Banater Deutsche Zeitung, März 1936 (Jahrgang 18, nr. 50-74)

1936-03-01 / nr. 50

- Seite 2 ieffen Aufwände oder selbst aus den Angaben über ie Vermehrung der Flotten-, Luft und Armeein­­heiten ablesen zu wollen. Mindestens ebenso wichtig ist, daß die Industrie weitgehend und dauernd auf einen starken Kriegsbedarf umgestaltet werden soll. In diesen Rahmen füat es sich auch, daß zwischen dem britischen Industrieverband und den Gewerk­­schaften ein dreijähriges Stillhalteabkommen für alle sozialen Fragen beschloffen werden soll. Die Welt blickt nach dem Osten Die blutigen Vorgänge in Japan, bei denen Mit­­glieder der Regierung und der höheren Verwaltung er­­mordet worden sind, können nicht mit europäischen Maßstäben betrachtet werden. Es ist kein Umsturz­­versuch, der sich gegen die bestehende Staatsform wendet, sein egoistischer Putsch, bei dem ehrgeizige Politiker oder Soldaten sich an die Stelle der Ermor­­deten zu feßen , wünschen. Der japanisch­ ‚Militär­putsH ist vielmehr der blutige Ausbruch schärfster Spannungen, die zwischen dem Parlament und dem Miliitär seit langem bestehen. Dennoch geht es für keine der beiden Seiten un ego­­istische Ziele, es geht nicht um den Besitz eines Titels oder einer einflußreichen Stelle. Gekämpft wird nur um den richtigen Weg für die Zukunft und Größe des Japanischen Reiches. Der europäische Beobachter, der das politische Attentat als abscheuliches Verbrechen empfindet und ablehnt, darf daher nicht vergessen, daß die japanische Monarchie eine solche Tat nicht als cir- 103 empfindet und daß die Attentäter fast stets straf- 103 bleiben. Er muß sich vielmehr jene Zahlen ins Gedächtnis zurückrufen, die den gewaltigen Expansiv­­druck des japanischen Volkes bezeichnen. 192 Menschen Leben auf einem Quadratkilometer des Landes und jährlich stieg in der vergangenen Zeit die Bevölke­­rungsziffer Japans um 650.000 Menschen. Oft ist in den letten Jahrzehnten der innere Explosivstoff des Japanischen Reiches zur Entladung gekommen. Viele Staatsmänner, die sich einer aggressiven Entwicklung in den Weg stellten, sind ermordet worden. Fast im­­mer waren es junge Offiziere, die, von der Weltmis­­sion Japans überzeugt, fanatisch­ gegen das Beste­­hende vorgegangen sind und für die­­ Vergrößerung ihres­ Vaterlandes kämpfen wollten.­ Auch die­ legten Ereignisse in Tokio sind aus dieser Lage im Innern .­ zu verstehen. Es sollte mehr als ein Kurswechsel der­ußenpolitik, mehr als ein Racheakt an Staatsmän­­nern sein, die den Wünschen der Militärpartei nicht Rechnung trugen. Denn es ist sein Zweifel, daß die­­ Siedlungsmöglichkeiten in der Mandschurei den Not­­wendigkeiten der­ japanischen Au­sdehnungew­ünsche nicht genügen. Hinzu kommt, daß die Sejukai, die von den Militärs gestützte Partei, vor kurzem eine emp­­findliche Wahlniederlage erlitt und sich deshalb der verfassungsmäßigen Erfüllung ihrer Wünsche für die nächste Zeit beraubt sah. So sollte ein machtpoliti­­scher Akt den Kurs der japanischen Politik wieder zum asiatischen Festland wenden, und unter Vernachlässi­­gung aller außenpolitischen Rücksichten und Gefah­­ren sollte ein starkes und militärisch stoßkräftiges­­ Bolt den Weg finden zu dem ersehnten Ziel der japa­­nischen Macht in Asien. Jüdische Ärzte der Prüfung von Stellenanwärtern ferngehalten Hochschüler sperren den Ein­ann Bucuresti, 29. Feber In dem Gerichtärztlichen Institut wurden die Prüfungen zur Reseuna von Stellen für Kranken- Haftaärzte abgehalten. Vor Beginn der Prüfungen­rschienen einige Hochschüler im Gebäude und ver­­rrikadierten den Eingang, um den jüdischen Kan­­ton den Eintritt zu verwehren. Der Vorfall zog eine riesige Menge Neugieriger an. Um Zusammen-­slöße zu verhüten, wurde ein Zug Gendarmerie zum Institut beordert, der die Zuschauer zerstreute. Die ji­dischen Kandidaten wandten sich in einer Denk-­schrift an die Prüfungskommission. England im Rüstungsfieber - Das Ministerium London, 29. Feber (R) für Flugwesen beschloß, den Bau von fünf Flugplätzen, die nur für Bombenflug­­zeuge bestimmt sind. ; ® Wir liefern bekannt gut: Rebenveredlungen Obst- und Alleebäume, Ziersträucher, Dahlien und andere Stauden, Hoch­­­­stamm- u. Buschrosen und Obstwildlinge AMBROSI, FISCHER u. Co. Aiud, Jud. Alba | : | Banater Deutsche Zeitung Sonntag, 1. März 1335 ­­­ Wie leben die s<wäbischen Dörfer ? An Giarmata, an der Quelle des ‚Eden Ritus Inheim bei den Maurern der Stadt­­ Weinbauern, Noch immer die alten Sitten, noch immer mehr als 600 schulpflichtige Kinder werter und Bauarbeiter So geht die Sage von Giarmata: Als Prinz Eugen im blutigem Ringen Schritt für Schritt unser Banater Heimatland dem türkischen Halbmond ent­­riß, lagerte er eines Tages müde in einem kleinen Tal, das von den Trümmerresten leader Hütten eines längst verfallenen Dorfes umsäumt war. Heiß war der Tag, bleischwer lastete die Müdigkeit auf seinen Kriegern, brennende Durstqualen ließen sie zu Boden sinken, doch nirgends, weit und breit keine Quelle, kein Brunnen, kein Wasser. Da schlug der edle Ritter auf einen höheren Wink mit seinem Degen an einen Weidenstamm und siehe, der Stamm öffnete sich und klar und rein, entströmte der Oeff­­nung fühlendes, erfrischendes Quellwasser. E3 lahlte die Krieger und stärkte sie zu neuem Kampfe, e3 floß aber auch nachher noch und e3 bildet heute den­­ „großen Brunnen“ von Giarmata .. . Wenn Sagen ihren Kern der Wahrheit oft schwer erkenntlich verbergen, hier tritt er strahlend zu Tag: Der deutschen Ritters Schwert erschloß den Boden, eine höhere Macht ließ ihn fruchtbar werden und­ schenkte ihn­ dem Deutschen. Ewig wird der kleine Bach, der dem Quell des Wunders entströmt,­­ das Lied von der deutschen Ruhmestat, von der gottge­­nen Sendung und der deutschen Bestimmung, agen. j­­ „Und diese drei Sterne werden immer heil und­­ über Der deutschen­­ Siedlung Giarmaia leuchten! ] pen, fordern dringende Hille! Hand- SZ -/ Weinbaugesetz die Erzeugung von Spiritus und Essig aus Getreide verboten werden soll und daß dafür nur Wein verwendet werden darf! Der Wein bringt heute dem Giarmataer Bauen nicht soviel, als ihn der Rebenpflog kostet. Eine dringende Abhilfe wäre mehr als notwendig. Weinbauern, Bauarbeiter,­­­­Gewerbe­­treibende fordern, dringende Abhilfe Die Weingärten liefern aber nicht nur Wein. Sie bringen auch die Trauben