Kaschauer Zeitung, April-Juni 1876 (Jahrgang 38, nr. 39-75)

1876-04-08 / nr. 42

­ Kaschau, Samstag 8. Apri­lXXVIII. Jahrgang 1876. (KASSA-EPERIESI ERTESITÖ). Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Megjelen Samstag. minden kedden, osötörtökön és szom­­baton, Unfrankirte Briefe an die Redaktion werden nicht angenommen. Annonyme Briefe werden nicht berücksichtigt. P­ränumerations-Bedingnisse auf die „„Kaschauer Zeitung“ allein (ohne Wochen:Beilage): mit Postversendung 6 fl. — kr. ö. W. 3. == 4,19% 1 iK.­­00:tr4:45 Bei Inseraten wird die fünfmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. Ganzjährig für Kaschau: 5 fl. -- kr. Halbjährig , 4­2 fl. 50 fr. vierteljährig ,, FF 1 fl..25.fl. " " " " Nr. 42. Redactions- und S­peditions-DBurean Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Pränumeration, Inserate und Einschal­­tungen im „Offenen Sprechsaal“ werden daselbst übernommen; ferner nehmen auch alle Postanstal­­ten und Buchhandlungen Pränumeration an. — Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestell, auf die ,„Kaschauer Zeitung“ und das ,„Uustr. 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M. eingetretenen Hinscheiden un­­seres geistlichen Oberhirten gebracht, und beeilen uns jeht, unsern Lesern einige Nachrichten über das Leben und Wirken des allverehrten Mannes mitzutheilen. Am 2. März 1819 zu Csertsß im Zempliner Comitat geboren, absolvirte der Bereinigte seine Gymnasial - Studien in Ungvar, alswo dessen Vater, Adam Perger, der früher als Officier in der k. k. Armee gedient hatte, zu jener Zeit beim damaligen Dreißigstamte als Beamter angestellt war. — Seine philosophischen und theologischen Studien beendete Perger in der Erlauer Erzdiöcese und trat auch daselbst in den geistlichen Stand. Im Jahre 1842 als Caplan nach Nagy- Kálló verlegt, lenkte er als Gerichtstafelbeifiger durch seine gediegenen Ansichten und seine ausgezeichnete Rednergabe in den Komitatzeigungen die allgemeine Aufmerksamkeit“ auf sich, nicht minder durch seine literarische Thätigkeit in religiös8-politischen Artikeln, welche in der "Religio és nevelés" erschienen sind. Nach ungefähr 1*­­ Jahren nach Erlau als Studienpräfekt für das Seminar berufen, hatte er daselbst auch ein halbes Jahr als Professor aus dem Jus canonicum supplirt. Im Jahre 1845 wurde Johann Perger zum Pfarrer in Nyiregy­­háza ernannt, wo ihm alsbald die Würde eines Distric­­tual-, später des Erzdechanten verliehen wurde. Besondere Thätigkeit entwicklte er, als ihm die Aufsicht bei Kirchenbauten zugewiesen wurde und er erhielt zur selben Zeitperiode sogar einigermaßen bischöfliche Vollmachten, z. B. das Recht Heiraths­­dispense zu verleihen u.­­. w. — 1859 zum Erlauer Canonicus er­­hoben, wirkte er durch volle 9 Jahre in dieser Eigenschaft, wie auch eine längere Zeit als Decanus der Oeconomie äußerst verdienstvoll. Am 10. Jänner 1868 wurde er zum Bischof von Kaskau ernannt und hier am 28. Juni in dieser hohen Würde confeciert.­­ Am Vaticaner Concil hatte er sich, wie die meisten ungarischen Bischöfe, der Opposition angeschlossen, später jedoch unterwarf er sich den Beschlüssen des Conciliums. Bei dem Autonomie-Congresse in Budapest zeichnete er sich durc eine gediegene, geistvolle Rede aus, welche vom österreichischen Klerus, wie auch von den Polen, mit welchen er sympathisirte, freudig begrüßt wurde. — Beim Antritte seines Bisthums er­­wirkte er vorerst eine Aufbesserung der Dotation für das Lehrer­­seminar und steuerte selbst jährlich 500 fl. dazu bei. Im Ver­eich mit der Frau Fürstin Caroline Schwarzenberg-Bregenheim gründete er das Mädchen-Erziehungs-Institut in S.