Kaschauer Zeitung, Januar-März 1885 (Jahrgang 47, nr. 1-37)

1885-01-13 / nr. 6

wählt, verwirft, wählt auf's Neue, um wieder zu ver­­werfen. Die Rüstungen Napoleons zum Feldzuge gege Rußland konnten nicht großartiger sein, als die Rüstun­­­gen der modernen Damenwelt zum Ball. Rüstungen ! das ist das richtige Wort ;­­denn es gilt nicht nur einen Ball zu­ besuchen, sondern auch zu siegen, viele Feindinen zu besiegen, oder wenigstens den gelben Neid zu erwecken, Durch Schmuch, durch einen Juwelenladen, den man an Hals und Fingern und in den­­ Ohrläppchen trägt, durch birgende Diamanten im Haar, die ein Vermögen repräsen­tiren. Und welches Bild gewährt das aus den Händen­­der Modistinen endlich das Geschöpf, und Kammerfrauen hervorgeht ? doch ich wage dieses Bild, aus angeborenem Respekt vor der schönen Hälfte des Mensc­hengesc­hlechtes, nicht selbst zu zeichnen und lasse eine beherztere und pi­­kantere Feder für mich eintreten. Dr. Rudolf Schultze sagt in seinen „Modenarb­eiten“ : Man könnte glauben, die Kleidung Weit gefehlt! solle vor allem dem Klima Rechnung tragen. Sieht man bei zehn Grad Kälte die eler­gante Balldame mit bloßen Armen und einer sanitätspo­­lizeiwidrig decollettirten Büste, so bekommt man unwill­­kürlich das unheimliche Gefühl, unch möchte man sich, über die eigene Gänsehaut noch einen warmen Flaus<ror zie­­hen. Betrachtet man nun gar die ungeheuren Schleppen, so sollte man nicht wähnen, daß auf der Erde dann und wann nasse Niederscläge vorkämen, sondern daß die Straßen der Stadt von der Polizei gerade so rein glatt und trocken wie Salonfußböden gehalten würden. Das gegenwärtige Ballcostüm der Damen scheint nur erfunden zu sein, um selbst den graziösesten Tänzer als Haus un­­geschi>t erscheinen zu lassen und die ohnehin schon abneh­­mende Tanzleidenschaft der Männer noch mehr zu dämpfen. Der tanzenden Dame selbst bleibt zuweilen nichts weiter übrig, als ihren langen Kleiderschweif wie ein Packet unter­ den Arm zu nehmen und sich mit dieser Last im Kreise herumzudrehen. Das macht aber gar nichts, auch wenn man nach einigen Tänzen die ganze Schleppe wie eine alte zerschossene Kriegsfahne z­e­r­fe 8­t herumschleppt und zulegt doch noch ganz herunternehmen muß. Sie ist d o­s modern! M. E. L­ f. Theater. — Wohtanzeige. Gelegentlich der Montag den 19. b. feiernden Beneficevorstellung des Julius Kövessy, bei Aufführung des in der Geschichte der ungarischen Schauspielkunst eine wichtige Rolle tragenden Lustspiels „Igazházi“, wird auch die hierartig sehr beliebte Musik­­kapelle des Rácz Jani mitwirken und werden vor Beginn der Vorstellung und in den Zwischenarten die neuesten Biegen executirt. Dieser Umstand leiht der historisch merk­­würdigen Vorstellung ein doppeltes Interesse. Das aus Anlaß der Aufführung des ersten in Szene gegangenen un­­garischen Stückes ersceinende Heftchen gelangt Donnerstag in die Oeffentlichkeit und wir werden dessen im nächsten Blatte ausführlich gedenken. . h — Benefize. Donnerstag wird zum Besten unseres wohlt­ätigen Fraixenvereines zur Aufführung gelangen „A síró­gyermek“. (Die Gyptfizur) und „A szép Gala­­thea“. Beide Stücke sowohl als der 3wed werden gewiß ein großes Publikum anziehen, das dem Vereine eine an­ Westen Vergrößerung seines Fondes schaffer helfen wird. 5 — Referat. Am 9. Jänner: „O azok a ferfiak“? Die­­ses­­ örtliche Lustspiel wurde wegen Mangel an Ro­llen­­­kenntniß, mit Ausnahme von Wenigen, nicht mit jenem Chic gegeben, mit jenem natürlichen Ineinandergreifen, das in jedem Lustspiel die hervorragendste Bedingung ist. Das Hauptverdienst, daß die Vorstellung flott von­statten ging, gebührt Frau Tolnay und Follinus, Herren Boross, Ballassa und Follinus. Frau Gonda hatte die größere Role der Olga inne und t­at ihr Möglichstes, scheint aber sein Vorbild noch studirt zu haben, „denn sie war, wie immer — troden, ohne Leben, eine Marionette.