Kaschauer Zeitung, Januar-März 1886 (Jahrgang 48, nr. 1-37)

1886-01-14 / nr. 5

Nr. 5. a - em: 4 EUER TAT et Tt WER, x jn ? MILER: AMEN: Win ” WE 2 ER Eg Tb Hr TR" XLVIIL. Jahrgaug 1886. [<== eee... . „'„. u Safchauer Zeilung. Für Raschau: it Postversendung: KASSA-E Brämumerationspreis ohne „Illustr. Unterhaltungsblatt” ganzjährig fl. 5.— , halbjähr. H 2.50, vierteljähr. 3 EM Bei Inseraten wird die sechmal gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 5 kr. berechnet. — Inseratenstempel 30 kr für jede Anzeige PERJESI ERTESITO. fl. 6.60, „ 3.39, % . . 1.653 Erscheint jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Redactions- und Expeditions - Bureau Kaschau, Hanptgasse Nr. 60, venen Mit dem „Illustr. Unterhaltungsblatt“. ganzjährig fl. DEI halbjähr. fl. 98 , vierteljähr. 3 in ür Kaschau : it Postversendung: ,, A. 868, „ fl. 4.30 „ Bei Inseraten, welche größeren Raum einnehmen und öfter eingeschaltet werden, wird ein entsprechender Nachlaß gewährt. Heweite Nachrichten. Die Pforte beantragte als Ort für die Friedensver­ Handlungen zuerst Sophia und als dies von Serbien abge­­lehnt wurde, Konstantinopel. Die serbische Regierung erklärte Hierauf, daß sie auch diese Proposition nicht acceptiren könne. Da sie nur einen ganz neutralen Ort für die Friedens­­­verhandlungen geeignet fände und Konstantinopel nicht als solchen­ betrachten­ könne, indem 40 rumelische Bataillone gegen Serbien gekumpt haben. Wien würde Serbien als Ort für die Friedensverhandlungen acceptiren. Hierauf wurde als Ort der serbisch-bulgarischen Frie­­densverhandlungen Bukarest designirt. " Der serbische "Bevollmächtigte Mijatovics, welcher von London über Wien eintraf, hat die Mission, nicht nur den Frieden, sondern auch Freundschaft zwischen Serbien und Bulgarien herzustellen. Ungarn. Budapest. Am 12. begannen die Situn­­gen in beiden Häusern des Parlaments. Im Unterhause stand die Budgetdebatte auf der Tagesordnung im M­a­g­­natenhause wurden Präsidial- und Commissionsberichte verhandelt. Der Communicationsminister betont in einem Erlaß an die Eisenbahndirectionen die Nothwendigkeit der Wieder­­herstellung der geloderten Disciplin und die Cultivirung der ungarischen Staatssprache nach jeder Richtung hin, im Beamten­­und Dienerstande der Eisenbahnen anzustreben. Rußland. Petersburg. Die maßvolle Haltung des Fürsten Alexander bei der Rückkehr nach Sophia, die Unterlassung des Hinweises auf die Umwälzung vom 18. September und die bei dem Einzuge in Sophia Rußland bezeugte Ehrerbietung verfehlten nicht, einen günstigen Ein­­druck auf die nächste Umgebung des Czar3 zu machen. Das von Kaulbars überbrachte Schreiben des Fürsten erhöhte diese günstige Stimmung, da das Terrain dies durch einen Briefwechsel der Prinzessin in Gatschina über­­von Wales und der Herzogin Thyra mit der Czarin vorbereitet war. Die russische Regierung hat den Kabineten der Mächte den Vorschlag unterbreitet, auf eine gleichzeitige, entweder vollständige oder wenigstens theilweise Entwaffnung der serbischen und bulgarischen Streik­­räfte hinzuwirken. Spanien. Madrid. Fort St. Julien wurde von Insurgenten (ein Sergeant und 40 Soldaten) am Nachts zu erstürmen versucht ; dieselben riefen: „Es 10./11. lebe die Republik“, wurden aber zurückgewiesen und entkamen auf einem die erwartenden Schiffe, das nach Oran fuhr. Der Militärgouverneur wurde verwundet. Großbritannien. Lond­on. Die Königin eröffnet das Parlament persönlich. Serbien. Belgrad. Der König empfing Mon­­stredeputationen aus allen Theilen des Landes, welche ihm der Opferwilligkeit und Anhänglichkeit des Volkes versicherten und­ sogar die Steuer auf ein Jahr voraus zu zahlen sich anheischig machten. König