Kassa-Eperjesi Értesitő, 1868 (Jahrgang 30, nr. 1-102)

1868-11-21 / nr. 93

! | . Lokales. — (Deputirtenwahl zum ungarisch israe­­litischen Kongresse.) Während an vielen anderen Orten des Landes bei den Wahlen zum israelitischen Kon­­gresse das orthodoxe Judenthum den Sieg über die, die Intelligenz vertretende Fortschrittspartei errang, — gelang es im Wahlbezirke unserer Stadt am 18. o. M. — troß den gewaltigsten Gegenanstrengungen der orthodoxen Partei — den freisinnigen Kandidaten in der Person des allgemein hoc­hgeschäßten Dr. Medicinae und Gemeindevor­­standes Herrn David Kain aus der Wahlurne her­­vorgehen zu sehen. — Es ist ein großes Armutbezeugniß für die Partheiführer der hiesigen Orthodoxen, daß sie in ihrer Mitte keinen geeigneten Mann fanden, um ihn als Kandidaten der Fortschrittspartei entgegenstellen zu können ; — und daß es ihnen erst nach großen Anstren­­gungen gelang, eine für die hiesige Gegend obskure Per­­sönlichkeit aus Ofen herbeizuholen, der im letzten Augen­­blic mit einem sehr lakonischen, telegrafisch hiehergesende­­ten Programm hervortrat, welches mit religiösen Sclag­­wörtern durchspiet , nicht verfehlte in gewissen Kreisen Proselyten zu machen, da es mit dem strengen Fest­­halten an den Talmud auch den For­tschritt im Auge zu behalten versprach. Die rege Theilnahme, welche ss bei Ausübung ihrer bürgerlichen Pflichten bei unserer hiesigen israelitischen Religionsgenossenschaft kundgab , ist ein erfreuliches Zeichen, umso mehr als dieselbe bei dem erst kürzlich erwachten politischen Bewußtsein den Genuß ihrer bürgerlichen Rechte mit größtmöglichstem Nutzen für ihr Vaterland zu verwerb­en bestrebt sein dürfte.­­­ Der mit einer Majorität von 95 Stimmen gewählte Deputirte Herr Dr. David Kain wurde unter großem Jubel mit Mu­­sik in seine Wohnung geleitet, und auf den Scultern der Menge im Triumphe emporgehoben, wobei es an gelungenen Begrü>wünsc­hungsansprachen und Erwiederungen derselben nicht mangelte. Der ganze Wahlakt erlitt keinerlei excessive Störungen, obwohl es an leidensc­haftlichen Expectorationen der erbitterten Gegner nicht fehlte. — Am 18. Abends war großartiger Fackelzug mit Musik, welcher vor dem Hause des Gefeierten anhielt, — Herr Joach. Fischmann hielt von der Straße aus eine recht gediegene freisinnige Rede, welche vom neugewählten Herrn Deputirten vom Balkone aus eben so frästig als bündig erwiedert wurde. — Das lebhafte Parteigetriebe , welches sich in den letzten Tagen vor der Wahl an allen öffentlichen Orten kundgab, hat durch die beendete Wahl seinen Abschluß gefunden, und die vielen­ Fremden sind zum Theil befriedigt, zum Theil enttäusct wieder in ihre Heimatsorte abgereist. — (Zeugnisse für geprüfte Maschinis­­t­en.) Mittelst Ministerialerlaß, wurde die hiesige Real­­säule mit dem Nechte betraut , über die Fähigkeiten von geprüften Maschinisten Zeugnisse auszustellen. — (Zum Vortheile) des allgemein beliebten Ko­­mikers Herrn A. Bokor kommt heute im hiesigen Theater die äußerst melodienreiche Oper „Lala Mouth" zur Auffüh­­rung. Das in dieser Oper vorkommende Ballet wird von 12 Schülerinnen des Balletmeisters Herrn A. Mayer aus­­geführt. — (Dieb­stahl.) Ein hiesiger Geschäftsmann, wel­­cher sich vergangene Woche nach Sodomär begab, um­ Salz einzukaufen , hat aus der dortigen Salzamtskassa 500 fl. in Banknoten gestohlen. Der Thater wurde bald nach der That ergriffen und sieht­ derselbe seiner Verurtheilung im Saroser Komitatsgefängnisse entgegen. — (Maskenball) Morgen Sonntag findet im Kasinosaale ein Katharinen-Maskenball statt. Sa Mkr Nn Ant A Dee Eg erbe et tenayáttaz teunta Pn esze rn 2 EE EE UG liefen, die Zigeuner ihre Schweine“sich eroberten und einer»­­ der Diebe Nicolae Pojenariu todt am Blake blieb. 7"? In M.