Kaschauer Zeitung, April-Juni 1877 (Jahrgang 39, nr. 40-76)

1877-06-30 / nr. 76

Ke NONE­ xom­isKugrigren. — Von Seiten der zur Wähler-Conscm­ption be­­rufenen Central-Commission wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die provisorische Namensliste der Wähler vom 5. bis inclusive 15. Juli 1877 in der Präsidial-Kanzlei des hies. Rathhauses zur öffentlichen Ansicht aufgelegt wird, und alle im 33. Gef.-Art. des Jahres 1874 8. 44 begründeten Reclamationen gegen diese Namensliste, sowie die Bemerkungen gegen diese Reclamationen, während dieser Zeit einzubringen sind. Jedermann ist berechtigt dieses Namensverzeichnis an den oben bestimmten Tagen von 8 bis 12 Uhr Vormittags und von 2 bis 6 Uhr Nachmittags einzusehen oder auch zu copiren. Gegen die Namensliste kann Jedermann seine Person betreffend reclamiren. W­eberdieß ist jeder, der in die provisorische Namensliste der Kaschauer Wählerliste aufgenommen wurde, berechtigt, wegen jeder ungefeglichen Aufnahme oder Auslastung zu reclamiren. Die Reclamationen sind schriftlich einzureichen, und in eine Eingabe kann die Reclamation auch betreff mehrerer Personen aufgenommen werden. Auf Verlangen des Reclamirenden wird ihm über die geschehene Eingabe auch eine Empfangsbestätigung ausgefertigt. Von den Reclamationen kann Jedermann Einsicht nehmen, und darauf, insofern­ er selbst zu reclamiren berechtigt ist, vom 16. Juli bis inclusive 25. Juli seine Bemerkungen schriftlich einreihen. =­ Die Bemerkungen sind zu jeder Eingabe be­­sonders abzufassen. Die Reclamationen und die daraus gemachten Bemer­­kungen sind an die Central-Commission zu richten und mit den betreffenden Documenten versehen dem Bürgermeister einzureichen . — Das Landesvertheidigungs-Ministerium hat bereits an sämmtliche Bahndirectionen die Verzeichnisse jener Bediensteten übersendet,­­welche für den Kriegsfall vom Militär­­dienste befreit wurden, um die Betreffenden hievon in Kennt­­niß zu setzen. — Licitations- Aufhebung. Bezüglich der im Inseraten­­theile der „Kasc­hauer Zeitung“ Nr. 74 und 75 publicirten Licitation, betreffend die zur Concursmassa E. Palästiny ge­hörigen Schnittwaaren-Artikel, wird bekannt gegeben, daß dieselbe wegen eingetretener Hindernisse aufgehoben werden mußte, und demna< der neue Licitations-Termin seinerzeit in üblicher Weise zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden wird. — Licitations-Anzeige. Nachdem die Seitens des kön. Gerichtes mit Beschluß vom 21. April (. 3. Zahl 4070 für den 26. Juni publicirte executive Feilbietung, der unter Grundbuch- Zahl 2233 einverleibten, und den Eheleuten Johann Angyal und Frau Eva Trava eigenthümlich gehörigen Liegenschaften, wegen Mangel an Licitanten unterbleiben mußte, wird hiemit von Seite des kön. ung. Notariatsamtes der zweite Licitations-Termin für den 26. Juli d. %. festgesetzt. — Licitations-Anzeige. Von Seite der Verwaltung der Aranyitkaer Volksschule wird zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die erforderlichen Sc­hul-Einrichtungsstübe und sonstigen Requisiten gelegentlich einer am 15. Juli b. 3., 10 Uhr Vormittags, daselbst abzuhaltenden Minuendo-Licitation im Offertwege an einzelne Unternehmer vergeben werden. — Diesfällige Offerte mit Bescchluß von 10-percentizem Vadium sind bis zum 13. Juli d. I. an den Vicepräses der Verwaltung, Herrn Stefan Kereptessy, einzusenden. — Zu vermiethen Näheres im Inseratentheile, ist in dem der Stadt eigenthümlich gehörigen, zum „Goldenen Stern“ benannten Hause auf der Hauptgasse eine Gew­ölb-Localität vom 1. Juli d. Jr. Weitere Auskunft diesbezüglich ist beim hiesigen Bürgermeister­­amte einzuholen. — Ziehungen österr.zungar. Lotterie-Effecten im Monat Juli 1877: Am 2. Juli 4/5 1854er fl. 250 St.