Kaschauer Zeitung, Juli-September 1883 (Jahrgang 45, nr. 74-110)

1883-09-11 / nr. 102

. Lokal-Nachrichten. — Sitzung des ständigen Ausschusses beim Comitate Abauj-Torna. Der ständige Ausschuß unse­­rer Gomitatd s hält morgen b. i. den 12 I. Mt3. am hiesigen Gomitat 3haufe eine Sißung ab, um­ die bei der zunächst stattfindenden General-Versammlung des Muni­­cipal-Ausschusses zu berathenden Gegenstände gesetmäßig vorzubereiten. Sitzung des Verwaltungs-Aussc­husses. Das Verwaltungs-Comite des Abauj-To­rnaer:Comi­­tat3-Magnnicipium3 hält seine dreimonatliche ordentliche Situng am hiesigen Comitatehause nächsten Donnerstag, d. i. am 13­­. Mt3. um 10 Uhr Vormittags ab. — Das Leichenbegängniß­ des Herrn Franz Mimanóczy am verflossenen Sonntag gab Gelegenheit, das hohe Ansehen zum Ausdruck zu bringen, welches der Verstorbene in allen Schichten des Bürgerthums und der Gesellschaft genoß. Die Theilnahme daran war eine all­gemeine. Niemand, der des Verstorbenen Tugenden, seinen Character kannte, versäumte es, sich einzufinden. Se. Exellenz der hoc­hw. „Hr. Diözesanbischof Dr. Const. Schuster behielt sich ausdrulich die Einsegnung der todten Hülle vor und erschien auch im Ornate im Trauerhause, den heil. Act vorzunehmen. Die erste Oberung. Leichenbestattungsgesellsc­haft stellte einen Prachtconduct bei, dessen Leichenwagen (reich mit Silber verziert, Glasfesten und Ei&laternen 2c.) allgemeines Aufsehen erregte. Den sehr schönen Metallsarg und den Wagen bedeckten einige große Kränze mit weißen und sowarzen Schleifen. Dieselben rührten von den Erben und den Verwandten her u. zw. von Her­n Fekete und dessen Fr. Schwiegermutter, Frl. Libay und Mutter, Hrn. Bädermeister Fekete u. s. w. Dem Sarge folgten der Hr. Bürgermeister Theodor Münster mit des Magistrates und den Leidtragenden, dem Beamtenkörper Das Andenken des Verblichenen sei gesegnet. Friede seiner Asche ! — Todesfall. Am 9. d. verstarb zu Tallya der Schwiegervater unseres Hrn. Suldirectors J. K. Ludy, der allgemein hochgeachtete Herr Eduard Funk, im 62. Lebensjahre, dem 36. einer glücklichen Ehe und wird des­­sen Leichenbegängniß heute all dort begangen. Friede seiner Asche ! — Kundmachung Die Stadthauptmannschaft gibt bekannt, daß die Controllversammlung aller sich auf dem Gebiete der Stadt aufhaltenden Beurlaubten und Reservisten des Manns<aftestandes der gemeinsamen Armee, die im Jahre 1883 nicht im activen Dienste stan­­den und auch den diesjährigen Waffenübungen nicht bei­­wohnten, am 11., 12. und 13. Oktober im Stadthause stete von 8*/, Uhr Früh und von 2"/,­­5 Uhr Nachm' und die Nachtrags-Controlle am 8. November stattfindet, zu welcher sich die Betreffenden pünktlich einzustellen haben. — Bestschießen. Bei dem am 8. b. abgehaltenen Schibenschießen gewann das 1. Beste Hr. C. Hauszer, das das 2. Hr. Dr. M. Widder auf je einen Nagelsschuß, das 3. Hr. C. Tschepper, das 4. Hr. C. Hauszer auf je einen Fünferschuß. Außerdem schossen noch die Herren C. Hauszer, Haupt­­mann J. Thür und Dr. C. Tsch­epper je 3, J. Mayer 2 Fünferkreise. — Bei dem am 9. d. abgehaltenen Scheibenschießen gewann das 1. Beste Hr. C. Jermy auf einen Nagelschuß, das 2. Hr. Dr. C. Tschepper, das 3. Hr. F. Schwigut, das 4. Hr. C. Hauszer auf je einen Fünferschuß. Außer­­dem schossen noch die Herren R. Baliga, C. Hauszer und Dr. C. Tschepper je 1. F. Schwigut 2 Fünferkreise. — Ganfelschießen. Am Sonntag den 16. b. wird in der hiesigen bürgl. Schießstätte