und bis vor einigen Jahren noc waren die Giarmataer jene, die meisten Trauben auf den Timisoaraer Markt brach­­ten. Es gab Tage, an denen Zentner sie bis zu in Timisoara verkauften. Heute aber, werden­ von weither mit der Eisenbahn waggonweise Trau­­ben auf den Timișoaraer Markt gebracht und die Autobusse bringen andere Ladungen, Feld, die N, Was die Aderfelder anbelangt, jo überbrüden: die Entfernungen und Giarmata verliert seine füh­­rende Stellung. Geradeso ergeht es ihm auch mit dem­ Obstbau, die, Giarmataer mit Stolz darauf hinweisen, daß sie sich außer den 11.000 Joch ihr Hotter zählt, auch noch auf den Feldern der Gemeinden Janova, Remete, Cernetenz und Zenta­nova 1500 bis 2000 Joche erwirtschafteten. Giarmata, der Baumeister der Stadt ,itanden auf den Trümmerresten der alten Hütten die schmuden Häu­­ser der deutschen Kolonistensiedlung, die sich langsam­ zu dem heutigen Giarmata entwickelte. 5100 Seelen zählt das Dorf. Ein Drittel seiner Bewohner sind Bauern, zwei Drittel Steinhäusler und Gewerbe­­treibende. Doch gerade so wie die Giarmataer Bauern wurzelstark und von echtem schwäbischen Bauerngeist durchdrungen sind, genau so tüchtig und fähig sind auch seine Handwerker, die sich als Baumeister und Maurer von Timișoara, einen Lorbeerkranz der An­­erkennung und des Lobes zu erringen wußten. Wenn Prinz Eugen die Stadt eroberte, so waren sie e3, die sie in neuer Herrlichkeit aufbauten. Mehr als 300 Männer und mehr als hundert Frauen und Mädchen kommen an jedem Tag, der die Arbeit des Maurers erlaubt, nach Timișoara. Jeden Morgen, wenn kaum die ersten Strahlen der Sonne den kommenden Tag ankünden, jagen sie auf den Fahrrädern ihrer Ar­­beitsstelle in der Stadt zu. Manchmal hundert und noch mehr in einer Gruppe, eine Gruppe nach der an­­deren. Surrende Räder, schellende Globen sind um Diese Zeit­ die­­ Herren der Landstraße und wenn sie in die Straßen der Stadt einfahren, geben sie das Zeichen zum Beginn der Arbeit. Nur der vierte Teil von ihnen arbeitet in den Fabriken, die anderen sind als Maurer, Zimmerleute und Bauarbeiter fast bei jedem Neubau beschäftigt. Sie bilden eine Zunft für sich, einen Kreis, der gerne beschäftigt wird, der schon zu Großvater- Zeiten bestand und der als Tradition zum Leben Giarmatas gehört. Die Stadt Timișoara wird, so lange ihre Mauern bestehen, ein Denkmal des De Siarmataer Maurer und Bararbei­­ers jem. ; i Einst Schöpfer des Wohlstands — jeßt Quelle der Klage Fast jedes Haus in Giarmata hat seinen Wein­­garten. Und Weingärten sind, wie mir ein alter Bauer erzählte, der eigentliche Schöpfer des Wohl­­standes der Gemeinde gewesen. In den 90er Jahren verteilte der Schwäbische Landwirtschaftsverein die Reben in der Gemeinde und zu den ersten Weingär­­ten, die damals gepflanzt wurden, kamen jedes Jahr neue hinzu. Heute sind es bereits 1300 Joche. Der Giarmataer Wein wurde vor dem Krieg überall gerne gekauft. Nach dem Umsturz wurde er waggon­­weise ins Altreich geliefert und immer brachte er Geld und Gewinn in die Gemeinde. Wenn der Wein­­bau aber vorher ein Schöpfer des Wohlstandes war; seit drei Jahren wurde er zur Qu­elle der Bitterung. Seit drei