­ ­ Auf 10. Jänner : , Eleven ördög“. Wegen Erkran­­kung des Frl. Borskay konnte „Igmändi kispap“ nicht gegeben werden. Am 41. Jänner: „Bukow“. Das gute Stück zog viel Publikum an; das Theater war voll, das Zusammenspiel lobenswerth; besonders gefiel nach Frau Tolnay, Frl. Réthy Laura, welche auch für ihre Gesangs­­vorträge vielen Beifall und Hervorruf errang. Herr Ka­­zaliczky war als Lázár Imre seiner Rolle angemessen edel und groß — Repertoire. Heute Dienstag den 13. „Four­­ebambold esalad“, 14. Vorst. im 5. Abon.; Mittwoc den 14. „Kiss herczeg", Donnerstag den 15. „A 8k­ó­gyer­­mek" und „Szep Galathea", Benefize für den hies. Frauen­­verein. Freitag den 16. „A műkedvelek". Heimath und Fremde. — Se. Majestät ertheilt am 15. b. M. zu Ofen - Audienzen. — Als Herrscher des künftigen Congo- Staates ist Herzog Philipp von Koburg, der Schwiegersohn des Königs der Belgier, ausersehen. Der Herzog ist im­ Jahre 1844 geboren und Hondeds General. — Prinz Wilhelm von Preußen, Sohn des deutschen Kronprinzen und Major in unserem Handregi­­mente erhielt von Sr. Majestät das Inft.-Rat. Nr. 57, (Ergänzungs-Bezirk Tarnow) dessen Inhaberstelle vacant war. — Todesfall. Am 10. d. M. verstarb zu Pußta- Venosgi, die allverehrte Frau Therese, geborne Bernath von Bernathfalva, Witwe und­ Herrn Josef Vendeghy, im Alter von 74 Jahren und wurde gestern alldort unter großer Theilnahme begraben. — Begnadigt. Dem wegen Duellvergehens , in der Affaire Baron Luzsensky-Gundelfinger zu einem Jahre Gefängniß verurtheilten Julius von Gundelfin­ger wurde, nachdem derselbe 6 Monate und 5 Tage seiner Strafzeit verbüßt hat, wrd königliche Gnade der Rest seiner Strafe erlassen. Gundelfinger hatte bekannnt­­lich seinen Gegner im Duell — Der Abgeordnete ers<o­ssen. Adam Bornemissza, der vermm­tlich zum Regierungskommissär für die Pancsovaer Kolonisten ernannt wurde, konnte in Folge eines hart­­nädkigen Augenleidens die Hauptstadt noch nicht verlassen. Jetzt ist er in Folge einer von Dr. Julius Siklósy gräflich vollzogenen Operation wieder hergestellt und hat am 11. b. in Bancsova — Staatsschulen, seine Stelle angetreten. Das Unterrichts-Ministerium wird in den Gemeinden Köszeg, Berthot, Komarvez, Le­­mes, Sebes-Kellemes, Hanusfalva, Zborö, Kurima, Pod­uj­­falu, Berettö und Berezalia des Saroser Comitates Staatsschulen errichten. — Verlobung. Fräulein Baula Tisza, die Tochter des Minister-Präsidenten, eine der schönsten und blühendsten Erscheinungen der ungarischen Aristokratie, hat sie mit Baron Béla Radbp­an 3zky, dem Oberge­­span des Sohler Comitates, verlobt. Baron Radvan3z­ky entstammt einer der reichsten und angelehn­ten protestan­­tischen Familien des Landes. — Trauung. In Wien fand am 8. b. in der Augustinerkirche die Trauung des Linienschiffs-Kapitäns Ludwi­g Ritter v. Eberle mit Fräulein Rita Kar­­mindfa, der Tochter des Herrn Y. Karminski, Eigen­­thümers der „Armee und Marine-Zeitung“, statt. Als Trauzeugen fungirren Feldmarschall-Lieutenant Greiner und Kontre-Admiral Na­uta.