das übliche Ganselschie­­ßen u. zw. von 7 Uhr Früh bis Mittags und von 2 Uhr bis 6 Uhr Nachmittags abgehalten, wozu der Schüßenverein alle Schüßenfreunde einladet. — Berichtigung. Gegen die Gewehrsteuer­­anläße, welche am Stadthausthor angeschlagen sind, können Reclamationen blos bis incl. 16. b. beim kön. ung. Steuerinspector eingebragt werden, da die Reclamations­­frist nicht 30 Tage, sondern laut Kundmachung vom 9. b. an blos 8 Tage dauert. — Kaschau - Oderberger - Bahn. Die General- Direction dieser Bahn gibt bekannt, daß ihr derzeit in Güftigkeit stehender Fahrplan für die kommende Winter­­periode nur insofern eine Renderung erleidet, als a) in der Strecke Orla-HeEt­­ur8, der Verkehr der Secundärzüge Nr. 310 und 311 und das Anhalten der Personenzüge Nr. 301 und 304 in den Auf- und Ab­­steigepunkten, sowie b) das Anhalten der Personenzüge Nr. 3 und 4 in den Haltestellen Luc Siona-Fürde und Gandez eingestellt wird.­­ Diese Renderungen treten mit 15. Oktober in Kraft. — Circus Suhr. Die schlechte Witterung des verflossenen Samstags und Sonntags vereitelte die Abhal­­tung der Wettrennen, dafür versammelte der durch 3 und 4 Abende unentschieden gebliebene Ringkampf des Circus-Athleten Herrn Christol mit dem hiesigen Bräuhaus­­m­e<t“ Andrasko stets ein zahlreiches Publicum in den Circusräumen. Andrasko, welcher blos im Manipuliren mit den Gewichten 2e­ den Kürzeren zog hielt bis gestern aus, ohne geworfen worden und zurücktrat, zu sein. Auf die Vorstellung am Donnerstag, Benefice der kleinen, braven Reiter und Äquilibristen „Lulu und Otto Suhr“ malen wir besonders aufmerksam (Siehe Inserat) Das Wettrennen in Hipodrom findet Sonntag 5 Uhr Nachm. statt. — Kaiser Alexander wurde Sonntags durch seine Gemalin mit einem neugeborenen Knaben überrascht und ist vorderhand der männliche Stamm der Familie un­­seres geehrten Mitbürger­s, Thierarzt Alex. Kaiser, gesichert. — Französischer Sprachunterricht. Wir em­­pfehlen Sprachbeflißenen, die einen gründlichen Unterricht im Französischen genießen wollen, den seinerzeit. Lehrer an der hies. Militär-Unterrealschule, Hrn. Kabrhel, dessen Lehrmethode auch dort von den besten Erfolgen ge­­frönt war und welcher den Unterricht sowohl furstweise als auch einzeln ertheilt. Näheres im heutigen Inserate. — Das W Arbeiterfest, welches zur Jahresfeier des Bestandes und zu Gunsten der Kranken- und Invaliden: Kassa des hies. Arbeitervereinő für den 8. b. angekündigt war, findet­ wegen damaliger schlechter Witterung erst am 16. d. Sonntag statt . Der vorgestrige Ablaß in KiSsfalu (Malo­­veßka) war wieder, wie alle Jahr, massenhaft besucht ; es waren bloß 654 Wallfahrer, die auf der 4. Classe von­­ Kaschau nach Szt.­Istväny fuhren, die anderen Classen­­bewüßer gar nicht gerechnet. Der geistige Trost, den die Ablaßwerber dort erworben haben, mochte bei Vielen zu stark gewesen sein und ihnen der erhaltene Ablaß Muth eingeflößt haben, denn auf der Aufsteigestation Szt.­Istväny machten dieselben einen heillosen Krawall bei der Rückkehr, wobei auch Verwundungen und andere Unfälle stattgefunden haben sollen . Begründete Eifersucht erweckte in Elisabeth Nyakacska die aus Amerika durch Bekannte erhaltene Nachricht, ihr Mann, ein vor einigen Jahren nach Amerika ausgewanderter Schlosser, welcher schon seit Langem nichts von sich hören ließ, stehe im Begriffe, seine bisherige Con­­cubine zu heirathen. Die eifersüchtige Frau machte sich darum auf den Weg dahin, um ihren untreuen Mann vor Bigamie-Ausübung zu bewahren. — „Neid ist Eifer in den Gebeinen.