­3gen nehmen ward die Lässigkeit der Ortsbehörde, wie man dem Kol. K. schreibt, die Excesse immer mehr überhand. Unlängst wollte ein bekannter Rauf­­bold, Nikola D. , als­ er­trunken nach Hause kam, sein Weib mit der Axt erschlagen. Das Weib rettete sich durch die Flucht, worauf­ der Rasende über seine Tochter herfiel und ihr, mehrere gefährliche Verletzungen beibrachte, der jüngeren Tochter aber, einem noch nicht vierjährigen Kinde, das sich der Schwester annahm, den linken Arm zerschmetterte. égei 4 sog . Neuestes aus der Heimat. * * Im Klemberger Gebirge bei Gölling wurde der­ Wegelagerer wegen ein paar Gulden ein Doppel- Bam­bm­ord verübt. Die Thäter sind bereits in Haft. ** Aus Miskolcz telegraphirt man dem „Hon“, daß der Linkenklub des Borsoder Komitats den aus der Delegation ausgetretenen Mitgliedern der Linken die An­­erkennung für diesen patriotischen Schritt votirte, und daß der genannte Klub die Thatsache des Austritts als ein sicheres Unterpfand dafür betrachte, daß alle Schattirungen der Linken mit vereinten Kräften im Interesse des Bater­­landes wirken werden.­­­­ Am 5. b. M. starb zu Giroda nächst Temesvar die Witiwe Persida Breßtowitz im seltenen Alter von 115 Jahren. Einige Tage vor ihrem Tode noch war sie bei voller Kraft und besorgte ihre häuslichen Geschäfte. Am 5. b. M. fühlte sie ihr Ende herannahen, sie starb bei vollem Bewußtsein und ohne allen Schmerz, so daß sie einige Mor­mente vor ihrem Erlöschen­­ den Umstehenden zurief,“ ihr das Licht einzuhalten.“ *6 Der „Preßb. Ztg.“ wird aus angeblich authen­­tiscer Quelle berichtet : Am Sonntag, von 15. b. M. machten die in Schütt-Sommerein seit Kurzem angesiedel­­ten zwei israelitischen Familien — die ersten daselbst — bei dem Briegespan samte die Vhrzeige, daß sie in ihren Wohnungen in der Nacht vom 14. auf dem 15. durc den Pöbel überrumpelt und angegriffen , nach gewaltsamer Sprengung der Thüren­ und Fenster körperlich grausam mißhandelt wurden, ihr Hab und Gut aber auf die Stra­­ßen geschleppt und zertrümmert wurde. Das Faktum wurde sogleich durch die Meldung des Oberstuhlrichters und des Stadtmagistrates von Sommerein ( amtlic) konstatirt, es wurde eine Kriminal-Untersuchungskommission entsendet und gleichzeitig Militärassistenz requirirt. Die Voruntersuchung durch den Oberstuhlrichter ist im vollen Zuge und zwei der Hauptanstifter sind bereits in das Komitatsgefängnis nach Preßburg eingebracht und ins Verhör genommen worden. t­­ein Tischler in Pest fand, als er ein Stüc Mahagonyholz aneinandersägte, in demselben eine Schlange. Das gefährliche Thier, welches todt zu sein schien, war nur erstarrt gewesen und erwachte bei der Berührung in der Luft.­­ In der Nacht auf den 8. b. M. ereignete sich in NRomoß nächst Broos in Siebenbürgen nachstehender Vorfall. Am oberen Ende dieser Gemeinde, in der Nähe des Waldes wohnt eine Zigeuner-Kolonie von 16 bis 20 Familien. Besenbinden, Holzschnitzerei und Schweinemästung sind deren Haupterwerb. Es gelüstete nun mehreren Strol­­chen aus Romoß, diese armen Zigeuner ihrer Schweine zu berauben. Am 7. Abends versuchten zwei solcher Strolche einem dieser Zigeuner aus seinem seitwärts von seiner Hütte stehenden Schweinstalle ein fettes Schwein zu steh­­len, und hatten dasselbe bereits aus dem Stalle gelassen. Der Zigeuner wurde des Diebstahls gewahr und jagte den flüchtenden Strolchen ihre Beute ab. Nach einigen Stun­­den, um Mitternacht, als die armen Leute schliefen, kamen jedoch dieselben 2 Diebe mit 5 andern zu den Zigeunern, schlichen sich an deren Scheinställe, ließen die Schweine heraus und trieben deren 5 Stü> fort in den Wald Plo­­stina. Die Zigeuner, schon früherher für ähnliche Fälle be­­sorgt, hatten sich langstielige Texte angefertigt, und nach­­dem einer derselben seine Nachbarn wegen des ihm gestoh­­lenen Schweines­­ allarmirte und auch die Uebrigen ihren Scaden wahrnahmen, machten sich etwa 10 Zigeuner mit ihren Streitäxten auf den Weg, und verfolgten im Dünkel der Nacht und bei starkem Negen die Spuren der Schweine bis in den Wald hinein. Hier entspann sich zwischen beiden Parteien eine heftige Schlägerei, welche damit endete, daß die meisten Diebe tüchtig und blutig durt geprügelt davon- In- und ausländische Neuigkeiten. "a Se­tz. Apostolische Majestät hat nachstehendes Beust ! Nachdem es den neuerlich geordneten Verfassungs­­verhältnissen entspricht , daß bei meinen souverainen Akten und insbesondere folgender bei den in v. 