Kaschauer Zeitung, April-Juni 1885 (Jahrgang 47, nr. 38-73)

1885-05-23 / nr. 59

N .­­ —­­ Nr. 59. XLVII. Jahrgang. 1885. ür Karschau: m­it Bestverwendung: „ Tl. 6.60 „ „ .60, . 8.30. "Bei Inserate­­n wird die sechsmal gespaltene Bet­tzeile oder deren Raum mit 5 fr. berechnet. — Anseratenstempel 30 kr für jede Anzeige. Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. | Redactions- und Expeditions -Bureau Kaschau, Hauptgasse Nr. 60. Kaschau, Samstag, 23. Mai. Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. schauer Bei KASSA-EPERJESI ERTESITO. Pränumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt“ ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. fl. port vierteljähr. h va . 1.65 Zi lung. Mit dem „Ilustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig fl. 7.—, halbjähr. fl. 3. er vierteljähr. 4 .> Für Kaschau : Mit Postverseuchung: ,, fl. 860, „ fl. 4.39 ús Dfingsten! „Und wurden ale voll des Heiligen Geistes: = — — — Wieder einmal ist der Tag der Pfingsten erfüllet und der heilige Geist, welcher ist die Liebe, wird wieder einmal ausgegoffen über alles Fleisch, daß es sich erneuere, wie alles um uns sich schön erneut hat. Mitten­­ in der "Werde-Zeit feiern wir das Erinnerungsfest der Ausgießung des heiligen Geistes und der Stiftung unserer Kirche, der Fire, über die nun schon zweitausend Jahre mit­­ ihrem Glauben und Unglauben dahingebraust sind, ohne daß die Wellen der Zeit ihr erhabenes Symbol, das Kreuz, zu stürzen vermocht hätten. Dies hehre Zeichen bedeutet eben die Herrschaft des Geistes über das Fleisch, der so oft er auch in Fleischeslust gekreuzigt wird, ewig wieder aufer­­steht, es bedeutet die weltüberwindende, welterlösende Macht der Liebe und darum wird es ewig durch die Zeiten ragen, wird es ewig seine Herrschaft behaupten, so lange es noch „Herzen giebt, die den Schmerz über die Sünde und Fleischeslust empfinden, so lange in der Menschheit ein Gefühl ist, bereit das Böse an's Kreuz zu schlagen und den Geist mächtig werden zu lassen über vergängliche Lust.­­ Mit tausend Zungen redet der Herr zu uns am Tage der Pfingsten zur Zeit des Weihefrühlings, da der Alles belebende heilige Geist über die ganze Natur ausgegossen scheint; zu einem Jeglichen redet Er in seiner Sprache. O möchte sie von Allen verstanden werden, die Sprache­­ der Liebe, möchte ein Jeglicher heute wieder seinen heiligen Geist empfangen und Friede machen mit Gott und sich Und die fündig erregte Brust heiligen zu einem Tempel des Geistes ! Aber achj, wie Wenige feiern das Fest des Heiligen Geistes recht, wie Wenige wollen heute noch etwas wissen vom Geiste Gottes! Den „Weltgeist“ läßt man allenfalls“ noch gelten, aber von dem lebendigen Gotte, dessen innerstes Leben der Liebesschlag des Gottessegens e Kraft Gottes, haben wir do< die Kraft des. Hin Far Welt ist, will man nichts wissen — wir brauchen in Dampies! Wie Wenige wollen in der allmächtigen Wenzel- Herrlichkeit, die uns am Pfingsttage umgiebt, das Wirken Gottes erkennen, welcher, mit übergreifender Macht in seine Schöpfung sich offenbarend, die Endlichkeit mit einer Ah­­nung göttlicher Unendlichkeit dur<dringt! = = — Der Unglaube ist Mode geworden, das C Evange­­lium der Natur an Stelle des Gottes-Evangeliums getreten und­­ gehört zum guten Ton, mit Hülfe der Natur gegen den lieben Gott zu argumentiren. Ein herzloser Materi­­alismus, der den Himmel zu einer Lüge machen und dafür die Erde zum Himmel lügen will, hat neue Gestalt und Kraft gewonnen und die Menschenvergötterung = oder Mensc­henverthierung — durchzieht den Leib der Mensc­hheit. Mit frevlem Muthe leugnet man Gottesgeist und Gottesliebe und meint mit „Weltgeist“ und