Banater Deutsche Zeitung, August 1938 (Jahrgang 20, nr. 169-193)

1938-08-02 / nr. 169

Worts 9 Banat­er Deutsche Zeitung Rom, 1. August. Der Papst empfing im Kastell Gandolfo eine Jugendgruppe der katholischen Aktion und richtete eine Ansprache­­ an sie, in welcher er unter Bezug­­nahme auf das Ausscheiden der Rassenfrage durch die faschistische Bewegung u. a. ausführte: „Der Begriff des Katholizismus deckt sich mit jedem der Universellen. Wir müssen uns fragen, weshalb sich Italien in ganz unglaublicher Weise bewogen fühlte, das Beispiel Deutschland nachzu­­ahmen? Die Würde der Menschen gebiet nun eine große Familie, zu bilden. Wir kennen keine verschie­­denen Rassen, sondern nur eine: die Rasse der Menscen ohne Unterschied. Dieses Gebot leitet das Denken, das Fühlen und das Handeln in dieser Frage Für die Kirche lautet das der Kirche Rassen­­wese so: Alle Menschen in der Welt sollen der gleichen Liebe, dem­selben göttlichen Licht, Ddessel­­ben Gottes und der gleichen Zivilisation teilhaftig ein.“ " Rom, 1. August. Mussolini antwortete dem Papst in einer Ansprache an die Führer der faschistischen Organi­­sationen: „Ihr und die Welt sollt es wissen, daß wir wie in allen Fragen, auch betreff8 der Rassen­­frage geradeaus vorwärts schreiten zu behaupten, daß der Faschismus etwas oder jeman­­den nachahmen würde, ist ganz absurd.“ Mussolini hielt diese Ansprache nach einem Be­­such, den er dem jungfaschistischen Lager von Forli abstattete. Forli liegt in der Nähe seiner Sommer­­residenz. Bemerkt wird, daß Mussolini sich dessel­­ben Ausdruckes bedient, den er während des abessinischen Krieges gebrauchte und mit dem er den Widerstand gegen die Sanktionen einleitete. Es sind die Wörter „noc tireremo diritto“. (Wir schreiten geradeaus vorwärt?); Alle italienischen Zeitungen berichten über die Ansprache des Duce mit großen Schlagzeilen: „Giornale Rassenpolitik. Er weist darauf hin, daß im „eistigten Staaten von Nordamerika als erste den Rassenschutz angewendet hätten. „Die erste Rassen­­theorie kam aus der USA, schreibt Gayda: Das Einwanderungsgeseß ist nichts anderes, als ein Kassengeset, denn die Vereinigten Staaten ver­­boten die Einwanderung der Farbigen und setzten einen Prozentfall für die­­ einwanderdden Ange­­hörigen der verschiedenen Völker fest." Er seinen Aufsatz mit der Feststellung, daß die schließt demo­­kratischen Länder, wie England, die USA und Frankreich einen neuen Schlag von Menschen brauchen, den ihre erschöpfte Energie und Leistungsfähigkeit nicht mehr schaffen kann. "Die Ausführungen des Papstes zahlreichen reichdeutschen Blättern ihren fanden, in Wider­­hall. Der „Völkische Beobachter“ betont, daß, der Papst den von Italien verkündeten Rassenschutz mit derselben Heftigkeit angriff, wie er dies seinerzeit der deutschen Anschauung gegenüber getan habe. Die „Essenaer Nationalzeitung“ weist gleichfalls darauf hin, daß der heilige Stuhl der italienischen Auffassung gegenüber gerade so wenig Verständnis wie der deutschen gegenüber aufbrachte. Eine jüdische Abordnung von Mussolini ni<t empfangen­ ­ Nom, 1. August. Eine Abordnung von Juden, die der faschisti­­schen Partei angehören, erbat sich eine Audienz bei Mussolini, um zu erfahren, in welchem Um­­fange das neue Rassenprogramm der Regierung durchgeführt wird. Mussolini hat die Abordnung nicht empfangen. ZION d'Italia“ begründet Gayda die die Ver-­ auseinanderlegung zwischen dem Papst und Mussolini über die Rassenfrage der