Kaschauer Zeitung, Januar-März 1883 (Jahrgang 45, nr. 1-36)

1883-01-13 / nr. 5

Nr. 5. (a sa meta Pränumerationspreis ohne „illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. fl. 2.50, vierteljähr. fl. 1.25 6.60 fl. 3.30, fl. 1.65 ür Kaschau: it Postversendung: „ fl. 6.60, as " Bei Inseraten wird die sechsmal gespaltene Betitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr. für jede Anzeige. XLV. Jahrgang. 1883. Kaschau, Samstag, 13. Jannar. Kaschauer Zeilung. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redactions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. ze Kaschau : it Postversendung: Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig fl. 7.=­ , halbjähr. fl. 3.50, vierteljähr. fl. 1.75 8. fl. 4.30, fl. 2.15 „ " fl. 8.60. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. KASSA-E PERTESTELERBESETO.­­­­­E Ungarn. Budapest. Die Nachrichten über Hoch­­wasser lauten aus allen Donaugegenden höchst betrübend. Die Behörden wurden beauftragt für die Bestellung der­­ dringensten Nahrungsmittel Sorge zu tragen. Der untere Quai ist total überschwemmt, er wird Tag und Nacht gearbeitet. Man befürchtet im Lande neue Katastrophen. Die Vorbereitungen zur Aktivirung der Institution der Praktikanten im­ Verwaltungs­dienste werden in den Komitaten eifrig gepflogen. Dermalen beschäftigt man sich mit der Frage, wie viele der von der Regierung für jedes einzelne Komitat bewilligten Praktikanten im Zentrale und wie viele in den Bezirken zu verwenden sein werden. Oesterreich. Wien. Man liest in den Blättern hie und da bereits Versionen über die Wiederbesezung des dur den Tod des Grafen Wimpffen vacant gewordenen österreichischen Botschafterposten­ in Paris. Alle bezüg­­lien Meldungen entbehren jedes Anhaltspunkte, da in den unterrichteten Kreisen bisher noch nicht einmal von der Aufstellung einer Candidatun für diesen Posten irgend­etwas bekannt ist. Rußland. Petersburg. Der Czar unterzeich­­nete die Auflösung 3-Ordre aller jener geheimen Gesellschaf­­ten, welche unter die Flagge, dem Schutze der kaiserlichen Familie zu dienen, der Privatschatulle des Czaren 4 Mil­­lionen Rubel kosteten. (Es heißt, daß die Gagen aller Offiziere niederen Ranges um 50*­, vom nächsten Jahre ab erhöht werden sollen. Der Major3-Rang soll, wie unlängst bei der Ca­­vallerie, auch bei der Infanterie aufgehoben werden. Deutschland. Berlin. Wider Erwarten erschien Bisnard am 9. b. im Reichstage. Sein Erscheinen machte schon wegen des durch den kurzgeschnittenen weißen Voll­­bart ganz veränderten Aussehens Sensation. Bismark kam jedoch nicht, um zum Etat des Reichskanzlers das Wort zu nehmen, sondern verlas den kaiserlichen Erlaß betreffend die Bewilligung von 900.000 Mark für die Ueberiäwemmten. Nach einer Stunde verließ er den Reichstag, wohin er vom Kaiser gekommen war. Spanien. Madrid. In dem neugebildeten Kabi­­nett ist Sagasta Präsident, Arnilo Minister des Aeußern, Gullon Minister des Innern, Martinez Campos Minister des Krieges, G­iron Justizminister, Pelayo-Cue­sta Minister der Finanzen, Ar­ar Marines Minister, Ar­ce Minister der Kolonien und Gamazo Minister der Arbeiten. Die Kabinett-Renderung ist aus­­gesprochen liberalen Charakters. Pelayo wird die Finanz­­projekte des früheren Finanzministers ausführen. Es wird die Fusion der Zentralisten und Konstituti­­onellen aufrechterhalten und die vollständige Verträglichkeit der früheren Reformen der vorgeschrittenen Parteien mit der Monarchie des Königs Alfonso dargethan werden ; überhaupt wird das neue Kabinet versöhnlich gegen alle Parteien sein und sich bemühen, die Sc­hwenkung der Re­publikaner zu Gunsten der Monarchie herbeizuführen. Türkei. Konstantinopel. Man hält es an der Zeit, daß die Türkei ihre Rechte in Egyp­­­ten wahre. Frankreich