-L., Ser.-Z. — Credit-Lose 100 fl. — Wiener Communal-Lose. — Donau-Dampfschiff-Lose fl. 100. — Am 3. Juli: Juns­­bruder Lose ; am 5.: Salzburger Lose; am 16.: Fürst Salm Lose ; Graf Walledstein-Lose ; am 30.: Fürst Clary-Lose. — Im Hofgarten des Grand Hotel Schalkház wird morgen Sonntag ein Doppel-Concert stattfinden. — Die 26. Nummer des Alustrirten „Unter EIER“ liegt heute für die bezugsberechtigten Abon­­nenten bei. Aus Heimat und Fremde. — Zur Mobilisirungsfrage. Man theilt uns mit, daß das in Budapest dermalen garnisonirende­­ Infanterie- Regiment „Baron Rovdich“ Befehl erhalten habe, sich marsch­­bereit zu halten. Nach dem Befehle hat das Regiment 8 Stunden nach empfangener Mobilisirungs-Ordre zum Abmarsch voll­­ständig gerüstet zu sein. Den Offizieren ist bedeutet worden, ihre Verhältnisse in der Weise zu ordnen, daß sie im Ab­­marsch in keiner Weise behindert seien. Eine ähnliche Ver­­ordnung ist an die Direction der Südbahn ergangen, wonach sie dem Militär-Commando einen Separatzug bereit zu halten hat. — Der C8anader Bischof Bonanz hat, wie „Torontal“ schreibt, seine Wohlthätigkeit davor­ wieder bethätigt, daß er dieser Tage neuerdings 60.000 fl. für öffentliche Erziehungs­­zwecke deponirte und 30.000 fl. für arme Seelsorger seiner Diözese stiftete. — Bauern-Aufstand. In dem Koloss der Comitate haben sich, Klausenburger Blättern zufolge, die Bauern in der Gemeinde Zentelke (bei Banffy-Hunyad) erhoben und verweigern der Behörde den Gehorsam ; der Stuhlrichter hat den Vorsteher suspendirt und findet nun Niemanden im Dorfe, Dris­­der sich substituiren lassen will. Urbarialprozesse bilden, welche Den Anlaß des Aufstandes sollen zwischen den Familien Baron Josika und Graf Banffy einer- und den Bauern andererseits spreben. Der Stuhlrichter verlangte eine halbe Compagnie Militär und Gendarmen zur Unterdrücung der Unruhen. — Einer großen Räuberbande ist der Panduren- Commissär Stefan Piro8ka in Csongrád auf die Spur ge­­kommen. Am 2. April wurden von der Tanga des Csongráder Einwohners Alexander Forgs sieben Schweine gestohlen. Die eingeleiteten Recherchen ergaben, daß der nach Kecskemét zu­­ständige Stefan Domokos der Dieb sei. Es ist dies derselbe Domokos, der im vorigen Jahre wegen eines auf der Tanya des Grafen Alex. Károlyi verübten Raubattentats vor Gericht gestellt wurde. Anfangs leugnete er, den Diebstahl begangen zu haben, später aber gestand er ihn ein, und da er einmal im Zuge war, fügte er glei bei, das Comitat möge nur für Gefängnisse Sorge tragen, denn es werde der Spitzbuben genug geben, mit denen sie zu füllen. Seither wurden Tag fü­r Tag Verhaftungen vorgenommen. Aus Halas, H.-M.­Väsärhely 2c. wurden bislang 17 Individuen dem Kriminalgerichte ein­­geliefert, die in beinahe allen Theilen des Landes Hausunter­­grabungen, Diebstähle und Räubereien verübt hatten. Unter den Räubern befinden sich auch einige wohlhabende Landwirthe und auch ein Fölegyhänzaer Gutsbesitzer, dessen Gattin mit theuren Stoffen bekleidet und mit Schmu> behangen in der Fölegyházaer Gesellsschaft eine Rolle spielt. Man erzählt sich Wunderdinge von der Geschiclichkeit, mit welcher die Bande verfuhr und ihre Skandt­aten zu maskiren wußte. Zahlreiche gestohlene Gegenstände sind bereits unter gerichtlichem Verschluß. Aus Félegyháza, wo angeblich das Hauptquartier der Bande sein soll, sind mehrere anonyme Briefe eingelangt, welche ge­­fährliche Drohungen gegen den Stadthauptmann von C38ongrád, den Untersuchungsrichter und Commissär enthalten. Die Unter­­suchung erleidet