Banater Deutsche Zeitung, Oktober 1939 (Jahrgang 21, nr. 222-247)

1939-10-01 / nr. 222

Seite 2 & Sannter. Deutsche Zeitung Zeit der Krise und­ Mobilisierung aller unserer Kräfte die Arbeiterschaft in den Städten und am flachen Land zu kämpfen hat und wir werden alles in unse­­rer Macht stehende­ tun, um ihr zu Hilfe zu eilen und ihre Sorgen zu mildern. WEER Ein Manifest an das Land Gestatten Sie mir, schloß­ der Ministerpräsident die Presseerklärung ab, daß ich zum Schluß noch der Berlin, 30. September (R) Der R­egierungsumbildung in Rumänien wird von der Reichspresse besondere Bedeutung beigemes­­sen. Sämtliche Tagesblätter und alle Rundfuntsen­­der des Reiches berichteten über die Bildung des neuen Kabinetts, wobei sie­­ darauf hinwiesen, daß Ministerpräsident Arge­­toianu den Ruf eines vorzüglichen Fachman­­nes in Wirtschafts- und Finanzfragen genießt. Es wird erwartet, daß die neue Regierung dieselbe Haltung der strengsten Neutralität wie die Regierun­­gen Calinescus und Argeseanus einnehmen werde. Anhänger der wirtschaftlich­en Annähe­­rung an das Reich Der „Völkische Beobachter“ veröffent­­licht außer den biographischen Daten des Premier­­ministers auch eine kurze Betrachtung, in der festge­­legt wird, daß niemand die Bedeutung des Umstan­­des abstreiten könne, daß die Persönlichkeit Argetoi­­anus wieder in die erste Linie der rumänischen Poli­­tik gestellt worden ist. "­­ "Sowohl in seiner Des Obersten Wirtschaftsrates, wie auch in sei­­ner Eigenschaft als Mitglied verschiedener Re­­gierungen trat er stets für die Wirtschaftsannä­­herung an Deutschland ein. Die Abendblätter veröffentlichen die neue Ber­ei­­tung“ meint, als Dokument der wirklich vollkomme­­­nen Einheit der Ausw zwischen König und and gewertet werden kann. Der Umstand, daß Grigore Gafencu die Leitung des Außenministeriums in den Händen behält, kann als die Bürgschaft dessen angesehen werden, daß Rumänien unverändert an der strikten Neutralität festhält. Misterliste, die, wie die „Deutsche Allgemeine Beibehaltung des autoritären Kurses Italiens Sympathie Rom, 30. September (R) Die Zeitungen „Messagero“, „Popolo di Ro­­ma“ und „Corriere della Sera“ veröffentlichen, wie alle anderen römischen Zeitungen, die Meldung über die Regierungsumbildung in Rumänien und die Er­­nennung von Argetoianu zum Ministerpräsidenten auf­ der ersten Seite. „Messagero“ schreibt: Die sich überstürzenden zwischenstaatlichen Ereignisse ließen in der rumäni­­schen Oeffentlichkeit den lebhaften Wunsch nach einer „Regierung aufkommen, die in voller Freiheit han­­deln könne. In diesem Geiste kommt der Ernennung des Ministerpräsidenten Argetoianu Bedeutung zu. Die­ rumänische O­ffentlichkeit hat die Negierungs­­umbildung mit Genugtuung zur Kenntnis­ genom­­­men. „Bopolo di Roma“: In rumänischen Krei- Hoffnung Ausdruck verleihe, daß der Appell, den wir demnächst an das Land erlassen werden, überall auf williges Gehör stoßen und daß alle Gutgesinnten sich beeilen werden, der Front der nationalen Erneuerung beizutreten, für deren Ausbau ein besonderes Mini­­ste­rium geschaffen worden ist. Alles, was noch zu sa­­gen ist, wird in dem Manifest an das Land gesagt, welches wir vorbereiten. Bis dahin Sitte ich mir zu glauben, daß wir Wache halten sind von der Verant­­wortung, die sich uns auferlegte, durchdrungen sind. Ien wird darauf hingewiesen, daß die Ei­a von General Gabriel Marinescu zum Minister für die öffentliche Sicherheit den klaren Beweis dafür erbringe, daß Das neue Kabinett den Weg der letzten autoritären Regierung weitergehen und in kräftiger Weise die öffentliche Ordnung sichern wolle, die in keiner Weise und aus seinem Grund gestört werden darf. Die „Tribuna“ weist besonders auf den Umstand hin, daß Grigore des Außenministeriums blieb. Gafencu an der Spitze "Corriere della Sera" schreibt, in Bu­­curești sei man einstimmig der Meinung, daß die Er­­nennung von Constantin Argetoianu zum neuen Mi­­nisterpräsidenten ein Ausbruch des Wunsches sei, ein Regime einzusetzen, das zur Beschwichtigung der durch das Attentat auf Caliescu