Deutsche Tageszeitung, Juni 1936 (Jahrgang 3, nr. 497-518)
1936-06-03 / nr. 497
SMSL mug geglaubt hatten,die Lösung der Judenfrage bedeutet.Die Wanderungssbewegtung,die in Westeuropa angesichts bei politischem ökonomischen und gesellschaftlichen Sättigung des westeuropäischen Judentums seit langem gessocht hatte,hat in diesem Jahr zum ersten Male wieder als Massenbewegung auf.Abek sie stieß auf eine von der Wirtschaftsktiie verklegelte Welt.Nur in Palästina konnten dank der Vokals beiten der zionistischen Bewegung ein Auffang geschaffen werden. So stieg die Einwanderungsziffer plößlich und fell in die Höhe und erreichte bald einen früher von Fachleuten als utopisch bezeichneten Monatsdurchschnitt von 4500 Seelen. Inzwischen wankt auch in Oesterreich und in Polen der Boden unter den Füßen der Juden, sodaß auch von dort — im Berein mit einer nicht unbeträchtlichen Quote aus Amerika und Südafrika — ein erheblicher Massenstrom allmonatlich nach Balästina fließt. He Tore Paläffinas werden durch diesen Massensturm eingedrückt, und wenn heute erst 450.000 Suden in Ballästina sind, so rechnen sich die Araber bereits heute schon aus, wann sie unter Beibehaltung des gegenwärtigen Tempos dur die Juden in die Minderheit gedrängt werden. Die Mehrheit — das ist das schwindende Refiklum der Araber und das heiß ersehnte jüdische Siel. Durch nichts Abt sich Für den Durc's Schnittsaraber die Dringlichkeit und Note wendigkeit arabischer Aktivität eher nahmellen als mit diesem Argument der jüdischen Einwanderung, die zum nationalen Alpdruk des paläotinischen Arabertums wurde. So ergibt sich die zweite Hauptforderung der Araber: Berosselung der jüdischen Einwanderung. Beide Forderungen, Verbot des Bodenfaufs und der Einwanderung, rühren in der Tat an die Grundlagen der Balfourdeflaration und des jüdischen Nationalheims und man wird sich daher darauf gefaßt machen müssen, dag nicht nur die aufgeschreeten und durch Die Einwanderungsziffern alarmierten Araber alle Kräfte — das Nationalgefühl der städtische Intelligenz, den religiösen Fanatismus und den primitiven Fremdenhaß der breiten Unterschigt — mobilisieren werden, sondern daß auch das gesamte Judentum eine seiner legten Möglichekeiten nicht ohne Aufbietung aller Kräfte aus der Hand geben wird. Die Erbitterung it auf beiden Seiten groß. Sicher wird jedoch der Ausgang der gegenwärtigen Unruhen und des arabischen Generalstreits nicht die Entscheidung bringen, die durch die Einhaltung einer dritten Macht immer weiter aufgeschoben wird. England, dessen Ziel nicht der jüdischarabische Ausgleich, sondern die Erhaltung Palästinas am Herrschaftsgebiet ist. | Belgische Arbeiterpartei tagt Brüsfel, 2. Juni. Anläslich der Pfingstfeiertage war die belgische Arbeiterpartei zu einem außerordentlichen Parteitag in Brüsfel zusammengetreten. Van der Belde ersfaltete über die allgemeine Lage Berichs. Er betonte dabei wiederholt, daß die neu zu bildende Regierung im Parlament über eine große Mehrheit verfüge. Die neue Regierung habe die Pflicht, die Politik der wirtschaftlichen Steuerung weiterzuführen. Er befaßte sich dann mit der Bewegung der „Neristen“ und sagte, daß diese keinesfalls zu unterfheßen sei, denn hinter ihr ftünde die „Reaktion“ mit einflubreichen Hintermännern. In Bukarest arbeitsuhende deutsche Volksgenossen wenden ihn die Volkskanzlei der DDR und die damit verbundene Geschäftsstelle der " 23", Bukarest II, Str. General Gheorghe Anghelescu Nr. 29, Telefon Nr. 3:37:03, Dexiine Bages seitung Parole: „Nieder mit dem Faschismus !" Rationalzaranisten demonstrieren in Bukarest! Mihaladse gegen Regierung und Nechteparteien — Tätlichkeiten und Standale während des Aufmarsches -- Kommmunisten marschieren im Zuge mit! Bukarest, 2. Sunt (fernmündl.). An dem erster Pfingsttag hat in Bukarest die seit langem angekündigte große Kundgebung der nationalzaranisischen Partei stattgefunden. Um zehn Uhr vormittags fand der Borbermarsch des Zuges der Parteimitglieder und Anhänger vor Mihbalade, Zupu, Madgearu und anderen