­A.Ujhely und hat dazu in Baarem 15.000 fl. beigetragen, während die Frau Fürstin für das Uebrige sorgte. — Einen Betrag von 5000 fl. widmete er bei seinen Lebzeiten dem Priester- Pensionsfonde und 5000 fl. zur Aufbesserung des Canonicats, sodann wurde das Haus in der weißen Gasse angekauft. — Zur Gründung eines Pensionsfondes für Organisten-Lehrer spendete er 2000 fl., die bis jetzt noch nicht in Verwendung gelangten ; ferner widmete er geringere Summen für die Schulen in Felis-Gagy, Rozgony u. s.w. — Eine große Stiftung für Diöcesan-, Unterrichts- und Wohlthätigkeits- Zwece übergab er in Capitalien von sehr nahmhafter Größe der Administration des Domcapitels. Diese Stiftung kann jedoch nach besonderer Anordnung des edlen Gründers erst nach einigen Jahren in Wirksamkeit treten. Den Kasc­hauer Armen war seine milde Hand nie verschlossen. Ohne seinen Wohlthätigkeitssinn zur Schau zu tragen, half er, wo er konnte. Zahlreiche hilflose und verschämte Arme werden in ihm ihren zweiten Vater vermissen und ihm ein segnendes Andenken bewahren. Dem feierlichen Leichenbegängnisse, welches Dienstag am 11. b. M. um 8 Uhr Früh stattfindet, werden der hochwür­­dige Erzbischof Samassa aus Erlau, wie aug der Klerus unserer Diöcese und andere hohe, geistliche Würden­­träger beiwohnen. Die entseelte, einbalsamirte, irdische Hülle des Dahingeschiedenen wird in der Gruft der Domcathedrale zu Sct. Elisabeth beigesetzt. Kaschau, 7. April. Es sollen abermals Differenzen in der Zollfrage zwischen den verhandelnden Ministern bestehen und hat man beschlossen, zunächst eine Expertise über Woll- und Baum­­wollwaaren zu veranstalten. Zu diesem Zweckk wurden vier Fachmänner aus Budapest und zwar die Herren Max Ritter von Brüll, Samuel Deutsch, 3. Messinger und W. Pollak nach Wien berufen. Es soll sich bei dieser Expertise insbesondere darum handeln, zu constatiren, welche Sorten Schafwol- und Baumwollwaaren in Ungarn hauptsächlich consumirt, aus welchen Quellen dieselben vorwiegend bezogen werden, wie sich die Preise derselben stellen und in welchem Verhältnisse diese Preise einerseits zu den Erzeugungskosten, andererseits zu den derzeit geltenden Zollsäten stehen. Wir sind durch diese Nachricht hö<st eigenthümlich berührt. Wir begreifen zunächst nicht, wie diese Differenzen erst im gegenwärtigen Stadium der Verhandlungen auftauchen­­ konnten. Seit fast einem Jahre wird die Zoll- und Handelsvertragsfrage in den öffentlichen Blättern diesseits und jenseits der Leitha discutirt, der verstorbene Unterstaatssecretär Eduard Horn wurde wegen der Vorarbeiten zu diesen Verhandlungen eigens in das Handelsministerium berufen, Sachverständige wurden vernom­­men, die officiösen Blätter konnten uns nicht genug erzählen von den ausführlichen Vorbereitungen, gründlichen Vorstudien, umfassenden Vorarbeiten und nun, wo endlich die definitiven Verhandlungen beginnen sollen, steht man nur bei „Vor­­fragen“, die längst erledigt sein sollten und müßten. Denn alle jene Fragen, über welche, wie oben erwähnt, die Experten vernommen werden, sind Vorfragen, welche längst durch genaue statistische Arbeiten beantwortet werden konnten. — Es flößt uns dieses Vorgehen der Regierung wenig Vertrauen zu dem Gelingen der Ausgleichs-Verhandlungen überhaupt ein. Wir hätten erwartet, daß