erregten Gemüter führen kann, werde die Regierung Rumäniens sicherlich an der Politik der strengen Neutralität festhalten. Unter der Führung von Argetoianui„ del Popolo“ schließlich schreibt,­­ Ministerpräsident Argetoianu genoß stets die Sym­­­­pathie Italiens. Er war der Freund d'Annunzio­ und einer der ersten Freunde des­ Faschi­zmus in Wi­­mänien. Diese Freundschaft bewies sich besonders während der Zeit der Sanktionenpolitik. neue Propagandaminister Radian­ter Freund Italien3. freis. sei ein aufrichti­­Er ist ein vorzüglicher­­ Jour­­nalist und ein Mann mit weitem politischen Gesicht 23- Argetoianu ein Mann der realistischen Auffassung Paris. 30. September (N) Die neue Regierung Rumäniens wurde von al­­len französischen Blättern begrüßt. „Temps“ unter­­streicht, die Persönlichkeit des Ministerpräsidenten könne auf eine glänzende politische Laufbahn zurüc­­kligen und habe stets auch eine führende Rolle im rumänischen Wirtschaftsleben gespielt. Nachdem das Blatt dann auf die Tätigkeit Argetoianus in den ver­­schiedenen Regierungen hingewiesen und auch seine Rolle als Kronrat beleuchtet hat, hebt es die reali­­stische Auffassung der Dinge hervor, die Ministerprä­­sident Argetoianu oftmals unter Beweis gestellt hat. Der Eindruck in Budapest gewesen sei. Ministerpräsident Argetiianu wird nach, Budapest, 30. September (R) Die ungarischen Zeitungen knüpfen an die Meldung über die Regierungsumbildung in Rumänien die Bemerkung an, daß die Betrauung General Ar­­gejeanus von vorneherein nur vorübergehender Art außenhin bestrebt sein, die strenge Neutralität seines Landes zu wehren. Dies geht nicht nur aus den Er­­klärungen des Premierministers, sondern aus aus dem Umstand hervor, das an der Spitze des Außen­­ministeriums derselbe Mann blieb. manien steht diesem Gedanken mit herzlicher Sympa­­thie gegenüber und ist mit den zuständigen Stellen in Fühlung getreten, um eine Verwirklichung in einer sowohl den Interessen des Staates, als auch der uns von der Regierung gewährleisteten kulturellen Selbst­­verwaltung gerecht werdenden Art zu erreichen. Dem­­gemäß Ausgezeichnete Aufnahme der neuen Regierung im Ausland Deutschland erblicht in der Regierung Argetoianu die Bekundung der völligen Einheit zwischen Land, und Krone Gafencu die Bürgschaft für die­ Fortie Kung der N Aturalitätspol­­­er Eigenschaft als Vorsitzender­­­ ­ „Gazetta Argetoianu ne Auch der sei besonders hervorragend. Argetoianu .. Die Landeswach­t und die Volksgruppen Von der Leitung der Deutschen Volksgemein­­schaft in Rumänien erhalten wir folgende aufi­äuren­­de Zeilen zur Veröffentlichung: Aus den Berichten mehrerer Bucurestier Blätter, deren Inhlat u. a. auch in der „Banater Deutsche Zeitung“ wiedergegeben wurde, geht der Entschluß der Regierung hervor, auch Vertreter der Volksgruppen, Professoren und Lehrer, in die Befehlshaberschulen der Landeswacht­­ aufzunehmen und so ein­e enge Zusammenarbeit der­­ rumänischen Jugend und der Jugend der Volk­s­­gruppen zum Wohle des gemeinsamen Vaterlandes zu fördern. Die Deutsche Volksgemeinschaft in Ru­ soll eine eigene deutsche Jugendorganisation in den Rahmen der Wacht des Landes aufgenommen werden und so die Voraussebung dafür geschaffen­­ werden, daß unsere Jugend unter Wahrung ihrer na­­tionalen und kulturellen Eigenart ihre Kräfte für die Landeswacht aus voller Ueberzeugung einsetzen kann und dem Leitwort „Glaube und Arbeit, für Land und König“ ehrlich verbunden wird. 3 | | Sonntag, den 1. Oktober 1939 Zur Geschichte der deutsch­­russischen Beziehungen Von Napoleons Zeiten bis zur Gegenwart ten“ veröffentlichten dieser Tag unter der Ueberschrift „Bismark und Rußland“ einen bemerkenswerten Aufsatz, der angesichts der Wendung in den deutsch-russischen Beziehungen besonders zeitgemäß erscheint. Wir geben die Ausführungen in ihrem vollen Wortlaut wieder. Lange haben wir das Verhältnis Deutschlands­­ zu Rußland vorwiegend unter weltanschauli­­chen Gesichtspunkten betrachtet. Es gibt aber auch einen Blidpunkt, der von militärischen und strate­­gischen Fragen ausgeht, und vor allem