natürlich hiedurc­ 4 keinen Verzug und sind die Verhörsprotokolle bereits zu solchen Stößen angewachsen, daß man zu ihrem Transporte eigener Wagen bedarf. — Ein kurioses Ehehinderniß. Ein nicht mehr ganz jugendlicher Witwer in Temesvár hatte die Bekanntschaft eines dortigen jungen Mädchens aus anständiger Familie ge­­macht und um die Hand desselben angehalten, die ihm von den Eltern und dem Mädchen selbst gewährt wurde, da er sich Tagen in günstigen materiellen Verhältnissen befindet. Vor einigen fiel es dem Betreffenden nun ein, sich zu erkundigen, ob seine Frau auch geimpft sei, auf welche Frage er be­­jahende Auskunft erhielt. Wer beschreibt nun die Verwun­­derung der Familie des Mädchens, als dieselbe dieser Tage ein Schreiben von dem Bräutigam erhielt, in welchem der­­selbe sein Bedauern darüber aussprach, von seinem Versprechen zurücktreten zu müssen, da er nie und nimmer eine Frau heirathen werde, welche geimpft sei. Man war geneigt, diese sonderbare Kundgebung als einen schlechten Spaß aufzufassen ; allein der Mann blieb bei seinem einmal ausgesprochenen Entschlusse und löste das Verhältniß. Ueber den Grund dieser Marotte bewahrt derselbe Groß aller Nach­­t Zur Krieg38-Chronik. Von einem Tirnauer, der figy als Marketender nach Rumänien begeben, erhält der „W. Grenzbote“ ein Schreiben, dem wir folgende Stellen entnehmen: „An allen Orten Rumäniens sind eigenthümliche Plakate ange­schlagen. Als Titel prangt ein netter Galgen und unter dem­­selben stehen die Worte: „Statarium“, dann folgt­­ eine für Oesterreig: Ungarn ehrenvolle Aufforderung, wonach die Oester­­reicher und Ungarn gehalten sind, binnen 48 Stunden Rumänien, das Land der Helden zu verlassen. Merkwürdiger Weise gehören auch die Serben zu Denjenigen, die nicht ge­­duldet werden. Mittwoch, den 21. d., sind zwischen Bukarest und Ploiesti 17 der Spionage Verdächtige erschossen worden, darunter 12 Christen, 5­ Juden und unter den Christen 2 Serben. Die Polizei, die Telegraphen-Leitung und sämmtliche wichtige Staats-Agenda sind mit Russen besetzt“. — Kleine Nachrichten. Theaterdirector Hallwig weilt gegenwärtig mit seiner Gesellschaft in Tátrafüred (Schmeks) und wird daselbst morgen Sonntag am 1. Juli den Cyclus seiner Theatervorstellungen in einer s<ön decorirten, improvisirten Arena mit Rosen's Lustspiel „Die Grille“ eröffnen. gr.-or. — Ein durt gegangener Bope. Der Battapösker serbische Seelsorger Komadinovics hat seine Pfarre ver­­lassen, ohne vorher seine Vorgesetzten oder seine Familie in Kenntniß zu sein. Er wird gesucht. — Die Kinder-Selbstmorde greifen in erst rebender Weise um sich. So melden „Tem. L.“, daß in der Gemeinde Majdan sich kürzlich ein 14jähriger Knabe aus „verleztem Ehrgefühl­“ an einem Zwetschkenbaum erhenkt hat. — Am 24. b. ging über die Orte Zsäka, Diöpeg und Okäny ein starkes Gewitter nieder, welches an Gebäuden und auf den Feldern beträchtlichen Schaden anrichtete. — Am 25. d. um 5 Uhr Morgens tobte über Kis­­körös und Vadkert ein furchtbarers Gewitter. Während desselben wurden drei Männer, ein Einwohner von Kis­körös und zwei von Vadkert vom Blitze getroffen und getödtet. — Das Vermögen Gambetta's besteht lediglich in dem Refige der „Republique Francaise“. Das Blatt soll dieser Tage in den Releg einer Actiengesellschaft übergehen. Herr Gambetta erhält für sein Blatt eine Summe von 400.000 Fres. und behält die politische Leitung der „Republique“. Die Gesell­­schaft hat sich für 25 Jahre constituirt, also bis zum Jahre 1902 -- „bis dahin aber bemerkt „Figaro“, könnte Einiges geschehen, was das Blatt veranlassen dürfte, seinen Namen zu ändern“. — Einsturz eines