Die neue Zeitung, Juli-September 1931 (Jahrgang 2, nr. 107-132)

1931-07-04 / nr. 107

2 Die neue Zeitung Abrüstungsrede Mac Donalds. Der englische Ministerpräsident Mac Donald hielt im Unterhause eine Rede über die bevorstehende Abs­tüstungskonferenz Er erklärte, Diese Konferenz dürfe nicht wieder nur Gelöbnisse und Berspr­ungen bringen, sondern man erwarte von ihr Ziffern, an Hand welcher jeder Staat sehen kann, wie weit der andere abgerüstet hat. Die Verpflichtung auf Abrüfftung haben die Staaten im Völkerbundstatut auf sich genommen. Der Führer der Konservativen Baldwin dankte Mac­Donald für die erteilte Auskunft. England habe durch die einseitige Abrüfftung bereits ein großes Risiko auf sich genommen. Auc Japan gewährt Moratorium. Die japanische Regierung gibt bekannt, das auch sie ein Jahr auf die Reparationszahlungen verzichte, obwohl­­ Japan Amerika nichts schuldig sei und bloß bokrett Mer­parationen zu bekommen habe. . Kunst- und Hohlschleiferei, Werkstätte für Galvanotechnik Tejnor, Lagunagasse 21. Sonnabend, 4. Junki 1931. — Wr. 107 die Rede ist, daß die einen die andern anklagen, sondern, daß wir uns alle miteinander befrern ? Ja, meine Herren, alle miteinander !”. — Ein Zeitdokument. Die „Diminenga” gibt folgendes Dokument wieder, als Zeugnis dafür, wie bei uns Wahlen gemacht werden. Dieses Dokument ist eine einfache Rechnung, die ein Wahl­­afsiztent namens Marinescu dem Regierungskandidaten im Bezirke Olt vorlegte. Dieses Dokument lautet: ein Schaf für die Soldaten 220 Lei, 10 Hühner zu 25 Lei — zu­­sammen 250 Lei, 30 Gier 30 Lei, 25 Kilogramm Wein für die Prügelherden („batausi”) 250 Lei, 8 Kilogramm duita 256 Lei, 5 Kilogramm Wein für das Abendessen 50 Lei, usw.; zusammen 2136 Lei. Dies sind die Spesen in einer einzigen Wahlsektion und beweisen, wie bei uns die Wahlen der Ausbruch der freien Bollsmeinung sind. Aufrichtig und ehrlich hat Herr Marinesen nicht vergessen, in der Rechnung auch die Prügelhelden anzuführen, die mit der Devise arbeiteten: Stimmet für die Regierung oder wir drehen euch die Knochen ! Die Auflösung der Mittelschulen. Die Bukarester Blätter melden: Vor einigen Tagen hieß es, daß 125 Mittelschulen im Lande aufgelassen werden. In Wirklichkeit geht der Auftrag viel weiter. Allein die­ Anzahl der Gewerbeschulen beträgt 100. Hinzu kommen noch etwa 20 Handelsschulen. Es werden weiter 50 Lyzeen und Gymnasien, dann 10 Lehrerbildungsanstalten und einige Seminare aufgelöst.­­Insgesamt werden also etwa 200 Mittelschulen aufgelöst. Abänderung des Gefehes über die direkten Steuern. Wie gemeldet wird, bereitet das Finanzministerium einen Gefegentwurf über Abänderung mehrerer Artikel des Gefeßes über die Direkten Steuern vor. Die Abänderungen sollen insbesondere die Besteuerung der freien “Berufe bes­treffen. Der Entwurf dürfte den„ gefeßgebenden Körper­­schaften noch im Laufe der gegenwärtigen Tagung unter­breitet werden. — Der Vertrag mit der schwedischen Straßenbau­­gesellschaft. Verkehrsminister Buk­ovici äußerte sich in einer, einem Bressevertreter gewährten Unterredung zu dem von der früheren Regierung mit der schwedischen Straßenbaugesell­­schaft abgeschlossenen Vertrag und erklärte unter anderm, daß die darin festgelegten Preise übertrieben hoch seien. Auf dem Wege gütlichen Einvernehmens hätten um 25%, geringere Preise, wenn nicht noch größere Vorteile erzielt werden können. Außerdem seien keine entsprechenden Über- ER Apbmspunk Üher woßunnanhehingungen geboten. Die Unter­­i­ des Staates müsse trotdem geachtet werden. Dieses sei die einzig zulässige Haltung, die jeder Vertragsschließende einnehmen müsse. Durch eine aufmerksame Überwachung der Arbeiten werde getrachtet werden, Straßen zu erhalten, die entsprechende Ver­ehrssicherheiten für längere Zeit bieten. Eine Prämie für Steuerbehinderei. Die Bukarester Blätter berichten, daß vom Finanz­­minister gleichzeitig mit der Abänderung