Kassa-Eperjesi Értesitő, 1866 (Jahrgang 28, nr. 1-101)

1866-01-13 / nr. 4

Stadtpost. — (Zugverspätung.) Dür die starken Schnee­­verwehungen hat sich Mittwoch der Eisenbahntrain um 4 1/2 Stunden verspätet und ist derselbe statt "211 Uhr Abends um 2 Uhr Früh hier. angelangt. = Gaudium im Schee.) Dieser Tage sahen wir zum ersten Male das Branntweinschankgeschäft auf öffentlichem Platz ausüben und zwar durch einen Israe­­liten, ohne im mindesten von jemanden beanstandet zu werden. Dem unfreiwilligen Wirth war nämlich ein mit Branntwein gefülltes Faß mitten auf der Straße gesprun­­gen, er Inhalt tot in den Schnee und da gab?s des Jubels sein Ende. Im Nu hatte sich ein Kreis von Holz­­badern, Taglöhnern, Zigeunern u. dgl. gesammelt , der gierig mit Händen schöpfte, den Mund unterhielt, um von der guten Gabe ja seinen Tropfen verloren gehen zu lassen. Ein Kutscher, der eben angefahren kam, sprang eilends von seinem Sitze, ließ Pferde und Wagen im Stiche, warf sie der ganzen Länge nam in den Schnee, lebte was zu leden war und rief den Umstehenden zu : Der Doktor hat zu meiner Heilung angeordnet, daß ich mit dem Gesichte den Schnee berühre. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen ! So sang man auch hier zum Lobe des edlen Spenders ein Lied und warf mit Wißeleien um sie, die wir ni<t wiederholen können und wolle. =. = (Benefizvorstellung.) Heute Samstag kom­­men zum Benefize des Finn. Hermine Hajnal die zwei hier gerne gesehenen Operetten : „Das Mädchenpensionat“ und „Die schöne Galathea“ zur Aufführung. — (Herr Baron Paul Luzsenszky) hat einen von Franz Deaf eigenhändig aus Holz geschnigten Apfel seinen Wählern als Andenken an den populären Patrioten übersendet. — (Berichtigung.) Von Seite des Hrn. Ed. v. Szerenyi kommt uns die Berichtigung zu, daß Se. Hochgeb. Hr. Graf Ed. Käro­yi bei der am 8. d. M. stattgehabten Ablegatenwahl nicht mit „allgemeiner Akkla­­mation“, sondern mit einer Mehrheit von 229 Stimmen zum Landtagsdeputirten für den Füzerer Bezirk gewählt wurde. * * Pest, 8. Jänner. Se Eminenz der Primas beantwortete den Neujahrsglückwunsc­h des Magistrats dahin, er wünsche, daß die Nation das Aussöhnungsfest begehen möge, und die Stephansfrone das Haupt unseres ritterlichen Monarchen schmüde. na Wie ans aus Stuhlweißenburg geschrieben wird, ist am 3. d. M. Se. Exzellenz der Herr Bischof Em. Farkas, Dr. der Philosophie , k. k. wirklicher gehei­­mer Rath und Ritter des Leopoldordens, im 78. Lebens­­jahre verschieden. * * Graf Emil Dessewffy ist am 9. v. M. nach einer kurzen Krankheit in Preßburg verschieden. , Neuestes aus der Heimat. * * Eine geschmackvolle ungarische „Kucsma“ ist aus dem Modesalon der Frau Anna Krippel in Pest Ihrer Majestät der Kaiserin zugesch hikt worden. Dieselbe hatte sich des allerhöchsten Beifalls zu erfreuen und wurde von Ihrer Majestät auch behalten. *.* Am 2. d. war in Szegszard Stadtrichterwahl, die nach dem Wunsche des Handwerkerstandes und nicht nach jenem der Bauern ausfiel. Als hierauf die Wahl der Beiräthe vorgenommen wurde, da stellte der Ober­­stuhlrichter an den Wahlkörper den Antrag, einen Israeliten, deren Einwohner beinahe 100 sind, als Beirath zu wählen ; diesem Antrage entgegen einigten figh alle Parteien und ein donnerndes „Nein“ erscholl aus dem Munde aller Wähler. I­gi " " Wie seinerzeit berichtet und gerügt, beging die Stadtobrigkeit in Jaszapathi die Unklugheit, zur Errichtung einer Dampfmühle mit jeds Gängen mitten in der Stadt in unmittelbarer Nähe der Kirche und des Wirthshauses den Konsens zu ertbeb­en. Die Folgen blieben auch nicht aus. Der Dampfsessel erplodirte