Theaters. Das „Memorial de la Loire“ erzählt mit folgenden Worten den Einsturz des Sommertheaters in Saint-Etienne: , £ 3 war am 20. Juni eine beträchtliche Menge in dieses Schauspielhaus geströmt, wo ein Drama unter dem Titel: „Der Bergmann von Saint-Etienne“ zum zweiten Male gegeben wurde. Das Innere dieses nur leicht aus Planken zusammengezimmerten Theaters war derart mit neugierigen Zuschauern vollgepfropft, daß man sich gar nicht setzen konnte. Diese kompakte, fest zu­­sammengepreßte Menge machte vor dem Aufziehen des Vor­­hanges und während der Zwischenakte einen großen Lärm, pochte und stampfte ungeduldig mit den Füßen. Gegen das Ende des zweiten Aktes trat eine kleine Unterbrechung ein, da sich wieder­­holt ein dumpfes Krachen hören ließ. Aber das Publikum, von dem Interesse des Dramas fortgeriffen, ac­htete nicht darauf. Es beginnt der zweite Akt, einer jener pathetischen Akte, welche allen fühlenden Herzen Thränen der Rührung entlocten. Die Menge hor<t s­weigend und athemlos. Auf einmal läßt sich ein fürchterliches Gefraß vernehmen; die Nordfacade des Theaters neigt sich gegen die Straße und reißt die Bänke der dritten Logenreihe mit sich fort. Die unglüklichen Zuschauer gleiten, stürzen übereinander, es entsteht ein unbeschreibliches Pöle-Mäle ; die Weiber schreien, die Kinder heulen, die Männer verlieren größtentheils den Kopf. Diejenigen, welche noch etwas kaltes Blut behalten haben und besonders jene, welche noch die Freiheit ihrer Bewegungen besigen, machen sich 108 und bahnen sich einen Weg gegen den Verschlag im Hintergrund, während die zuerst aus dem Theater Gekommenen die Außen­­wände mit Planken stoßen, um den Sturz des Gebäudes auf­­zuhalten. Andererseits wird der Ausgang durch die Bühne­­bewirkt und mit Hilfe der Schauspieler und des­ Personals wird in einigen Augenblicken die Räumung des Saales ver­­vollständigt. Es ist begreiflich, daß es bei so gewandten Um­­ständen nicht ohne einige Brüche und Kontusionen abgehen forschungen ein unverbrüchliches Stills<weigen­ konnte, gar nicht zu reden von der durch den Schrei verufe­­­­ rn in Senilleton. Liebe und Hitelkeit. Erzählung von Baron Wen täuschte Verpflichtung enthoben , die liebt, Sigmund Sarolta? oder die Freundin ? Keine von Allen. Denn dem Mädchen, welches coquettiren will, ist sein eigenes Herz das größte Räthsel , während das coquette es Weib es der sei, der Stimme­­ desselben zu folgen. Zenes kennt selten seine wahren Gefühle , dieses aber oft selbst ab. Das, was wir ein dies ihrem zerfallenes Gemüth bei den Frauen aus diesen zwei Erscheinungen. Wenn Sarolta Robert, der nur seiner persönlichen Eigen­­in der Hautevolde Aufnahme gefunden, während unangezweifelten Titel verdankten, im Kreise der höchsten Gesellschaft traf , wenn Sarolta ihre Courmacher empfing, welche neidete und welche mit dem Zauber Freundschaft für Robert und hätte des Reichthums die noch kaum erblühte Jugend vereinigten, während aber ausdrucksvollen Gesichte Roberts die Frische, so sehr dem ernsten, Lebendigkeit und der Liebreiz der jungen Jahre bereits zu schwinden begann . Al! bei solchen Gelegenheiten fühlte das junge Mädchen nur sich beleidigt gefühlt, wenn jemand ihre Sympathie, welche übrigens, nie ganz verläugnet oder In jener Zeit hätten sich die vornehmern Familien geschämt, den Sommer über in Pest zu wohnen und die Tante pflegte Sarolta auf einige Monate mit sich auf das Land zu nehmen. Diese Monate contrastirten lebhaft mit den übrigen. Das­ Schloß der Tante lag in einer romantischen, aber entlegenen Gegend der Trencsener Gespannschaft. Sarolta ents<loß sich immer mit einer gewissen nonnen­­haften