Jahren können die Giarmataer zufolge der veränderten Verhältnisse keinen Wein mehr verkau­­fen, Trozdem er 10 bis 12 Maliganstärke hat. Heute lagern bereits 90 bis 100 Waggon Wein in Giarmata, die auf den Verkäufer warten. Und deshalb fordern die G­eiger Weinbauern mit Recht, das im meer be­iraten Em G­ewerbetrei­b jemeinde zählt, mußten bese den Gewerbeschein zurückgeben. Giarmata mit seine 5100 Einwohnern hat heute nur mehr einen Schuh­­macher. Ein Dorfbarbier, der 40 Kunden hat und un­gefähr­ 8000 Lei Jahresverdienst hat, wird nach 15.000 Lei besteuert und so geht es allen anderen Ge­­werbetreibenden auch. Vier Steueragenten sorgen für die Einhebungen der Staatsabgaben, während eine Werkstätte nach der anderen geschlossen werden muß. Und wenn schon von den Klagen die Rede ist, danm auch noch jene der Maurer und Bauarbeiter: Das Fahren mit dem Zweirad ist lange nicht so ange­nehm, als es lustig ausschaut. Alle ohne Ausnahme möchten sie gerne mit der Eisenbahn fahren, doch kön­­nen sie dies nur dann, wenn ihnen die Eisenbahn die Fahrpreisermäßigung gewährt, die früher Und er erregt daher Befremden und größten Unwillen,­­ daß die Eisenbahn den deutschen Bauarbeitern die Fahrpreisermäßigung entzog, während sie, wie man in Giarmata erklärt, den ru­­mänischen Arbeitern noch gewährt wird. Es wäre wirklich angezeigt, wenn die Eisenbahn sich mit die­­ser Beschwerde näher befassen würde! Das alte Lied wird nie verstummen! Doch lassen wir das Klagen, deren Grund außer­­halb der Gemeinde liegt und kehren wir in das Dorf zurück. Wir werden hier trotz der vielen Beschwer­­nnissen einen aufrechten Menschen finden, der das Le­­ben bejaht und­ das Leben unter seinen Willen zwingt. Wir finden, troß der Nähe der Stadt, noch die alten Trachten, freilich mit La>gürtel und der­­gleichem Tand behaftet, der nicht zu ihnen paßt. Wir finden noch die alten Sitten und Gebräuche, mir fin­­den noch mehr als 600 schulpflichtige Kinder und wir finden noch die alten Tänze. Wir sehen einen lustigen Menschen und feinen, der den Kopf hängen läßt. In diesem Fasching waren mehr als 20 Unterhal­­tungen in Giarmata. Ein „Safaladiball“ und ein „Zukerlball“, doch auch zwei Tanzabende der­­ wesenen Frontkämpfer und ein Ball Der 50jährigen, bei denen vor dem Tanz der gemeinschaftliche Kir­­cenbesuch war. Wir finden einen Leseverein, einen Land­wirtschaftsverein, einen Gewerbeverband, eine freiwillige Feuerwehr, einen Gesangverein, den Ju­­gendverein, den Frauenverein und Mädchenkranz, zwei­­ Sparkassen, eine Genossenschaft, einen Sport­­verein und zwei Musikkapellen, von denen jede schö­­ner spielen will und die in ständigem Wettbewerb stehen. Wir sehen ein reges Gemeinschaftsleben in Giarmata und so lange diese3 und die deutsche Art in dem Dorf zu sehen ist, so lange die Schulen noch voll Kinder sind, so lange wird auch Giarmata blühen und deutsch bleiben. Der Sang des kleinen Bächleins, der durch das Tal fließt und der der Frinz-Eugenauelle entspringt, wird noch lange nicht verstummen!­ie 'S.N. 40 Runden die­­ oe “bestand, die 50- Meter-­ können — 15.000 Lei Einkommen?

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