und fielen hierbei fünf Menschenleben zum Opfer. Als relatives Glü ist zu be­­trachten, daß die Explosion keine anderweitigen Folgen hatte, was allerdings im Bereiche der Möglichkeit war, da die umliegenden Gebäude ziemlich dicht nebeneinander stehen und zumeist mit Rohr gedeckt sind. " " Sicherem Vernehmen nach soll nächstens in Pest eine Zusammenkunft von Repräsentanten der israeli­­tischen Kultusgemeinden des Pest , Pilis und Solter Komitates stattfinden, deren Zwe. die Bildung einer Art von Konsistorium für dieses Komitat ist, welches, ohne die Autonomie der einzelnen Gemeinden im geringsten zu beirren, den Zwe hätte, die Differenzen in Glaubens-, Rechts- und Kompetenzfragen zu behandeln, anstatt sie vor die politischen Behörden kommen zu lassen. Auch in anderen Komitaten wird die Bildung solcher Konsistorien angestrebt. x-z Folgende komische, alle­ ein bischen tragische Geschichte erzählt Hannsjörgel aus Pest. Ein junges Ehepaar, das kurz vor Kathrein geheirathet hat, und noch ganz in den Wonnen der Fromage- Wochen schwelgt, hat einen Ausflug von Wien nach Pest unternommen , aber nach Stunden langem Suchen kein Quartier gefunden. Endlich sagt ein Hotel-Besiger : „Ein ganz kleines Zim­­merl kann in Ihnen gehen , aber es wird etwas feucht sein.“ =­ „Macht nix," sagte der junge Ehemann , „ich und meine Frau lieben uns so heiß, so glühend, daß wir über Nacht das ganze Zimmer austragen.“ — „Gut,“ sagte der Hotelinger, „i< werde nur Einiges hinaustra­­gen lassen, was d­rin steht, dann laß ich noch ein Bett hineinstellen, einheizen und Abends können Sie das Zim­­mer haben.“ — Das Ehepaar hat sich nun die Pester Merkwürdigkeiten angeschaut, wo ihnen die Wiener mit den Astra<zan-Hauben am besten gefallen haben, dann haben's im Speissaal soupirt und sind schlafen gegangen. War es nun die Feuchtigkeit des Zimmers oder die fro­­mage wöchentliche Glut, kurz dem jungen Weiberl ist in der Nacht übel geworden, der Ehemann in Todesschre­­den, greift nam dem Glockenzug neben dem Bett und zieht aus Leibeskräften an. In selbem Augenblic­k ergießt sich ein Wolkenbruch über das Bett, und das un­­gläfliche Paar muß im Hemd , naß bis auf die Haut, figg flüchten. Was wars? Das Zimmer , welches ihnen der Hotelbazg eingeräumt hatte, war das Badezimmer des Hotels. Das Bett war dorthin gestellt worden, wo sonst die Badewanne gestanden ist und der vermeintliche Glo­ Fenzug war der Zug zum Douche-Apparat, der seinen vollen Inhalt auf die jungen Eheleute ausgegossen hat. Heißt man's eine Abfühlung. tt Die Gratulationsdeputation des ungarischen Reichtags wurde von Ihrer Majestät der Kaiserin am 8. d. M. im Spiegelsaale der Hofburg in Wien empfangen. Ihre Majestät empfing die Deputation unter dem Thron­­himmel stehend, umgeben von der Obersthofmeisterin Gräfin Königsegg und von acht ungarischen Palastdamen, erschien in reicher ungarischer Toilette und trug ein weißes, mit Rubinen und Smaragden gesc­hmüctes Kleid. Der Kardinal - Primas war Sprecher der Deputation und sagte in seiner Ansprache, der Entsendung dieser Deputation Welt: Panorama. durch den ungarischen Reichstag war die Absicht zu­m Grunde gelegen, Ihrer Majestät zu zu­ beglühen. Umstände a. h. Ihrem Geburtstage zu hätten jedoch die Vorstellung der Deputation verspätet, und ihre Absicht sei nun, ihre Majestät einzuladen, das Land mit a. h. Ihrem Besuche­­r : Die Kaiserin, während der Rede des als unlösbaren die Wanden erlauchten Gemahle, und heute durch genden Worte­­n. Jenen, herzlichen England als Eminenz Dank Wunsche des Landes entsprechend, ,­an Nation zur Hoftafel geladen 3; nach dieser