Die neue Zeitung, April-Juni 1931 (Jahrgang 2, nr. 83-106)

1931-04-01 / nr. 83

.J-si He V .«:s = · So sollen wir handeln, wenn wir merken, daß jene Beite — unsere Marienburg — hinter der unsere heiligsten Gefühle verschanzt sind, bedroht ist. Nicht im sinnlosen Einzelzwist und im Parteihader soll unsere Kraft nußlos verpuffen, auffigen und zu Hilfe eilen, allwo deutsicher Ehre Gefahr droht. So haben es unsere Väter gehalten und so sollen es auch wir halten: Den Nacken gefengt — die Zügel verhängt T; ..... Die neue Zeitung Schwierigkeiten für die besonders von Griechenland ge­­wünschte Balkanunion. Die österreichisch-deutsche­ Rechtsangleichung. Der österreichische Justizminister D. Schürff it in Berlin eingetroffen, um Fragen der Rectsangleichung, insbesondere betreffend das Urheberrecht zu besprechen. DAolitüdbe Kurzpost Der Finanzminister lobt die Anleihe und prophezeit den wirtschaftlichen Aufschwung. Finanzminister Popovici,Der vor wenigen Tagen­ noch verärgert im Trutzwikaelfaß und von dem er hieß, er habe abgedankt,hat die Leitung seines Ministeriung übernommen­.Aus diesem Anlaß erschienen die Bericht­­erstatter mehrerer Blätter beim Finanzminister,denen er folgende Erklärungen abgab: Meine Arbeit in Paris hat gute Früchte getragen. Die Anleihe ist abgeschlossen, die Landwirtschaftl. Kreditanstalt kann gesc­haffen und mit dem Umbau der so arg vernachlässigten Straßen begonnen werden. Wie wichtig es war, daß ich den Anleihevertrag nicht sofort, sondern nur nach langen Unterhandlungen­­ unterschrieb, äußert sie darin, daß der Kurs der romänischen Staatspapiere um 4 Punkte gestiegen is. Die guten Folgen des Vereinströmens von ausländischem Geld werden sich bald zeigen. Die Volkswirtschaft wird sich beleben, den durch den Geldzufluß muß sich auch das Geld verbilligen. Die Nationalbank wird bereits am 1. April mit dem Zinsfuß heruntergehen. Der Finanzminister ist, wie man siebt, sehr zufrieden mit seinem Werk. Es ist abzuwarten, ob seine Erwartungen sie erfüllen und ob das Land die Segnungen der Anleihe wirklich zu fühlen bekommen wird. Reform auch­ der Agrarreform. Innenminister Mihaladye will noch in dieser Session die Agrarreform einer Renderung unterziehen. Zu diesem Sweck will Mihalahe um eine Spezialaudienz beim König ansuchen, da die Renderung der Agrarreform einer ER­ten Programmpunkte der nationalzaranisfischen artet­i Wuchergeje und Advokatengejeg angenommen. Nach deren Gedenkrede wurde das Gejeß gegen den IR, Wucder mit den Stimmen der Mehrheit angenommen. Er Hernad begann die Diskussion über das Advokatengefeß,­­ welches artikelweise angenommen wurde. In der Magd­ 2 gelangte das Gefeß über höheren Unterricht zur­ebatte. Die Agrarier beraten. Rom. Es wurde in Anwesenheit von 152 Delegierten aus allen Rändern die internationale Agrarkonferenz er­­öffnet. Rumänien ist dabei durch Minister Madgearu vertreten. Die Eröffnungsrede hielt Mussolini, der erklärte, die Zussammenkunft so vieler Delegierten sei der Beweis des­ Willens zu geeintem Vorgehen. Darin fon liege die Hoffnung zu einem guten Ergebnis. Der Kongreß sei in einem günstigen Zeitpunkte zusammengetreten, denn er glaube feststellen zu können, daß das Tempo des wirtschaftlichen Niederganges sie verlangsamt habe, ja vielleicht schon zum Gu­llstand gekommen sei. Er warnte vor einer Übereilten Beschränkung der Getreideproduktion. Brefsegefeg zurückgezogen. Das in der Kammer vorgelegte Pressegefeg mußte zurückgezogen werden, da die Pressevereinigung scharfen­­protest gegen dasselbe eingelegt hat. Das Geld dürfte abgeändert werden. Einigungsverhandlungen