Kaschauer Zeitung, Januar-März 1880 (Jahrgang 42, nr. 1-37)

1880-01-13 / nr. 6

' ; : Lokal-Nachrichten. --="Unterstoßung:« «Zufolge Resolution Sr. Majestät ‚Adto. 30. December 9. J. wurden unserem hochw. Diokesan- Bischof vom Cultus- und Unterrichtsministerium aus dem „Re­­ligionsfonde 1500 fl. zur Vertheilung an nothleidende Pfarrer und Lehrer von Ober-Ahaus und Ober-Zemplin zur Verfügung gestellt. 1 . 40. M. € — Der vielbeliebte Vicegespan unseres Comitats, Ladislaus von Comaromy, ist von dem Fußübel, welches ihm ein in Folge Ausrutschung auf der Stiege geschehener uns gläulicher Fall zuzog, gewesen. Gestern verließ er seine Wohnung, um allererst in sein Amtslocale zu führen. Im Comitatshause­­ machten bald nach der Ankunft die Beamten in­ corpore „dem geschätzten Chef ihre Aufwartung, bei welcher “Gelegenheit­ ihn der Obernotar­­ Karsa freundlichst bewillkommite und zugleich zum neuen Jahre beglü>wünschte. Der Vicegespan nahm diese freundliche Ovation des Be­­amtenkörpers, sehr gerührt und mit innigem Danke entgegen. — Der Verwaltungs­-Ausschuss des Abanjer Co. Mitat8 hält seine dreimonatliche ordentliche Sigung im hiesigen Gomitathause den 15. I. M. ab. Beginn derselben Vormittag um 10 Uhr. — Der hiesige wohlthätige Frauen-Verein arran­­girt, — wie wir bereits mitgetheilt — zu Gunsten seiner Armen und Waisen am 24. d. in den ebenerdigen sämmtlichen Loyalitäten des Hotel Schalkhaz eine Tanzunterhaltung, zu deren Antheilnahme hiemit freundlichst eingeladen wird. Wir hoffen zuversichtlich, daß das edle Streben des Frauen- Vereines Durch recht "zahlreichen­­ Zuspruch des p. t. Publikums Anerkennung finden wird, umso mehr als bei den wenigen Elitebällen heuer auch weniger Gelegenheit geboten ist, der Kunst Terpsichorens Opfer zu bringen. — Das gestern im Offizierscasino abgehaltene zweite “Concert war nicht minder besucht und in jeder Weise befrie­­digend wie das vorangegangene erste. Die Stimmung der Ge­­sellschaft war heiter und ungezwungen. Die musikalischen Pro­­ductionen und Gesangsvorträge ernteten verdienten Beifall. Den Schluß bildete ein Tanzkränzchen, welches in Heiterkeit und Froh­­sinn bis zum Morgen andauerte.­­ Juristen-Ball. Der am 8. d. unter dem Patronate ihrer Excellenz Frau Thomas v. Pechy abgehaltene Juristen­­ball kann in jeder Richtung glänzend genannt werden. Der Casino-Saal durch unseren in dieser Beziehung hervorragenden Decorateur Ratkovsky und Kunstgärtner Vikokal prachtvoll ausges­mackt, hat durch den schönen, aber leider in kleiner Anzahl erschienenen, Damenflor einen wunderbaren Anblin­ges boten.­ Der größte Theil der anwesenden Damen war aus der Umgebung und nur eine verschwindend kleine Anzahl der hie­­sigen Familien war vertreten. Ungeachtet dessen war die allgemeine Stimmung eine sehr fröhliche und animirte. Die erste Quadrille tanzten 52 Paare. Der Cotillon, welcher erst nach 4 Halb Uhr begann, dauerte bis nach 5 Uhr; die Übrige Zeit bis 7 Uhr Früh beherrschte vollständig die brave National: Capelle Danke's. Um die Neugierde unserer s<önen Leserinen zu befriedigen, wollen wir versuchen auch einige der unermüdlichen Tänzerinen zu nennen, welche wir zu erfahren im Stande waren : Frau Baronin Vecsey, Baronin Töply, Gräfin Berényi, Frins, Bäiyi, Kosch, Laßgallner, Fiedler, Pocsatko, Szmrecsányi, Benczur, Radványi, Konrády, Spernovits, Klimo, die Schwestern Winkler und Reviczky und viele Andere. Der Tag war schon längst angebrochen als die animirte Gesellscaft die Localitäten räumte. — Theater. Die abgelaufene Woche