fand Vorstellung der Deputationsmitglieder statt. tt Die bevorstehende zweite Kaiserreise nach Ungarn wird später, als ursprünglich angegeben wurde, stattfinden. Ihre Majestäten der Neujahrsgeschenk sicherer Stimme Se. geliebten Gemahl, mit ebenso zarten an das Königreich Ungarn ges knüpft hat, war die Wohlfahrt desselben stets der Gegenstand seiner lebhaften Theilnahme. Dieselbe maro noch gesteigert dur; Beweise treuer Anhänglichkeit und herzlicher Huldigung , welche jüngst Angesicht des Landes Meinem rie zu Herzen drin­­Mir gegenüber, einen so begeisterten Ausdrug fanden. Nehmen Sie hiefür Meinen aufrichtigen , innig gefüh­lten und entbieten Sie bis dahin Meinen mir gegönnt sein wird, dem der Seite Meines erlauchten Gemahls in Ihrer Mitte zu erscheinen.“ Großer Enthusiasmus. — Für Abends 6 Uhr wurde die Depu­­tercle mit Kaiser und die Kaiserin begeben sich nämlich erst am 26. 0. von Wien nach Pest. *. Sr. kaiserl. Hoheit dem Kronprinzen Rudolph, welcher feithin vom Kaiser Napoleon das Großkreuz der Ehrenlegion erhalten hat, wurde von der Königin Viktoria von der Hosenbandorden verliehen. 8% ihre­r. Hoheit die durchlauchtigste Frau Erzherzogin Elisabeth Klementine Klotilde Marie Amalie sind, wie die „W. A. P.“ meldet, in Linz in der Nacht vom 6. auf den 7. d. M. von der häutigen Bräune bes­tallen worden und Morgens gegen 5 Uhr dieser Krank­­heit erlegen. Nor am selben Tage begaben sich die Eltern der Verstorbenen, ihre 1. Hoheiten Erzherzog Joseph, und die Frau Erzherzogin Klotilde, von Linz nach Bozen, wo Se­­k. Hoheit der Herr Erzherzog Stephan Höchst ihren Aufenthalt genommen haben. Die kleine erzherzogliche Leiche wird in der erzherzoglichen Familiengruft im königlichen Schlosser von Ofen beigefegt werden. Die Verstorbene war am 18. März 1865 geboren und hat somit das Alter von 9 Monaten und 16 Tagen er­­reicht. „+ Als Beweis, wie groß die Geschäftsstörung bei den Kaufleuten in Wien ist, möge dienen, daß sich derzeit die Zahl der dienstloser Kommis daselbst auf 2500 beläuft. Kaufleute, welche früher 4, auch 5 Gehilfen hat­­ten, behelfen sich jetzt in Mehrzahl mit Einem. *„* Zwei Wienerinnen nach Japan. Der seit einigen Wocen behufs Anknüpfung von Handelsverbindungen in Wien gewesene Kaufmann Kyng-ton-ton aus Japan, ein hübscher junger Mann, lernte bei einem Konzerte im Blumensaale der Gartenbau-Gesellsc­haft Fräulein Mag­­dalena P., die Tochter einer Beamtens-Witwe, kennen, verliebte sie in dieselbe und trug ihr nebst einem fabel­­haften Vermögen Herz und Hand an, wenn sie ihm in sein Vaterland folgen wolle. Das Mädchen willigte ein und ist das junge Brautpaar bereits nach Paris mit der Mutter der Braut abgereist, wo der Uebertritt des Ja­­panesen zum katholischen Glauben und sodann die Trau­­ung des Paares statt­haben wird. „+ Dieser Tage schi>te der Chef eines Wiener Handlungshauses seinen Hausfknecht mit einem fälligen gratuliren , die Primas tief bewegt, antwortete ungarischer Sprache Folgendes : „Seitdem Majestät, Meinen Gruß, und Mich als es mit in freiem Vortrage klarer die Vorsehung die Sie hieher gesendet, auch dur< in -- --­­ + Das 17123 KID OGEHRT GERNGIPEINGERT 27. 4. OJAN | FEDVILLETON. Ein verhängnißvoller Kuß. Humoreske von 3. R. (Wortregung.) „Herr Sie werden mich gleich verstehen, aber dann weh? Ihnen. War meine Tochter hier ? „Io habe nicht das Bergnügen, das Fräulein zu fennen." „So! Sie rennen mein Mädchen nicht, aber geküßt haben Sie sie doch.