zwischen Rusland und Rumänien. In eingeweihten politischen Kreisen verlautet, daßs die Anwesenheit Titulescus in Vukareff mit der Fort­bereitung einer russische romänischen Verständigung im Zus­­­­ammenhang steht. Die Verhandlungen sollen im April­­ unter der Aegide Italiens in Rom stattfinden. Unwesen bulgarischer Komitatjehis. Konftanza. Um 7 Uhr morgens begab sich eine Bande von 12 Komitatjehis, die mit Revolvern und Granaten bewaffnet waren, in den Wald Caracuz im Komitat Quroitor. Sie schleppten eine große Menge von irre­­dentistischen Flugblättern und Exemplaren der Zeitungen „Slobodna Dobrogea“ und „Dobrogeanski Staat“, in Saken mit sich. Hier verteilten die Komitatiwits diese Schriften an die irredentistischen Agenten aus dem Cadrilater. Nach einiger Zeit teilte sie die Bande der Komitatichis in je vier Zeute, die sich dann in die in der Nähe ge­legenen Dörfer begaben, um auch hier die Flugzettel zu verteilen. Dabei wurde in dem Dorfe Baltigi Enicici der Waldhüter Fahrer von ihnen mißhandelt. In der Nacht erschienen in dem Dorf Baltagi bei dem Einwohner A. Agir einige Romitatidis, sie be­fahlen den Bauern und schlugen ihn und seine Frau blutig. Als die Gendarmerie ihre Verfolgung aufnahm, suchten sie über die Grenze das Weite. Bulgarien verlangt Friedensvertragsrevision. Die grichtersche Presse spricht davon, daß die bulgarische Delegation bei der nächsten Balkankonferenz die Revision der Friedensverträge verlangen wird und befürchtet davon Attentat auf den Brüsfeler südslawischen Gesandten. In Küttich wurde ein Attentat auf den Brüsfeler südslawischen Gesandten verübt. Der Gesandte hatte an einer Fahnenweihe des südslawischen A­rbeitervereins Bedinítro teilgenommen, dessen Mitglieder im Lütticher Snedustrierevier beschäftigt sind. Als er die Veranstaltung verlassen wollte, fielen plößli zwei Schüsse, die dem Gesandten galten, ihr Ziel aber verfehlten. Der Täter, ein südslawischer Staatsangehöriger namens ano, konnte verhaftet werden. Sano erklärte, daß er von unbekannten Landsleuten zu dem Attentat aufgefordert worden sei. Weitere Angaben verweigerte er. Das lottenübereinkommen wanft. Legt werden in Paris die Verhandlungen wegen der end­­gültigen Redigierung des französisch-italienischen S Flotten­­übereinkommens geführt. Wider Erwarten haben sich bei der Festlegung des Wortlautes Schwierigkeiten ergeben. Japan, Amerika und England glauben, daß man Frankreich zu viel Schiffsraum betreffend die Unterseeboote zugebilligt hat. Die Verhandlungen dauern noch an. Amerika wehrt sich. Auf der Agrarkonferenz in Rom gab es lebhafte Auseinanderlegungen. Vormittags erklärte der Vertreter Bolens,­ das einzige Heilmittel seien Verzugszölle und Ber­­befferung des kurzfristigen Kreditwesens in Europa. Der fran­­zösische Vertreter schloß sich dieser Auffassung an. Der Vertreter Argentiniens nahm dagegen heftig Stellung und erklärte, wenn Frankreich die Getreideeinfuhr aus den­ südosteuro­­päischen Staaten fördere, ist das so, als wenn Argentinien seinen Kaufleuten den Auftrag geben würde, nur englische oder italienische Stoffe zu faufen. Indiens Unabhängigkeit. In Karatsehi tagte der allindische Kongreß und ge­­nehmigte die zwischen England und Gandhi vereinbarten Abmachungen. Der Kongreß verlangte freie Hand der Führung der Außenpolitik, die Kontrolle der Finanzen und des Heeres. Als Führer der Abordnung für die nächste indische Konferenz wurde Gandhi gewählt. Theater, Kunst und Literatur Die Mondrakete. Mit diesem Lustspiel, besser Schwank, in 3 Akten hat Anton Maly, der als Bühnenschriftsteller längst kein Neuling mehr