Führern der Partei statr. An dem Umzug sollen nach der Angabe der Organisatoren etwa 100.000 (?!) Menschen teilgenommen haben. Wenn diese Zahl wahrscheinlich sark nach oben abgerundet worden ist, so waren doch beträchhliche Massen an der Kundgebung beteiligt. Der Zug kann aber keineswegs als einheitliche Willenskundgebung gewertet werden. Denn verschiedene Teilnehmer, die dem „bürgerlichen Block“ wohl näher stehen als den National«zaranisten, führten Aufschriften mit sich wie „Es lebe der Bürgerblok“ und „Nieder mit dem Faschismus“. Diese Aufschriften waren jedoch einem Teil der Teilnehmer nicht genehm. Aus diesem Anlas kam es zu verschiedenen Tätlichkeiten und Skandalen, was den Eindruck nur bestärkt, daß es sich hier nicht um eine Kundgebung Gleichgesinnter handelte. Noch mehr verstärkt wird dieser Eindruk durch Aufschriften, der die die Demonstranten offen ihre Anhängendkeit an Maniu und Baida Ausdruck verliehen. Es waren Tafeln mit den Aufschriften zu sehen „Es lebe Maniu“ und „Es lebe Baida Boedvod“ Die nationalzaraniscshe Partei versucht das Durcheinander in dem Zug mit der Behauptung zu entschuldigen, es hätten sich in den Zug unter die Mitglieder der Partei auch Kommunisten eingemengt und diese Aufschriften mitgebracht. Nach 4 Uhr nachmittag fand in der römischen Arena eine große Kundgerbung statt. Mihalade begrüßte eingangs die aufmarschierten Abteilungen. In längerer Rede führte er sodann die Notwendigkeit des Sturzes der Regierung und damit auch des gegenwärtig herrichenden Systems aus. In seiner Rede wandte er sich entschieden gegen die Reictsparteien und sagte, auf ihre Methoden würden die Nationalzaranisten mit der strafferen Organisierung der Bauernwehren antworten. Z Zur selben Zeit fand auch in Kijdinesi eine Versammlung der dortigen § C"mitatsorganisation der Nationalzaranisten stat. -. Austleinat eh Frankreich auf der schiefen Ebene: „xsolfsfront“-Negierung in Frankreich? "Mittwoch Niühtritt des Kabinetts Sarrant — Zinnerministerium wird mit einem Marzisten dejekt Paris, 2. Juni. Die neue französische Kammer trat gestern zu ihrer ersten Ligung zusammen. Damit hat gleichzeitig eine neue Periode in der französischen Politik ihren Anfang genommen. Der Zeitpunkt des Machtrittes des Kabinettes Sarrant steht noch nicht fest. In parlamentarischen Kreisen glaubt man, daß Sarrant am Mittwoch dem Staatspräsidenten sein NRactrittsgesuch überreichen werde. Staatspräsident Lebrun wird dann alsbald den durch den Ausgang der Wahlen in den Vordergrund gerückten Präsidenten der radikalsozialistischen Partei mit der Bildung der neuen Regierung beauftragen. Ueber die Zusammenlegung der neuen französischen Regierung verlautet vorläufig, daß das Außen- und das Kriegsministerium zwei Vertretern der radikalsozialistischen Partei zufallen werde, während das Innerministerium mit einem Marristen belegt werden sol. Leon Blum äußerte sich am Sonntag anläßlich der Pariser Tagung seiner Partei über den politischen Charakter der zukünftigen Regierung. Er hob dabei hervor, daß Die neue französische Regierung eine Regierung der Boltfront" sei. Es sei daher die Aufgabe der neuen Regierung, da Programm der " Boltsfront" durchzuführen. Auf außenpolitischem Gebiet, erklärte Blum, werde die kommende Regierung einen größeren Einfluß ausüben als die bisherigen Regierungen das hätten tun künnen, haben laut Beschluß des Unterrichtsministeriums am 5. Juni zu beginnen und werden voranssichtlich bis 24. Juni An unsere eier ! Mir machen unsere Leer darauf aufmerksam, daß die Firma 5. SHlofer ab heute in jeder Folge unseres Blattes unter der Ueberschrift „Die Buchhandlung “. Schloffer empfiehlt Ihnen heute* einige wertvolle Bücher anbieten wird. Sie finden diese Rubrik jedesmal an der gleichen Stelle unseres Blattes. Wer sich diese Angebote regelmäßig ausschneidet und aufhebt, sammelt eine reiche Uebersicht über gute deutsche Bücher. Er kommt nie mehr in Verlegenheit: „Was soll ic) [denken ?", denn ein gutes Buch paßt zu jeder Gelegenheit. Bukarester Zeitungen