“ Grund wußte nicht, was er denken sollte. Umsonst beprech­te er, der Hauptmann ließ sich nichts ausreden. Er wurde immer zorniger, hieß Grund einen elenden Verführer, und dieser, zitternd vor dem jeden Augenblic möglichen Zurückommen seiner Frau, verfiel endlich auf den Gedanken, der Hauptmann müsse verrückt und seinen Wärtern entsprungen sein. Er wurde in dieser Idee noch bestärkt, als der Alte ein Paar Pistolen herauszog und Grund aufforderte, sich mit ihm zu schießen. „O ic­h danke, diese Ehre ““" derrecirte Grund. „Wollen Sie figg mit mir schießen? Ja oder nein!“ „Nun, wenn es denn sein muß, nein !“ „Gut, dann werden Sie mein Mädchen heiraten!“ Die Situation des armen Grund war eine äußerst unerquickliche. Dem Narren mußte er nachgeben, sonst war sein Leben in Gefahr, und dom fürchtete er sich nachzu­­geben, denn wenn zufällig seine Frau vom Markte zurüc­­kam, rührte sie der Schlag. Er beschloß, sich auf eine schrie der Alte: „Sie müssen so ich­ge Weise zu entfernen und die Hilfe der Behörde in Anspruc­h zu nehmen. „Beruhigen Sie sich nur," sprach er zu dem herum­­rumorenden Alten, „ich will ja alles thun, was Sie ver­­langen. I< heirate Ihre Tochter, aber das kann doch um's Himmelswillen nicht gleich auf der Stelle ge­­schehen 1" „Warum nicht," gleich :" „I< muß gleich die betreffenden Schritte thun,“ beschichtigte Grund; „und um diese thun zu können, müssen Sie erlauben, daß in mich entferne.“ Die Nachgiebigkeit Grunds besc­hwichtigte den Alten und er wurde gemüthlich. „Sie Teufelőmenídh," sprach er und flopfte Grund auf die Wange, „den man zu seinem GlüFe mit Pistolen zwingen muß. Glülich werden Sie mit meinem Mädchen, denn sie ist s<ön , brav und mit ihrem Zorn wird es nicht so schlimm s­ein, denn Sie jeder Mensch haben ihr gewiß gefallen.“ „Außerordentlich schmeichelhaft , spraM Grund , seelenfroh, daß der Alte in seine Entfernung eingewilligt hatte, nahm seinen Hut und eilte fort, um die Polizei zu holen. Hauptmann Milde machte es sich inzwischen im Buchladen bequem. Sich sein Pfeifchen stopfend, brummte er vor sich hin: „Ein guter Kerl, mein Schwiegersohn, wenn ich nur wüßte, wie er heißt. Doch halt, so erfahre ich es," fuhr er fort, trat auf die Gasse hinaus und­ las die Firma: „Grund, Sodann setzte er sich auf den Divan, strebte gemächlig die Füße aus und sc­hmauche. Kurze Zeit darauf trat die Frau des Buchhändlers herein und blickte verwundert auf den fremden Mann, der sie in ihres Mannes Geschäft gar so häuslich „Was wünschen Sie? fragte Milde, „kommen Sie vielleicht auch um den Kuß?“ „Mein Herr, ich begreife nicht ““" „Sie möchten schon begreifen,“ entgegnete sc­hmun­­zelnd der Alte, „wenn nur mein Schwiegersohn hier !V Der verteufelte Mensc muß ganz prächtig fräs­­en." bodh zu meinem Mann kommen „Sie beleidigen mich, mein Herr, und wenn mein­ Mann. “" „Sie haben einen Mann und kommen hierher,“ fiel ihr Milde zornig in's Wort, „wissen Sie, daß das abscheulich ist!" „Io werde dürfen ?“ „Zu Ihrem Mann können Sie ohne weiteres, aber nicht zu meinem Schwiegersohn.“ „Aber so begreifen Sie do<, mein Herr, ent­­gegnete zornig die junge Frau, „ich bin ja hier zu Hause.“ „„Paperlapapp, wie können Sie hier zu Hause sein, da bin ig zu Hause :" „„Vielleicht im oberen Stowerke.“ „Werden Sie nicht grob, meine Gnädige, in mei­­nem obern Stowwerke sieht es ganz gut aus.“ „Sie verstehen mich nicht, mein Herr “=" „O dog, dog, und darum sage igg Ihnen kurz und gut: Machen Sie, daß Sie fortkommen, denn der Herr, den Sie sagen, ist seit heute mein Schwiegersohn.“ „Der Herr den ich suche,“ entgegnete erblaßt die Frau, „ist seit drei Monaten mein Mann.“ Fortsetzung folgt.­ niedergelassen hatte. „Mein Herr,“ an, fink sie das Gespräch

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