ist, ich selbst übertroffen und alle Erwar­­tungen des zur Uraufführung voll gestopften, aber nicht variierten Hauses, weit überschoffen. Wiß, Humor, Si­­tuationskomiß, rascher Fluß ‚der Handlung, Steigerung der Entwickelung, ausgezeichnete Aktihlüße, Möglichkeit zum abgerundeten lückenlosen Zusammenspiel und eine glän­­zende Schlußlösung, dazu­­ predigend gezeichnete Charakter­­inpen manigfaltigster Art, geben diesem Stücke alles was ROMANO von einem neugeitlichen Zujl­ptel verlangt werden ann. Besonders hervorgehoben soll werden, daß der Bei­­faller es verstanden hat, die heute bei vielen seiner Kol­­legen so sehr beliebten Zugmittel, des Hypergrotesken in der Darstellungsweise und der glitsc­higen Zote im Worte zu vermeiden. Der rote Settel und das " Xtur für Er­­wachsene" kommen hier nicht in Frage. Zung und Alt werden genußreich unterhalten, auch ohne, moralischen Menschen, widerliche Zutaten. Die Reistungen der spielenden Theatervereinsmitglieder, geführt an unsischbaren Fäden vereinigt in der Sand des Berfassers und unermüdlichen Regisseurss Maly, waren einfach hinreißend. Stummer gab seinen Marmeladefabrikanten, im Nebenberuf V­ereinsvors­tand und Familienvater mit Johannistrieben, mit gradezu überwältigender selbstver­­ständlicher Komik. Gleich ihm zeigte sich, virtuos routiniert, Kurt Hahn als raketensimmliger Professor­ von Dile­­tantismus Reine Spur. Emmy Graffitii, resolut und handfest, gab manchem Ehegatten zu denken, fast zu natürlic wirkte ihr Spiel, sie kann es aus dem ff. Und Hannchen Bogt? Ein Stubenmädel mollig, fejdb, nett, adreit, fast zu gefährlich im Haufe eines „blühenden“ Marmeladenfabrikanten a la Sittersfengel-Stummer. Ohne Michi Glücfelig als pikante aber gutherzige Künstlerin ohne Engagement, aber mit großen Talenten in Männer­­seelenkunde, wäre das Stück nicht zu denken gewesen. Borzügli gab den aus gebe zum Hals- und Beinbruch bereiten Diener Sebastian, Friedbert Wagner, der, wenn er weiter entwickelt, was er bisher gezeigt hat, in Kürze zu den besten Kräften des Vereins gehören wird. ZToniihi Maly und ihr Partner Blaha gaben ein junges KXiebes­­paar mit der kleinen V­erlegenheit, in die man vor so vielen Zeiten kommen muß. SHaydl war für den schwerfälligen Schwager vom Lande wie geschaffen und blieb nur programmäßig hängen. Dietrichy­ traf auch dies­­mal wie immer den richtigen Ton seiner Rolle, er ist ja alte Garde. Einen besseren Hoteldirektor als S. Groß Ebenso tadellos war der Kellner des Kurt Gürkler. A. Rechner als Redakteur von Dummershausen konnte gar nicht anders sein. . kann man ich schwer vorstellen. Mittwoch, 1. April 1931 — Nr. 83 Ueber die Leis­tungen der­­ Stadtkapelle, unter dem Dirigentenstab Schönherrs, hier kritische Worte zu ver­­lieren, wäre nicht angebracht, das Gebotene­­ hätte auch im besten Konzertsaal vollen Erfolg geerntet. IR: Motette. Für die zweite Ostermotette am 28.9.M. hatte Prof. Strehler Kompositionen von Max Neger und Anton Brudner gewählt, die mit ihrem herben Ernst und ihrer tiefen Fröm­­migkeit wohl geeignet waren, die Stimmung für die Zei­­chenszeit" Christi zu erwecken. Als Einleitung spielte Herr Professor Karl Fr. Theil, Shäkburg, Max Regers Trauerode op. 145, eines der les­­ten Werke des Komponisten, ein düsteres Stimmungsbild, wo auf dunklem Hintergrund sich vielerlei fragende Stim­­men erheben und wieder verlöschen, ohne daß ein Licht­­bild sich zeigt. Hierauf folgte eines der schwierigsten Werke der Chorliteratur: Regers fünfstimmiger Chor: „OD Tod, wie bitter bist du" mit dem erlösenden Schlußfag in dur: 2 Tod, wie wohltust du dem