Bukarester Gemeindeblatt, 1926 (Jahrgang 18, nr. 1-52)

1926-01-03 / nr. 1

Nr. I 3 BUKARESTER GEMEINDEBLATT nicht mehr gerechnet werden kann. Umsomehr wird es Aufgabe der einheimischen Lehrkräfte sein, durch Studienreisen mit den Quellen deutscher Schulerzielumg in Verbindung zu bleiben, und gleichzeitig Pflicht der verantwortlichen Stellen, solche Studienreisen zu ermöglichen. Diese gekennzeichneten Hauptbestimmungen des Gesetzes bieten natürlich bezüglich des Ueber­­ganges, eine ganze Menge von Schwierigkeiten, be­sonders da das Gesetz mitten im Schuljahr votiert worden ist. Die Lage der Schulerhalter, ihrer Lei­ter, aber auch der einzelnen Lehrer, Eltern und Schüler w ird in 'cer nächsten Zeit iu vieler Hinsicht unsicher sein und viel Gedul.l und Takt erfordern. Der eine Trost ist aber da, nämlich nie Hoffnung, dass man in das nächste Schuljahr doch in einer geklärten und auf längere Zeit gesicherten La­ge wird hineingehen können. Jedenfalls setzt ein den gegenwärtigen Verhältnissen angepasstes Ge­setz nun endlich cier Willkür der letzten Jahre Schranken. Und die evangelischen Gemeinden des Altreichs können auch ihre gesetzlich anerkannten, vollgültigen Schulen mit deutscher Unterrichtsspra­che haben, wenn sie nur seihst Mut und Kraft be­sitzen, bei ihnen auszuharren. ----­ Weihnachtsfeiern 1925. Wer die Scharen der Bittsteller überschaut, die an den Weihnachtstagen immer wieder (und in die­sem wirtschaftlich schweren Jahre in noch grös­serer Zahl als sonst) von Armenpflege, Frauen­verein u. Unterstützungsverein sowie von den ver­schiedenen sonstigen Vereinen ihre Gaben enf­­gegennehinen, der muss innerlich tief berührt wer­den durch all die “Not und all das Elend, die sich da aut cen Gesichtern, in Kleidung und Körper­haltung kund tun. Wer aber dann auch darauf ach­tet, wrie reichlich z. T. die Gaben ausfallen, die zu­sammengebracht werden, der wird doch zugleich froh bewegt durch die Opferwilligkeit und Gebe­freudigkeit, die sich innerhalb weiter Kreise un­serer Kolonie gerade zur Weihnachtszeit kund tun. Es sind.nicht nur die Reichen und Wohlhabenden, die aus ihrem Ueberlluss etwas abgeben, sondern vielfach gerade auch solche, die in den wirtschaft­lich nicht eben leichten Zeitläuften, die wir durch­leben, manchmal selbst nicht recht wissen, wie sie all den sonstigen Ansprüchen gerecht werden sol­len, die an sie gestellt sind. Dennoch kommt es kaum vor, dass etwa unsere Armenpflege bei ihren Weihnachtsbittgängen irgendwo vergeblich an­klopfte. Mau kann sich eben ein Weihnachtsfest, in welchem die Nächstenliebe^ sich nicht irgendw ie auch über den engeren Kreis der nächsten Ange­hörigen hinaus betätigen würde, gar nicht vorstel­len, — und darin zeigt es sich auf das deutlichste, dass das Christentum schliesslich doch auch in un­serer Mitte eine lebenwirkende Macht ist. Es gibt wenige Erscheinungen in unserem Gemeindeleben, die so wohltuend anmuten, wie diese frohe und opferwillige Hilfsbereitschaft, die immerwieder in so erfreulicher Weise zu Tage tritt. Eine genaue Zahl der in diesem Jahre Be­scherten steht dem Berichterstatter im Augenblick nicht zur Verfügung- Allein durch die Armen­pflege und den Frauenverein wurden aber zunächst bei der allgemeinen Bescherung, dann im Alters­heim, im Hötschasyl u. s. w, über 150 Erwachsene und fast eben so viele Kinder bedacht. Der Wert der Geschenke an Bargeld und Gegenständen dürf­te annähernd 'die halbe Million Lei erreicht haben. Wenn man bedenkt, dass gleichzeitig auch tür die Notleidenden in Bessarabien nich't 'unerhebliche Summen aufgebracht wurden, so sind das Daten, deren man sich wirklich von Herzen Irenen darf. Wir gehen für diesmal auf die einzelnen Ver­anstaltungen nicht näher ein. Ueber die Schulfeier wurde bereits berichtet; erwähnt seien nur noch diejsehr hübsche Feier in d^r Kleinkinderschule, die stimmungsvollen .Feiern des Waisenhauses und der Internate. Ueherall herrschte so rechte Weih­nachtsstimmung. Möge sie bei den vielen, vielen häuslichen Feiern nah und fern nirgends ge­fehlt haben, möge überall etwas empfunden wor­den sein von d'er Freundlichkeit des Herrn, die uns erschienen ist, und um deren willen wir Weih­nachten feiern. Jahresbericht über das vom 1. September 1021 bis 31. Okto­ber 1025 abgelautene Geschäftsjahr dér evangelischen Gemeinde Ploeşti. Der am 20. Dezember 1025 abgehaltenen ordent­lichen Gemeindeversammlung vorgelegt vom Schriftführer K- S t a u s s. Der diesjährige Bericht ist wohl der inhalts­reichste und erfreulichste, der jemals unserer Ge­meinde vorgetragen worden ist: Schulbau, Ptarrhauserrichtung und Anstellung eines eigenen Plärrers, waren die drei grossen Auf­gaben, deren glückliche Lösung das vergangene, ar­beitsreiche Jahr gebracht hat. Ausführliche Berichte über die Grundsteinle­gung und die Einweihungsleier der Schule sind im ,,Bukarestéi’ Gemeindeblatt” Nr. 20 und 45 ver­­öifentlicht worden. Ich kann mich daher kurz fas­sen und will nur einige übersichtliche Angaben über unser Gemeindewesen, den Schulbau und den Schulbetrieb ergänzend zu Ihrer Kenntnis bringen: /. Getneiridewescn. Es wurden zwei ausserordentliche Gemein­de v e r s a m m 1 u u g e n abgehaltcn am 10. April 1925 wegen der Schulbau-Anleihe und am 30. Au­gust 1025 wegen der Pfarrerwahl. Die ordentliche Gemeindeversammlung am 2. November 1024 war

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