Duce: „Wir schreiten geradeaus“ = Antwort auf eine Rede des Papstes vor einer Jugendgruppe der kath. Altion | Neues aus dem Inland Die Durchführung des letzten Willens der Königin Marie Im Sinne des königlichen Hausgesebes wird die Tafel von Bucuresti die nötigen Schritte unternehmen, um die Er­­ben der unvergeßlichen Königinmutter in ihren Besiß einzu­­sehen... Mit der Durchführung der Formalitäten wurde vom Justizminister der Tafelrichter Vasile Teovoreseu be­traut, der vor allem ein Inventar der Hinterlassenschaft auf­­nehmen wird. Nach Fertigstellung dieses Inventars wird das Erbschaftsverfahren eröffnet. Schlechte Lieferanten im Amtsblatte erschien eine Liste von 52 Unterneh­­mungen die auf die Liste der schlechten Lieferanten gejekt wurden, weil sie die Bestimmungen des Gesche3 zum Schuße der nationalen Arbeit übertraten. Diese Unternehmungen werden zu Lizitation für die Vergebung öffentlicher Lieferun­­gen nicht zugelassen. Schlepper gerät in Brand In der Nähe von Silistra geriet ein rumänischer Schlep­­per, der mit Oelkuchen und Raps beladen war, in Brand. Von der Fracht sind 13 Waggon Oelkuchen verbrannt. “Schärfere Bekämpfung der Tollwut . Der Aderbauminister arbeitete gemeinsam mit dem In­­nenminister ein neues Statut für Tierärzte aus. In diesem sollen u. a. schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Toll­­wut und eine strenge Kontrolle aller Lebensmittel tierischer Herkunft vorgesehen werden. Unterschlagender Steueramtskassier Bei einem Galatier Steueramt wurde eine große Un­­tersc­hlagung aufgedeckt, als Täter konnte der Kassier des Steu­­eramtes entlarvt werden. Der Mann brachte das Geld mit Frauen durch. 1 40 öffentliche Lokale geschlossen In Constanta wurden von den Sanitätsbehörden 40 Restaurants, Wirtshäuser, Bars und­ Varietes aus gesund­­heitlichen Gründen gesperrt. Eine größere Anzahl wurde wei­­terhin verwarnt, ; ‚ - Stenstag, den 2. August 1: Fünf Fragen an Hodscha : Das Sudetendeutschtum verlangt Antwort Prag, 1. August Der Abgeordnete der Sudetendeutschen Partei Kund­t richtete an den tschechoslowakischen Minister­­präsidenten Ho­dsc­ha ein Screen, in welchem er eine Antwort auf folgende Fragen verlangt: 1. Hält die Regierung an den „Grundsäßen für die Lösung der Nationalitätenfrage“ fest, so wie sie im veröffentlichten Entwurf des Statutes bekanntge­­geben wurden? Hält sie an den „Prinzipien für das Sprachengesetz“ fest, die in der Form eines Dekretge­­setzes am 30. Juni niedergelegt wurden? 2. ist jener Teil der beiden Gesetzentwürfe be­­treffs der Selbstverwaltung, der am 28.­ Juli be­­kanntgegeben wurde, endgültig­­ und, wenn nicht, Ein sudetendeutscher 4 Being, 4. August (R.) + in Trautenau von einer Polizeistreife, ein Bewußtloser aufge­­­funden, der im Rüden zwei schwere von Messer­­stichen herrührende Verlegungen aufwies. Eine eingeleitete Untersuchung ergab, daß man es mit dem deutschen Arzt Adolf Mathes8 iun habe, der von einem Soldat namens Sadvov Prag, 1. August Ein tschechisches Blatt bat Lord Runciman telephonisch um ein Interview. Der britische Beauf­­tragte gab dabei noch von London aus folgende Er­­klärung ab: Ic beginne meine Mission in Prag mit großem Interesse, ja, ich kann sagen, geradezu mit Neugier­­de. Ich gebe mir Rechenschaft darüber, daß es sich um ein sehr heikles Problem handelt, dessen Lösung heute alle führenden Persönlichkeiten, sämtliche Na­­tionalitäten der Tschechoslowakei, sowie auch die ton­­angebenden Staatsmänner