Goldabwanderung für den Staat und den­­ Aerar in ihren Auswirkungen gefährlich sei.­­ Das Gold sei zum größten Teil­ nicht ins Aus­­­­­­land gebracht, sondern in Inland zu Spekula­­tionszwecken gehamstert worden. Darin aber, daß gerade die französischen Staats­­bürger das Gold in großen Mengen aufkaufen, liege die größte Gefahr. Es handle sich also sehr um eine Vertrauenskrise, die auf das Defizit im Staatshaus­­halt zurückzuführen ist.­­­­ Der gewesene Finanzminister Reynoud er­­oh Abwertung des Franken sei, sei es geboten, jeht um jeden Preis eine Panik zu verhüten, weshalb auch von einer Unter­­werfung­ gegenwärtig nicht die Rede sein könne-Seiner Ansicht nach, wäre die einzig mögliche Lösung auf die Weise zu erreichen, daß REN Der, vm SUNG DER in der Früh die Vollmacht nicht verweigern und eine psychische Wirkung erzielen, durch die Die Macht der Spekulation gebrochen und­­ ­klärte, obwohl er Anhänger der 4 Frankreich von einem Währungsunglück bedroht Dann erschien Mimisterpräsident im Saal und begab sich, gestüst auf seinen Flandin Bruder, der Arzt ist, auf die Rednertribüne. Der Vorsitzende der Sammer eilte dem mit aufgebundenen Arm bord­wärtsschreitenden M­inisterpräsidenten entgegen, fa­tste ihn auch selbst, wofür ihm die Abgeordneten eine spontane Ovation bereiteten. Flandin sprach mit heiser Stimme, trat aber entschieden für die Forderung der Regierung ein und sein Appell an die Kammer machte auch auf die Gegner Eindruck. Er bat, man möge ihm seine körperliche Schwäche ent­­schuldigen, die ihn daran hindern, die Notwendigkeit des Bevollmächtigungsgeseb es den Interessenten so eingehend zu begründen, wie das notwendig sei. Er ersuchte das Haus, das Land vor einem Un­­glück, das die Abwertung in sich berge, zu be­­wahren. NS Zwischen dem Bevollmächtigungsaefeb und der Verfassung bestehe kein Gegensatz. Er wandte sich dann in scharfen Worten gegen die Spekulanten, die ihre Manöver innerhalb und außerhalb des Landes auf die Abwertung des Franken aufbauen. Die Kammer müsse sich entscheiden, ob sie für oder gegen die Abwertung sei.Es­ sei ihre Pflicht, die Währung Frankreichs zu retten. Er verlange das Bevollmächtigungsgeset, um ür die Wiederkehr des Vertrauens eine notwendige belgische Stimmung schaffen zu können. Die­­Herriot teilte der Kammer in Betrauung Flandin 38 mit, daß die Bevollmächtigung nicht bis 31. Dezember, sondern nur bis 31. Oktober dauern *"gile. Die Ratifizierung der Dekrete müsse bis­­ 15. März 1936 statt 1. Juni erfolgen. Der Redner beton­­te noch, der Kampf gegen die Spekulation sei wichti­­ger als jede andere Sorge. Unter dem Beifall der Kammer teilte Herriot noch mit, das im Laufe des Nachmittags bei mehreren Bauten eine Untersuchung im Zusammenhang mit der Spekulation gemacht­­ und die Institute versiegelt wurden,­jenigen, die sehr die Votierung de Projektes ver­­weigern, verzögern die Arbeit und die Aufgabe des Parlament und werden in 3­4 Tagen deren Regierung dieselbe vermeiden möchte, Vollmacht an­­bewilligen müssen. Bis dahin aber werde der Schlag gegen den Franken noch schwerer ausfallen. Der Ministerpräsident gab dann der Kammer den Rücktritt des Finanzminister38 Germain Mar­­tin bekannt und bemerkte, falls die Regierung im Laufe der Nacht die Stimmenmehrheit erhalte, werde er die Leitung des Finanzministeriums über­­nehmen. Starkes Unwohlsein des Minister­­präsidenten Nach der Rede begab sich Flandin in das Mi­­nisterzimmer, wo er von Unwohlsein befallen wurde. Als er sich etwas erholt hatte, ließ er sich ins Ministerpräsidium fahren, um auszuruhen. Die Kammerfigung wurde um 8 Uhr abends bis halb 10 Uhr unterbrochen. In der Pause betrauten die radikalsozialistischen Abgeordneten — von 150 waren 50 anwesend­e Bonnet, gegen den Ent­wurf zu sprechen. Nach der Wiedereröffnung erklärte der Kom­­munist Ramette, daß seine Partei den Entwurf ablehne, aber auch gegen die Abwertung des Fran­­ken Stellung nehme. Nachdem noc­h andere Redner, meist von der Opposition, gesprochen hatten, kam es nach 1 Uhr nachts zur Abstimmung über die aufgeworfene Ver­­trauensfrage. Die Regierung wurde mit 353 gegen 202 Stimmen niedergestimmt, denn es haben