Kaschauer Zeitung, Januar-März 1876 (Jahrgang 38, nr. 1-38)

1876-01-29 / nr. 13

­ XXXVIII. Jahrgang 1876. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Megjelen Samstag, minden kedden, csötörtökön és szom­­baton. Unfrankirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücksichtigt. Lokalblatt für Volks-, Haus- u. Landwirthschaft, Industrie u. geselliges Leben. (KASSA-EPERIESI ERTESITO). in den Annoncen»Expeditionen von Saafenstein West und Wien; & Bogler in ferner bei A. Oppelik, Rudolf Moste und Hebr. Korabek in Wien, sowie bei G. £. Paube­r Comp. in Frankfurt a. M. und deren General-Agenturen. Kalchauer Z­eitung. Kundschaftsblatt für Kaschau und Eperies, Inseraten-Annalene Brämumerations-Bedingnisse auf die „Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen-Beilage): Ben 882g iM Zeh: § 5 50 3 |­u lin = [22 ss " Bei Inseraten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. „ [73­9 [23 Redactions- und Szxpeditions-Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. 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Für Neueintretende bemerken wir, daß die ausführ­­lichen Pränumerations - Bedingnisse oben am Titelkopfe der „Kaschauer Zeitung“ ersichtlich sind. Die Adresse ist ganz kurz zu richten: An die Administration der „Kaschauer Zeitung“ in Kasc­hau, Hauptgasse Nr. 60. . , Nr. 18. Kaschau, Samstag 29. Jänner, Jaidan, 28. Jänner. Das Abgeordnetenhaus hat den Gesetzentwurf über „die Modification des Disciplinar-Verfahrens gegen Municipal- Beamte“ in dritter Lesung angenommen. Es folgt nun Generaldebatte über die Modification des Gemeindegesetes, die Im Oberhause begann die Generaldebatte über den Gesetzentwurf, betreffs Einlösung von 20 bis 22 Millionen Scarbons. Die Dreier-Commission empfahl die Vorlage. Finanzminister Széll erörterte kurz den Zweg des Gesetzes. Graf Johann Cziraky sprach dafür. Der Gesetzentwurf wurde in der General- und Specialdebatte angenommen.­­ Die zollpolitischen Verhandlungen der beiden Regierungen von Oesterreich und Ungarn werden nach übereinstimmenden Meldungen in der Mitte des Februar in Wien fortgesetzt werden.­­ — Die ungarische Bankfrage betreffend, wird gemeldet, daß die Chancen der „österreichischen Nationalbank“, bei Gründung der ungarischen Bank sich dennoch günstig gestalten, trug dem es der ungarischen Regierung an Offerten, zumal seitens hervorragender französischen Geldkräfte nicht fehlt. — Weder die Chancen der Parteien bei den franzö­­sischen Senatorial-Wahlen läßt sich noch immer nichts Bestimmtes sagen. Beide Parteien führen lange Reihen von Ziffern an, die beweisen sollen, daß die Majorität ihnen ge­­sichert sei. Herrn Buffet betreffend, versichert die eine Partei seine Niederlage in den Vogesen stehe außer Zweifel, während die Regierungsblätter behaupten , ein glänzender Sieg des Mi­­nisters sei gewiß. In Paris und Lyon steht zu befürchten, daß nicht nur republikanische, sondern socialistische Candidaten gewählt werden. Gambetta gibt sich große Mühe, die Unver­­söhnlichen zu bekehren, bisher jedoch ohne Erfolg. Seine lette Rede hat auf die gemäßigten Kreise viel mehr gewirkt als auf die Arbeiter. Die Bonapartisten ihrerseits unterfrügen im Geheimen die Socialisten, um die Republikaner zu compromiss­siren. Gegen den Herzog von Décazey, der einen der ihren als Abgeordneten-Candidat bekämpft, drohen sie „compromitt­­tirende Papiere“ zu veröffentlichen, was wohl nichts als ein schlechtes Wahlmanöver sein wird. — Nach einer vom 21. Jänner datirten Mittheilung der „P. C.