Philanthrapie auskommen zu können, mit der Menschenliebe, die doch längst bewiesen hat, daß sie nur ein Bettlergewand, mit dem der verarmte Geist sich bekleidete, als er das könig­­liche Gewand der Liebe Jesu Christi verschleuderte. — — — Weld’ ein Grimm für die „Forscher“ und die Phi­­lister des gesunden Menschenverstandes, die zur Lenzenzeit, zur Pfingstenzeit, sehen, wie ein gewaltiger Odem von Oben die ganze Natur dur<geistigt und neu belebt und ihre müden verdorbenen Herzen vergeblich nach frischem Thau des Geistes lechzen ! Ach, all’ diese Philosopheme, al’ dieses Zerstören, was bezeugen sie anders als den Haß der empörten Creatur, die da fühlt, daß sie mit aller Gottlosig­­keit nicht loskommen kann von Gott! — — — 0, möchten wir heute wieder erfüllt werden von dem göttlichen Urbild aller Schönheit, dem Heilande, uns ab:­wenden vom Nichtigen, Häßlichen, Gemeinen , möchte, wie jegt in Flur und Wald täglich neue Blumen aufbrechen, eine Fülle schöner beseligender Gedanken und Gefühle in und aufsprießen und die Gabe, wahrzunehmen und zu genie­­gen, was in der Natur und Kunst Schönes vorhanden ist, ZU erkennen die reine Hand und den reinen Hauch Gottes ! — — So würde der Tag der Pfingsten recht erfüllet, so würden wir voll des heiligen Geistes ! Richard Grothe, unter englischer Oberaufsicht, sondern sie verlangt, daß seine Maßregeln für die Befestigung der afghanischen Grenze ergriffen werden. Deutschland. Berlin. Der Kaiser hütet Folge einer leichten Erkältung und Heiserkeit das Zimmer in und konnte nicht der letten Frühjahrsrevue der Truppen am­ 19. d. beiwohnen, zeigte sich aber Nachmittags vorbeimarsche der Truppen am Fenster des Palais, beim Fürst Bismark fuhr am 19. d. Mittags allein nach Schönhausen. Die Fürstin ist noch immer bettlägerig, weshalb nach der Krenzzeitung der Kanzler die Absicht, das Pfingstfest mit seiner Familie in Schön­­hausen zu verbringen, aufgegeben hat und auch die Kissin­­ger Badereise bis zur völligen Besserung des Befindens der Fürstin verschoben sein­ soll.­­ Großbritannien. Man folgert aus den jüngsten Aeußerungen Glad­st­on 23, daß er nach Sessionsschluß von der öffentlichen Laufbahn zurückzutreten be­­absichtige. Lord Fosebery reist Donnerstag nac Berlin zum Besuche des Grafen Herbert Bismarc. Ueber die beabsichtigte Räumung von Sua­kim schreibt die Pal Mall Gazette, die englische öffent­­liche Meinung würde diese nicht dulden. Etwas Scham­­loseres als dieses Im-Stiche-lassen der vertrauensvollen Eingeborenen und dieses Aufopfern der Interessen Eng­­lands könne kaum gedacht werden. Das Blatt c­­­rt Har­­tington's Rede vom März 1884, worin der Kriegsminister erklärte, seine andere Macht dürfe in jenen Häfen des Rothen Meeres sich festsetzen. Frankreich. Ytah­s. Die Initiativ-Kommission lehnte mit 11 gegen 9 mmen die Motion betreffs der Versezung des Kinet3 Ferry in Au­­fragestand ab. Egypten. De­ola. De Räumung des Sudand durch­ci lischen Truppen wird im Laufe nächster Woche li­eg­en. General" feley­ ist am 19. b. Früh mit seinem Stabe ab­gerett -General­ Greav­es Hat das Commando übernommen. Süd-Afrika. Cav­etonyu. Der Häuptling von Khammanals­ englische Protekto­­r­at an und stellte den englischen Kolonisten ein bedeuten­­des Gebiet zur Verfügung. Das Khamma-Land reicht bis zum Zambesi-Flusse. Afghanistan. Dr Emir von Afghanistan ist sehr niedergeschlagen durch die russischen Erfolge und bereitet sich auf das Schlimmste vor. Abdurrhaman sandte den Reichsspaß mit­ Kerntruppen nach Badakashan und ist geneigt, lieber die Gunst der Russen zu erkaufen, ald auf Englands Schulezusagen zu bauen. Generalamerika. Aus San­ Salvador wird der Ausbruch einer