des Budgets auch ein Bauförderungsgefe und ein Gefeß zur Bes­­chleunigung der Steuereintreibung eingeführt werden wird. Durch das Gefeß zur Förderung der Steuereingänge wird den Preceptoren eine Prämie von den Eingängen geges­sen werden, die bis zu 2 Prozent der Eingänge geht. Der Kampf um die deutschen Kolonien. In der Jahresversjammlung der kolonialen Reichs­­arbeitsgemeinschaft konnte der Borfigende, der frühere­­ Gouverneur Schnee, feststellen, daß alle kolonialen Verbände dahin einig seien, an den deutschen kolonialen Ansprüchen unverändert festzuhalten. Von einigen Seiten wurde betont, daß bei der kolonialen Aufklärungsarbeit die Möglichkeiten der Ansiedlung von Deutschen in den Kolonien stärker in den Vordergrund gerückt werden sollten. Dabei wurde hervorgehoben, daß für Dauerbesiedlung mit Deutschen nicht nur Südwestafrika und die hochgelegenen Gebiete Ditafrikas geeignet seien, sondern auch bestimmte Teile des inneren Kamerun. Not der Deutschen in So­wjetgrufien. Die Sowjetbehörden haben in Grusien unter den dortigen Deutschen zahlreiche Verhaftungen vorgenommen, weil sich die deutschen Kolonisten der Kollektivisierung widerlegten. 115 Kolonistenfamilien und 6 Bastoren sind nach Sibirien geschafft worden. Alle deutschen Kolonien wurden kollektivisiert. Die deutschen Kolonien wandten sic­hh mit der Bitte um Hilfe an den deutschen Konsul in Tiflis, der sich jedoch darauf beschränken mußte, der Botschaft in Moskau Bericht zu erstatten. Wegen Studentenunruhen die Berliner Universität geschlossen. Zu schweren Tumulten kam es vor und in der Berliner Universität infolge scharfer Auseinanderlegungen zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Sie ent­­standen dadurch, daß die Kommunisten in einer national­­sozialistischen Studentenversammlung einen National­­sozialisten halb totgeschlagen hatten. Bei den Tumulten gab es zahlreiche Berlegungen. Da der Aufruhr­er in dem­­ Universitätsgebäude fortlegte und Anschläge vom schwarzen Brett heruntergerissen wurden, soh der Rektor Duch­ die Polizei die Universität und ihre Borgärten räumen. Die Berlegungen wurden abgebrochen und die Universität vorläufig geschlossen. Freie Meinungsäußerung. Für die in dieser Rubrik erscheinenden Artikel über­­nimmt die Redaktion seine Verantwortung. Verantwortlich it der Einsender. Alle Artikel erscheinen vollständig un­­verändert. · » a EÁ. Ri „Pas Lied ist aus Der unter dieser Übertrift gegen den Hermannstädter Bürgerabend und seine angeblichen Führer gerichtete Auffall des Heren­ „J. K." in der Nr. vom 27. Juni I. 9. ist doch das högste Ausmaß von Wutausbrüchen, in welchen sie Herr J. K. in seiner offenbaren Enttäuschung ergeht. Diese Enttäuschung liegt ohne Zweifel darin, daß der Hermannstädter Bürgerabend Herrn J. K., als er aus der Leitung der Neuen Zeitung ganz plößlich ausgetreten war und sich bei den Vollzugsausschuß-Mitgliedern des B.­U. eifrig bemühte, in der in Aussicht genommenen neu zu gründenden Zeitung (sog. Bürgerzeitung) die Schriftleiter- Stelle zu erhalten, und so auch sein weiterer Plan der Neuen Zeitung (aus deren Zeitung er eben ausgetreten war), im Falle sie, mit dem B.­U. auch dahingehende Ver­­handlungen anzuknüpfen gedente, eine gemeinsame Zeitung zu machen, zuvorzukommen und ihr (der bestehenden Neuen Zeitung) einen ordentlichen Hieb zu verlegen, aus mir unbekannten Gründen­ mißlang, und J. K. in eine andere Richtung abschwenkte. 39 könnte diese Behauptung nicht aufstellen,­­ wenn J. K. nnt aug­ mit mir (an einem Sonntag­vormittag) über 1 Stunde verhandelte und mich um meine Unter­­frügung — ihn zum Schriftleiter der nach seiner Ansicht sofort zu gründenden Bürgerzeitung zu verhelfen — ersucht hätte. Wenn sich z. B. noch erinneren kann und will, gab ich meinem Bedauern darüber Ausdruck, daß er gerade fest, wo ein eventuelles Zusammenarbeiten der Neuen Zeitung mit dem B.