nur 46 Radikalsozialisten für sie Stellung genommen. Um halb 2 Uhr wurde das Ergebnis bekannt gegeben, womit gleichzeitig die Rolle des Kabinetts Flandin, das sich nur 6 Monate an der Macht halten konnte, ausgespielt war. j Weitere Nachrichten auf Seite 5) Abstimmung um 1 Uhr nachts - einer mas er, Flandin ; Postala arb.c [7] "+8­19 Napti gs S9Are im Ardanı 1904, Die richtige Auslegung Der Schriftleiter des „Siebenbürgisch- Deutschen Tagblattes“ A. Hönig hatte eine längere Auseinandersezung mit dem Leitartikelschreiber der „D. Tageszeitung“ H. Scheiner (Volkspartei). Die Schlas­­folgerungen A. Hönigs lassen uns einen tiefen Einblic in das Kernproblem unserer innenpolitischen Not machen, weshalb wir sie hier in ihrem ganzen Umfange bringen. (Anm. der Schriftleitung.) (A. H.) Herr Herwart In unseren Auseinandersetzungen Hat Scheiner meine Zeitstellungen, daß­­ seine DVR-Grup­pe sich über V­olfsprogramm und­­ Volksdisziplin hinweggelöst und sich ferner der Pflicht zur gemeinsamen Abwehr entzieht, stillschwei­­gend übergangen. Dafür hat er meinen Auffassungen ein Argument entgegengehalten, das eine ernste Prüfung verdient, weil bedeutungsvolle Worte von Scheiner falsch ausgelegt werden. Zur Begründung der Notwendigkeit einer Partei zur Verlebendigung wertvollen Gedankenraten auch in unserem Minder­­heitsvoff zitiert er aus dem grundlegenden Buche Hitlers: „Damit muß also der völkischen Weltans­­chauung ein Instrument geschaffen werden, das ihr die Möglichkeit einer Tambjesmähigen. Vertreiung simt­-t änlich. "He -Die : marr­stiiche Partsierenuni­­tion für den Shiernationalismus freie: Schafft“.... „Nicht in einer unbegrenztuen Freagu ver der Auslegung einer allgemeinen Anschauung, s­on­­­dern nur in einer begrenzten und damit zusammen­­fassenden Form einer politischen Organisation kann. eine Weltanschauung kämpfen und siegen.“ In diesem Ausspruch, besonders wenn er im­ vollen Zusammenhang des O­ziginaltextes gelesen wird, ist auch schon die Widerlegung der Auslegung Scheiners inbegriffen, wenn es darin heißt: .... „ähn­­lich, wie die marxistische Parteiorganisation für den Internationalismus freie Bahn schafft“. Mit die­­sem Marxismus und seinem riesigen Parteiapparat hatte das junge Deutschland sich kämpferisch ausein­­anderzugeben: Der Parteiorganisation der kommu­­nistischen Weltanschauung­ gegenüber wurde im Sinne dieses Zitates das notwendige Parteiinstru­­ment gegenübergestellt, um im eigenen Staats­ver­­band nicht nur die Herzen, sondern auch die institu­­tionellen staatlichen Machtfaktoren zu erobern. Herr Scheiner hätte mit der Heranziehung Dieses Zitats recht, wenn es auch in unserem deutschen Volk in Rumänien eine marxistische Parteiorganisation gäbe, die niederzuringen wäre, und wenn wir über eigene Ministerien, eine eigene Armee, Schupo usw. verfügen würden und nicht ein Minderheitenvolk wären, das in verstreuten Siedlungen in einem an­­der­völfischen Staatsverbande lebt, dessen Macht­­einrichtungen sich in den Händen eines andern Vol­­kes befinden und befinden werden. In einer solchen Volks­gruppe, deren völkische Eigenart und Willensrichtung seiner weit und breit anderspölfischen Umgebung gegenüber das Wesent­­liche bedeuten, gilt es nicht, Volksteile gegeneinan­­der zu organisieren, um eingebildete Machtstellungen zu erringen, sondern es gilt dieses ganze Volk den politischen Kräften seiner Umwelt gegenüber stark zu machen und es zugleich in seiner Gesamtheit geistig und sittlich zu erfassen. Jeder unserer Volks­­genossen würde die Schaffung einer marxistischen Parteiorganisation in unserem Volke mit Entrü­­stung ablehnen, weil wir eben ein durchaus national gesinntes Volk sind. Das Bekenntnis zu unserer V­olfsgemeinschaft ist es, das gemessen an den An­­schauungsunterschieden zur politischen Umwelt, jene völkische „Weltanschauung“, bedeutet, die dem obi­­gen Zitat gemäß der „zusammenfassenden Form einer politischen Organisation“ bedarf, um bestehen zu können. Das aber ist die V­olksorganisation, für die ich eintrete und die der Parteigedanke, wie ihn Herr Scheiner propagiert, zu sprengen­ droht. In einer solchen völkiscen Einheit, die in Bahr

Next