Banater Deutsche Zeitung, August 1939 (Jahrgang 21, nr. 170-195)
1939-08-01 / nr. 170
+ Hauptscriftleiter Robert Reiter, verantwortlicher Schriftleiter Ernst Schuller. Eigentümer: Verlags-A.-G. Eingetragen in das Verzeichnis der regelmäßigen Veröffentlichungen beim Gerichtshof Bee Focomicl unter Nr. 28/1938. Fernruf: Schriftleitung 13-61, Verwaltung 1360, Schwäbische Schriftl. und Verw.: Timisoara-Temeschburg L, Lonovichgasse 2, Bezugsgebühr: 70 Lei monatlich, 200 Lei für 3 Monate. Zustellung in Temeschburg 10 Lei monatlich. Erscheint täglich 5 Uhr nachmittag mit Ausnahme der Sonne und Feiertage. E 21. Baiamt Timișoara-Temeschburg, Dienstag, 1. Jum: 1939 Nr. 170 heftige Krundgebungen gegen Großbritannien in Tokio .Die heutigen Verhandlungen über die finanziellen Fragen von London abgesagt Bolizei j<üßt die englische Botschaft Tokio, 31. Juli. Wie die Reutergenie meldet, wurde die für heute vormittags anberaumte Sitzung des Unterausschusses der englisch-japanischen EU abgesagt. Der Korrespondent des DNB meldet hierzu: In politischen Kreisen glaubt man, daß England zufolge der Kündigung des japanisch-amerikanischen Handelsvertrages durch die Vereinigten Staaten weit zurückhaltender sein wird und daß Are Haup! Barton die „Währung“cert, daß verchinesische Dollars auf dem Gebiete von Tientsin aus dem Verkehr gezogen und der Silbervorrat der Tientsiner cinesischen Banken ausgefolgt werden soll. Die Japaner halten die Einziehung des chinesischen Dollars für eine Maßnahme, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung unbedingt notwendig ist. Die japanische Presse nimmt energisch gegen England Stellung. Die japanische Armee ist gegen eine Teillösung des Problems von Tientsin. Im Regierungsviertel von Tokio kam es heute morgens bereit zu mehreren englandfeindlichen Kundgebungen. Tokio, 31. Juli. Wie aus zuständiger japanischer Quelle berichtet wird, ist die heutige Sitzung der Sonderkommission auf englischen Wunsch verschoben worden. Bei der heute nachmittags beginnenden Konferenz werden ausschließlich politische Fragen zur Erörterung gelangen. Ri. Tokio, 31. Juli. Heute vormittags kam es in der japanischen Hauptstadt zu einer englandfeindlichen Kundgebung, an der 50.000 Menschen teilnahmen. Die Demonstranten versammelten sich im Hibia-Park, von wo sie vor die englische Botschaft zogen und Die Renderung der Ostasienpolitik Großbritanniens, wie auch die Abberufung des Botschafters Craigie forderten. Das Botschaftsgebäude wurde von der Polizei beschützt. Das DNB meldet, daß die Kündigung des japanisch-amerikanischen Handelsvertrages für die japanische Regierung eine Ueberraschung war, da sie die wirklichen Absichten der Washingtoner Regierung nicht kennt. In japanischen Kreisen hat man den Eindruck, daß der Schritt Amerikas auch auf die Haltung Englands einen Einfluß haben werde. Vor der Kündigung hatte er den Anschein, daß England in der Erledigung der Einzelheiten des Problemes von Tientsin nachgibig sein wird. — Di und wWirtschafts8.of die Schwierigkeiten bilden. Eing or- | ur | Sowjetpresse gegen die Demofentien Ein N! Aufsatz in der „Izvestija“ In London. spricht man von „neuen Schwierigkeiten“ Paris, 31. Juli. „Le Jour“ befaßt sich mit den englisch-französischrussischen Verhandlungen in Moskau. Die Zeitung stellt die Frage, „wie die Verhandlungen eigentlich stehen und stellt fest, es sei sower hierauf zu antworten. Aus Paris und London kommen verschiedene Nachrichten während Moskau sich noch immer in Schweigen hüllt. 33 Außenminister Bonnet „Fraps Samstag, schreibt das Blatt, daß schon im Verlaufe der nächsten Woche englische und nach Moskau reisen werden. französische Abordnungen Demgegenüber spricht man in England von neuen Schwierigkeiten. Auf alle Fälle könne man feststellen, daß die Verhandlungen betreffend die direkten Sicherheiten bisher um keinen Schritt vorwärtsgekommen seien. Moskau, 31. Juli. Die „Izvestija“ veröffentlichte gestern einen Aufsatz, aus dem das Mißtrauen Mostaus den Westmächten gegenüber hervorgeht. Das Blatt stellt fest, daß die Ententestaaten schon im Weltkrieg die ganze Last auf das verbündete Rußland abwälzten. Der Aufsatz hat in diplomatischen Kreisen lebhaftes Aufsehen erregt. ie (Fortsetzung auf Seite 5). / Italienische Manöver zu Meer, zu Land und in der Luft „Feindlicher Einfall in die