werde ihr sicherlich helfen. Falls England seine Versprechungen nicht einhält, keine Macht eine solche Ungerechtigkeit sanktioniren­ würde Die Pforte sei entsclossen­ ihre Rec­hte in Egyp­­ten, Tunis, Bulgarien und Bosnien zu re­vimdiziren. In Albanien, das bisher nur Freiwillige stellte, wurde die Rekrutirung eingeführt. „ Reuerste Nachrichten. Griechenland. A­then. Der griechische Metropolit von Kreta hat zur Schlichtung der religiösen Streitigkeiten eine Synode sämmtlicher Bischöfe der Insel nach Candia einberufen. A­ Z der­ jüngst von seinen Glaubensgenossen Wahrscheinlich zur Beruhigung der dortigen Währung. In Ost -Rumelien scheint die Situation für den Gouverneur Fürsten Vogorides in Folge des Höhe­­grades, welchen sein Conflict mit dem russischen General­ Consul Krebel erreicht hat, eine wenig erquidliche zu sein. Die Frage, um die es sich handelt und die allein ein weiteres Interesse bieten kann, ist nur die, ob der Conflict auf eine persönliche Gegnerschaft beschränkt bleiben und ob es möglich sein wird, das Amt, welches Herr Krebel innehat, von seiner Person zu trennen. Bulgarien. Sophia. Die Ministerkrise in Bul­­garien ist seit der Rückkehr Vulkovic 8'3 aus Konstantinopel akut. Die russischen Minister Kaulb­ars und Sobeleff erklärten dem Fürsten neuerdings, daß sie Bulgarien verlassen wollen, wenn Vulkovics im Kabi­net bleibe. Die bulgarischen Minister ihrerseits, namentlich Vulkovics, wollen wegen der antiparlamentarischen Haltung Kaul­­bar's und Sobeleff's demissioniren. Der Fürst ist ge­­neigt, die bulgarischen Minister zu behalten man glaubt jedoch, er werde der russischen Pression nachgeben. Der Fürst betraute den Kammer-Präsidenten mit der Neubildung des Kabinett, Letterer dürfte jedoch nicht reussiren, weil Soboleff entgegen der öffentlichen Meinung darauf besteht, daß der Arbeitsminister ein Russe sei, vertriebene Bischof von Canea daselbst eintraf, um sich nach Candia einzuschiffen, entstand ein Volksauflauf, bei welcher Gelegenheit der Bischof mißhandelt wurde. Der General-Gouverneur Photiades Pascha intervenirte und beruhigte die Volksmenge durch das Versprechen, daß der Bischof in Hinkunft die Stadt nicht betreten werde Nordamerika. Der Senat acceptirte die Bill in Betreff der Nachfolge auf den Präsidenten- und Vizepräsidenten-Posten für den Fall, daß der Präsident oder Vize-Präsident stirbt, demissionirt oder unfähig wird. Die Bill bestimmt, daß in solchen Fällen die Mitglieder des Kabinett, nach Maßgabe des Ranges zunächst der Staatssekretär im Ministerium der auswärtigen Angelegen­­heiten, Nachfolger werden. Ist der Kongreß nicht ver­­sammelt oder kann derselbe binnen 30 Tagen nicht zusammentreten, hat der neue Präsident den Kongreß binnen 20 Tagen einzuberufen. Aus dem Reichstage- Das Abgeordnetenhaus hat am 10. seine Thätigkeit wieder begonnen und als Erstes die Ueberschwemmungsin­­terpellationen verhandelt. Bei Beginn der Debatte über den Gesetentwurf des treffs Bescränkung der Appellation in kleineren Trafsachen wirft Komjathi dem Justizminister Programm­­und Prinzipienlosigkeit vor. Er erklärt sich in seinem wie im Namen der Unabhängigkeitspartei gegen die Vorlage. Vetter sagt, die große Zahl der Prozesse rühre davon her, daß der Rechtsstreit sehr bloß ein Lotterie­­spiel sei. Der Oberste Geric­htshof ändere den größten Theil der von den unteren Gerichtshöfen geschöpf­­ten U­rtheile; er sei der einzige Regulator des Rechtspflege. Hierauf folgte die von Istoczy eingebrachte Interpel­­lation wegen des Selbstmordes des Botschafters Grafen Wimpffen. Istoczy sagt, das Graf Wimpffen einen Brief an Baron Hirsch gerichtet habe, in welchem der Pariser Botschafter dem Baron Hirsch vorwirft, ihn betrogen und bestochen und dadurch in den Tod getrieben zu haben. Der Interpellant verliest diesen Brief, der in einem Bariser Blatte erschienen ist und die beleidigend­­sten Worte gegen Baron Hirsch enthält. Graf Wimpffen erklärt, gefehlt zu haben, aber sein Tod sühne nun sein Vergehen, der Baron Hirsch, der ihn und noch andere Diplomaten zu Interventionen bei Geschäften, wie Türken- Lose und türkische Eisenbahnen, verleitete, ist noch unge­­straft. Der Brief schließt mit den Worten: „I< hoffe, daß Sie das Schl­af Bontoux' erleiden werden.