Revolution gemeldet. Prä­­sident Zald­ivar­ y­ Lazo überließ die Leitung der Regierungsgeschäfte Figuerofa und verließ das Land. Kriegsminister Melendez proklamirte sich als Prä­sident und begibt sich nunmehr nach San­ Salvador, um die Ruhe wieder herzustellen. General-Versammlung des Municipal-Ausschusses bei der kön. Freistadt Kaschau, bewahrung derselben Sorge tragen solle. Auf Grund des Erlasses des Ministeriums des In­­nern, worin der Stadt eröffnet wird, daß in Ermangelung eines Fondes,­­ weder eine Unterstüßung zum Baue einer (Abgehalten am 21. b. Mts.) Der Brüfes, Obergespan Emerich von Darvas, be­­grüßt und eröffnet die Versammlung. 53 wird ein Intimat des Ministers für Cultur und öff. Unterricht vorgelesen, worin Se. Excellenz der Mi­­nister die Commune auffordert, auf daß sie die Ueber­­lassung des Hauptaltars der Domkirche für die Budapester Landestausstellung gewähre. Indem die Ueberlassung auch seitens des Senats bef­fürwortet wurde, hat der Municipalausschuß beschlossen, Sr. Excellenz in einer Adresse darüber zu berichten, daß die Stadt bereit ist, die geforderten Sachen zur Disposition Sr. Excellenz zu stellen. Se. Ercellenz wird aber gebeten, da in Kaschau kein Sachverständiger ist, dem die Ver­­padung fäglich überlassen werden könnte, ein solches Indi­­viduum behufs Uebernahme nach Kaschau zu schien, wo dann die Uebergabe auf Grund eines Protokolls stattfinden würde. 63 ist zu bemerken, daß auch die Zuschrift Sr. Excel­­leng unseres hochgeschäßten Dicheranleischof, Dr. Konstantin Sehuster, verlesen wurde, wo Se. Excellenz die Einwillie­nee zur Ueberlassung des Altars der Commune mit­­theilt. Zugleich wurde auf Anregung des Mitgliedes Edm. Eder bestimmt, dem Bürgermeister den Auftrag zu geben, woran< er die vielen werthvollen Kunstgegenstände der Kirche, welche seit massenweise über­einander geworfen liegen, gehörig aufnehmen lassen und für deren gehörige Auf­­Arena, noch eine Subvention für's Theater bewilligt wer­­d. Die heutige Nummer umfaßt 6 Seiten. = den könne, wurde der Ausspruch gethan, daß auf bessere Zeiten aufgeschoben werde, daß der Arenas Für den hiesigen Gesangsverein wurde aus Anlaß der bevorstehenden Fahnenweihe eine Summe von 500 fl. votirt. Der Bürgermeister stattete allsogleich den Dank des Gesangdvereinsausschusses der Generalversammlung ab. 63 wurde beschlossen, dem Municipal fiscal die Di8- pen3 bezüglich seiner Obliegenheit bei den Senats-Sigungen und den des Waisenstphyls anwesend zu sein, zu ertheilen. Die vorgelegten Rechnungen p­o 1884 des Straßen­ fondes wurden mit der Gesammteinnahme von 24,647 11. 81 kr. und der sämmtlichen Ausgabe von 24,294 fl. 28 kr., somit mit einem Kassarest von 353 fl. 53 kr. angenommen und beschlossen, dieselben zur Genehmigung der Regierung zu unterbreiten.­­ Zu Gunsten des Waisen- und Armenhauses wurde die Ausfolgung von 12 K­-Meter Brennholzes bewilligt. Auf Grund des Gesuches des Beregher Comi­­tatsmunicipiums hat die General:versammlung beschlossen, mit einer Summe von 50 fl. in die Reihe der Mitglieder des dortigen Vereins für Beförderung ungarischer Kultur einzutreten. Betreffs des Antrages Karl Spielmann’s, die Posten des städt. Musiklehrers und der Musiklehrerinen durch eine vom Municipal-Ausstoß vorzunehmende Wahl nach vor­­angehender Konkursausschreibung und Prüfung der Com­­petitenden endgültig zu belegen, wurde bestimmt, denselben früher, indem hier die Abänderung der Organisation die­­ser Schule beabsichtigt wird, behufs Begutachtung an den städtischen Communal-Saulstuhl zu leiten Bezüglich des erhöhten Gehalts des Magistrats­ Rath, Karl Fink, ward „die Entscheidung getroffen, im In­­teresse der Genehmigung