­­ Hof-Ballgeschichten. Bei der jüngsten Soirée dansante bei Hofe hat sich in Folge irrthümlicher Zu­­stellung einer Einladungskarte ein unliebsamer­ Zwischen­­fall ereignet, welcher die Person des jungen Grafen Paul Festetich und dessen Gemahlin, eine bürgerlich ver­heiratet gewesene geborene Adelige betraf. Wie erzählt wird, hat sich die Scene derart abgespielt, daß der be­­thum unterlaufen malin sofort aus dem Saale zu Bester Strafgerichtes nnglichen Tafel Bd > h wurde sich die ausübte, einer Amtes Oberstthür­­zutrat, geleiten, zu dieser demselben ein­ver­­seine Ge­­gen Seite des Obersthofmeisteramtes wurde jedoch im Laufe des nächsten Tages an betreffender Stelle eine den Irrthum bed­aus­ern­de Aeußerung abgegeben, wodurch die unliebsame Affaire als völlig beigelegt betrachtet werden kann. Als interessanten Beitrag Affaire wird auch das Gerücht mitgetheilt, daß Graf Géza Szapaäry, verlegt dadurch, daß er in seiner Eigenschaft als ung­ar­riscer Obersthofmeister bei dem ganzen Bau­arrange­­ment umgangen wurde und daß Fürst Hohenlohe allein sämmtliche Funktionen seine Demis­­sion zu geben beabsichtige. — Im Kerker vergessen. Rakovizky wurde zu geieglich Adancemented verbunden. Im Gefängnisse Bice-Staatsanwalt Rüge, Gerichtsrath Apathy zu einer Rüge zweiten Grades, ferner Vice- Staatsanwalt Dr. Heil und Gerichtsrath Brink­mann zu je einer Rüge verurtheilt. Mit der Rüge ist­­ Sonntagsruhe bei der Post. Die Postdive h­­­at die Sonntagsruhe eingeführt, der zwei Angeklagte un­­schuldigerweise aus Versehen monatelang der Freiheit be­­raubt, weßhalb staatsanwaltlichen Funktionäre dieses Gerichtshofes vor dem Disciplinar:Senate der kö­­Staatsanwalt des so die Aufnahme von Brief­ und Fracht­ 1 Uhr bez. 3 Uhr geschlossen wird.­­­ Rauchverbot in den Postämtern. Am kam den Wiener Postämtern legraphen Direction strenge Durchführung aber den Verboten, in den Amtslocalitäten Tabak zu rauen, anordnet. In diesem Erlasse wird darauf hin­­gewiesen, daß nebst feuerpolizeilichen Rücsichten hauptsäch­­lich jene vor Kurzem häuser in der der Provinz Hannover, mit landwirthschaftlichen Arbeiten außerhalb erlassenen, in Vergessenheit gerad­e­­auf die Gesundheit Fränkiicher Bediensteter die Beobachtung des Rauchverbotes fordern. — Besserungs:Kolonien für Sträflinge. Eine nicht unerhebliche Neuerung in der Strafrechtspflege preußischen Zentral-Moor-Kommission — die eine Art Anhang des Landwirthschafts-Ministeriums bildet — zur Sprache gebracht worden: von Besserungs-Kolonien für Sträflinge die Anlegun­g Moorlande der Sträflinge der Arbeits­­gnhabt ; so sind Neu-Stettin des Arbeitshauses in sehr zweckmäßig zum Flachs- und Taba­kbau verwendet worden. Die Versuche mit der Kolonisation von Sträflingen in freier Einzelexistenz werden wohl fürs erste­re Schwierigkeiten begegnen, doch das Prinzip der Her­­anziehung von Korrigenden zu landwirthschaftlicher Arbeit hat sich in mehreren preußischen Provinzen, zur Anwendung weilt, rasch gelangte, namentlich Schleswig-Holstein, vorzüglich bewährt. — Gladstone geht, seitdem seiner Genesung entgegen, er wieder in Hawarden Die Schlaflosigkeit ist gänzlich verscwunden und das Hüftenweh, an dem leidet, läßt ebenfalls nach. Hilfe er er mit Park seiner Befigung. von Muh konnte er sich an der Fami­­lienfeier zu Ehren des Geburtstages seiner Gemahlin, die an diesem Tage ihr 73. Lebensjahr vollendete, betheiligen. — Fenner­ Disciplin. Dem irischen Nationalisten