Hermannstädter Zeitung, 1992 (25. évfolyam, 1253-1301. szám)

1992-01-10 / 1253. szám

HermannstSdter Zeitung Nr. 1253/10. Januar 1992 NACHRICHTEN UND BERICHTE Seite 2 Wann und wie wird Hermannstadt verkabelt? Gebürtiger Grossscheuerner möchte ab heuer ein „Liba-Sound-Technik GmbH“-Studio in den Neubauvierteln Hermannstadt eröffnen / Elf Kanäle stehen im VHF-Bereich für 24 Sendestunden pro Tag bereit / Studio und Fachleute dringend nötig Das Hippodromviertel in Hermannstadt soll ab heuer verkabelt werden. Das hörte man zunächst per Mundfunk und dann stand es auch in der deutschen überregionalen Tageszeitung, im „Neuer Weg", zu lesen. Der Mann, der dieses Projekt in Angriff nehmen möchte, ist der 40jähri­­ge Martin Baier. Ein gebürtiger Grossscheuemer, der vor mehr als zwölf Jahren nach Deutschland ausgewandert ist. Dort hat er sich vom Fcrnlastfahrer in die elektroni­sche Medienbranche umschulen lassen und arbeitet seither erfolgreich in diesem Bereich nicht nur in seinem neuen »Bis auf den heutigen Tag habe ich noch keine Räumlichkeiten für mein Studio zugeteilt bekommen", sagt Herr Baier, der zur Zeit bei einer befreun­deten Familie in Hermannstadt, in der Praporgescu-Gasse Nr. 1, neben der Kadettenschule, untergebracht ist Da produziert er in seiner Freizeit „Kon­serven“ — im Klartext ist es zeitloses Material, das er später, wenn er sein Studio hat wann immer verwenden kann. Ausserdem lernt er Leute an, die später in seinem Studio arbeiten wer­den. „Es wird schon Probleme geben, wenn wir simultane, sinngemässe Über­setzungen machen müssen“, gibt Herr Baier ferner Bescheid. „Technisch-wis­senschaftliche Aufzeichnungen brau­chen sicherlich eine längere Vorberei­tungsdauer. Wer dafür Interesse hat, möge mich unter 2 84 42 von 17 bis 19 Uhr anrufen." Das eigentliche Anliegen Michael Ueimatsort Hannover bei der „Liba-Sound-Technik GmbH" (Liba — von Lili Baier), sondern überall dort, wo es Not tut. Im Vorjahr entschloss er sich, Hermannstadt zu ver­kabeln. Doch allein um die Exklusivgenehmigung für sein Studio in Hermannstadt zu erhalten, musste er dreimal nach Rumänien kommen. Seitens des Hermannstädter Bürgermeisters, Herrn Petre Trif, hatte er volles Ver­ständnis erhalten, doch andere Behörden zwangen ihn zu zermürbenden, endlos scheinenden Aktengängen. durch eine höhere Technik benützt wird und hochwertige, digitale Platten verwendet werden können. Was die Menschen aus diesen Vierteln weiter­hin interessieren dürfte, wäre die Tat­sache, dass jedwelches Fernsehgerät an das Kabelnetz angeschlossen werden kann, da das empfangene Programm selektiert und für die rumänische Ton­bildfrequenz auf 6,5 MHz heruntermo­duliert wird. Auch kann der TV-Fan selber entscheiden, ob er eine Sendung im Original oder in Übersetzung ver­folgen möchte. Wer einen Stereofem­­seher besitzt der kann gleich zwei ver­schiedene Tonverfahren empfangen. Wie teuer die Verkabelung die Her­mannstädter Konsumenten zu stehen kommt, ist allerdings noch nicht vor­auszusehen. Als Herr Baier anfangs mit 7 000 Lei Installationsgebühren rechne­te, belief sich der Kabelpreis bloss auf 17 Lei das Meter. Da es sich um hoch­wertigen Kupferdraht handelt wurde dieser (kurz nach dem ersten Kosten­voranschlag) auf 51 Lei verteuert und jetzt kostet ein Meter mehr als 100 Lei... „Alles kostet viel Geld", sagt Herr Ba­ler, „doch muss man so rechnen, dass alle Kosten für ein Jahr im voraus ab­gedeckt sind.