­U. nicht ausgeschlossen sei, aus der Neuen Zeitung austrete. — Er erwiderte, es haben ihn ganz bestimmte Beweggründe dazu veranlaßt. Ich ersuchte ihn dann in seiner Angelegenheit sich zuerst an­ den Obmann des B.-A. und auch an andere Ausschußm­itglieder zu wenden. Für meine Wenigkeit sagte ich ihn grundläglich meine Unterstüßung zu. 39 will hier nit den B.-A., auch nicht die Herren Frig, den langen Hermann, den Hans usw. verteidigen (dazu habe ich auch sein Recht), das wird vielleicht die Leitung des B.­U. auf Grund eines zu fassenden Beschlußes des Vertrauensmännerausschußes selbst besorgen. Ebenso werden si die genug deutlich a­ngegriffenen Herren zu verteidigen wissen, wenn sie es überhaupt der Mühe wert halten. Diese Zeilen sollen dem geehrten Leser der Neuen Zeitung nur vor­ Augen führen, wie Herr J. K., solange er noch hoffte, bei der in Aussicht genommenen (angeblich neuesten) Zeitung als Schriftleiter unterzukommen, für den Bürgerabend begeistert war! Es it doch höchst charakteristisch, wie ein gebildeter Mensch in so kurzer Zeit seine Gesinnung ändern kann und auch viele Andere, die an seiner Kränkung uninteressiert sind, dazu verleiten möchte. Oder hat die Bildung mit dem Charakter eines Menschen nichts zu tun­­? Und dann will J. K. objektiv sein und die armen irregefü­hrten Leute zu ihrer besseren Besinnung zurürdeuten. Weiter verdreht J. K. den tatsächlichen Sachverhalt um und im Bü­rgerabend willkürlich. Gerade er ist einer, der darü­ber genau informiert ist, daß der jet von ihm angefeindete B.­U. etwa 2.500 gut organisierte und dis­­ziplinierte Mitglieder in sich schließt. Auch weiß er genau, daß beim B.­A. nicht von oben­­ diktiert werden kann; denn jeder Beschluß (der auch für die Leitung absolut bindend ist) wird von den Vertrauensmännern der Nachbarschaften gefaßt. Ferner weiß er, daß laut den bestehenden Richt­­linien die Nachbarschaften Glieder des B.-A. sind und solange auch bleiben werden, bis durch irgend­ein Ereignis (welches ich nicht voraussehe) die genauen Richtlinien eventuell abgeändert werden könnten. Wenn (wie J. K. durchleuchten läßt) durch die B.-A. Karten und ihrer Fassung viele aus dem B.­A. und somit auch aus den Nachbarschaften ausgetreten sind, so stimmt das. Es kann doch niemandem verwehrt werden, wenn er sich in irgend­einer Organisation (aus seiner Über­­zeugung oder aus anderen Gründen) nicht mehr wohl fühlt, auszutreten. Es ist doch auch sein Geheimnis, wohin sich die aus den Nachbarschaften und dem B.-U. ausgetretenen Herren gewendet haben; aber das ist ihre eigene Gage. J. K. verschweigt aber (obwohl er es weiß), daß der B.-U. täglich Zuwachs durch Neuanmeldungen erhält. Diese Tat­­sache läßt sich jederzeit festíielen. Und dann noch eins: Der BA. hat doch niemandem etwas zu leide getan, er hat seine Volksdisziplin gebrochen, hat (wie auch J. K. bekannt sein dürfte) immer völfische, unentgeltliche und uneigenmäßige Arbeit geleistet. Wenn er seine Gegner hat, ist auch das begreiflich) ; jede Organisation hat auch Gegner eventuell au fachliche, aber meistens persönliche. Wenn der B.­­U. seinen Mitgliedern seine Reichtü­mer oder gut­ bezahlte Kosten versprechen sein, so ist er Doch bestrebt, jedem Mitglied zunächs­t und dann aber auch allen Bolts­­genossen (die sich mit einer Bitte um Hilfe an ihn wenden) zu helfen. Wozu dann der Sturmlauf? Ist er vielleicht so glänzend bezahlt ? Kommt das bekannte Sprichwort: „Wessen Brot ich effe, dessen Lied ich singe” | auch hier wieder zur Geltung­­ ? Dies zugegeben, aber dann warum in gar so garstigen Ton; oder ist es doch eitle Rage? Zum Schluß möchte ich nur noch bedeuten, daß ich seinen Zeitungsstreit heraufbeschwören, sondern nur einige Verdrehungen der Tatsachen richtigstellen wollte. Ich bin sein Exponent und sein Stundenredner im Bü­rgerabend , gehöre ihm aber deshalb an, weil ich hier in­­­ieser Organisation die Möglichkeit geboten fand und finde, für das Wohl unseres Bollstums nach meinen bescheidenen Kräften etwas beizutragen und zu arbeiten, solange sich auch hier nicht etwa eine Clique bilden sollte. Von meiner Person ganz abgesehen könnte ich dem­ J.K.