HUNGARIAN STUDIES 18. No. 1. Nemzetközi Magyar Filológiai Társaság. Akadémiai Kiadó Budapest [2004]

Anna Gács: Was zählt's, vor sich hin murmelt? - Fragen über die Situation und Autorisation in der Prosa von Imre Kertész

WAS ZÄHLT'S, VOR SICH HIN MURMELT? FRAGEN ÜBER DIE SITUATION UND AUTORISATION IN DER PROSA VON IMRE KERTÉSZ ANNA GÁCS Eötvös-Loránd-Universitat, Budapest Ungarn Die Werke von Kertész, seine Texte, die mit sturer Konsequenz am Wesen des Selbstgesprächs, der monologischen Rede festhalten, sind nicht vom Aspekt der Fortsetzbarkeit zu verstehen und ihre Bedeutung ist nicht aus diesem Gesichtspunkt zu beurteilen. Es scheint wichtiger zu sein, die komplexen Fragen seiner Prosa zu beachten, die gleichzeitig die Dilemmata, Paradoxa, Wege und Aporien, die immer zum selben Problemkreis führen, interpretieren und demonstrieren. Nämlich auf Grund welcher literarisch-poetischen Strategien die geschichtlichen Erfahrungen eines Europas des 20. Jahrhunderts interpretiert und vermittelt werden können, die die Vorstellungen der kreativen Persönlichkeit sowohl auf dem Gebiet des gesell­schaftlichen Zusammenlebens als auch auf dem der literarisch-künstlerischen Ge­staltung erschüttert haben. Schlüsselwörter: Rezeptionsgeschichte, Typen von Autorität, Determination, Sub­jektivität, Freiheit, Schicksal Ein Rezensent urteilt, er diskutiert nicht. Doch die Werke von Imre Kertész re­gen die Rezensenten einen nach dem anderen zur Diskussion an, und nicht nur par excellence seine nichtfiktionalen Texte, seine Essays und Vorträge, wo eine kriti­sche Rhetorik eher selbstverständlich ist,1 nicht nur das Galeerentagebuch, das im Grenzbereich von Essay, Dokumentation und Fiktion verfaßt wurde,2 sondern auch jene seiner narrativen Werke, die als Fiktion, als Belletristik zu lesen sind.3 Die Rezeption von Kertész ist auch überdies sehr verwirrend; die ungarische Rezeption zeugt von ziemlich großen Meinungsverschiedenheiten. In den achtzi­ger-neunziger Jahren stellte einer der damals bestimmenden Persönlichkeiten der literarischen Rezension, Zoltán András Bán, mit einer Geste seine Prosa in den Mittelpunkt der zeitgenössischen ungarischen Romanliteratur. Im Band, der seine Rezensionen beinhaltet, stellt er der Studie über den Roman Fiasko ein Motto von János Erdélyi voran: „Der künstlerische Lorbeerkranz kann nie zu spät kommen; den bringt die gerechte Zukunft mit sich; aber daß ein Autor erleben kann, daß ohne ihn zwar Romane existieren würden, doch es keine Romanliteratur gäbe, ist Hungarian Studies 18/1 (2004) 0236-6568/2004/S20.00 © 2004 Akadémiai Kiadó, Budapest

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