Bh Helan, welcher Aufseher des Arbeitshauses in Kansas City (Missouri) in New York ist, wurde in Odonopyan Noffa’s Bureau einem Manne, dessen angeblich Richard Short wäre, eine erhebliche Stichwunde beigebracht,­ ­­ treffende Beamte des Obersthofmeister­­hüter Gf. Széchényi unter Ausdrücken­­ zu für eine hat um bisher z. B. auf den Grafen überwiegend des Bedauerns mittheilte, daß sei, und den Grafen ersuchte, wurden freigesprochen. t­on in Preßburg daß von nun an dort Postsendungen des s. Z. verantworten hatten. für Nieverösterreih gewisse Zeit vor bei den meisten Postämtern eines Standes einen kurzen einen Der drei die Sperrung zu, fahren welcher Die Beschäftigung die Insassen Am Mittwoch im machte "Spaziergang Name in 8. b. dem ein Erlaß der Post- und Te­ dhe ist günstigen Erfolg wo es bisher und in Hannover fevilleton. Des Onkels letter Wille. Original-Novelle von M. Dobson. (4. Fortsetung.) Sie hatte gleich Charlotte im seäten Winter ihr neunzehntes Lebensjahr vollendet und war zu der Zeit bei einer Schwester ihrer Mutter gewesen, um dieser, die er­­trankt, in der großen Wirthschaft beizustehen. Nachdem ihre Tante genesen, war sie zu Anfang März nach Neu­­dorf zurückgekührt; gegen Ende des Monats hatten Frau Hohendorf und ihr Sohn ihr Haus wieder bezogen, und seitdem sprach man im Dorf in den befreundeten und nur bekannten Familien mit großer Gewißheit davon, daß Al­­­fred Hohendorf für die Gespielin seiner Kindheit, die er lange nicht gesehen, da er auch abwesend gewesen, eine schnell entstandene Neigung empfand, welche offenbar die lebensfrische Elfriede theilte, und der die be­treffenden Eltern mit beifälligem Auge zusahen, (etwa um die Zeit, als der Commerzienrath seinen lezten Willen bestimmt, kam spät eines Nachmittags Char­­lotte von einem Besuch bei Doctor Sieb­art heim, und fand zu ihrer nicht geringen, doch freudigen Ueberraschung zwei unerwartete Gäste bei ihrer Großmutter, und diese mit ihnen in lebhaft erregtem­­ Gespräch. Bei ihrem Eintritt eilte Erstere ihr­ entgegen, und während der junge Mann im Begriff stand, sie zu begrüßen, umschlang sie seine Begleiterin mit beiden Armen und sagte, sie zu­­gleich mit feuchtglänzenden Augen anbli>end: .­­ „Charlotte, Du und Deine Großmutter, Ihr müßt es zuerst erfahren — — “ „Ihr seid also verlobt ?“ unterbrac­ ß schnell Char­­lotte, die Freundin ebenfalls voll „3a,“ entgegnete Alfred Hohendorf Herzlichkeit umfassend, in freudiger Erregung, „diesen Nachmittag habe ich die Zusage erhalten, daß Elfriede die Meine werden will und auch ihre Eltern ha­­ben ihre Zustimmung zu unserer Verbindung gegeben.“ „So nehmt denn meine herzlichsten Glühwünsche,“ erwiderte Charlotte voll aufrichtiger „T­einahme, dem glücklichen Paar ihre Hände reichend, und fügte scherzend hinzu: „Uebrigen 38 habe, ich meine Glüh wünsche scho­n lange bereit gehabt —“ „Dasselbe Hat auch Deine Großmutter gesagt,“ antwortete Elfriede, das erröthete Haupt an der Brust ihres Verlobten ,bergend. „Io kann aber doch nicht da­­für, daß meine Augen und Züge meine Gedanken und Empfindungen verrathen —” „Die mich so glüclich, so unbeschreiblich glücklich gemacht, theure, liebe Elfriede!” rief voll Zärtlichkeit der junge Mann. „Hätten sie mir nicht verrathen, daß Deine Liebe mir gewiß sei, ich würde sicherlich nigt gewagt ha­­ben, Dir die meinige zu gestehen.