'Meinem Namen mit Aus­­wärtigen -Mächten-zu-schließenden«Staatsverträgen- die an­gemessenen Titulaturen und Bezeichnungen angewendet wer­­den, so ist es Mein Wille, daß im Eingang­ vieler Bei­träge, wo, Meine Person als vertragschließender Theil und als Vollmachtgeber aufzuführen in Anwendung komme : Kaiser von Oesterreich,­König­ von Böhmen u. s. w. und­ Apostolischer König trages eine der diplomatischen im weiteren Kontext des­ser­­gefürzte Form gebraucht werden der Ti­­tel : „Kaiser von Oesterreich und Apostoliscer König von Ungarn“ , dann die Bezeichnung : „Se. Majestät der Kai­­ser und König“ oder „Se. f. und k. Apostolische Majestät.“ Ferner haben zur Bezeichnung Meinem Szepter verfassungsmäßig und Länder dem und „Bezeichnungen der Gesammtheit aller unter vereinigten Königreiche die Ausdrück : „Oesterreichisch Ungarische Mo­­narchie“­ und „Oesterreichisc Ungarisches Reich“ alternativ gebraucht zu werden. Sie haben diese Meine Entschließung sowohl im Reichsrathe vertre­­t einem ungarischen eröffnen und das Weitere zu veranlassen, damit die dem abgeänderten Titel entsprechenden Ausdrücke wärtigen Staaten «notifizirt und gleichförmig in­ den staats­­rechtlichen und diplo­mat­ischen Artenftüden 'eingeführt wer­­den. Wien, am 14. November 1868. Franz Joseph mp. Beust m. p. 99102 Oktober I. wurde zum erstenmal seit 300 Jahren ein Israelite und zwar der Chef der hier protokollirten Weinhandlungs- Firma Moritz Fürst, in den Gemeindeverband der Lan­des­­hauptstadt Graz aufgenommen. 2.7 In Wien sind jezt zwanzig religiöse Sekten, welche der geießlichen Anerkennung entgegenharten, näm­­lich: Licht­­freunde, die Jerusalemiten, die Neu Salemiten, die Johannes­­brüder , die Bekenner Christi, der­ neuen Kirche, die Bekenner der neuen cristlichen Lehre, die Apostelbrüder, die Nachfolger die Herrnhuter, die Irvingianer, die Jünger Christi, der und Schwestern in Christi, die Söhne und Töchter des heiligen Geistes, Armenier. Es die fehlen Erleuchteten und eben nicht­ m­ixten nur, wo die Quäcker, Metho­­disten, Babtisten und Mormonen und Oesterreich könnte mit Nordamerika selbst, sind­­ weitverzweigte Kolporteurbanden für falsche Bar­­bierrubeln arretiet worden. Allerhöchste­­. Handschreiben Ministerrath! Fassung zur von Ungarn“, wonach jenen Königreiche und Ministerium zu 7. Man 24“ Der, Die die freien der, Menoniten, erlassen; Lieber Freiherr ist, künftig Mein Titel Uebung anzupassende, möge, namentlich. 3439 - Glas in einem schlechten Zu­­geiner Länder , als Meine Christen , die in Tirol befindet sich schon länger stande, Während den sehr stark geläutet,­­ auf Missionen set schreibt uns aus Graz: Am­ 27. die Nazarener, die Nazaräer, Glorienthurm der Kirche, im Dorfe der Allerseelenprozession, wurden freien einmal vie und die ab­­in den aus­­Denker, in religiöser. Beziehung konkurriren. *+ In den galizischen Grenzorten „lösten sich die Brü­' die Glo­­mehrere in Lemberg j­­ Eine vornehme Ehe. Novelle von Ignaz Kugel, (Fortsetzung:) gy Als Henriette mit diesen Worten geendet, kniete sie vor ihre Schwiegermutter und bedeute deren Hände mit heißen Küssen. „Segen über euren Bund“, sprach die alte Dame gerührt und die Thränen trennend, die die hinreißende Schlderung Henriettens ihren Augen entlodt. „Von unseren Erlebnissen weiß ich nur so viel ; doch wodur< Edmund so sehr und so sonelt sich veränderte, dem konnte ich bis heute noch nicht auf die Spur kommen.