Milan begab längere Zeit nach Nisch. — General sich Montag Mittags aus Katargi reiste über Budapest-Bukarest auf einige Tage nach Jassy. Bulgarien. Sophia. Falls nicht binnen einer Woche nach der ersten Konferenz eine gute Aussicht auf den schleunigen Friedensschluß vorhanden sein sollte, wird der­­ von Bulgarien­ den Schiedsspruch der Großmächte anrufen. Griechenland. Athen. Die Antwort des öster­­reichisch-ungarischen Kabinett auf die fette griechische Note empfiehlt, wie hiesige Blätter melden, Griechenland als zweckmäßigste Politik Mäßigung und Resignation, dringend Centralame­rika. Columbia-Staat Der italienische Geschäftsträger in St.­Bogota di Fe hat in Folge des Abbruches der diplomatischen Beziehungen mit der Re­­gierung von Columbien das Land verlassen und im Hafen von Baranquilla nach Europa eingeschifft, sich am 5. Nordamerika. Vereinigte Staaten. Der Senat genehmigte die Bill Edmund's gegen die Vielweiberei. Die Bill unterstellt die Mormonen­­sekte Kuratoren, welche der Präsident ernennt. I —_ mat Kaschau, Donnerstag, 14. Jänner. Lofal-Nachrichten. — Aus der Kasc­hauer Advokatenkammer. Laut Kundgebung der Kammer wurde der A­b­a­u­j-Sz­án­tóer Advokat Joseph Kovács in Folge dessen, daß gegen ihn mit dem Kammerbeschluß 521/1885 das Sielentium ausgesprochen wurde, gegen welches Urtheil er appellirt hatte, einstweilen von der Ausübung der Advokatur suspendirt. Der Kassauer Advokat Dr. Koloman Bl­azy, wurde in die Liste der Kammeradvokaten fortsezungsweise eingetragen. — Edle Spenden Herr Karl Bernolaf, pens. Curialrichter spendete 2 fl. und dessen Fräulein Tochter Ka­­tharina 1 fl. für die von ihrem Manne, dem trunfsüchtigen Riemermeister C­h­iz­ik böswillig verlassene Frau desselben, welche mit 5 Kindern der größten Noth preisgegeben ist. Die­­selbe wohnt Pester Straße Nr. 10 und werden edle Herzen ersucht, dieselbe mildthätig zu unterstoßen. — Unfall. Vorgestern fiel am Hofpflaster im Gerichtsgebäude der Herr Advokat Alexander von Papp so unglücklich, daß ihm der rechte Arm beim Handgelenke brach Es ist dies der 4. Unglücksfall, den jenes schlechte Pflaster verursachte, genug Grund, daß dasselbe im Frühjahr kassirt werde. Für den Winter aber bestreite man dasselbe gewissen­­haft, wie es dem Gerichtshof als Hausherren anstehen sollte. — Der Frauenvereinsball findet Samstag den 16. b. in Scalkihäz's neuem Saale statt. Bilette (zu 4 fl. Familienkarten, 1 fl. 50 kr. per Person und 1 fl. Galleriesitz) sind noch zu haben bei den Herren: Binder, Hay­mann, Hensch Kemeny Kriegerlied, Maf­­fei, Maurer Ad., Mi­starka, O3tzwald, Sze­ferát und Várkoly.­­ Vallent's Violin-Schule beginnt morgen den 15. den Lehrkurs. Einschreibungen können noch immer im Schwarzen-Adler-Gebäude, 1. Sto> (Professoren-Zimmer) von 11—12 Uhr Vorm. geschehen. — Das Wetter. Am 11./12. Nachts stellte sich ein ungeheurer Schneesturm ein, der den Tag über wathete und erst am 12. Abends nachließ, wodurch aber unsere Stadt mit Schnee bedeckt wurde, wie dieß die ältesten Leute sich nicht so erinnern, erlebt zu haben. Mit größter Anerkennung müssen wir der Hausherren (mit Ausnahme der Stadt) gedenken, welche kein Opfer scheuten, in und vor ihren Häusern die sehr schwer zu erhaltende Ordnung herzustellen, damit die Communikation stets frei bleibe, während auf Straßenüber­­gängen und­­ Verbindungswegen man kniehoch im Schnee waten mußte. Wir sehen es ein, daß es von den Hausherrn zu viel begehren heißt, wenn man ihnen die Reinigung der Trottoire unter allen Umständen vollständig allein überläßt. Wir würden anrathen, nachdem die Schneemassen, welche noch in der Stadt und den Vorstädten sich befinden, uns Allen noch höchst gefährlich werden können, sobald als möglich u. zw. mit Hilfe des zu erbittenden Militärs heraus schaffen zu lassen. — Jahrmarkt. Der nächste Jahrmarkt wird hier in Kaschau am 18., 19. und 20. Jänner abgehalten. — Postalisches. Mit Egypten können vom 15. Jänner 1. 