“ Nach Verlesung des Briefes machte der Interpellant eine Pause. Von den wenigen Abgeordneten, die im Hause anwesend waren, schüttelten einige ungläubig den Kopf. Redner drücken schließlich seine Verwunderung aus, daß die „jü­­dische Presse“ diesen sensationellen Brief verschwieg, und bemerkt zur Erläuterung, daß Baron Hirsch in Ungarn reich begütert sei und erst jüngst eine Million Francs den jüdischen Emigranten aus Rußland geschenkt habe. Hieraus verliest er seine Interpellation an den Minister- Präsidenten Tipa, welche mit der Frage schließt : „ob die Regierung weiß, daß Graf Wimpffen von Baron Hirsch bestochen wurde, und welche Verfügung zur Ahndung des Verbrechens getroffen worden sei.“ Der Minister-Präsident Tipa beantwortete die Interpellation nicht. [[ ----- ] SET NE EE SIE Lokal-Nac­hrichten. — Der Juristenball zeichnete sich durch eine ge­­gen andere Jahre wohlthuend abweichende Ungezwungenheit aus, welche aber seineswegs der Noblesse desselben Abtrag that, der Unterhaltung aber jedenfalls zu Nuken war. — Lady: Patrone Frau Gräfin Hadik-Barkösezy erschien nicht am Balle, dafür war aber der übrige Damenflor mit einem Worte „reizend“ zu nennen: die Damen hatten bis auf­­ derselben kurze geschmachvolle Roben und verdienen , da die vollste Anerkennung. Die Toiletten waren meistent heils Seide und Atlas und von idealer Fagon­t weiß vorherrschend. Das Arrangement war vorzüglich, nur war Radics' Musik unzulänglich : zu schwach beim C34rdäas, zu ta>tlos bei den Ronde-Tänzen. — 52 Paar tanzten die erste Quad­­rille. Der Besuch war ein zahlreicher und hatte die Ari­­stocratie Kashan's und der Umgebung das schönste Con­tingent dazu gestellt. Besonders stark war das Militär vertreten, dessen Generäle Kees, van der Schlott, Macha­­liczky, Bourey sammt Familien, dann viele Herren Stabs- und Oberoffiziere der Garnison, und Uhlanen-Offiziere aus der Umgebung so­wie Hußaren­­dem Balle gro­­ßen Anime verliehen. Unter den neuen Sternchen, welche diesmal das erste­ mal am Ballhimmel erschienen, fanden wir die allerliebsten Backfischchen, welche vielleicht den schon stark gesunkenen Fr­e­i-Muth“ unserer jungen blasirten Männerwelt zu hör­en geeignet sein dürften. Die Unterhaltung währte bis halb 8 Uhr Morgens. — Frauenvereinsball. Am 17. d. findet in den großen Gasinolocalitäten der Ball des hiesigen „wohlthä­­tigen Frauenvereines“ statt, dessen Lady patronesse hochverehrte Frau Gemahlin des Herrn Bürgermeister, die ist und dessen Arrangement in den bewährtesten Händen ruht. Karten . 2 fl. pr. Person 5 fl. pr. 3 Personen sind bei den Herren Haymann, A. Maurer, Várkoly und Kemény zu haben. — Comitats-Commissionswahlen. Die D­is­­ciplinarkommission des Abauj-Tornaer Comitats besteht nach einer in fetter Sitzung vom 11. b. vorge­­nommenen geheimen Wahl aus den Herren Alth, Karg, Veredy und Fekete als ordentliche, Teleki und Topscher als Kriagsmitglieder. Die Wahlbereitungscommission aus den Herren Emerich Stockinger als Präsident, Josef Alth als Vicepräsident, Stefan Fekete als Mitglied; — Die in Waldfrevelangelegenheiten als zweite Instanz fungirende Commission aus den Herren Em. Darvas als Präses, Alth, Eckert, Fekete und Teleki als ordentliche, Jos. Koós, Jos. Metzner, Vinzenz Lacsn u­nd Ludwig Szentimrey als