“ Dieses treffende Sprichwort müssen wir auf Grund der bei der Jahres-Versammlung der Penny-Bank von und ge­­machten Erfahrungen in's Gedächtniß aller jener Verbands: Mitglieder rufen, denen das Wohl und das weitere Ge­deihen des Instituts am Herzen liegt. Nichts anderes als Neid muß es nämlich genannt werden, wenn sie Manche einfallen lassen, gegen solche Functionäre zu agitiren, von welchen nur das gesagt werden kann, daß sie seit Bestehen der Bank nur in deren Interesse mit den besten Erfolgen thätig sind und an ihren Posten sich tüchtig bewährten. 65 soll bewacht werden, daß ein derartiger Parteigeist, wenn derselbe zur­­ Oberhand gelangt, sehr leicht das bis sehr glücklich be­­gründete Wohl und Renome der Anstalt gefährden könne !" — Unfall. Vorgestern Nachts rettete die Polizei­­patrouille einen bei der oberen Mühle in dem Mühlbach mit dem Wasser ringenden Menschen, welcher muthmaßlich unfreiwillig hineingerieth. Der Mann war am Kopfe stark verwundet und wurde in seine nahe Behausung gebracht. — Plötzlichen Todes verstarb hier vorgestern der Hernachzeile Nr. 2 wohnhafte So6vater Maurer Joh. Birkner und wurde dessen Obduction angeordnet. — Diebstahl. Dem Oekonomiebeflissenen Herrn Josef Szalay wurde am 1. d. aus seiner bei dem­­ Grundherrn­ Stefan Görgey in Gergelaf (Saro3) innehabenden Wohnung ein Betrag von 424 fl. eigenen Vermögens und 19 fl. herrschaftliche Gelder nebst Wäsche mit 8: J. gemerkt und­ Kleidern gestohlen. — Der städtische Parade (?) Kutscher Mich. Kulya ist vorgestern durt gebrannt u. zw. nach Amerika, wohin ihn sein Herz seit langen schon 3093 vorher mußte er aber noch die städtischen Parade­­)-Pferde auf den Hund bringen, was ihm auch vorzüglich gelang. — Erhängt wurde am Sonntag der als Säufer­ und Vagabund bekannte Mann Stefan der Zigarrenarbeiterin Rimay von dieser aufgefunden, als sie nach dem Einlaufe vom Pla in ihre Wohnung Nr. 1 unteres Glacis zurückkam. Der Mann war nicht mehr zu retten. Bei dieser Ge­­­legenheit überzeugten sich mehrere maßgebende Herren vom Zustande der in jenem Hause vorhandenen Kellermassenquar­­tiere und steht die Delogirung dieser Räume des Elends in Aussicht. — Sceu gewordene Pferde. Das Gespann eines mit Brettern beladenen Wagens des Baumeisters Herrn Michael Repuszky wurde glößlich inmitten der Stadt aus­­unbekannter Ursache scheu, lief über die Hauptgasse in die Salitergasse und blieb erst am Stafettenzaun des Fröbel­­­gartens stehen, ohne daß zum Glüh außer der Läderung des Kutschers, der abgeworfen wurde und Beschädigung des­ Wagens, ein anderes Unheil passirt wäre. — Vom 15. September ist ein möblirtes Zim­mer obere Hauptgasse Nr. 125 zu vermiethen Auskunft bei der Administration d. Blattes.­­ Aus Heimat und Fremde. — Nachtritt des Grafen Szapary. Aus Bu­­dapest wird gerüchtweise der bevorstehende Rücktritt des ungarischen Finanzministers Grafen Szapary gemeldet. Der Minister hatte erst kürzlich anläßlich eines gemeinsa­­men Ministerrathes Gelegenheit, für das Jahr 1884 ein im Ordinarium ohne Defreit abschließendes Budget im Aussicht zu stellen, was in Ungarn hohe Befriedigung hervorrief; er dürfte demgemäß auc schließlich politischen­ Motiven zum Opfer fallen, da er es war, welcher die ungarische Regierung in der croatis­chen Schildersturm-Affaire in so verhäng­­nißvoller Weise engagirte Sicher