3. ab Postanweisungen gewechselt werden. Die Höhe des Betrages einer Postanweisung nach Egypten kann 200 fl., von Egypten aber 519 Francs — 2000 Para nicht übersteigen. Die Anweisungsgebühr beträgt nach je 10 fl. 10 Kreuzer, jedoch zum mindesten 20 Kreuzer. Zur Anwei­­sung sind­­ die gelben Blankete zu benußen. Konskription des Pferdebestandes für militärische Zwecke. Das Landesvert­eidigungs-Ministe­­rium gibt bekannt, daß heuer keine Klassifikation der Pferde, sondern nur eine Konskription derselben stattzufinden habe. Die Konskriptions-Ausweise sind bis Ende Feber 1886 dem Ministerium einzusenden.­­ ; ; hl] Des Vaters Schuld. Original:Rovelle von RE. Dodson. (5. Fortsetzung.) ‚Es ist dies weiflich von mir geschehen Herr von Roden und ich habe einen unabänderlichen Entschluß gefaßt ! lautete die bestimmte Antwort der jungen Waise. So mag denn Ihr Wille erfüllt werden, mein Fräulein, sagte sich erhebend der Officier, und diesem gemäß stehen wir uns also von heute an fremd gegenüber. Eine etwaige Be­­gegnung, falls Ihnen diese unangenehm sein sollte, haben Sie vorerst von mir nicht zu befürchten, denn ich habe eine Ein­­ladung von einem meiner Verwandten, dem Grafen Roden, erhalten, und werde bei der Umgestaltung meiner Verhältnisse hier, dieser unverzüglich Folge leisten ! Auch ich verlasse die Stadt, und zwar auf­ ‚lange Zeit, antwortete ruhig die junge Erbin, und so sehen wir uns wohl erst später, und vielleicht in veränderter Lebenslage wieder ! Das ist wahrscheinlich, antwortete mit einer gewissen Selbstzufriedenheit der Edelmann, denn wenn ich meine bür­­gerliche Gattin wähle, habe ich gegründete Aussicht auf­ das Majorat unserer Familie — Es sollte mich aufrichtig freuen. Herr von Roden, wenn Ihnen dies zufiele, antwortete Evelina, in deren Achtung ihr früherer Bewerber durch seine Mittheilung bedeutend gesunken. Sie hatte sich bei diesen Worten erhoben, und erwiderte die stumme Abschiedsverbeugung des Mannes, dem sie noch vor so kurzer Zeit ihre Hand zu reichen gedacht. Als die Thür sich hinter ihm geschlossen, nahm sie ihren vorigen Plat wie­­der ein, und sagte, während ihre Hände in den Schooß san­­fen, und sie durch das Fenster hinaus in's Weite blickte : Das also wäre abgemacht — das Erste was mir mein Gelübde auferlegt! — Io empfinde seinen Verlust kaum noch, und­ werde ihn bald genug vergessen, wie ich jeden An­­dern vergessen, wenigstens aufgeben müßte, heiß und innig liebte, denn wie könnte wohl selbst wenn ich ihn ich, Otto El­­menhorst's Tochter, an Glü> und Frieden denken! Der nächste Fremde, den sie Zulaß gewährte, war der Rechtsanwalt ihres verstorbenen Vaters, Doktor Helmold, der ein tüchtiger Jurist und gewandter Geschäft­smann, dessen voll­­ständiges Vertrauen genossen, und dem daher auch sie, da eines Rechtsbeistandes und Verwalters des Vermögens, wel­­ches ihr Vater hinterlassen, wie ihres mütterlichen bedurfte, zu ihrem Anwalt erwählt hatte. Er war bereits schriftlich durch sie davon in Kenntnis geseßt, und hatte von ihr das Testament des Verstorbenen zur Einsicht erhalten, mit wel­­chem sie sich bereits bekannt gemacht, und das in Bezug auf sie mehrere Bestimmungen enthielt, die ihr bei Ausführung ihres traurigen, so schweren Werkes zu statten kamen. Als Doktor Helmold das Wohnzimmer betreten, und sich der jungen Erbin gegenüber sah, schlaf auch er sichtlich zurück, denn auf eine Veränderung, wie sie seit dem Tode ih­­res Vaters mit ihr