man mit festem, wohlgegliederten Plan, mit ausreichendem Material in Wien auftreten werde und nun scheint es an Allem zu fehlen. Wir sind überhaupt der Ansicht, daß erst die Prinzipienfragen entschieden sein müßten, bevor man in die Details eingeht. Die Berathung der Detail­­fragen vor den Principienfragen präjudieirt ja dieselben und liegt nur im österreichischen Interesse. — Zunächst müßte doch entschieden sein, ob die uns von Oesterreich angebotenen Gegenconcessionen so groß sind, daß wir noch im gemeinsamen Zollgebiet bleiben können, dann erst kann man die Tariffragen discutiren. — In dem unter Vorsitz des Grafen Andrássy am 5. b. abgehaltenen Ministerrathe wurde auch das Heeres-Budget insoweit erledigt, daß die endgültige Feststellung in einem dem­­nächst unter Vorsit­zr. Majestät abzuhaltenden Ministerrathe voraussichtlich ohne Erhöhung im Verhältnisse zu dem im vo­­rigen Jahre bewilligten Budget erfolgen dürfte. Die Angele­­genheit der zur Unterstüzung der bosnischen Flüchtlinge ver­­ausgabten Beträge wurde nicht berathen, da züglichen Rechnungen nicht vollständig vorliegen, die hierauf be­­i Am Charsamstag Früh wird in der Wiener Salz­­griescaserne über den pflichtvergessenen Jäger-Oberlieutenant Baron v. Ertel, den bekannten Militärplan-Verkäufer, das Kriegsgericht abgehalten. Dasselbe besteht aus einem Stabs­­offizier als Präses, zwei Hauptleuten, zwei Oberlieutenants, zwei Lieutenants, zwei Feldwebels, zwei Corporalen, zwei Gefreiten und zwei Gemeinen, welche über die Anklage, die auf das Verbrechen des Hocverrathes und Betruges lautet, zu entscheiden haben werden. — Aus Agram wird gemeldet: Wie verlautet, ist der ganze Bihacser Bezirk, der sich bisher passiv verhielt, unter den Rufen: „Es lebe der Kaiser von Oesterreich !" aufgestan­­den; auch Mohamedaner haben sich dem Aufstande angeschlossen. Die Aufständischen haben bei 200 Häuser niedergebrannt. “ Der Infurgentenführer Golub insurgirte nach der Türkenniederlage bei Unna ganz Grahovo ; 2000 Waffenfähige und 600 Flüchtlinge sind in Knin angelangt. Der Aufstand ist also im Wachsen, der lezte Friedensversuch im Scheitern. Die Situation im Oriente gestaltet sich mit jedem Tage ernster. — Sämmtliche Ortschaften im Bezirk Maidan und der Umgegend haben sich am 31. März erhoben und dem Aufstande angeschlossen. — Die Aufständisc­hen in der Suttorina haben folgende Friedens-Bedingungen festgestellt : Abzug der türkischen Truppen aus der Herzegovina; die Pforte wird bere­pflichtet, für ein Jahr Getreide und das zur Erbauung der Häuser nöthige Geld zu geben ; die Aufständischen behalten ihre Waffen ; die Großmächte garantiren die Erfüllung dieser Be­­dingungen von beiden Seiten.« Die vaterländische Industrie im Zeitalter 0. Franz Näs6ezy IL­ reßburger Toldyverein ie socialen, culturellen unter dem Regime * Rolloman Thaly hat im einen sehr interessanten Vortrag „über und Kunstverhältnisse unseres Vaterlande des Fürsten Franz Ráköczy II." gehalten.