dieses höheren Gehalts normals eine Retition an die Regierung zu richten, seinen In Folge Verzichtleistung­ des Bogdán '"Martonfy auf Posten, wurde festgesezt, zur Befebung dieses Postens eines Bradticanten bei der Stadthauptmannschaft, je früher einen­ Konkurs­ auszuschreiben. Im Zusammenhange mit dieser Sache wurde auf Anlaß des Mitgliedes Edm. Eder beschlossen, Béla Löde­­rer, dessen einmonatliche Berufung zum Militär bereits abgelaufen sei, zur unverzüglichen Wiederantretung seines Amtes aufzufordern. Zu Gunsten des Kanzellisten Kornel Kukovszky hat die Congregation einen vierwöchentlichen Urlaub bewilligt. Für den pensionirten Ärzten Johann Breger und für die gewesenen Thorschreiber wurde ihr­ ganzer Gehalt, theils als Pension, theils als Gnadengehalt, im Sinne des vorgelegten Senats-Besc­hluß-Antrages, auszufolgen beschlossen. Der Bau eines Dampf- und Wannenbades wurde diesmal von der Tagesordnung genommen, indem die Mit­­glieder in der vom Gesete bei Umänderung oder Entäuße­­rung der städt. Stammgüter erforderlichen Anzahl nicht an­­wesend waren. Der Bürgermeister wurde beauftragt, hiezu eine außerord. Congregation einzuberufen. Hinsichtlich des Sc­hulbaues wurde beschlossen, dem Senat die Weisung zu geben, behass der Unkosten einen anderen Modus, als den der Verwert­ung des Stammka­­pitals in Vorschlag zu bringen. Als Mitglieder in den Central-Ausschuß wurden Rudolf Maurer mit 18 und Ludwig Hegedüs mit 16 Stim­­men erwählt.­­ Zur Authentiscirung des Protokolls ward der 26. d. (nächsten Dienstag) 11 Uhr Vormittags anberaumt und wurden hierzu die Mitglieder: G. Benezur, Em. Demeter, Sam. Bellaagh, Robert Relay, Karl Spielmann und Rud. Maurer entsendet, womit die General-Congregation ges­chloßen wurde. .­ j - Slicirt . Neueste Nachrichten. Ungarn. Budapest, „Budapesti Közlöny" Bu­­das Geseß betreffend die Pensionirung der Staatsbeamten. Auch der Abgeordnete Ignaz Zimand­y ist aus­­ dem An­tisemitenclub ausgetreten, weil die antis. Partei­­ seine christlich conservative, sondern eine eigenthümliche liberale und dabei zaudernde Politik verfolgt. Die Wiener Gäste wurden hier sehr gefeiert. Uhl und Rath tranken am Festbankette Bruderschaft. Oesterreich. Wien. Das Reichsgesegblatt pub­­liirt drei sanctionirte Local-Eisenbahngeseße. Dieselben betreffen den Bau der Mühlkreisbahn, der Bukowinaer Localbah­nen und der Localbahn von Laibach nach Stein. Rußland. Petersburg. Neuerdings erhebt die russische Regierung neue Ansprüche von hochjernster Natur. Sie beanstandet nicht nur die Befestigung Herats _­­­ en­a Generalversammlung beim Abauj - Tornaer Comitats - Municipium. (Abgehalten am 20. I. Mts.) Präses der Obergespan des Comitats, Herr Emerich von­ Darvas. In Folge des Ministerial-Erlasses, mit dem der Bes­chluß des Municipal-Aussc­husses, einem Stuhlrichteramts- Kanzellisten seinen Gehaltsvorschuß zu gewähren, außer Kraft geseßt wurde, hat die Generalversammlung bestimmt, denselben den Stuhlrichtern und dem Vicegespan mitzu­­theilen , dem Vicegespan zugleich den Auftrag zu geben, daß er dem betreffenden Stuhlrichteramts-Kanzellisten einen Vorstoß nur unter Verantwortung des betreffenden Stuhls richter anweisen möge. Ueber die Zuschrift des Comitat3 - Municipium3 Bras16, in Sachen der Unterstüßung der an den Land­­tag gerichteten Petition, worin verlangt wird, auf daß die Befriedigung des Militär-Bedarf53 nicht an ein­­zelnen Unternehmern überlassen, sondern daß diesbezüglich­ den inländischen Fabriken und den Ge­­werbetreibenden vor den Ausländern ein Vor­­zug eingeräumt werde, hat die Versammlung den Beschluß gefaßt, an die Landeslegislative eine Adresse gleichen Sin­nes zu richten. -

Next