vorgegangen, war er nicht vorbereitet. Mit aufrichtiger Theilnahme in Miene und Eli ihr seine Hand reichend, sagte er: Er schmerzt mich wahrhaft und tief, Fräulein Elmen­­horst, Sie heute so wiedersehen zu müssen, und ich rathe Ih­­ges ernstlich, vor allen Dingen an Ihre Gesundheit zu den­­en . Ich fühle mich nicht krank, Herr Doktor, erwiderte mit ruhigem Ernst Evelina, doch mag ein Wechsel des Aufent­­halts mir zuträglich sein, und ich habe dazu schon auch meh­­rere Pläne entworfen. Vor Ausführung derselben aber blie­­ben mir noch verschiedene Geschäftsangelegenheiten zu ordnen und wenn Sie Plan nehmen wollen . Der Anwalt kam ihrer Aufforderung nach, sich still­­schweigend über die Fassung der jungen Waise wundernd, da ihm nur zu wohl bekannt war, welche schönes und inniges Verhältnis zwischen Vater und Tochter bestanden. Nach einer augenblicklichen Pause begann er : Sie werden das Testament ihres verstorbenen Vaters gelesen haben, Fräulein Elmenhorst — Ja, Herr Doktor, und daraus ersehen, daß mein Vater mich mündig, als Herrin meiner Handlungen erklärt hat. Weder mein Vermögen kann ich, selbst, wenn jemals verhei­­rathet, immer selbstständig und nach eigenem Ermessen verfü­­gen, und wird mein fünftiger Gatte keinerlei Rechte besißen. Dies Haus soll, wie mein Vater wünscht, niemals veräußert werden, da es speciell von meiner verstorbenen Mutter und für sie getauft worden, daher mein eigen ist. Habe ich diese Bestimmung richtig ausgefaßt ? Das haben Sie, mein Fräulein, entgegnete der Anwalt in geschäftsmäßigem Ton, hervorgerufen durch das bestimmte Auftreten der jungen Waise, dennoch müssen Sie ungeachtet­­­­ des Testaments Ihres Vaters auch geseßlich mündig erklärt werden, da dem Alter nach Sie es erst in drei Jahren sind ! Ist das erforderlich ? fragte einigermaßen überrascht Evelina. Unbedingt, mein Fräulein! — Die Sache gelangt daz­durch auch zur öffentlichen Kunde, was in geschäftlicher Hin­­sicht Ihnen nur wünschenswerth sein kann. Wann glauben Sie, kann diese gerichtliche Mündig­­keitserklärung stattfinden ? fuhr nach kurzem Sinnen das junge Mädchen fort. Ich kann schon morgen bei der Obervormundschaft ge­­wiß den Antrag stellen — Thun Sie das, Herr Doktor, da es mir wichtig ist, alle geschäftlichen Angelegenheiten so bald wie möglich zu ord­­nen. Wenn es geschehen, beabsichtige ich zu reisen — Wirklich ? fragte sichtlich überrascht der Advokat. Ja, und zwar auf längere Zeit — Und Ihr Haus hier? Io will es Frau Bach und dem Gärtner anvertrauen, die übrige Dienerschaft aber entlassen, daher auch müssen Sie möglichst schnell die Wagen wie auch die Pferde verkaufen. Der Anwalt sah sie erstaunt und fragend an, sie aber entgegnete ruhig: Es ist mein Ernst, Herr Doktor, denn weßhalb sollte ich sie behalten, da ich doch nicht weiß, wann ich heimkehren werde ? Ich werde sogleich das Nöthige veranlassen, wenn Sie darauf bestehen, sich auch von den kostbaren Wagen zu trennen ! Dazu bin ich, wie ich schon gesagt, entschlossen ! — Und nun noch eins, Herr Doktor. Wie wird das Vermögen meiner Mutter verwaltet ? Es ist in großem Grundbesitz angelegt, und die Zinsen mit denen, die halbjährlich aus Westindien kommen — — doch ich werde und muß Ihnen noch eine genaue Einsicht der Sache vorlegen, die aus den Büchern Ihres verstorbenen Vaters, welche er mit eben so viel Ordnung wie Geschäfts­­kenntnis geführt, sehr einfach ist! -- Sobald Sie gerichtlich mündig erklärt sind, haben Sie mich dazu mit Ihrer Voll­­macht zu versehen, und schließlich müssen Sie mir auch be­­stimmen, welche Summen Sie gebrauchen, damit ich Diele für­­ Sie reserviren kann! (Fortsezung folgt.) | sie

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