den Nota­uwendigesten einer geographischen Lage Rech­­nung trägt. Schon Mitte des vorigen Jahrhunderts vor den entscheidenden Schritten zur Neichtgrün­­dung, war die öffentliche Meinung Deutschlands im Hinblik auf Rußland in zwei stark einander wi­­dersprechende Doktrinen gespalten. Die Konservati­­ven sahen im Zaren den Schutzherrn ihrer Privile­­gien, die Liberalen wollten den Krieg gegen diesen Hort der Tyrannei führen. Der Gründer des­ Rei­­ces, Bismark, ging zwischen diesen beiden Rich­­tungen einen Weg, der nur nach der politishen Zwedmäßigkeit fragte. Wenn man seinen Urteilen folgt, die­­ er in den „Gedanken und Erinnerungen“ nieder­­gelegt hat, so kann man die geschichtliche Bedeutung einer deutsch-russischen Zusammenarbeit in Europa in einem Saß umschreiben: Deutschland siegte ge­­meinsam mit Rußland über Napoleon Bonaparte und Rußland. Stillhalten ermöglichte Preußen den Sieg über die Habsburger Monarchie von­ 1866, der die Gründung des neuen Reiches vorbereitete, sowie den Sieg über Frankreich von 1870/71, der Deutsch­­lands Einheit besiegelte. Um jedoch gleich die Kehr­­seite dieser erstaunlichen Kette siegreicher Kriege zu zeigen: der Mißachtung Rußlands durc Deutsch­­land folgte das russisch-französische Bündnis von 1891, die Tripleentente von 1907, der Zweifronten­­krieg von 1914 und schließlich das Erliegen unter den ungen der britischen­ Hungerblocade. Wer­ weilen wir bei der glüc­aften Seite des deutsch-rus­­m Beräkieß. 4. ce dem­ deutschen Schiksal verbunden, welche Interes­­sen führten es an die Seite Preußens und hielten­­ dort fest. Die Erbschaft der polnischen Teilungen. Gewiß schuf sie eine denkbar enge Gemeinschaft der Interessen gegenüber dem polnischen Nationalismus. Aber für das große russische Reich war Polen nur eine empfindliche Druckstelle, deren sich seine Feinde bedienen konnten. Viel umfassender, weltpolitischer war das merkwürdige Bündnis, das Kaiser Napo­­leon nach der Niederwerfung Preußens und dem Tilsiter Frieden von 1807 mit dem Zaren Alexander dem Ersten suchte: die Einheit des Kontinents gegen den britischen Imperialismus, der gemeinsame Zug nach Indien, den Rußland über Asien und Napo­­leon über die Türkei antreten sollte. Deutschland ?­­Es lag ohnmächtig zwischen den beiden Kaiserreichen und durfte die Soldaten für ihren Großkrieg stellen. Der Zar zögerte, er war nicht groß genug für diesen Bundesgenossen. Da wollte Napoleon ihn zwingen. An diesem Gewaltakt ging er zugrunde. Seitdem stand Rußland wieder an der Seite des Königs von Preußen und des Kaisers von Oesterreich. Die Ver­­suchung eines Zugs­s nach Indien aber blieb und die Eroberung­­ Konstantinopels und der Meerengen wurde jetzt erst recht das Hauptziel der russischen Po­­litik; ihr Gegensaß zu E gland, den Napoleon in sein Spiel einsezen wollte, beherrschte die eu­ro­­päische Politik. "Was hat Rußland im 19. Jahrhundert so eng Der englisch-russische Genenfek Der englisch-russische Gegensatz trennte immer von neuem die „Heilige Allianz“ der drei Monarchen. Denn Oesterreich, das Vorherrschaft Rußlands die moralische und politische über die orthodoxen Bal­­kanslawen fürchtete, trat als Schutzmacht der Türkei an Englands Seite und gab sich dazu her, die Flan­­kendegung für den Weg nach Indien zu übernehmen. Preußen war seit 1848, als mit der Verfassung auch die Liberalen in die Regierung einzogen, mehrmals in Gefahr, aus weltanschaulichen Gründen in die Front gegen Rußland hineingezogen zu werden; denn diese Liberalen schworen auf England, sie wollten Polen befreien und die Vormundschaft des autokratischen Zaren Nikolaus preußische Innenpolitik brechen. des Ersten über die Rußland wiederum bediente sich der Konservativen und des Königs, um Preußen von dem Einschwenken in die englische Li­­nie abzuhalten. Die Freundschaft mit Preußen be­­deutete in der russischen Rechnung Sicherheit in Po­­len und an der Westgrenze, ein Gegengewicht gegen den britischen Festland3degen,­­ damals Oefer« EEE Die „Münchner Neuesten Nachricht

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