war vorzüglich dem Schau- und Lustspiel gewidmet, u. zw. wurde am 7. das Original-Lustspiel Emerich­ Vahol's8­­„V­arsangi iskola b­­a nagyvilágban" mit durchschlagendem Erfolge aufgeführt. Es war uns­ diesmal wieder vergönnt die Damen Lenard (Sás patakyn6) und Lánczy (Beronta) in passenden Rollen zu hören, dieselben zeichneten sich in jeder Richtung aus. Zu dem Ge­­lingen der Vorstellung haben außer den Genannten nor die Herren Dom­oky (Säspataly) Szacsvay (Zarändy) und Läß- Loffy (Valpo) nicht minder aber unsere Nachtigall Frau Csatár (Agnes), wel<" Letztere ihre Eintags- Piece wiederholen mußte, redlich das ihrige beigetragen. — Mittwoch der 8. d. brachte Duma's Schauspiel „Die Fremde“ aufs­­ Repertoir und haben die Damen Boer (Herzogin), Lenard (die Fremde) sowie die Herren Szeles (Clarkson), Szacsvay (Gerard), Dám­oty (Mau­riceau) und Laßloffy (Herzog) Meisterleistungen geboten. Das in ausnahmsweise­ nicht sehr geringer Anzahl erschienene Publi­­kum entfernte fi) vollständig befriedigt. 4 Bom Verein8=­Ausschusse'des oberung. Museums wird ums das Resultat der am 5. [. M. zu Gunsten des oberungarischen Museums abgehaltenen Theater- Vorstellung wie folgt bekannt gegeben: ús Für Reinerträgniß- Antheil laut Cassa- ARBIBEIS I NE Ve­N, 94 fl. 44 fl. Für Spenden und Ueberzahlungen 20 fl. 10 fl. Zusammen 114 fl. 54 kr. An Ueberzahlungen liefen ein: von unserem hochwürdigen Bischof Dr. Constantin Schuster für eine Loge­ 20 fl., “von den Herren Franz v. Benedek, Andreas Kozora und Professor Görög je 1 fl., von den Herren Josef v. Looß, Professor Pápay und Dr. Gaiger für je einen Sperrsitz je 1 fl. und von Herrn Johann Maurer 50 kr. Der Museumvereinsausschuß betrachtet es als angenehme Pflicht: „Allen, welche zur Erzielung dieses schönen Resultates beigetragen haben, hiemit den wärmsten Dank auszusprechen, insbesondere den edelmüthigen Spendern, sowie dem geehrten Publicum, ebenso dem Herrn Theaterdirector ‚und­ den sich mit den Verkauf der Billets und den Vorarbeiten bemüht habenden Herren, nicht minder den löbl, Redactionen der hiesigen Blätter. — Theater-Repertoire. Heute Dienstag den 13. b. zum Besten des Herrn Szeles: , Egy katona története", Mittmoch den 14.: „Kornevilli harangok", Donnerstag den 15.: „Döra“, "Freitag" den 16. Dilettanten-Vorstellung zum Besten der Volksküc­he : „Rokkant huszár". — Das Boldizsár­sche Dampfbad wird mit 1. Feder, in das Eigenthum des Herrn Johann Tenner übergehen, welcher­­ bekanntlich durc circa eilf Jahre Restaurateur im Kaschauer Bahnhof war. Wie wir vernehmen, beabsichtigt, der neue Eigenthümer dieses Dampfbades zwei mäßige Reformen vorzunehmen. — Eine fünfte Apotheke in Kassau wird zum Ueber­­fluß in der obern Hauptgasse, im Hause unseres Landtags­­abgeordneten Herrn Advocaten Juhäß eröffnet werden. — Für die Armenküche sind im Stadthaupt­­mannamte seit dem Ausweise in Nr. 4 unseres Blattes noch nachverzeichnete Spenden von edlen Wohlthätern eingelangt und zwar von den Herren: Jonas Feldmann 1 fl. —, Leo Dorf 5 fl. (eine Zeugengebühr) und von Herrn Alexander Novelly jun. ein Sa> Erbsen. Bei der Administration der „Kassauer Zeitung“ sind seit unserem letzten Ausweise im Nr. 2 ddto 3. Jänner I­ I. neuerdings 6 fl. von Hochw. Domherrn Karl Mayer und von Herrn Gustav Sichert 2 fl. gespendet worden. * Von edlen Wohlt­ätern sind für die 80jährige blinde Witwe Pivovarnyk neuerdings nachverzeichnete Spenden eben daselbst eingetroffen, u. zw. von Herrn kön. Rath Sarossy-Kapeller 1 fl. —, von Herrn Gustav Sichert 2 fl. Für alle diese hochherzigen Gaben wird im Namen der Betheilten der innigste Dank erstattet.