der anderen Länder Eu­­ropas beschäftigt. Prag besuchte ich bereits vor dem Kriege einmal, während des Krieges und nachher hatte ich wiederholt Gelegenheit, lange und interes­­­­sante Gespräche mit dem Präsidenten Masaryk zu führen. Ich bereite mich für einen längeren Aufent­­halt in der Tschechoslowakei vor. Wo ich in Prag wohnen werde, weiß ich freilich noch nicht. Meine Frau wird mich auf dieser Reise Außer meinem Sekretären bringe ich nach der Tsche­­coslowakei auch Dolmetscher mit, denn außer der deutschen Sprache, die ich vollkommen beherrsche, spreche ich leider keine andere der Sprachen, die in der Tschechoslowakei gebräuchlich sind. Ich werde nicht nur Prag, sondern wahrscheinlich auch die Zentren der anderen tschechoslowakischen Gebiete be­­suchen. Als Herr Chamberlain mir telegraphisch mei­­­ne Mission bekannt gab, befand ich mich gerade an Bord meiner Yacht auf einer V­ergnügungsreise. Ich unterbrach die Fahrt sofort, begab mich nach Lon­­don, wo ich recht die Lage studiere und mich für mei­­ne Mission vorbereite. Andere Einzelheiten möchte ich über meine Mission nicht bekanntgeben, denn ich wann wird jener Teil, der noch fehlt, fertiggestellt? 3. Wann kann die Sudetendeutsche Partei dar­­auf rechnen, den endgültigen Text aller Gesetzent­­würfe zu erhalten? 4. Wann wird die Regierung­ ihre Stellung­­nahme zu der am 7. Juni überreichten Denkschrift der Sudetendeutschen bekanntgeben? Diese Stellung­­nahme wurde bereits am 15. Juni versprochen. 5. Bleiben jene Projekte, die bei den bisherigen Verhandlungen auftauchten, aufrecht, oder ist die Regierung der Ansicht, daß durch die Entsendung von Lord Runciman ihre Intentionen und Projekte überschritten wurden? Arzt niedergestochen verlegt wurde. In Begleitung des Soldaten be­­sich noch ein Gefährte von ihm, wie auch ein Zivilist. Sowohl Sadrov als auch seine zwei Begleiter konnten verhaftet werden ein Geständnis ab. Bisher konnte nach einer­­amtlichen Verlautbarung nicht ermittelt werden, ob es sich um ein politisches Attentat handelt, will meine Aufgabe in Prag als­ ein vollkommen neutraler Berater antreten. Runciman reist morgen nach Prag London, 1. August Lord Runciman wird morgen nach Prag abg­reifen, Mittwoch wird er in der FE" Haupt­­stadt seine Kanzlei einrichten, um dann Donnerstag mit Ministerpräsident Hodsha und Präsident Be­nesch Fühlung zu nehmen. Mit den Vertretern der Nationalitäten wird Runciman Ende der Woche zu­­sammentreffen.­­ Einige Blätter unterwarfen die Betrauung Lord Runcimans einer scharfen Kritik. Diese ableh­­nende Haltung hat in der Londoner Presse starken Widerhall gefunden. „Times“ schreiben, es sei sehr­­ seltsam, daß zur selben Zeit, als die Sudetendeut­­schen die englische Vermittlung gutheißen, die tsche­ Hischen Blätter, darunter auch das halboffizielle Organ, den Schritt Englands kritisieren. „Daily Te­­legraph“ ist der Meinung, daß die Prager Presse die Aufgabe Lord Runciman 73 erschwere. ' 2 “ Vergangene: ' Nacht wurde zu land und fegten Lord Runciman bereitet sich für seine Mission vor Ein telephonisches Interview mit dem englischen Staatsmann nicht­ begleiten. Ein Drittel der englischen Freiwilligen untauglich im englischen Unterhaus wurde mitgeteilt, daß in den letzten Monaten sich 32 000­ Personen freiwil­­lig zum Militärdienst gemeldet haben. Von diesen wurden 21.000 eingestellt, die anderen wegen Un­­tauglichkeit aufüid bewiesen.

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