“ Wie sich dies machen lassen kann? „Erstens einmal durch gu­tes Marketing und zweitens durch ge­niale Werbespots. Überhaupt müsste in Rumänien die Werbung ganz anders betrachtet werden. Die Werbezeit müss­te optimal und möglichst hoch verkauft werden. In Deutschland sind die Wer­bezeiten für anderthalb Jahre vorver­kauft ..." Wie dem auch sei, Herr Baier sieht seinem Projekt noch recht optimistisch entgegen. Er hatte genügend Schwie­rigkeiten, die Exklusivgenehmigung für zehn Jahre zu erhalten und während dieser Zeit möchte er die Verkabelung in Form von einem Spinnennetz in ganz Hermannstadt ausbreiten. Veronika BERGER Baiers ist es, Satelittenprogramme zu übernehmen und diese zum Teil im Ori­ginal, zum Teil in Übersetzung weiter auszustrahlen. Er denkt vorerst an zwei Musikprogramme, die er vom Super- Channel oder von MTV übernimmt, dann an zwei Sportsendungen vom Sport-Kanal und Euro-Sport, an Kin­dersendungen vom Tele 5 oder Chil­­dren-Channel, Filme vom Sat 1, Pre­miere oder RTL. Die Nachrichten möchte Herr Baier von News empfan­gen. Für all diese Sendungen benötigt der Fachmann elf Kanäle, die neben dem zwölften, der für unser rumänisches Fernsehen reserviert ist, im VHF-Be­reich bereitstehen, und auf denen 24 Stunden pro Tag gesendet werden kann. Die Verkabelung wird nicht wie üblich unterirdisch, sondern durch die Luft gezogen, beschlossen die Fachleu­te von der Post. Auch beschloss man im UKW-Bereich zu senden, da da- „Es bedarf der Begegnung" Altbischofsvikar Dr. Hermann Binder wurde am 25. Dezember 1991 achtzig Jahre alt Im Rahmen einer feierlichen Stunde wurde am 27. Dezember 1991 Prof. Dr. Hermann Binder im Bischofsamt der evangelisehen Landeskirche A. B. in Her­mannstadt geehrt. Anwesend waren Pfarrer der evangelischen Landeskirche A. B,, Vertreter anderer Konfessionen, der Presse, des DFDR u. v. a. m. Alfbischofsvikar Binder, selbst Pfar­rerssohn, war ab 1934 neunzehn Jahre lang Seelsorger. Zuallererst in Keissd bei Schässburg. 1945 teilte er das Schicksal aller Deutschen aus Rumä­nien und ging nach Russland, wo er u. a. 1946 das Reformationsfest auf ei­nem Rübenfeld zelebrierte. Insgesamt 220 Kanzeln habe er in seiner Amtszeit bestiegen, erklärt der rüstige Achtzigjährige. Einmal war es ein Strohhaufen, von dem herab er predigte, ln Russland. Rückblickend äusserte er, bedauernd, dass die Aus­wanderungswelle so stark ist: „Es ist schwer, einen Menschen sterben zu se­hen. Wie viel schwerer ist es, ein Volk sterben zu sehen ...“ 40 Jahre lang unterrichtete er im Rahmen des Hermannstädter Evange­lischen Theologischen Instituts das Neue Testament. 26 Jahre lang war er Dekan desselben Instituts, 16 Jahre lang Bischofsvikar. Zwischen den Jah­ren 1973 und 1978 hatte er die Leitung der „Kirchlichen Blätter“ inne. Er hatte und hat eine enge Verbindung zu den Pfarrern der evangelischen Landeskir­che, da ja fast alle seine Studenten gewesen sind. Aber Dr. Binder ist auch beim Kirchenvolk beliebt, dessentwe­gen er seinen Dienst in der Kirche an­getreten hatte. 