h­­abe, sind ihm auch die Enthüllungen über die Art der Steuer­­eintreibung in Croatien sehr unerwünscht gewesen. — Die Landes - Kommission der 1885­­­er Budapester Landes-Ausstellung hat bereits die allge­­meinen und detaillirten Ausstellungs-Reglemente, sowie die Anmeldungsbogen versendet und damit — nach fünfmonatlicher Thätigkeit — den ersten Theil der Vors­bereitungen beendigt. Seit ihrer Konstituirung hat die Kommission einen Aufruf an das heimische Publikum gel­eitet, in welchem sie den Zweckk die Ausdehnung und Bedeutung der Ausstellung erläuterte und das Publikum zur Theilnahme aufforderte ; sie stipulirte die Organisation­ der vierzehn Bezirks-Ausschüsse und des Budapester Lokal- Ausschusses, sowie die Gruppen: Eintheilung und hat une­ter Mitwirkung sachverständiger Referenten das allgemeine Reglement der Ausstellung, sowie die für die einzelnen Gruppen nothwendigen besonderen Programme und In­struktionen ausgearbeitet. Im allgemeinen Reglement ist: die Dauer der Ausstellung, der Anmeldungstermin, die Plangebühr und die Modalitäten der Auszeichnungen. —__—___——————— zu Glaube und Herz im Kampfe. Eine Erzählung aus dem Leben. Von Harriet­ Grünewald. (Fortsetzung.) Dies schwere Gefühl milderte nicht der Tod der Kinder; ja es wurde dadurc nur noch unerträglicher. Aber weder Daniel, wog die Mutter ließ sie in ihre rin­­gende Seele bliken. Osterlig’­ Auge haftete aber oft forschend in den bleichen Zügen seines Weibes. Wenn er sich zuweilen mit seltsamer Scheu seinen Armen entzog, dämmerte eine qualvolle Ahnung in seinem liebenden Herzen herauf. Die schwere, furstbare Ahnung : in Annie sei der Streit mit dem Herzen und Glauben erwacht. Die Liebe ringe gegen das Vorurtheil der Welt! Wie sie nicht Eins mit ihm in der Religion war, so fehlte dem Bunde der Segen der Kirche ! Daniel hatte sich oft überzeugt, daß Annie's Charak­­ter einen schwärmerischen Anflug in religiösen Dingen be­­saß ; der Gedanke, wie furchtbar sie leiden müßte, wenn einmal ein Widerspruch in ihrer Seele sich regen würde, kam ihm oft und erfüllte dann jedesmal seine Seele mit Angst und Sorge. Nun hatte sich seine Befürchtung in traurigster Weise erfüllt ! Aber auch er setzte dem Seelenkampfe Annies herbe Verschlossenheit entgegen. Der junge Lord Allnutt weilte schon seit einigen Wochen in England u.­zw. auf dem sei­­ner Mutter gehörenden Stammgute ihrer längst verstorbe­­nen Eltern. Dorthin sollte sich jezt auch Ofterlig, Annie, die kleine Melitta und die Großmutter begeben. Da brach abermals ein schweres Leid über die Familie herein. Melitta erkrankte. Das zarte, schöne Kind wurde von dem­­selben Nebel befallen, an dem die Knaben starben. Starr und regungslos saß die schwergeprüfte Mut­­ter an dem Sc­hmerzenslager ihres nun einzigen Kindes. Wenn der Tod ihr auch die holde, reizende Melitta raubte, dann war sie und Daniel verwaist an ausblühendem In­­derglühe. In heißer, thränenlojter Angst haftete Annies Auge auf dem schwer athmenden Kinde, dessen kleines Gesicht im heftigsten Fieber glühte. Daniel mußte einige unaufschiebbare Gänge in der Stadt machen, während die fiete leidende Mutter der Ruhe und Schonung bedurfte. Die arme, junge Frau war allein mit dem todtkran­­ken Liebling , allein mit ihren schweren, düstern Ge­­danken. Der Arzt, der eben hier war, hatte erklärt, in we­­nigen Stunden müsse die Krisis eintreten, mit ihr die Entscheidung über Leben oder Tod des Kindes. In die­­sen furchtbaren