“ macht sich auch eine günstigere Stimmung für in türkischen Negierungstreifen die österreichisc­h-ungaris­­chen Reform-B Vorscläge geltend. Die Pforte hat noch keine offizielle Mittheilung von der Note des Grafen Andrássy erhalten. Durch Vermittlung ihres Berliner Bot­­schafters Aristarchi Bey ist ihr jedoch der Inhalt der Note bereits bekannt. Zu wiederholten Malen fanden schon Minister­­raths-Sitzungen statt, um über die einzunehmende Haltung schlüssig zu werden. Wie verlautet, wäre der Regierung die Ge­­legenheit denn doch nicht unwillkommen, um aus der Sadgasse, in die sie sich verrannte, wieder mit heiler Haut herauszukom­­men. Wenngleich die gegenwärtigen Mitglieder der Regierung noch das tiefste Schweigen beobachten, so gibt es doch der Ex- Minister genug, denen es ein Leichtes ist, zu jeder Zeit die Regierungs-Geheimnisse zu erfahren. Mehrere dieser Persönlich­­keiten machen kein Hehl aus ihrer Ueberzeugung, daß die Note sich einer günstigen Aufnahme erfreuen dürfte. — Aus Belgrad kommen fortwährend neue Nachrich­­ten über Kriegs-, Revolutions- und Staatsstreichs-Pläne. Ein Correspondent der „PB. C.“ schildert die augenblickliche Lage in Serbien folgendermaßen : Der Behauptung, daß wir uns zur Zeit hier im Zustand einer latenten Revolution befinden, kann gewiß m­it der Vorwurf der Uebertreibung oder Entstellung der thatsächlichen Verhältnisse entgegengestellt werden. Die Actions- Partei der Radicalen hat seit mehreren Wochen ganz entschie­­den die Oberhand gewonnen. In Folge dessen stehen die Dinge in Wirklichkeit so, daß dem armen Fürsten Milan, welcher aus mehr als einem Grunde die Achtung und Sympathie der civi­­lisirten Welt verdient, die Situation nachgerade über den Kopf gewachsen ist. Was er gegenüber diesen Verhältnissen, welche die Sicherheit seines Thrones sehr fraglich machen, zu beginnen ent­­schlossen ist, weiß in diesem Augenblik Niemand. Die Conservativen, welche sehr wohl wissen, daß ein Thronwechsel gleichbedeutend mit einer Landeskatastrophe wäre, rathen zu einer Verfassungsänderung. Selbst Ristics, der Begründer der jetzigen politischen Aera, schredt von den Früchten seiner Schöpfung zusammen und nähert figh den Conservativen, melde die Erkenntniß vertreten, daß Serbien bei den jetzigen Institutionen nicht länger als monar­­chisc­hes Staatsgebilde fortvegeh­­en könne. Was wüßt aber die Uebereinstimmung in dieser Erkennt­­niß, wenn Niemand Rath zu schaffen weiß, wie es anzufangen wäre, um aus diesem Chaos mit heiler Haut herauszukommen. Niemand hat den Muth, dem Fürsten eine rettende That an­­zurathen. Niemand weiß, wie eine solche in Scene zu setzen wäre, und Alles dies, weil die Elemente, deren man dazu be­­darf, auch nicht die entfernteste Gewähr für einen glücklichen Erfolg bieten. Mit einem Worte :­ auf die bewaffnete Macht ist mit Ausnahme einiger höheren Officiere nicht zu rechnen. Dies bildet auf den Grund, daß die conservativen Elemente unter den Staatsmännern sich scheuen, eventuell die Erbschaft des jetzigen Ministeriums Kaljevics anzutreten. Man nennt abwechselnd den serbischen Agenten Zukics in Wien und den Senatspräsidenten Zenics als Diejenigen, welche der gefahr­­vollen Situation gewachsen wären. Beide scheinen aber hier­­über anderer Meinung zu sein, indem sie wenig Lust verrathen sollen, sich der Mission zu unterziehen, Ordnung in Serbien zu schaffen. Während aber so vergeblich nach rettenden Händen und Thaten geseufzt wird, rumort es in allen Eingeweiden des fürchterlich aufgewühlten Landes fort, und tritt die Revolutions­­und Kriegspartei täglich unverschämter auf. Sie droht dem Fürsten ganz offen, auch ohne ihn demnächst zur Action über­­zugehen. Sie hat sich mit den verwandten Elementen in Ru­­mänien in unmittelbaren Contact gefegt und man sieht von dort permanent Sendlinge kommen und gehen.