1961 wurde er in New Delhi zum Mitglied des Zentralausschusses des ökumenischen Weltrats gewählt. In der Ökumene sah er eine wichtige Auf­gabe der evangelischen Kirche — die Verbindung nach aussen zu pflegen, zu anderen Völkern bzw. Konfessionen. Bei der vierten Vollversammlung der Ökumene in Uppsala (1968) trat er aus dem Zentralausschuss aus. Was er für wichtig hält, ist die Be­gegnung der Menschen untereinander. So lautete auch sein Aufruf an alle Anwesenden: „Es bedarf der Begeg­nung. Haltet zusammen, geht euch nicht aus dem Wege, sondern reicht euch die Hände.“ In seiner Ansprache erklärte Bischof Dr. D. Christoph Klein, „Dr. Binder stellte Christus, aus dem Gott spricht, in den Mittelpunkt seines Lebens. Er lehrte uns das Neue Testament so zu behandeln, dass wir immer wieder nach dem Eigentlichen zu fragen ge­zwungen waren." Der jetzige Dekan des Theologischen Instituts, Dr. Hermann Pitters, sprach von de- „Möglichkeit, weit Rückblick zu halten", die dem Jubilar gegeben sei. Als Geschenk überreichte er ihm eine Festschrift mit Beiträgen von Kollegen und Studenten. Im Namen der Pfarrer­schaft gratulierte Pfarrer Reinhold Schullerus aus Baassen. Als „Bruder in Christus" begrüsste Prälat Otto Nutz, der römisch-katholi­sche Stadtpfarrer von Hermannstadt den Altbischofsvikar. Und nicht zuletzt richtete auch der Dekan der Theologi­schen Fakultät „Andrei Şaguna“ Prof. Dr. Constantin Voicu, einige Worte an Herrn Binder, der sich immer aktiv an dem Austausch zwischen den beiden theologischen Instituten aus Hermann­stadt eingesetzt hat Text und Foto: Beatrice UNGAR Der Jubilar und seine Ehefrau. Verein des Diakonischen Werkes gegründet Uermannstadt. — Am 15. Dezember 1991 ist der Verein des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien gegründet und juristisch anerkannt worden. Beitrittsanträge für neue Mitglieder werden beim Sitz des Diakonischen Werkes, in Hermannstadt, Huet-Platz/Piaţa Gri viţei Nr. 1 ange­nommen. Spenden können auf das Kon­to Nr. 45.10.7.63.2. B.C. Sibiu überwie­sen werden. Zusätzliche Auskünfte kön­nen beim Sitz des Diakonischen Wer­kes oder telefonisch unter 924/1 12 08 eingeholt werden. Glückwunsch, meine Herrenl Meinen herzlichsten Glückwunsch richte ich an Sie, zum Neuen Jahr, zu Ihrem leiblichen und finanziel­len Wohlbefinden, vor allem aber, dazu, dass Sie noch da sind! Die Sache ist nämlich die, man wollte uns nicht so recht haben, we­der als Spätaussiedler in Deutsch­land, noch als Oststaat im Europa­rat, und da die Fragen, wer denn geschossen hätte und so noch unbe­antwortet şirul — durften wir erst gar nicht an einen Nato-Beitritt den­ken. Zum Glück, denn, blicken Sie mal nach rechts! Nein, noch weiter nach rechts. So, jetzt ist es richtig, jetzt sehen Sie genau nach Alma Ato. Dort hat Borts Jelzin seinen Verein gegründet und an Gorbatschow tele­grafiert, dessen Planstelle sei redu­ziert worden. Das erinnert mich an ein Gespräch mit einem Bekannten, damals LPG-F*rässes. Als die Rede darauf kam, dass Nikita Krusch­­tschow ausgebootet worden war, hob er den Kopf, bereitete die Arme aus und meinte: „Tja, das ist eben das Schicksal unserergleichen, der Präsidenten!