Minuten ging Annie dem Urtheilsspruche ihres Daseins entgegen. Starb auch dieses Kind, dann wollte sie, von einem religiösen Irrwahn befallen, erzeugt durch den furchtbaren Seelenschmerz der lezten Tage, die heißen Kämpfe der verflossenen Monate, sich von Daniel lossagen. In ihrem schwerkranken Gemüthe war eine trostlose Wandlung vor sich gegangen. Wohl glühte nur die heiße Liebe zu Ofterlig in ihrem Herzen; aber zwischen ihr und ihm stand urpröglic­her Glaube! Der finstere Gedanke hat in ihrem leiden­­den Seelenleben tiefe Wurzel gefaßt : die Knaben mußten sterben, weil der Segen der Kirche ihrem und Daniel's Bunde fehlte. Minute auf Minute verging. Ein grauer, wolken­­s­ werer Spätherbstabend senkte sich über die Gegend. Mit der, für das gequälte Mutterherz, so langsam ver­­rinnenden Zeit, trat keine Besserung in den Zustand des Kindes ein. Die junge Frau verrichtete lautlos die von dem Doctor angeordnete Pflege bei dem Liebling. Jetzt war die Nacht völlig hereingebrochen. Eine matt grüne Ampel beleuchtete das Krankenzimmer, in dem sich nichts andres vernehmen ließ, als der unheimlich pfei­­gerte. Daniel war eben nach Hause gekommen. Zu einer andern Zeit hätte Annie die tiefe Blässe seiner Züge auf­­fallen müssen. Legt beachtete sie kaum den Mann, dem sie einst in leidenschaftlicher Liebe in eine dunkle­ Zukunft gefolgt war. Stumm händeringend kniete unsichere sie wer­fende Athem des Kindes, der sie mit jeder Minute stei­­dem kleinen Bett Melittad. Das Mädchen schien furstbar zu leiden. Schmerzliches Stöhnen entrang sich den zugen= den Lippen, während das Körperchen völlig in Schweiß­ gebadet war. Die schönen, immer lachenden Augen, schien bereits der Todesschatten zu verschleiern. Daniel 309 fieh nur auf wenige Augenblicke aus dem Krankenzimer zurück, um Lady Allnutt, gegen welche er stets ein liebevoller Sohn war, insoferne zu beruhigen, daß die Krisis wohl erst um Mitternacht eintreten werde und bis dahin, man noch immer die Hoffnung hegen dürfe,­ Melitta könne gesunden. A­ z Ofterlig zu seinem Kinde und Weibe zurückehrte, fand er Annie noch immer vor dem Lager seiner kleinen­ Toter. Starr, todenbleic­h und thränenlos. Sie hob nicht das Haupt zu ihm empor, als er sich zu ihr niederbeugte und ihr innige Liebesworte zuflüsterte 5, nur da, als seine Hände sich auf ihr, im vollen Schmerze gelöstes, prachtvolles Haar verzweiflungss­iegten, zuchte sie auf. Er überhäufte sie mit Lieblosungen, in der Stunde, wo ihr Kind sterben mußte — Melitta Tod die Tren­­­nung zwischen ihr und ihm besiegeln sollte. Daniel nannte sie sein armes, schwergeprüftes Weib — ad, er ahnte nicht, wie es si mit blutendem Herzen von ihm lossagte. Mit des Kindes lettem Athemzug Annie aufhören wollte, sein Eigen zu sein. Das Leiden der Kleinen hatte den Höhepunkt err­­reicht. Daniel schob unermüdlich die Kissen zurecht, flößte den Lippen Arznei ein, während Annie von dem sekr blei­­­chen Gesichtchen den Schweiß fortwischte. Das Stöhnen des Kindes wurde plößlich schwächer. Breitete der Todesengel bereits seine düstern Schwingen, über den letzten Liebling der Eltern ? Die arme Mutter beugte ihr Ohr zu dem Munde­ Melittas nieder. Keine Klage, kein Schmerzenslaut entschlüpfte mehr den Kindeslippen. Die ruhenden Glieder stre>ten sich in die weichen Kissen, als wollten sie nach so vielen, heftigen, Leiden für immer ruhen. (Fortsetzung folgt.) :

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