Dürftigen, der da schwach­ und alt it.” Da war es gerade wunderbar, mit welcher Sicherheit die jugendlichen Sänger die schwersten Einfüße brachten, unbewußt der Gefahren, die bei jedem Takt lauerten. Unter Dreßlers Taktstod erstand dies Wert in solcher Vollendung, daß die Zuhörer gar nicht mehr an die Schwierigkeiten des Chores dachten, sondern nur er­­griffen seiner Schönheit lauschten. Ebenso schon sangen unsere Brufenthaler Anton Brudners von hoher Gläubigkeit erfülltes , Berilia regis”. Man bedauerte, daß das , amen" so baldsam. Die Motette schloß mit einem geistlichen Dialog für Altfolo und ge­­mischten Chor von Albert Becker, einem Schüler Boenides. Tadellos brachte der Tapfere, Kleine Golist das Altsolo, wunderbar rein und ausdruchsvoll antwortete der Chor, der in dem Schluß: „Ach könnt’ dir der Freitag verborgen sein“, tief ergreifend ausklang. So war dieser Abend wieder eine wahre Feierstunde, in der man den Alltag mit allen Widerwärtigkeiten ver­­gessen konnte und alle Zuhörer verließen die Kirche mit einem Gefühl der Dankbarkeit für Professor Dreßler, der uns in unermüdlicher Arbeit so schöne Stunden reiner Freude an edler Musik bereitet­e M. ar PERFACHS EN ET EEE ER ne a lértéotése em eisen; RE « f— Preiskrach in Frühjahrsstoffen überzeugen Sie sich Billes & Co. Nad. . Piaza Reg. Ferdinand 18. Bon Prof. Morres aus Kronstadt erhielten wir Bind­eumschnitte, als Osterpostkarten (Verlag 5. Zeichner, Kronstadt). Es ist hoch erfreulich, wenn be­­währte Künstlerhände sich dieser Arbeit zuwenden, da es doch heißt: einfache Schönheit, in die breiten Schichten des Volkes zu tragen. Ich glaube, wer eine solche Karte erhält, wird eine ehrliche Freude daran haben — und dem Absender wird er guten Geschmack nachreden. Jede Karte hoffet nur 5 Zei. — Für den großen Vertrieb ist die Ausgabe ein wenig spät erfolgt, so daß sich der wirtschaftliche Erfolg erst bei der nächsten Ausgabe bes­merkbar machen dürfte. (H.) ne, ne =. Fr BR Fe I EBEN EEE Se 4 I Een Lokalnachrichten. Motette in der evang. Hauptkirche am Distersonnabend, den 4. April 1931, abends 7 Uhr Orgel: 30h. Seb. Bad Präludium und Fuge F-dur, vorgetragen von Herrn Hein. Harro Scheiner — Osterlied der Böhm. mähr. Brüder, Jacobus Gallus: „Seilig* und , Halleluja" für 2 Chöre $eh­r Mendelssohn Bartholdy „Heilig is Gott" und „Ehre sei Gott“ für achtstimmigen Doppelcor. Motettenzettel 10 Sei, Eintritt frei. Der Hermannstädter Männergesangverein hielt am vergangenen Samstag seinen Familienabend ab, der bei ziemlich regem Besuch einen äußert animierten Verlauf nahm. Aus dem reichhaltigen Programm stachen besonders die humoristischen Vorträge des Herrn Guido Klein und das Nachtigallin und Nachhtigallerich- Duett der Herren Sepp Bod und Frig Wachsmann hervor. Doch auch alle übrigen Nummern standen auf einer durchaus erfreulichen Höhe. Borstand Hans Gonnert würdigte hierauf die Ver­­dienste, die das Mitglied Ernst Klein für die 25jährige Tätigkeit dem Bereine geleistet hatt und überreichte ihm ein Diplom und das Ehren-Vereinsabzeichen für die 25jäh­­rige Mitgliedschaft. Man unterhielt sie auf "das Bortrefflichste und schied mit dem Gedanken beim Männergesangverein einen ge­mütlichen Abend verbracht zu haben. Vortragsabend Dr. Dradh. Der Lektor für Vor­tragskunst an der Universität Berlin, Herr Dr. Eric, Drad, wird im Zusammenhang mit seinen Lehrgängen die er in Hermannstadt hält, auch in einem Öffentlichen Rezitationsabend auftreten u. zw. am Montag den 6. April 1­9 Uhr abends im Auditorium des evang. Gymnasiums. Das BEST ák

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