­(und seinen Hintermännern)zur Veruhigung oder Leidwesen(wie man es aufnehmen will)doch verraten: ,,Das Lied des Her­manstädter Bürgerabends ist noch lange nicht aus !“ Hermannstadt, 27. Juni 1931. E Tagesneuigkeiten. Bestrafung unredlicher Zeitungsverläufer. Das Justizministerium hat eine umfangreiche Berordnung unter Zahl 52.110 vom 16. v. M. erlassen, in der die Staats­­anwälte zur strengsten Anwendung des Strafgesäßes aufs gefordert werden gegen Verkäufer von Zeitungen, Büchern oder fünffigen Drucksorten, wenn die Einnahmen unters­­chlagen und nicht pünktlich verrechnet werden. Die Ber­fügung wird damit begründet, daß durch die Unredlich­­keit solcher Verkäufer zahlreiche Unternehmen zugrunde gelichtet MT DEM Zee­a­a­a­a­a E­elt Ehedrama in Bukarest. Aus Bukarest wird be­­richtet: Das Ehepaar Maria und Basile Basilescu stand vor der Scheidung, die der Mann angestrengt hatte. Da er Getreidehändler ist, weilte er nur selten zuhaufe. Am Montag kehrte er zurück und blieb die Nacht über noch in der gemeinsamen Wohnung, Yul. Ferdinand 139. Gegen 5.30 stand seine 23jährige Frau auf und feuerte aus einem Revolver einen Schuß gegen seine Brust. Er wurde schwer verlegt und verm­ied auf dem Transport in das Spital. Die Mörderin hat je der Behörde freiwillig gestellt. Sie erklärt, die Tat aus Eifersucht best­rangen zu haben, weil ihr Mann sich von ihr scheiden lassen wollte. Banditen aus Bessarabien. Gendarmen aus dem Bezirke Chotin, die schon seit einiger Zeit einige bessara­­bische Banditen verfolgen, stellten fest, daß diese nach Szernowig geflüchtet seien. Die Gendarmen wandten sich an die Czernowißer Polizei und diese konnte unter Aufwand eines großen Aufgebotes die Banditen in Ezer­­nowiß in­­ der Peripherie verhaften. Es sind dies die Banditen Nichita Grigolep, Dumitru Garmas und Eftimie Andreasciuc. Der Anführer Grigolep hatte einen gela­­denen Revolver bei sich, weiter 27.000 Lei Bargeld und verschiedene Schmuckstücke, die von Raubüberfällen herz rühren. Kampf um Zeileis in Rumänien. Wie vorauszus­­ehen war, ist nun auch in Rumänien der Kampf um die „Zeileisapparate“ entbrannt. Nachdem auf bei uns die Zeileisinstitute wie die Pilze aus dem Boden zu schiegen beginnen, hat sich das Gesundheitsministerium veranlaßt gesehen, ihre Tätigkeit unter Zahl 23824 vor­­läufig einzustellen, bis über Wirksamkeit oder Unwirk­­samkeit dieser Apparate klinische und Fakultätsgutachten vorliegen werden. Und nun beginnt ein Rattenschwanz von Prozessen gegen den Staat von Geiten der geschädig­ 52 Metere auf dessen Ausgang man mit Recht gespannt ein Bann. Wie wird der Julk sein?Josef Schaffler itt Ohers­wölz stellt der ersten Wochen­ ab und regnet sich mit Ausnahme d251.Juli,an welchetkt Tage es hetter zu werden vers­­pricht.Gewittergefahr jedoch auch an diesem,wie an den folgenden Tagen. Mitte der zweiten Woche heiter, trocken, heiß, fortdauernde Gewittergefahr. Um den 9. Juli örtlich Hagelschläge. Dritte Woche ungünstig, Regen, Gewitter, stellenweise schwere Unwetter mit Temperatursturz. Um die Mitte des Monats wieder Ansteigen der Temperatur, Besseiung der Wetterlage, heiter, heiß, normales Sommers­wetter bis Monatsende, gelegentliche Gewitterstörungen und vorübergehende Eintrübungen. Ein Konsul wegen Mädchenhandels verhaftet. Aus Paris wird berichtet: In Montevideo ist der bolivianische Konsul Eugene Gorgorofo von der Polizei unter der Bes­chuldigung der Begünstigung des Mädchenhandels vers­haftet worden. Gorgorofo soll Mädchenhändler, die aus dem Monat Zuli folgende Prognose: In Qualität, solide Preise, schöne neue Muster liefert seiner werten Kunde, die Firma Hans Schuster Tud­ u. Stoffhandlung Hermannstadt, Gr. Ring 19 - _ _

Next