berichten über folgenden bezeichnenden Fall. Die Bukarester Krankenkasse hat bekanntlich rund 250.000 Angestellte zu betreuen. Dennoch ist an der zahnärztlichen Abteilung nur ein einziger Zahnarzt angestellt, der natürlich den an ihn gestellten Anforderungen nicht nachkommen kann. Der mit Arbeiten überhäufte Arzt richtet nun an die Krankenkaffendirektion ein Gesuch, in welchem er die Anstellung eines zweiten Arztes und drei Zahntechniker verlangte, um die Kranken überhaupt behandeln zu können. Die Krankenkaffe aber wies das Ansuhen des Zahnarztes glatt ab. Die Prüfungen in den Schulanstalten Das sind Zustände ! 3. Juni 1936 andauern. Am 1. Juli muß in jeder Schule die Schlußfeier abgehalten werden. Die Reifeprüfungen beginne am 26. Sun [. 3. Eine Fälschung der „Dimineafa“ Die „Pornnca Bremii“ hat der „Dimineaga“ eine grobe und niederflächtige Fälshung nachgewiesen. Das genannte jüdische Blatt brachte eine Zeichnung aus einem französischen Blatt, die eine Hand darstellt, deren Finger wie Kanonenrohre aussehen. Diese Hand, die den Franzosen als „Freundeshand“ gereicht wird, trägt in der „Diminenda“ die Aufsgrift „Hiller“. Die „Pornnca Bremit" veröffentlicht nun gleichzeitig die Originalzeichnung aus dem französischen Blatt, in welchem die Aufschrift „Hiller“ nicht zu sehen is. Die „Diminenga“ sei also, treibt die „Pornnca“, deutschfeindlicher und französischer, als die Franzosen selbst und scheue auch von einer Fälschung nicht zurück. Erhöhte Krankenkassegebühren für Dienstmädchen Deutschfeindliches Theaterstück in Paris verboten Krähenbraten wird „modern“ . Es wurde folgende bereits in Kraft getretene Verfügung bezüglich der Gebühren für Dienstmägde getroffen: für Mägde über 18 Jahren und solche, die unter 18 Jahren mehr als 600 Lei monatlichen Lohn erhalten, sind wöchentlich 12 Lei, für solche unter 18 Jahren wöchentlich 6 Lei Krankentasfegebühr zu bezahlen. Wieder ein Katholischer Geistlicher verurteilt. Das Berliner Schwurgericht hat den katholischen Geistlichen Gebastian Eigner wegen Deviesentchiebung zu vier Jahren und drei Monaten Gefängnis sáerte Mark Schadenerlaß verurteilt. Deutscher Sozialimus! Aus dem Bericht der Reichsführung des deutschen Winterhilfswerkes geht hervor, daß im vergangenen Winter vom Deutsschen DBolk insgesamt 370 Millionen RM (rund 12 Millarden 800 Millionen Zei) aufgebracht worden sind. Dies ist eine Leistung, die bisher kein einziger Staat aufweisen konnte. An ehrenamtlichen Helfern sind beim Winterhilfswerk rund 1,5 Millionen Deutsche tätig gewesen. Die französischen Behörden haben die Aufführung des von einem „deutschen“ Emigranten in Paris verfaßten Sepstückes „Hiller“ verboten. Das Glüc beschäftigt ich mit den „rechten Stunden Röhms" und enthielt eine Weihe schmäßiger Beschimpfungen Adolf Hitlers. De Wirtschaftsdepression hat in Amerika die allzeit lebendige Phantasie au in Richtung auf gröbere Sparsamkeit in Bewegung gelegt. Zu einem interressanten Ergebnis ist man dabei im Staate Oklahoma gekommen. Dort seht sich, nämlich jet der Kirchen-Braten immer mehr durch. Ein Arzt, der früher in öffentlichen Diensten stand, kam zuerst auf die Idee, zu prüfen, ob nicht die Krähe, die als Ernteschädling somniefe überflüssig und billig ist, als menschliche Nahrung geeignet wäre. Er fand, daß das Krähenfleisch sogar verhältnismäßig reich an wertvollen Einreißstoffen sei und fekte nun eines Tages einer Tischgesellsschaft einfach den neuen Braten vor. Aber erst nach dem Essen rückte er mit der Wahrheit heraus. Die Säfte erklärten, daß die Strähe ein wohl schmeckender Vogel sei, und seither wird Krähen-Braten „modern“ in Amerika. Die Buchhandlung H. Schloffer empfielt ihnen zum 20. Skagerraf- Jahrestag: Georg v. Hase, Sieg der Deutschen Hochseeflotte, Leinen 112 Lei; Busch-Forster, Unsere Marine im Weltkrieg, brosch. 149 Lei, Leinen 266 Lei; für Jungen: 3. D. Busch, Die Schlacht am Stagerraf, geb. 71 Lei; Arno Dohm, Skagerraf, 10 Lei. Bestellung auf Wortanweisung genügt. Ankunft: Sibin—Hermannstadt, Sporergasse 13. _