Ersatmitglieder ; — — In die Commission, welche wegen be­din­­gungsweiser Freilassung von Gefangenen ihr Gutachten abzugeben berufen ist, wurde Jos. Eckert gewählt. Die Commission zur Behebung der Marktüberstände, welche durch Uebervortheilung der Getreidehändler vorkommen, besteht aus den Herren Peter Teleki Präses, Jos. Alth, Joh. Eckert, den königl. Staatsanwalt und dem Comitatsfiskal als Mitglieder. In die Commission für Entscheidung in Lehrerpen­­sionirungsfällen : die Herren Josef Alt und Peter Teleki. — Todesfall. Heute wird hier ein Veteran der Rauchfangkehrer, der 66jährige Gehilfe des Herrn Leop. Link, Georg Szezi­anka, begraben, welcher nur 40 Jahre seinem Metier gewissenhaft oblag und nach kurzem Leiden im hiesigen Spitale vorgestern verstarb. — Die im Interesse des „Felvidöki tanagy“ operirende Commission : Herr Jos. Alth und Josef Farkas hat 16 fl gesammelt, welche der Hr. Schulinspector auf 25 fl. ergänzte. — Flächeninhalt unseres Comitates. Nach den legten Aufnahmen des Catasters beträgt der Inhalt der bebauten Flächen des Comitats Abauf 172.578 304") 888 IR. oder 99.312 Hectaren, 71 Ar und 66 [ JM., des früheren Comitats 61.052 Hct., 46 Ar, 66 Torna 106.092 904­ 22 [ ]K. oder [ JM., zusammen also 160.365 Hect., 18 Ar und 32 [ JM., des unbebauten Landes is Abauj 7417 Joch 998 IE. oder 4268 Hct., 57 Ar und 77 [M­., in Torna 3702 Joch 1307 IR. oder 2130 Ht. ] Ar, 64 [ JM., zusammen also 6399 Het., 41 Ar, 4 A Der Flächeninhalt des ganzen Territoriums von Abauj ist demnach: 179.996 Joh 186 IR. oder 103.581 He, 29 Ar, 43jl JM., von Torna: 109.794 Joh 1527 IR. oder 63.183 Hectar, 30 Ar, 30 TIM., daher des ganzen jetzt vereinigten Comitates zusammen 289.791 3., 213 [IRK., oder 166,764 Hd­., 59 Ar, 73 Meter. *) Das Joch — 1600 Quadratklafter. — An Straßenbaukosten hat das Aerar im legten Halbjahr für unser Comitat 38.550 fl. an Brüdens­bau und Reparaturskosten 6370 fl. angewiesen. — Hunde-Ouarantaine. Gestern hat am Fleisch­­m­arkt ein wuthverdächtiger Hund mehrere hiesige Hunde gebissen und wurde von Herrn Radányi am Blake er­­schossen. Der an dem Cadaver constatirten Hundewuth wegen ist allen Hundebesizern verboten, ihre Hunde innerhalb 14 Tagen auf die Gasse zu lassen ; selbe sind in Observation zu halten und etwaige Wuthsymptome sogleich­ dem Stadt­­hauptmann zu melden. Auf der Gasse während dieser Zeit getroffene Hunde werden, ob mit, ob ohne Marke, abgefangen . Der eventuell sogleich vernichtete Dienstbotenwechsel im vergangenen Jahre betrug 4486 Individuen. Eine schöne Zahl, welche den häuslichen Frieden im schönsten Lichte erscheinen läßt. — Rohheit. Gelegentlich eines neuerlichen Rauf­­erceffes zwischen milit. und Civil-Besuchern des am Ende der Szepsierstraße befindlichen Gasthauses, in dessen Nähe die Coorba'sc­he Gruft sich befindet, rissen die Raufenden die Holzstaketen des Grabmals heraus und prügelten sich damit. Ein in der Nähe ruhig zusehender Render, den die dortigen Umwohner zur Intervention wegen des Grabs Frevels aufforderten, meinte: „das gehe ihn nicht­ an“. Gehört dieses Grabdenkmal vielleicht nicht mehr in den Bereich der Stadtpolizei oder lautet die Instruction der hiesigen Polizei nur über das Eigenthum und den Schuß der Lebenden ? — Holz:Misere. Alljährlich im Winter haben wir in unserer Stadt mit dem Mangel an Brennholz zu kämpfen und können wir nicht umhin, die Organe der städtischen Forstverwaltung hiefür ernstlich zur Verantwor­tung zu ziehen. Im stadt. Budget sind gegen 100.000 fl. als Einnahme für den Verbrauch von Brennholz prälimis­airt und dem­entsprechend Summen für die Erzeugung und die Fuhr desselben. Warum sorgt also das städtische Forstpersonale nicht dafür, daß das für den Bedarf einer

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