“ „In diesem Fall sind also Elfrieden'8 sprechende Augen und Züge auch zu Hilfe gekommen,“ bemerkte lächelnd Frau Buchholz, zugleich voll inniger Freude auf die Verlobten bli>end, die sie seit ihrer Kindheit gekannt, „obgleich für alle die Liebe eine Sprache zu reden weiß, die nur die beiden Betheiligten verstehen können.“ „Im Grunde taugt's aber doch nict, wenn ein Jeder in unseren Augen und Zügen lesen kann,“ mit einem Anflug von Gruft Elfriede, „obgleich jekr meinte alle Welt erfahren darf, wie glüclich ich bin, und wie sehr ich meinen Alfred liebe.“ Nach dieser Erklärung folgte eine neue Umarmung des glücklichen Brautpaares und dann wurde am Fenster Plaß genommen, wo Frau Buchholz in ihrem Sessel saß und das erfreuliche Ereigniß noch weiter besprochen ward, bis endlich Dora mit einem Brief eintrat, den sie mit den Worten überreichte : „Von dem Herrn Commerzienrath, Fräulein Char­­lotte, der Bote ist zu Fuß gekommen,“ und sich dann dem Brautpaar zuwendend, begrüßte sie dieses als solches und sprach mit dem Vorrecht langjähriger Bekanntschaft ihm ihre Glühwünsche aus. Charlotte war unterdem mit dem Brief in stoßende Zimmer getreten, hatte ihn gelesen, und das als zu der kleinen Gesellschaft zurückehrend, sagte sie: „Großmutter, Onkel Reichenbach ladet uns auf einige Tage ein und will uns morgen oder übermorgen den Wagen schien.“ „Fähre Du allein, Kind,“ entgegnete schnell ent­schlossen Frau Buchholz, „Du weißt, wie sehr mich bei dieser scharfen Frühlingsluft die Gicht plagt und da bin ich am liebsten und besten in meinen vier Wänden.“ „Soll ich für uns beide absagen, Großmutter 2“ fragte Charlotte, welche nur zu gut wußte, daß diese ihrer Pflege sehr bedurfte.­­ „Gewiß nicht, Kind,“ entschied Frau Buchholz: „Dein Onkel ist stets so gütig und freundlig gegen Dich, daß Du ihm diesen Wunsch erfüllen mußt. Meinetwe­­gen sorge nicht, wir werden schon einige Tage allein fer­­tig, nicht wahr, Dora .“ „Gewiß, Frau Buchholz,“ antwortete die alte Die­­nerin und fügte mit einem freundlichen Bli auf das Brautpaar hinzu: „Wer weiß, ob unsere Charlotte sich nicht auch bald verlobt und verheirathet und wir sie dann gänzlich entbehren müssen „Ren, daraus wird 2“ so schnell noch nichts werden,“ entgegnete ebenfalls lächelnd Charlotte und verließ das Zimmer, um einige Zeilen an ihren Onkel zu schreiben und den Boten abzufertigen, zugleich aber entfernte sich das Brautpaar, das sich un­d einigen anderen näheren Bekannten vorzustellen gedachte. III. Der Commerzienrath und seine Nichte befanden sich in dessen Wohnzimmer, und zwar allein, denn Fräulein Amalie Reichenbau war zur Stadt gefahren, wo sie während Charlottens Anwesenheit mit größter Ruhe ver­­weilen konnte. Diese hatte ihrem Onkel die Zeitung vor­­gelesen, indem er in seinem Lehnstuhl ruhte und Beide besprachen in eingehender Weise noch eine Weile die ver­­schiedenen Ereignisse und Nachrichten, welche sie erfahren. Dann verstummte der alte Herr, schloß die Augen und Charlotte, meinend er solummere, — es war gegen 7 Uhr — nahm leise eine Arbeit zur Hand und wandte sich dem Fenster zu. Sie hatte sich aber getäuscht, denn nach einigen Sekunden sagte er, sie freundlich ansehend, in liebevollem Ton: „Ich schlafe nicht, Kind, was du sicherlich gedacht. — Laß uns ein wenig plaudern — hast du mir nicht er­­zählt, daß Deine Freundin, die lebhafte kleine Blondine, si verlobt hat? „Ja, Onkel, und mit Alfred Hohendorf. Du hast du seinen Vater gekannt ?“ (Fortsezung folgt. ) .

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