“ Aber das ist noch nicht alles; Jel­zins Russland wül der NATO bei­treten. Keine Frage, die sowjeti­schen Truppen werden aus Ost- Deutschland abgezogen. Dabei erge­ben sich aber zwei Schwierigkeiten. Erstens gibt es keine Sowjetunion mehr, also wissen sie nicht, wohin. Zweitens sind sie, aus demselben Grunde, keine sowjetischen Truppen mehr, ergo gilt für sie kein Vertrag. Aber darüber wird man sich ja schon einigen. Man wird die Trup­pen also jedenfalls abziehen, aber vielleicht nach Nürnberg oder nach Heilbronn, wo auch die übrigen NATO-Truppen stationiert sind. Von den neuen NATO-Mitgliedem, wie Polen und Ungarn, ganz zu schwei­gen. Deshalb sage ich, wir hier haben noch einmal Glück gehabt. Her kommen sie nicht. Glückwunsch, meine Herren! Wolfgang FUCHS Zu Ihrer Information Benzintickets, die von den Autobe­sitzern noch nicht behoben worden sind, werden nun beim Sitz des PEC^-De­pots in Hermannstadt (für Hermann­städter, Heitauer, Agnethler und Auto­besitzer aus der Umgebung) in der Oţe­­larilor-Gasse Nr. 67 und beim Media­scher PECO-Depot (für die Mediascher, Kleinkopischer, Elisa bethstädter und Autobesitzer aus den umliegenden Or­ten) in der Nisipului-Gasse Nr. 1 dien­stags, mittwochs und freitags zwischen 8 und 12 Uhr ausgehändigt. Folgendes Programm hat der Her­mannstädter Eislaufplatz: dienstags, mittwochs, donnerstags und freitags von 10 bis 12 Uhr für Kinder bis zu 15 Jahren, von 18 bis 20 Uhr für Erwach­sene. Samstags und sonntags ist der Eislaufplatz von 10 bis 12 Uhr für Kin­der und von 15 bis 17 bzw. von 18 bis 20 Uhr für Erwachsene geöffnet. Eine Eintrittskarte für Jugendliche bis zu 17 Jahren kostet 25 Lei, für Erwachsene 50 Lei. Montags geschlossen. Bald wird auch der Pfarrer gehen (Fortsetzung von Seite O Schellenberg, vorher war er drei Jah­re in Reussdorf bei Elisabethstadt tä­tig, eine Zeit, an die er sich besonders gerne erinnert. Seine vier Kinder und seine Ehefrau sind nach den Dezem­berereignissen 1989 nach Deutschland ausgewandert. Für den rührigen Pfar­rer war dieses gewiss ein harter Schlag, aber sein Entschluss bleibt fest — noch zu bleiben und seine Christenpflicht an der Gemeinde zu erfüllen. Nun sagt der Pfarrer seine Pflicht sei erfüllt, denn in Schellenberg leben heute nur noch 82 sächsische Bewohner. (Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren es et­wa 900). Der Pfarrer betont, dass Schel­lenberg eine reiche Gemeinde mit viel Ackerland gewesen sei. Nach dem Um­bruch, im Dezember 1989, lebten im Ort noch 526 Sachsen, und ein Jahr später schrumpfte die Zahl auf 96. Heute gibt es im Ort keinen Kirchen­diener und keinen Organisten mehr. Das Läuten hat der Pfarrer selbst übernommen, so lange er noch im Ort ist. Auch der gewesene Kurator Ma­thias Szegedi ist vor kurzem ausgewan­dert, aber die Kirchengemeinde hat einem neuen Kurator gewählt, den 65- jährigen Friedrich Glöckner. Einst gab es im Ort drei kräftige Nachbarschaf­ten — die obere, die mittlere und die untere — nun haben sie sich zu einer einzigen zusammengeschlossen. Wenn nun in Kürze auch Pfarrer Samuel K lamer auswandem wird, soll im Pfarrhaus, die Evangelische Akademie Siebenbürgen einziehen. Zur Zeit be­treut Pfarrer Klamer auch die Kirchen­­gemeinde Burgberg, wo noch 190 Sach­sen wohnen. Zwölf Schellenberger Familien ha­ben sich zu einem Landwirtschaftsver­ein zusammengeschlossen und haben über Frau Bärbel Schöfnagel von der österreichischen Landsmannschaft ei­nen Traktor und andere landwirtschaft­liche Geräte erhalten. Pfarrer Kiamer bedauert, dass der Kirchengrund noch nicht zurückerstattet wurde und dass die Schellenberger Bodenkommission auch sonst nicht gewissenhaft ihre Pflicht getan hat.

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