Poebene“ Kriegsübungen der Luftstreitkräfte über dem Mittelmeer Rom. 31. Juli Western begannen die großen Manöver der italienischen Mittelmeerflotte, an der sich auch die Luftstreitkräfte beteiligten, um die Zusammenarbeit auszuprobieren. Im Verlaufe des Maanövers starteten von den Luftflottenflüssraten in Libyen, Sizilien und den Dodekanen-Insel S-508 Flogzeuge, um die verschiedensten Kampfmanöver auszuführen. Einzelne Jagdflugzeuge legten bei dieser Gelegenheit Streben bis zu 1500 Kilometer ohne Zwischenlandung zurück, während die Bombenflugzeuge mit voller Belastung einen Aktionsradius von 300 Kilometern erreichen. Im Verlaufe des Manövers führten mehrere Bom Die Weltweizenfrage Der Fluch des Ernteregens — Wie ist eine Lösung mini? Die Weltweizenernte steht aussichtsreich. Jahr 1938 Hatte eine Reisrdernte gebracht, und Das die bisherigen Aussichten für 1959 sind, wenn sie auch in Europa und in einem Teil der überseeischen Erzeugungsgebiete nicht an die vorjährige Höhe her» ankommen, durchaus gut zu nennen. Die noch vorhandenen Vorräte aus der ®eizenernte 1938 lt. Kon» speichern und Silos werden vom Internationalen Agrar-Institut in Rom für die Vereinigten Staaten, für Kanada und Argentinien auf 21 Millionen Tonnen berechnt, die gesamten Weltvorräte werden zu Ende des laufender Monats auf etwa 30 Millionen Tonnen geschätzt, während der voraussichtliche Bedarf der Ernteländer der Welt für das neue Wirtschaftsjahr mit nur 15,8 Millionen Tonnen angemen wird. Dazu kommt nun die neue Ernte mit ihren zu erwartenden Uehrschüssen. Der Preiszusammenbruch - Dieser Entwicklung ist eine vollkommene Um ERA der Vorratslage in drei Jahren. In der großen Krise von 1930 war ein Sturz der Weizenpreise erfolgt, und die Absatzto>ung hatte zu außerordentlich großen Weltvorräten geführt. Sie schmückzen erst dahin, als in den Jahren 1934, 1935 und 1936 infolge Einschränkung der Anbauflächen und der Ungunst des Wetters drei geringe Wetter ntn eingebracht wurden. 1936 waren die Weltvorräte auf 2,7 Millionen Tonnen gesunken, eine Käuferpsyse, ein Wettrennen um jede greifbare Ladung setzte ein und trieb in Scherzfrist, etwa von Mitte 1936 bis 1937, die Preise um das Doppelte in die Höhe. Der Weizenanbau war wieder ein Geschäft geworden, und in den Ausfuhrgbieten stiegen die Anbauflächen schnell. Ihr Anwachsen war überdies von günstigen Witterungsbedingungen begleitet. Innerhalb des Jahres 4938 wandelte sich bereits die Knappheit zur Ueberproduktion. Die Vorratzmengen, letterten wieder in die Höhe. Sie werden im neuen Grntejahr größer werden als jemals vorher. Naturgemäß hielten die Prese diesem Ansturm nicht stand, sie sanken ununterbrochen. Nicht einmal die Aufläufe und Einlagerungen, die man austätigte, haben diese Entwicklung S Kriegsbefürchtungen abstoppen können. Im Juli 1937 betrug die maßgebende Liverpooler Standardnotierung noch 9 Schilling 75 Pence für 100 englische Pfund. Im Juli 1938 war sie auf Schilling 57 Pence zurückgegangen, und am 13. Juli 1939 fiel sie auf 3 Schilling 77 Pence, am 21. Juli noch tiefer auf 3 Schilling 53 Pence. Das ist weniger als der tiefste Krisenpreis vom Jahre 1931. Es ist ein völliger Preiszusammenbruch. Wie kann man aber bei einem Erzeugnis, das in kurzer Zeit solchen Schwankungen und Erschütterungen ausgelöst ist, eine ordentliche Wirtschaft führen? Mehr mit einem weinenden als mit einem lachenden Auge seht deshalb der Weizenbiner der großen Ausfuhrgebiete die drohende Fülle der neuen Ernte heranrüncen. In London berät seit Monat ein vorbereitender Ausschuß von Sachverständigen über Gegenmaßnhmer mit dem Ziel, vielleicht eine Weltweite Konferenz zusammenzubringen. In den letzten Tagen sind dort Vertreter der Vereinigten Staaten, von Kanada, Argentinien und Australier, denen die Fre“, naturgemäß besonders auf den Nägeln brennt, zusammengekommen, um die Beratungen vormwärtszutreiben. Man streitet über die Fragwürdigkeit der staatlichen Stützungsmaßnahr: *. feilsch“y um Export» quoten und erregt sich über die Bestrebungen der autarken Länder, ihren Weizenverbrauch aus eigener Kraft zu sichern. Wer glaubt aber unter den herrschenden politischen Spannungen noch an eine Einigung am runden Tisch? Die Menschen, über den er vor wenigen Jahrzehnten noch als schlimmstes Getrenit Die «Gefahr seiner möglichen „ Hungex3no“ 14065