“ „Dies werden wir schon von deinem Gatten erfahren, der eben jetzt kommt," Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, als die Thür sich öffnete und Edmund hereintrat. Henriettens Lippen entfuhr ein Freudenschrei, in einem Augenblie hing sie am Halse ihres Gatten, den sie mit ihren Armen fest umschloß. Edmund drückte mit der Nechten die Gattin ans Herz, während er den Knaben mit der Linken an sich zog. Auf seinem Gesichte spiegelte sich der Abglanz eines überirdi­­schen Entzügens. Als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen, so groß war die gegenseitige Freude und doch hatte seine Abwesen­­heit kaum drei Stunden gedauert. Das gegenseitige Glüh war so groß, daß jeder, der es sah sich selbst glühlich fühlen mußte.­­ „Du kommst eben zu rechter Zeit," begann die alte Dame das Gespräch. LOILLENSON. „Befiehlt meine geliebte Mutter etwas ?" „Io befehle nichts, da du vielleicht unsere Neugierde befriedigen wirst, auch wenn ich nur frage." Auch ich, und der kleine Edmund "auch.“ „O, meine Lieben, was könnte ich euch verweigern ?" „Henriette erzählte mir so eben die glückliche Wen­dung in eurer Ehe, die Wiedergeburt deiner Liebe und ihrer Gegenliebe und die Geschichte der Entwicklung derselben.“ „Do< den Schlüssel dieser Geschichte konnte ich unserer Mutter nicht in die Hand geben ," ergänzte Henriette.­­ „13<Y verstehe dich nicht, mein Engel," sagte Edmund, Das Ganze besteht in dem, daß weder Henriette noc ich wissen, welche wichtigen Ereignisse den einst so gleichgiltigen Gatten bekehrten." „Behaupte dann nur jemand, daß es auch nur eine einzige Frau gebe, die nicht neugierig sei, nachdem selbst meine Mutter es ist." „O meine Geliebte, iM ahne deine Absicht, doch mit Ausflüchten wirst du heute nicht siegen," sagte Henriette, ihren Gatten zärtlich küssend, „d­rum schnell gebeichtet." „Dies ist jedenfalls ein so heiliges Geheimniß, meine geliebte Henriette, daß es außer Gott und mir Niemand rennt." „Doch jetzt wirst du es uns mittheilen ?" „I<hsy war ard­ nicht gesonnen es ewig zu hüten. „Gar kein aber aber, nur heraus mit der Sprache." Henriette", trug Edmund, und seine Miene wurde ernst, „sprich , meine Henriette, hältst du deine Liebe zu mir für fest genug ?" „Für unvergänzlich, für ewig “­ " „So sei es denn, da auf mich nur das­ Grab von dir trennen kann.“ „Mein süßes Alles “ * „Aber höre , meine Mutter, um den Schlüssel des Geheimnisses in eure Hände geben zu können, bedarf­ ich eines­ Gegenstandes, der in deinem­ Besitze ist." „In meinem Besiße ?, und was ist dies 2“ „Dein Tagebuch !" „In mein Engel bring es her = " Die se öne Frau erröthete und schien sehr über­­ras<t , do< schnell entschlossen, gewann sie ihre Ruhe wieder, lief hinaus, jedoch nicht, ohne vorher ihren Gatten eines Kusses beraubt zu haben.­­ „Hier ist es, mein lieber Edmund," sprach sie, schnell zurüc gekehrt. ( JENEN? ) Schlage auf, meine Liebe, den. 22. Jänner 1856." „Hier ist es == "­­ „Lies !' ( „Vor einer Stunde verließ mich Art . . . ", begann sie zu lesen, sprach jedoch i das fette Wort nicht mehr aus, „Edmund, was verlängst du?" sprach­ sie, ihr Tagebuch schließend und vor ihren Gatten hinknieend, verbarg sie“ den s<önen Kopf schluchzend in seinem Schooße, „Drolliges Kind, warum fährst du nicht“ fort? Lese nur weiter und küsse die Worte, denn ihnen verdanken wir unser seßiges Glüc." Ia 5 : „Nein, nein, ich kann's­ nicht lesen, Edmund !“ „So­­ möge­n denn unsere, Mutter lesen,, wir kennen ohnedies dessen Zuhalt/“ sprach Edmund, die, Gattin zu figg erhebend und an sein Herz brüdend. (Fortseßung folgt.) Rs : ! a

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