­­­ Mittels Zwangsspaß wird heute eine größere Ans­wahl dienstloser Mägde in ihre Heimath zurückge­wiesen. — Bei den jüngst der Uebelstand wahrgenommen, stattgehabten Bränden wurde daß die Hauseigenthümer ihren Brunnen gar sein Augenmerk zuwenden. Es ist ihnen ganz gleicgiltig, ob deren BedeXung ein ganzes Eislager bildet, oder gar kein Wasser aus denselben geschöpft werden kann. Anschließend sei auch erwähnt, daß in einigen Hofräumen der Hauptgasse ganze Gebirge von Schneemassen lagern, die wir nächstens nach den Hausnummern reihenweise verzeichnen werden. — Arm- und Beinbrüche kommen fest in Folge unserer famosen Trottoir-Reinigung schon häufiger vor. Der hiesige Inwohner Franz Varko hat si vorige Woche durch Ausgleiten am Trottoir, einen Fuß, und Maria Csány ‚einem Arm gebrochen. Unseres Wissens schon der­„ fünfte Fall“ im kurzer“ Zeit.“""Nimmt„uns“aber nicht Wunder, ein “Rundgang, in der Stadt von der Jesuitengasse angefangen, bietet eine, wahre, Augenweide­ für Lebensüberdrüssige und ist Selbstmord-­­Candidaten bestens zu empfehlen. — Zwei Räusche und deren Folgen. Mathias Z­a­­­lutko, Arbeiter in der Fabrik gebogener Möbel, begab sich gut angeheitert nach der Tanzunterhaltung, welche Samstag vom­ Fabrikspersonale im Fischergartensaal abgehalten wurde, in das Fränkel'sche Wirthhaus am Heuplag und machte daselbst. die Bekanntschaft der Tabakfabrikarbeiterin Anna Kovats, an derem„ Seite er “einschlief.­­­­ Die holde Maid bewüßte diese Gelegenheit und nahm die Baarschaft ihres „Onkels — wie sie sagte — in Verwahrung... Als der „Onkel“ erwachte, suchte er vergebens seine­ Baarschaft im Betrage von 5 fl. 70 kr., denn die Maid war mit derselben verscwunden. Der Rausch des Onkels ausgeschlafen.. Die liebe Nichte wurde nun in allen entsprechenden oz­­ealitäten gesucht und endlich in der Schnapsboutique des Wei mit so einem Capitalrausch aufgefunden, daß sie ihren Onkel gar nicht erkannte. Das Geld war vertrunken und die gelb» lose Nichte in­­ sc­höne­ Träume versunken,­­ aus denen sie durch­ Polizeiorgane unangenehm erweckt wurde. Aus Heimat und Fremde. — Zweikampf zwischen dem Journalisten ans Reichstagsabgeordneten Julius Verhopay und dem­ Baron Isidor Majthenyi. Ein sensationelles Ereignis,­ welches die Landeshauptstadt in Aufregung versetzt hat, hat am 10. d. in Budapest stattgefunden. Am Nachmittag des ber­sagten Tages fand zwischen dem Redacteur der „Függetlens6g“., Julius Verhovay, und dem Baron Isidor­ Majthényi ein Pistolenduell mit für den Erstgenannten blutigem Ausgange statt. Die Gegner schoffen auf einander auf­ zwanzig Schritte: Distanz. und­ die Kugel Majthenyi's durcbohrte die Brust Verhovny's. Der­ herbeigeholte Arzt Lumnizer erklärte den Zustand Verhovny's für sehr bedenklich. Die Ursache, aus welcher dieses Duell entstand, ist fol­­gende: Dieser Tage brachte „Függetlensög“ in Angelegenheit des Bodencreditinstitutes eine auf den Grafen Paul Festetics­­bezügliche Mittheilung, in Folge welcher am z. d. Graf Kolo­­man Almásy, Graf Elemer Batthányi und Baron Isidor Majthényi in der Redaction des „Függetlenseg" erschienen und erklärten, daß sie in dem veröffentlichten Artikel­ eine Beleidigung der „öffentlichen Meinung des Casinos" erh bb­en, welce den Grafen Paul Festetics troß der wider ihm­ erhobenen Klagen für einen „correcten“ Mann betrachtet. Verhovay­ nannte die Schreiber jener Artikel, aber die­­erschienenen Herren erklärten, die Angelegenheit