­­ Es wird interessant sein, einige auf damaligen Ge­werbeverhältnisse bezügliche Details dieser Vorlesung zu ver­neine. Eh 74 Der verdienstvolle Geschichtsforscher beschäftigte sich be­­sonders eingehend mit den Montanverhältnissen der damaligen Zeit, mit der Kupferindustrie, welche Baron Johann Hellen­­bachh, der später zum plenipotenten Berggrafen ernannt wurde, auf eine hohe Stufe der Entwicklung gebracht hatte. Allein die Blüthezeit der Metallindustrie konnte nicht lange dauern, denn als man im Herbste nach dem Trencsener Kampfe die Bergstädte gegen den Andrang der kaiserlichen Trup­­pen nicht länger vert­eivigen konnte, da ließ Hellenbac seine selbsterfundenen Hebemaschinen zerstören, so daß das Wasser die Stollen vollkommen erfüllte. Die Kaiserlichen mögen keinen Nutzen aus den Gruben ziehen. Und die Maschinen Hellenbach's konnten in der That von keinem­ Gelehrten, keinem Grubeninspector und keinem Wiener Mechaniker hergestellt werden, und Niemand konnte die Stollen wasserfrei machen. So ruhten die theures Erz spendenden Gruben unbenügt volle vier Jahre, bis Kaiser Karl im Jahre 1711 den mit Rákóczy nach Polen emigrirten Hellenbach inständigst bitten ließ, er möge in sein Vaterland zus rückehren, er (der Kaiser) werde den edeln Baron zum Berg­­grafen ernennen, wenn nur die Stollen und Schächte wasser­­frei werden. Mit großer Gesehilichkeit betrieben die Kupferindustrie in Schmölling Ladislaus Berthözy und die Eisen­­industrie in Gömör und der Zips Paul Länyi. An den Wässern des Sajó, der Hernád, der Rima, der Gölle­nig und Murány standen größtentheils neugebaute Erzpoch­­mühlen, Gießereien und Eisenwerke. In Besizterezebánya und Kaschau arbeiteten­ Kriegsmaterialfabriken und Kanonengießereien­­ in Rosenau und den Bergstädten machten die gesch hi>ten Industriellen Flinten und Büchsen ; in C8­etnek machte man die berühmten Fringia-­­ Schwerter; in Beszterczebánya wurden nach französi­­schem Muster die ersten Bajonette gemacht, welche die Kurugen scherzweise „Sanct Betersmeffer" hießen; in Ziszolez goß man Kanonenkugeln, und die Erzeugung von Bomben, Granaten, Kartätschen besorgten die Arbeiter der Kas<auer und Beszterczebányaer Kriegs­materialfabriken auf das Beszt.­ara­­beter S447 ZI­I . Damit das Silbergel für Spießpulver und Sal­peter nicht in das Ausland wandere, ließ Rákóczy in Kasc­hau, Erlau, Besztercze, Rosenberg, Nagybánya, Munkács, Pulverstampfmühlen wirken, welche von den in Nagy-Rálló, Tokay, Munkács, Marmaros und Szepes aufgestellten Sal­peterfabriken mit Salpeter versehen wurden. Graf Simon Forgán, ein General Rátóczy 8, begann die Pulvererzeugung auch in Horompsk (Siebenbürgen) und der Fürst selbst erweckte mit Erfolg die Quesilbererzeugung in der Gegend von Abrudbánya, errichtete in Toroczkö und Munkács lukrative Eisenwerke, begann die in Telkibánya längst verlassenen Schächte aufs Neue zu bearbeiten, ließ in den Sza­­lanczer und Hont-Bezsenyer Bergen, in den Vörtesbergen nach edeln Erzen schürfen und in der Marmaros Schwefelgruben bebauen. Ferner schi>te er nach Siebenbürgen fachmännisch gebil­­dete Bergleute aus Schemnik. Der Fürst ließ außerdem den Marmaroser, Siebenbürger und So6värer Salzbergbau in Großem betreiben und derselbe eine der Haupteinnahmsquellen seiner Regierung­ bildete Der­ Salzhandel wurde die Tipa und Maros entlang mit der Türkei, sowie gegen Westen auf der Donau mit Deutsch­­land betrieben. Was den allgemeinen Handel betrifft, so hat Rákóczy der Hebung desselben ebenfalls sehr viel Sorgfalt zugewendet und zu diesem Behufe im Jahre 1707 unter bes Franz Bertöthy eine große Enquête dem Präsidium der hervorra­­gendsten Kaufleute Oberungarns einberufen. Die Kuruzen­ haben die aus dem Auslande benöt­igten Waaren hauptsächlich aus Polen, namentlich aus der Seehafen­­stadt Danczka (Danzig) über Krakau, oder aus Schlesien, Bo­­ropl6 (Breslau) über die Jablunka bezogen. » 2 —— ——

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