­­ Wie man hier aus Cetinje wissen will, soll dort der Besuch des neuernannten Vali der Herzegovina, Ali Pascha, angesagt sein. Letzterer soll mit einem Specialauftrage des Sultans an den Fürsten von Montenegro betraut sein. — Eine Depesche des türkischen Consuls aus Ragusa vom 21. b. meldet, daß zwischen der behufs Recognoscirung ausgefallenen Garnison von Trebinje und den Insurgenten am 18. und 19. d. heftige Kämpfe stattgefunden, wobei die Insurgenten geschlagen wurden und sich zurüczogen der Insurgentenchef Bacevic wurde getödtet. — Ein Aufruf circulirt unter den Aufständischen, nun­­mehr mit aller Macht zu operiren, da die Stunde der Erlö­­sung bald schlagen werde. Die Chefs hatten eine Unterredung mit einem montenegrinischen Serdar in Betreff der Note des Grafen Andrássy, da man in Bälde die Aufforderung erwartet, die Waffen zu streben. Es wurde beschlossen, dieser eventuellen Aufforderung­ in keinem Falle Folge zu leisten. Die Pa­­rolle zu dieser Haltung kam direct von Cettinje. 5. W. Bortgen Sonntag wurde in Béla unter der Leitung des betreffenden Lehrers, Hermann Mayer, in der höheren Mädchenclasse ein Kindertheater zur Aufführung gebracht. Der Stoff hiezu war natürlich Dingen und Verhältnissen ent­­nommen, die den Gesichtspreis und die Vorstellung des Kindes nicht überschritten. Außer einigen für die Sache sich interessi­­renden Frauen, wurde das Zuschauerpublikum nur wieder aus Kindern und größtent­eils Schülerinen der genannten Classe gebildet. Für die Spielenden und für das kleine Publikum ge­­währte die Aufführung ein erwünschtes Vergnügen und aus dem ganz geringen Entrée ergab sich auch noch ein Betrag, der zur Anschaffung von geeigneten Kindertheater-Stücken, also eigentl­ich zur Vermehrung der­­ Volksschulbibliothek verwendet werden soll. theater Diese Aufführung veranlaßt mich überhaupt das Kinder­­in Erwägung zu ziehen und darüber einige anregende Gedanken zu entwickeln. Unter den Prädagogen war immer eine offene. Es gibt ist die Frage des Kindertheaters Manche, die das Kindertheater « Atelier Kindertheater und Volksschul­­bibliotheken, vom erzieheristen Standpunkte noch immer nicht empfehlens­­werth finden. Die Gründe, die gegen dieses Institut geltend gemacht werden, resumiren wir in Folgendem. „Die Kinder werden“ — heißt es — „durch das Theaterspielen aus ihrer Sphäre hinausgerissen, in Rollen der Erwachsenen hineinversetz, was jenem altklugen und vorwigigen Gebahren Vorschub leistet, das die Kinder so unfindlich und unbeliebt macht. Außerdem sind theatralische Aufführungen ein sicheres Beförderungsmittel des Ehrgeizes, der Selbst- und Gefallsucht”. Die Gründe gelten wohl nicht so sehr dem Gebrauchh als vielmehr dem Mißbrauch des Kindertheaters, der von Niemandem gebilligt, von Allen aber bei Vor- und Umsicht vermieden werden kann. Trifftiger erscheinen die Beweggründe, die für das Kinder­­theater unter geeigneten Umständen bei kundiger Leitung, ins Feld geführt werden können. Durch das Kindertheater darf nicht das Kind aus seiner