mit dem Re­­dacteur selbst ordnen zu wollen, worauf dieser erklärte, daß er bereit sei, die in dem Artikel enthaltenen­ Behauptungen durch Beweise zu bekräftigen, wobei er sich auf die eigenhändig geschriebenen Briefe des Grafen Paul Feste­­tics berief. Einige Stunden später überbrachten die Bevollmächtigten­ Verhovay's die beregten Briefe in Copie dem Baron Isidor Majthényi und dem Baron Sigmund Medytrig, von denen Letzterer auch die Identität der Briefe zugestand. Nach Veröffentlichung dieser Briefe, also am 8. d.. Abends erschienen Baron Uestriß und Gábor Beniczi­gp in der Redaction des „Függ,“ wo sie dem Redacteur einen an sie gerichteten Brief Majthenyi's vorlasen. Verhovay er­­klärte, daß er für jenen Ausdruß im Briefe, welcher ihn zum Verleumder stempelt, keine Genugthuung fordere, sondern mag er sich diesbezüglich auf die öffentliche­ Meinung berufe. Da aber in demselben Briefe auch sein Ehrgefühl angegriffen ist, so verlange er dieser halben Genugthuung, nicht weil er hiezu durch die Regeln der Ritterlichkeit gezwungen sei, denn er halte die Beleidigung für eine ungerechte, sondern nur zum Beweise dessen, daß er sich nicht terrorisiren lasse. Der Brief des Baron Majthényi, in Folge dessen Verhovay diesen zum Duell herausgefordert hat, lautet : „An die Herren Baron Sigmund Uehting und Gábor Beniczky. — Nachdem die von Herrn Julius Verhovay ges 3 fenilleton. Tante Fuste a Schuld. Erzählung von Harriet. (Fortsetzung.) „Und nun die blonden Haare, die blauen Augen, die sich vorhin so verklärt in das Himmelsspiel vertieften: ein würdiges Bild jener wunderholden Frauengestalt !" er hielt inne, da Friederike immer­ verlogener wurde. „Aber sagen Sie mir doch Fräulein, wer hat ihnen die wunderliche Idee von dem schwebenden­­ Götterbilde eingeflößt ? Das ist eine himmelstürmende Schwärmerei — wer sucht sie in einer zarten Kinderseele? „Ja, ja Professor, Sie haben recht“, warf Dorothea ein: „Ein wunderliches Kind war Friedchen immer !" Das Mädchen hatte sich indessen nach einer Ringelblume­­ gebückt, die neben der Bank blühte ; sie hielt sie dem jungen Mann entgegen, wobei ihr Auge dem seinigen­ begegnete: „Sehen Sie, sich die zarten Blätter, die Bildung des Kelches, überhaupt die ganze­ Blume genau­ an, und wenn sich Ihnen dann der Gedanke aufdrängt: wer hat­ dich so und nicht anders gestaltet, was für eine Antwort ergibt sich da­von selbst ?" „Berschlossen wie“ ein Blumenkelch, geheimnißvoll wie ein wachsendes, unsichtbares "Samenkörnlein.­” „Das ist keine“ Antwort auf meine Frage!" sagte sie rasch : „Unergründliche Naturkräfte gestalten die Mannigfaltigkeit“ der Pflanzen, Blumen und Bäume! So mag es auch mit dem Flug der Phantasie beschaffen sein — schließlich wird „die Himmelstürmende Schwärmerei" ein ruhiges, klares Schauen — ein süßer Trost für das Menschenherz, der es vor dem Ein-­tradnen bewahrt". Sa a Der Professor sah Friederike ebenso erstaunt an wie Dorothea : „Kind, ich glaube gar, du bist in Dresden eine Philo­­sesin geworden ?" „D lassen Sie die junge Dame, ich verstehe sie recht gut! Nicht wahr, Sie meinen, ohne Aufsp wung, ohne Phan­­tasie, ohne Poesie ist das Leben eine öde Wüste! — Leider bringt mein Beruf als Arzt wenig Gelegenheit mit sich, dem Leben eine poetische Seite abzugewinnen. Friederikens Wangen rotheten sich leicht. „Ach, Sie sind Professor der Diagnostik! Gerade da sollen Sie etwas Poesie in die düstern Krankensäle bringen, wo Kummer und Sorge mit brennendem Auge wacht! Eine Blume, ein schönes Buch, das Sie dem