Weltentsagung zu dieser Sommersaison und dies war zweifelsohne das größte Opfer, das sie dem äußern Anstande brachte. Wenn sie aber schon auf dem Lande und ohne Cour­­macher leben mußte, so besaß sie genug Geschi>, um sich die Einsamkeit so viel als möglich angenehm zu machen. Sie kleidete sich mit Sorgfalt, als ob sie täglich Ge­­sellscaft erwarte. Sie las mit Aufmerksamkeit, was sie im Winter nie­­mals b­at. piecen Sie versuchte auf dem Fortepiano die schwierigsten Musik­­zu spielen. Manchmal übte sie sich im Aquarell und obgleich ihre Malereien weit entfernt waren, Kunstwerke zu sein, so entbehrten dieselben dennoch nicht einer gewissen Vollendung und vieler Anmuth. Sie war passionirt im Reiten auch auf längeren Touren, aber sie vermied, wenn auch nicht aus übertriebener Furcht und aus Mangel an Uebung, alles Ungelegene oder Riskitte, und dazu, daß sie über Tiefen Hinwegfege, oder über einen größeren Graben galoppire, hätte es der Anwesenheit eines großen Ge­­folges und zwar aus der eleganten Welt bedurft, was im Hause ihrer Tante unmöglich war. Sarolta verstand es nicht nur, mit ihren kleinen, weißen Händen Blumen zu pflüken und Sträuße zu binden, sondern auch, sie zu entblättern, und, wenn sie Furcht vor Langerweile hatte, sie zu untersuchen und zu erkennen. Sie war mit den Anfangsgründen der Botanik vertraut. Und wenn so viel Zerstreuung, wenn das Sticken, Splingen und Stichen nicht im Stande war, jede ihrer Stunden auszufüllen, so war sie bereit, ihre Tante zum Abendgebete in die Hofkapelle, ja sogar mit der Apotheke zu den Kranken des Dorfes zu begleiten, obgleich die Dunkelheit und die sc­hwüle Luft der Zimmer mit den kleinen Fenstern sie unangenehm berührte, obwohl der geringste üble Geruch ihr Edel einflößte und sie kaum ohne Nervenreiz auf die schmäßigen Fetzen, auf die unästhetischen Leiden — die meisten Krankheiten verdienen dieses Epitheton — und besonders auf Wunden zu blifen vermochte, welche ihren Ursprung nicht — wie bei dem Duell — einer äußern Verlegung verdanken. Dennoch geschah es, daß Sarolta bei aller Thätigkeit manchmal in tiefes Nachsinnen versank, obgleich sie sich vor un­gelegenen Stimmungen fürchtete, welche auf­ das­­ ausgebeutete oder unbefriedigte Herz Bezug haben. Sie liebte es nicht, an Beschämungen zu denken , und dennoch konnte sie sie, trogdem sie immer eroberte, kaum dauernder Siegeszeichen rühmen. Sie wurde von Vielen angebetet, während die sie umge­benden Freundinen der Reihe nach heiratheten. Diese Erfahrung verletzte ihre Eitelkeit, und wenn Sarolta fi in ihre Vergangenheit vertiefte, so verlor sie manchmal selbst die Energie der Hoffnung. In solchen Augenblicken geschah es, daß die Wünsche ihres Herzens, ohne in einem Flammenbündel zu brennen,­­zerstoben und hüpfend und flatternd wie das Irrlicht bald hier, bald dort auftauchten. Sie ermüdeten sie, aber sie führten sie nict. Zu ihrem Glücke war die Wohnung der Tante und die umliegende Gegend viel idyllischer, als das selbst sie die sanfte und versöhnende Wirkung derselben nicht verspürt hätte, sie, die sich an der Natur wohl mehr ergößen wollte, als sie es vermochte.­­ (Fortsetzung folgt.) streitet sein Herz für sie ji nennen, entsteht schaften wegen Andern verhüllt nannt hätte. Doch mit den Situationen änderte der Gesichtspunkt, von welchem aus Herzens blickte, wurde, ein Kemény, übersetzt von Eugen Dei. (Fortlegung.) A II. die Mutter? die Verwandte ? ; Räthsel zu halten, damit mit sich selbst eine ihr die andere und Frauenwelt sich von tiefer wurzelnde die ge­­unbemerkt auch sie in die Geheimnisse ihres. °

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