Sphäre hinausgerissen, es soll vielmehr in derselben so recht erhalten werden, wählt man do< nur Stoffe, die kindliche Eigenschaften schildern, Characterzüge der Kinderwelt zeichnen und die entsprechenden derselben im günstigen, das Gegen­­theil im ungünstigen Lichte darstellen, was jedenfalls vom pädagogisten Werthe für das Kind ist, indem es das Löwliche in empfehlenswerthen, das Tadelnswerthe in abstoßenden Farben entweder als Spieler selbst darstellt, oder als Zuschauer duch seine Mitschüler vorgetragen sieht. Nicht gering anzuschlagen ist auch die richtige Aussprache, Betonung und Mimik, die durch gut geleitete Declamation im Spiele bedeutend ge­­fördert werden können. Das öffentliche Auftreten der Kinder vor Lehrern, Mitschülern und einigen Bekannten, will uns auch eher als ein Vor- als Nahtheil des Kindertheaters er­­scheinen, indem das Kind hier seine allzugroße Befangenheit und unnatürliche Schüchternheit abstreifen und ein unbefange­­nes und kühneres Wesen innerhalb der Grenzen der Kindlich­­keit annehmen lernt. Außerdem sind ja unsere Unterrichtsstun­­den vor dem Lehrer, den Schülern, oft einigen Schulraths­­mitgliedern und nur vollends unsere Prüfungen auch öffentlich, ohne daß jemand gerade gegen eine solche DOeffentlichkeit Bes­cenken getragen hätte, warum sollte sie nur im Kindertheater ihre Steine des Anstoßes haben ? Ein nicht unwesentlicher Grund für das Kindertheater liegt auch noch in dem kleinen materiellen Ertrage, der zu Gunsten der Volksschulbibliothek verwendet werden kann. Wiewohl letztere ein sehr wesentlicher Factor in jenem Grade der Bildung ist, welche die Volksschule vermitteln will, geht es doch mit diesen Bibliotheken bei uns nicht recht vorwärts und fehlen diese noch in den meisten Gemeinden. Manche Anstrengungen wurden zwar von verschiedenen Seiten schon gemacht zur Errichtung von Volksschulbibliotheken, doch meistens ohne erwünschten Erfolg. Die Regierung machte auf diesen Gegenstand aufmerksam, spendete auch zu diesem Zweckk hie und da einige Suimmen. Mehrere Comitatsschulräthe empfahlen den Gemeinden diese Sache, und baten auch einige Gulden dafür Alles meistens in das Gemeindebudget aufzunehmen. Doch blieb bei dem Alten und in welch’ erschreiender Weise, darüber belehren uns folgende Zahlen : In der Landeshauptstadt Budapest waren zu Anfang des vergangenen Jahres 51 Gemeinde-Mutterschulen und auf diese entfielen nur 8 Volksschulbibliotheken. Welche traurige Schlüsse erlaubt erst dieses ungünstige Verhältniß für die Provinz, wo diese Bibliotheken zu den weißen Raben zählen, dagegen aber die verderblichste Tractätchen- Literatur immer mehr Ausdehnung gewinnt.­­ Andere Staaten lassen uns auc­h in dieser Beziehung weit, sehr weit zurück. Das kleine Belgien hat 100, die Schweiz 1629, Frankreich 12.000 Volksschulbibliotheken, nicht zu erwähnen die im Volksschulwesen fortgeschrittensten Länder Sch­weden und Nordamerika, wo­von längst duch ein Gesetz die Gemeinden verpflichtet sind, Volks­­schulbibliotheken zu errichten. Unter solchen Umständen wird es jeder Freund der Boltsschule und der durch sie zu verbreitenden Volksaufklärung für seine Pflicht erachten, für Mittel zu sorgen, daß auch hier­­zulande die Schulbibliotheken eingebürgert und heimisch werden. Ein nicht zu verwerfendes Mittel zu diesem Zwecke finden wir gewiß auch in dem Eintrag des Kindertheaters, das wir eine gangs empfahlen, ő

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