Genesenden reichen, wird sicherlich einen Sonnenstrahl der Freude in seine bleichen Züge zaubern — und solcher Lohn mag süß sein auch für den Arzt!" Der junge Mann sah dem Mädchen in die Augen, so tief, daß es abermals den Bli> zu Boden senkte: „Sie wären ein lichter Engel für unsere Kranken, im wahrsten Sinne des Wortes eine barmherzige Schwester, denn Sie könnten das in lieblichster Weise ausführen, was der Arzt beim besten Willen, nicht vermag. Glauben Sie, daß er daran denkt, Blumen für seine Kranken zu pflücken, wenn er das Messer an eine Wunde legen muß ,­ vielleicht auf Tod und Leben, und sich tuende Glieder in qualvoller Marter unter seinen Händen winden ? Da schlägt die Poesie, die Lichtgestalt der Dichterseele trauernd ihre Flügel zu — sie hat nichts mit den Nachtseiten des Lebens gemein !" „Za, Sie haben recht, hier ist meine Ansicht von dem bisschen Poesie einfältig gewesen !“ Das Mädchen seufzte tief auf. Doctor Hellwig betrachtete sie unverwandt, plötzlich strebte er ihr die Hand entgegen: „So muß Sie an Ihre freundlichen Worte mahnen: ein Buch, eine Blume können einen Kranken, vielmehr Genesenden, erfreuen, ich gehöre zu­ den letzteren — also wollen Sie mir mit Fräulein Dorothea's Erlaubniß, eine barmherzige Schwester " werden ! „In lese aus den tiefen, unergründlichen Augen einen herrlichen Seelenirag, — darf ich hoffen, daß er mir seine reichen Geistesblüten erschließen wird ?“ Friederike zögerte, aber das bleiche, edle Gesicht des jungen Mannes. winnendes, mit der hohen Denkerstirn hatte etwas ungemein. Ge­­das warmes Vertrauen weckte, die des Doctors legend, „nur bitte ich, keine zu hohen Ansprüche auf die geistigen Vorzüge der barmherzigen­ Schwester zu machen — denn nichts mag unangenehmer sein, als Enttäuschung“. „O, sehen Sie, die Englein segnen Ihre schönen Vor­­sätze", rief Hellwig, nach den Abendwolken deutend, die sich zw. kleinen Flöschen geformt hatten und leicht und lustig gegen Westen zogen. „Das waren wohl die Englein in der kindlichen Phan­­­tasie ?" forschte er weiter. Sie neigte nur stumm das Haupt. „Ach, die schlanke Tanne funden“, liSpelten hat bereits einen Freund ges als Jungfer Dortchen, Friederike und beraufsamen und auf das graue Haus die Straße­ zuschritten. „Also auf Wie versehen bis morgen, Fräulein, und vers gessen Sie dann nicht, was Ihres Amtes ist". Dorothea war mit der Bereitung des Abendbrodes bes­­chäftigt, während das junge Mädchen, die Hände vor der Brust­­gefaltet, sinnend in der Fensternische lehnte. Plötzlich strebte sie die Arme aus, als ob es ein unsichtbares, theures Wesen innig­ herbeiwünschte­­ , Stephanie, liebe, Stephanie", flüsterten die Lippen. Dorothea trat eben in das Zimmer, und gewährte die eigenthümliche Bewegung ihrer Nichte. „Was machst du, Kind?" fragte sie überrascht, aber“ Friederike hatte die leisen Worte nicht gehört und verharrte­ regungs­los in der Fensternische. Das Fräulein stellte die Lampe mit dem blaßgrünen Papier­­­schleier, der ein angenehmes Dämmerlicht in dem trauten Stüb­­chen­ verbreitete, neben die Thee- und Milchkanne. „Geh, Kind", wandte sie sich zu dem" träumenden Mäd­­­chen, „hole noch das­­ Brod, Speisekammer: — "ich fühle, es, die Butter­ und den Käse aus der ich werde recht alt, der­­ Spazier­­gang nach dem Eichenwäldchen .­­„Io will mein Möglichstes thun“, kleine Hand in sich die Nachbarn der­ Professor zu, sagte sie in der Dämmerstunde leise, hat­ mich sehr ermüdet". (Fortsetzung folgt.) ihre:

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